Gerste
© Lukas Bieri

Gerste: Reich an Ballaststoffen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.10.2020 - 10:41 Uhr

Neben Weizen, Roggen und Hafer gehört die Gerste zu den bekanntesten Getreidearten. Genau wie die drei anderen Getreide zählt auch sie zur Familie der Süßgräser. Bei einem Spaziergang durch goldgelbe Sommerfelder kann man die Gerste von ihren Verwandten meist gut unterscheiden: Denn im Vergleich zu Weizen und Roggen hat sie besonders lange Grannen, die bis zu 15 Zentimeter lang werden können.

Ballaststoffe in Gerste

Bei der Gerste sind die Körner von einer Schutzhülle, den sogenannten Spelzen, umgeben. Da Körner und Spelzen miteinander verwachsen sind, enthält das Getreide einen hohen Celluloseanteil. Dieser liegt typischerweise zwischen acht und 15 Prozent.

Cellulose gehört zu den Ballaststoffen und ist somit unverdaulich. Ballaststoffe sorgen für ein verbessertes Sättigungsgefühl und regen die Verdauung an.

Gerste: weitere Inhaltsstoffe

Neben den Ballaststoffen sind in 100 Gramm Gerste außerdem folgende Inhaltsstoffe enthalten:

Bei den Mineralstoffen ist die Gerste besonders reich an Magnesium, Kalzium, Kalium, Eisen und Phosphor.

Das Getreide enthält außerdem auch viele essentielle Aminosäuren, das heißt Aminosäuren, die der Körper nicht selbst bilden kann. Zu den essentiellen Aminosäuren in der Gerste zählen unter anderem Leucin, Phenylalanin oder Valin.

Vorsicht bei Glutenunverträglichkeit

Ebenso wie die Getreidearten Roggen und Weizen enthält auch Gerste Gluten. Das Klebereiweiß Gluten sorgt in Verbindung mit Wasser dafür, dass Brot beim Backen aufgehen kann und dieses auch nach dem Backen seine Form behält.

Während Getreidesorten wie Weizen wegen ihres hohen Glutenanteils gut für die Herstellung von Brot geeignet sind, kommt in der Gerste nur wenig Gluten vor. Trotzdem sollten Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) besser auf Lebensmittel aus Gerste verzichten. Ansonsten kann es zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut des Dünndarms kommen. Typische Symptome einer solchen Entzündung sind Durchfall, Erbrechen, Gewichtsverlust und Müdigkeit.

Da aus Gerste auch Bier gebraut wird, sollten Personen mit einer Glutenunverträglichkeit auch ihren Bierkonsum reduzieren. Als Alternative zu den glutenhaltigen Getreidearten können glutenfreie Getreiden wie Mais, Reis oder Hirse verwendet werden.

Verschiedene Arten von Gerste

Bei der Gerste wird zwischen Winter- und Sommergerste unterschieden.

  • Wintergerste wird in erster Linie als Tierfutter verwendet und wird deswegen auch als Futtergerste bezeichnet. Im Vergleich zur Sommergerste verfügt sie über einen höheren Eiweißanteil, der zwischen zwölf und 15 Prozent liegt.
  • Die Sommergerste kommt vor allem beim Bierbrauen zum Einsatz. Braugerste sollte über einen Eiweißanteil von 9,5 bis 11,5 Prozent und eine Keimfähigkeit von mindestens 97 Prozent verfügen.

Gerste als Zutat im Bier

Damit aus Gerste Bier wird, muss die Gerste zunächst gereinigt und von den Grannen, ihren borstigen Fortsätzen, befreit werden. Danach wird die Gerste im Wasser eingeweicht, was den Keimprozess und die Bildung von Enzymen in Gang bringt. Diese sorgen dafür, dass die Stärke der Gerste zu Malz umgewandelt wird. Nach einigen Tagen wird das Malz in einem heißen Raum getrocknet und der Keimprozess gestoppt.

Neben Bier werden aus Gerstenmalz auch Whiskey und Malzkaffee (Gerstenkaffee) produziert.

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Weitere Verwendungsmöglichkeiten

In Asien wird Gerste zudem für die Herstellung von Gerstentee verwendet. Früher wurde Gerstentee auch in Europa als Heilmittel von Magen- und Halserkrankungen eingesetzt.

Zum Speisezweck wird das Getreide Gerste dagegen nur selten verwendet, es kann zu Grütze, Graupen oder Mehl weiterverarbeitet werden. Vor allem in ärmeren Regionen Asiens sowie Afrikas kommt das Gerstenmehl noch bei der Herstellung von Brot zum Einsatz.

Gerste: Ursprung und Anbau

Das Getreide Gerste gehört zu den ältesten Getreidearten der Welt und stammt ursprünglich aus dem Vorderen Orient und dem östlichen Balkan. Vermutlich wurde hier schon um 10.000 v. Chr. Gerste angebaut, bevor um 5.000 v. Chr. die Gerste dann auch den Weg nach Mitteleuropa fand.

Bei der Gerste unterscheidet man zwischen zwei- und mehrzelligen Formen. Während die zweizellige Form pro Ansatzstelle nur ein kräftiges Korn ausbildet, sind es bei den mehrzelligen Formen drei Körner pro Ansatzstelle.

Wintergerste wird bereits im September ausgesät und ist ertragreicher als die Sommergerste. Letztere wird im Frühjahr gepflanzt und kann bereits nach 100 Tage geerntet werden. Nach der Ernte muss die Gerste trocken gelagert werden, da ansonsten Schimmelbefall droht.