Estragon
© Silke Schwertel

Estragon: Heilwirkung & Verwendung als Gewürz

Von: Anke Dorl, Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.05.2024 - 10:07 Uhr

Estragon ist vor allem in der italienischen und französischen Küche ein beliebtes Gewürz. Aber das Würzkraut wird auch wegen seiner verschiedenen Heilwirkungen geschätzt. Ist Estragon gesund und welche Wirkung weist die Pflanze tatsächlich auf? Lesen Sie hier mehr zu den gesunden Inhaltsstoffen, über die Verwendung und den Anbau sowie potenziell gesundheitsschädliche Stoffe im Estragon.

Estragon: gesunde Inhaltsstoffe

Estragon enthält verschiedene Inhaltsstoffe, die seinen charakteristischen Geschmack und Geruch ausmachen und die eine positive gesundheitliche Wirkung auf den Körper haben können. Die Hauptbestandteile sind:

  • ätherische Öle: Estragon enthält ätherische Öle, die ihm sein einzigartiges Aroma verleihen. Zu den wichtigsten Komponenten gehören Estragol, Ocimen und Phellandren.
  • Flavonoide: Diese Pflanzenstoffe haben antioxidative (zellschützende) Eigenschaften und können deshalb zur Gesundheit beitragen. Unter anderem können sie sich positiv auf das Herz-Kreislauf- und Immunsystem sowie den Blutdruck auswirken und zum Schutz vor Krebserkrankungen beitragen.
  • Vitamine und Mineralstoffe: Estragon enthält geringe Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen, darunter Vitamin A, Vitamin C und einige B-Vitamine sowie die Mineralstoffe Calcium und Kalium.
  • Bitterstoffe und Gerbstoffe: Diese Stoffe sollen eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung haben.

Heilwirkung von Estragon

In der Volksheilkunde wird Estragon eine positive Wirkung auf die Verdauung nachgesagt. Die enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe regen die Produktion von Magensaft an, was bei Verdauungsbeschwerden hilfreich sein kann. Deswegen wird die Pflanze bei den verschiedensten Verdauungsproblemen wie beispielsweise Blähungen oder Magenkrämpfen eingesetzt. Für diese Zwecke bereitet man sich einen Estragon-Tee aus den getrockneten Blüten zu. Diese können Sie entweder selbst trocknen oder bereits als fertigen Tee kaufen. Zur Zubereitung übergießen Sie einen Esslöffel der Blüten mit 250 Milliliter kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee abgedeckt zehn Minuten ziehen.

Außerdem sollen die ätherischen Öle des Estragon durchblutungsfördernd und dadurch auch wärmend wirken, wenn sie äußerlich aufgetragen werden. So kann Estragon gemeinsam mit anderen ätherischen Ölen zur Linderung von rheumatischen Beschwerden beitragen.

Weiterhin wird dem Estragon eine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung nachgesagt. In der Volksheilkunde wurde daher das Kauen der Wurzeln der Pflanze empfohlen, um Zahnschmerzen zu lindern.

Für die Heilwirkung von Estragon fehlen allerdings größtenteils wissenschaftliche Belege. Lediglich die enthaltenen Bitterstoffe und die Flavonoide, die jedoch beide auch in vielen anderen Pflanzen vorkommen, sind in ihrer Wirkung gut untersucht.

Schädliches Estragol im Estragon

Dem ätherischen Öl Estragol wird einerseits eine Heilwirkung zugeschrieben. Allerdings gibt es Hinweise auf eine krebsfördernde und erbgutschädigende Wirkung von Estragol. Hinweise zu Höchstmengen oder einer nicht schädigenden Verzehrmenge gibt es bislang nicht. Aus diesem Grund hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2002 eine Empfehlung herausgegeben. Diese besagt, dass der Konsum von Estragon nicht über eine normale Verwendung als Küchengewürz hinausgehen sollte. Das bedeutet, Sie sollten Estragon nicht täglich in größeren Mengen, zum Beispiel in Form von Tee, zu sich nehmen. Der gelegentliche Verzehr von Estragon-Gewürz ist nach jetzigem Stand nicht gesundheitsschädlich, da dabei nur geringe Mengen Estragol aufgenommen werden.

Estragon: Verwendung als Gewürz

Der charakteristische Geschmack und Geruch von Estragon ist sehr aromatisch und würzig und erinnert an Anis, Fenchel und Süßholz. Man unterscheidet den deutschen (auch französischen) Estragon und den russischen Estragon. Die russische Variante ist milder und etwas weniger würzig, enthält dafür jedoch mehr Bitterstoffe.

In der Küche verwendet man die Blätter und Zweigspitzen des Estragons zur Verfeinerung von Gerichten. Im Handel ist das Gewürz sowohl frisch als auch getrocknet (gemahlen oder gerebelt in einem Gewürzstreuer) erhältlich. Zum Würzen passt es besonders gut zu Rezepten mit Huhn, Fisch, Wild und Eiern, wie etwa Omelette. Auch Saucen wie "Sauce Vinaigrette" und "Sauce béarnaise" profitieren von seinem Geschmack, ebenso wie Marinaden und Salate. Daneben ist Estragon-Senf eine besondere Delikatesse. Bekannt und beliebt ist Estragon vornehmlich in der französischen und italienischen Küche.

Tipp: Verwenden Sie frischen Estragon eher sparsam. Er schmeckt sehr intensiv und überdeckt sonst schnell andere Gewürze und Aromen.

Estragon lagern oder einfrieren

Frischen Estragon können Sie einige Tage im Kühlschrank in einem Plastikbeutel aufbewahren. Falls Sie zu viel Estragon eingekauft haben, ist es auch möglich, diesen einzufrieren. Dazu die Blätter waschen, vorsichtig abtrocknen und im Ganzen oder kleingehackt in Gefrierbeuteln oder gefriergeeigneten Dosen einfrieren. 

Getrockneten Estragon lagern Sie am besten luftdicht, trocken und dunkel. So ist er besonders lange haltbar.

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Estragon pflanzen

Estragon können Sie auch im heimischen Garten pflanzen. Er bevorzugt einen windgeschützten Standort in der Sonne oder im Halbschatten. Russischer Estragon wird im April ausgesät. Für den deutschen Estragon setzen Sie im April oder Mai Jungpflanzen ins Beet – er kann nicht durch Aussaat vermehrt werden.

Ernten können Sie Estragon den ganzen Sommer über, da er laufend neue Triebe und Blätter bildet.  Am besten verwenden Sie Estragon frisch und schneiden immer nur so viel von der Pflanze ab, wie Sie gerade benötigen. Kurz vor der Blüte hat Estragon das meiste Aroma. Aber auch die Blüten sind essbar und können zum Beispiel getrocknet und für einen Tee verwendet werden.

Die Estragon-Pflanze

Der mit dem gemeinen Beifuß und dem Wermut verwandte Estragon (Artemisia dracunculus) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Seine Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, vermutlich stammt er aber aus Sibirien, Südasien und China. Er wurde schon im antiken Ägypten und Griechenland verwendet und später im arabischen Raum. Im Mittelalter verbreitete er sich dann in Europa. Heute wird Estragon in den meisten europäischen Ländern angebaut und als Küchengewürz verwendet.

Der Name Estragon leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen Wort "Draco" ab, was übersetzt Drache oder Schlange bedeutet. Dies hängt damit zusammen, dass man glaubte, die Blätter der Pflanze könnten Schlangenbisse heilen. Daher stammen auch die volkstümlichen Namen "Kleiner Drache" und "Schlangenkraut".

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