Sack voll Dinkel
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Dinkel: Wie gesund ist er wirklich?

Von: Sigrid Born (Medizinautorin), Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2024 - 14:41 Uhr

Dinkel ist eine Getreideart, die nahe mit dem Weizen, genauer dem sogenannten Weichweizen, verwandt ist. Er gilt als ausgesprochen gesund, denn es stecken einige Vitamine und Mineralstoffe darin. Dinkel schmeckt nussig-aromatisch und ist sehr vielseitig: Das Mehl aus Dinkel ist gut zum Backen geeignet, die Körner können gekocht als Beilage wie Reis gegessen werden, Dinkelflocken ergänzen das Müsli, unreifer Dinkel wird als Grünkern verwendet und aus seinen Getreidehüllen kann man Kissenfüllungen machen. Ob Dinkel gesünder ist als Weizen, ob das Getreide glutenfrei ist und welche Inhaltsstoffe ansonsten enthalten sind, das und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was ist Dinkel?

Dinkel eine Unterart des Weizens und gehört gemeinsam mit Emmer, Einkorn, Kamut und Waldstaudenroggen zu den Urgetreiden. Da vom Dinkel keine Wildform bekannt ist, geht man davon aus, dass er durch die Kreuzung von Hartweizen und Emmer oder Einkorn hervorgegangen ist. Das Dinkelkorn ist sehr fest mit den Spelzen verwachsen. Als Spelzen bezeichnet man die Hülsen, die das Korn umschließen. Durch diesen festen Verbund können die Spelzen nicht wie beim Weizen im Mähdrescher entfernt werden, sondern es wird ein zusätzlicher Arbeitsschritt in der Mühle notwendig. Das ist aufwändig und macht den Dinkel teurer als Weizen.

Ist Dinkel gesund?

Dinkel punktet vor allem mit seinem hohen Gehalt an Kalium, Magnesium und Eisen. In nennenswerten Mengen kommen zudem die B-Vitamine Thiamin und Niacin in dem Getreide vor.

Kalium ist im menschlichen Körper wichtig für den Wasserhaushalt und spielt eine bedeutende Rolle bei der Weiterleitung von Nervenreizen. Auch die Muskeln benötigen Kalium für ihre Funktion. Außerdem ist Kalium an der Regulation des Blutdrucks sowie der Herzfunktion und am Wachstum beteiligt.

Magnesium wird an vielen Stellen im Körper für den Stoffwechsel benötigt, denn es ist Bestandteil zahlreicher Enzyme. Auch die Knochengesundheit, die Muskelfunktion und die Übertragung von Impulsen von den Nerven auf die Muskeln sind auf ausreichend Magnesium angewiesen.

Das Spurenelement Eisen hat eine wichtige Funktion bei der Versorgung der Körperzellen mit Sauerstoff. Es ist notwendig für die Blutbildung und für die Funktionsfähigkeit unterschiedlicher Enzyme.

Ist Dinkel gesünder als Weizen?

Da Dinkel zu den Urgetreiden gezählt wird, werden ihm mitunter große gesundheitliche Vorteile nachgesagt, besonders gegenüber Weizen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dinkel enthält zwar etwas mehr Protein, Kalium und Eisen als Weizen. Insgesamt gesehen ist der Unterschied zwischen dem vollen Korn von Dinkel und Weizen mit Blick auf die Inhaltsstoffe jedoch gering, der Nährwert beider Getreidearten ist sehr ähnlich.

Folgende Vitamine und Mineralstoffe stecken in jeweils 100 Gramm der zwei Getreidesorten:

  •  Vitamin B1 (Thiamin): 0,5 Milligramm (0,5 Milligramm in Weizen)
  • Vitamin B2 (Niacin): 4,1 Milligramm (7,1 Milligramm in Weizen)
  • Kalium: 403 Milligramm (337 Milligramm in Weizen)
  • Magnesium: 136 Milligramm (97 Milligramm in Weizen)
  • Eisen: 8,2 Milligramm (3,4 Milligramm in Weizen)

Wichtig ist: Wer auf eine ausgewogene Ernährung achten möchte, sollte immer zu Vollkornprodukten greifen. Denn darin sind die wertvollen Randschichten des Korns enthalten, in denen die meisten der gesunden Inhaltsstoffe stecken. Ganz gleich, ob es sich um ein Urgetreide handelt oder um Getreidearten wie Roggen, Gerste oder Hafer.

Dinkel: Kalorien und Nährstoffe

100 Gramm eines Vollkornerzeugnisses aus Dinkel enthalten 348 Kilokalorien (1.464 Kilojoule).  Es liefert damit sogar etwas mehr Kalorien als Weizen (etwa 310 bis 330 Kilokalorien beziehungsweise 1.300 bis 1.380 Kilojoule).

Unter anderem finden sich in 100 Gramm Vollkorndinkel diese Nährstoffe:

Enthält Dinkel Gluten?

Dinkel ist nicht glutenfrei. Wie alle anderen Urgetreide enthält es Gluten (Klebereiweiß) in größeren Mengen. In 100 Gramm Vollkorndinkel sind etwa 9,5 Gramm Gluten enthalten, bei Weizen sind es 8,3 Gramm.

Reis, Mais, Hirse, Quinoa und Buchweizen hingegen sind glutenfrei und werden daher auch bei Zöliakie – einer Erkrankung, bei der eine Glutenunverträglichkeit eine chronische Entzündung im Darm auslöst – vertragen. Allerdings finden Menschen, die auf Weizen allergisch reagieren, häufig im Dinkel eine Alternative.

Verwendung von Dinkel

Als Alternative zu Weizenmehl findet Mehl aus Dinkel Verwendung in zahlreichen Backwaren wie Brot und Brötchen. Aber auch für Pizzateig, Nudeln, Waffeln oder Pancakes eignet sich Dinkelmehl. Seine Backeigenschaften ähneln denen des Weizens.

Dinkelflocken können zudem als Ersatz für Haferflocken verwendet werden und das ganze Dinkelkorn kann als Beilage wie Reis gekocht und gegessen werden. In Form von Dinkelbier findet die Getreideart ebenfalls Verwendung.

Herkömmliches Dinkelmehl in unterschiedlichen Mahlgraden und Dinkelvollkornmehl sowie andere Dinkelprodukte sind heutzutage in vielen Supermärkten erhältlich.

Schließlich ist auch der vom Korn abgetrennte Spelz kein Abfallprodukt: Als Kissenfüllung gilt er als Mittel zur Schmerzlinderung und Entspannung. Dinkelkissen werden als Wärmekissen und anpassungsfähige Kopfkissen geschätzt, beispielsweise bei Rheuma und Muskelverspannungen.

Unreifer Dinkel: Grünkern

Eine besondere Form des Dinkels ist der Grünkern. Hierbei handelt es sich um das unreif geerntete und anschließend getrocknete Korn des Dinkels.

Urkundlich wurde Grünkern erstmals im Jahre 1660 erwähnt. Nach einem nassen Sommer mit Regen und Hagel, der das Getreide zu Boden drückte, schnitten die Bauern die noch unreifen Dinkelähren ab und trockneten (darrten) sie über dem Feuer. Die noch unreifen Körner wurden nicht vermahlen, sondern gekocht. Die daraus entstandenen, wohlschmeckenden und nahrhaften Speisen halfen, eine Hungersnot zu verhindern.

Heutzutage wird unreifer Dinkel bewusst als Grünkern geerntet und anschließend gedarrt.

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Rezepte mit Dinkel

Dinkel ist sehr vielseitig in der Küche einsetzbar. Als Mehl, Flocken oder im ganzen Korn kann er für Backwaren, Müsli oder als vollwertige Beilage zubereitet werden. Überdies eignet sich Dinkel zur Zubereitung von Sauerteigbrot hervorragend. Beliebt sind auch Bratlinge aus Grünkern, für die Sie hier ein einfaches und leckeres Rezept finden.

Rezept: vegetarische Grünkernbratlinge

Für 4 Personen benötigen Sie zur Zubereitung der Bratlinge folgende Zutaten:

  • 400 Milliliter Gemüsebrühe
  • 200 Gramm Grünkernschrot
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Eier
  • Salz, Pfeffer
  • gehackte Petersilie nach Bedarf
  • Rapsöl zum Anbraten

Die Zubereitung geht folgendermaßen:

  1. Kochen Sie zunächst die Gemüsebrühe auf.
  2. Geben Sie den Grünkernschrot hinein, lassen ihn darin 20 Minuten kochen und anschließend abkühlen.
  3. In der Zwischenzeit schneiden Sie Zwiebeln und Knoblauch in feine Würfel.
  4. Erhitzen Sie das Öl in einer Pfanne und braten darin die Zwiebeln und den Knoblauch an.
  5. Den Grünkernbrei vermischen Sie dann mit den angebratenen Zwiebeln und dem Knoblauch, Gewürzen, gehackter Petersilie und den Eiern, bis eine Art Teig entstanden ist.
  6. Formen Sie dann aus dem Teig die Bratlinge. Die Menge ergibt etwa acht Stück.
  7. Die Bratlinge werden in einer Pfanne in Rapsöl bei mittlerer Hitze von jeder Seite etwa vier Minuten gebraten, bis sie schön gebräunt sind.

Dazu passen ein grüner Salat und Kräuterquark.

Dinkel wird auch Schwabenkorn genannt

Der Anbau von Dinkel begann wahrscheinlich in Europa schon während der Jungsteinzeit (4.000 vor Christus). Im Mittelalter (500 –1.500 nach Christus) wurde Dinkel als wichtiges Nahrungsmittel und Handelsgetreide genutzt. Die wichtigsten Anbaugebiete lagen in der Schweiz, Tirol und vor allem Baden-Württemberg, wodurch die Weizenart den Namen "Schwabenkorn" bekam. Der Name "Schwabenkorn" hat sich bis heute für eine beliebte Dinkelsorte erhalten. Weitere Sorten sind beispielsweise Rotkorn, Franckenkorn oder Bauländer Spelz.

Aufgrund seiner langen Halme und der damit verbundenen geringen Standfestigkeit, seines niedrigen Ertrags und seiner geringfügig schlechteren Backqualität als Weizen war Dinkel im 20. Jahrhundert weniger beliebt. Seit Beginn des jetzigen Jahrtausends genießt Dinkel aber wieder einen guten Ruf als schmackhafte, hochwertige und gesunde Getreideart.

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