Ein Strauß Waldmeister auf einem Tisch
© Getty Images/Bjoern Wylezich

Waldmeister: Wie gesund ist das Maikraut?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.04.2024 - 15:02 Uhr

Wer bei Waldmeister lediglich an grünen Wackelpudding oder eine Kugel Eis denkt, der unterschätzt das Maikraut. Denn Waldmeister ist äußerst vielseitig: Sein Aroma bereichert Getränke wie die bekannte Maibowle, macht sich gut in Form von Tee, Likör oder Sirup und findet traditionell als Heilkraut Verwendung. Wer die kleine Pflanze im Wald selbst ernten möchte, sollte das im Frühjahr tun, bevor sie blüht. Wie Sie Waldmeister erkennen können, mit welcher Pflanze er verwechselt werden kann und ob er gesund ist oder auch giftig sein kann, das und mehr lesen Sie im Folgenden.

Was ist Waldmeister?

Beim Waldmeister (Galium odoratum) handelt es sich um eine mehrjährige, krautige Pflanze. Sie ist mitunter flächendeckend auf dem halbschattigen oder schattigen Boden von Laubwäldern und naturnahen Parks anzutreffen. Bekannt ist das Waldmeisterkraut durch seinen aromatischen Geruch, der an Vanille und Heu erinnert. Regional trägt der Bodendecker unterschiedliche Namen, darunter wohlriechendes Labkraut, Maikraut, Maiblume, Waldmeier, Herzfreund, Mösch oder Tabakskraut. Waldmeister gehört zu den Labkräutern aus der Pflanzenfamilie der Rötegewächse.

Wie sieht Waldmeister aus?

Ab Ende März zeigen sich die jungen Triebe des Waldmeisters, die aus den feinen, verzweigten Wurzeln senkrecht nach oben wachsen. Die kleinen Stile sind vierkantig. Seine 6 bis 8 quirlig angeordneten, länglich-schmalen und ungezackten Blätter sind direkt nach dem Austrieb hellgrün und zart, werden dann jedoch zunehmend dunkelgrün und derb. Sie haben am Rand feine Borsten. Waldmeister kann eine Wuchshöhe von 10 bis 30 Zentimetern erreichen.

Die Blütezeit des Waldmeisters beginnt meist ab Mitte April und kann bis in den Juni hinein andauern, das hängt vom Standort ab. Mehrere weiße, sternförmige Blüten bilden dabei zusammen eine Blütendolde.

Waldmeister: Verwechslung mit anderen Pflanzen möglich

Waldmeister ist recht leicht zu erkennen. Insbesondere sein Geruch ist einzigartig. Die Gefahr einer Verwechslung mit anderen Kräutern ist gering, aber möglich. Am wahrscheinlichsten ist es, Waldmeister mit einer anderen Art Labkraut zu verwechseln, da sich die Blätter ähneln. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede:

  • Echtes Labkraut blüht ab Mai und hat gelbe Blüten.
  • Kletten-Labkraut zeichnet sich durch harte Härchen auf den Blättern aus, die es an Kleidung, Fell und Gefieder haften lassen.
  • Wiesen-Labkraut wächst bis zu 80 Zentimeter hoch auf Wiesen und an Wegrändern. Es hat weiße Blüten, seine Blütezeit beginnt aber erst später im Jahr ab Mai und zieht sich bis in den September hinein.

Die Ähnlichkeit der Pflanzen sind der Grund, warum Waldmeisterkraut auch als echter Waldmeister bezeichnet wird, während das Labkraut mitunter unechter oder falscher Waldmeister genannt wird. Auch wenn eine Verwechslung passieren sollte: Ganz gleich welche der oben genannten Pflanzen Sie erwischen, sie ist in geringeren Mengen absolut ungiftig.

Cumarin in Waldmeister: Ist der Pflanzenstoff giftig?

Für den Geschmack des Waldmeisters ist ein sekundärer Pflanzenstoff namens Cumarin verantwortlich. Cumarin findet sich ebenfalls in der Tonkabohne und in Zimt.

Die Waldmeisterpflanze enthält lediglich eine Vorstufe des Duft- und Aromastoffs. Erst wenn die Pflanzenzellen verletzt werden, zum Beispiel durch Schneiden, Zerreiben oder Welken, setzen bestimmte Enzyme in den Blättern das duftende Cumarin frei.

Aber Cumarin ist nicht nur für das Aroma verantwortlich, es kann in hoher Dosierung auch giftig sein. Dann löst es zeitverzögert Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit aus. Langfristig kann eine Überdosierung von Cumarin Leberschäden verursachen. Auch konnte in Tierversuchen eine krebsfördernde Wirkung des Inhaltsstoffes bei hohen Dosierungen nachgewiesen werden. Für den Menschen gibt es bisher noch keine Hinweise auf einen solchen Effekt.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt die tägliche Aufnahme von 0,1 Milligramm Cumarin pro kg Körpergewicht auch bei lebenslangem Verzehr kein gesundheitliches Risiko dar.

In der Lebensmittelindustrie werden zur Aromatisierung auch die Substanzen Cumarsäure und 6-Methyl-Cumarin eingesetzt, die sich beide künstlich herstellen lassen und nach Waldmeister riechen und schmecken.

Wenn der Waldmeister zu blühen beginnt, sollte man ihn nicht mehr verwenden. Denn mit der Blüte erhöht sich der Gehalt an Cumarin deutlich.

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Ist Waldmeister gesund?

Waldmeister hat auch gesunde Effekte auf den Körper. Der Pflanze werden verschiedene Heilwirkungen nachgesagt. Sie soll in kleinen Mengen beruhigend, entzündungshemmend, krampflösend und gefäßerweiternd wirken.

Im Idealfall sollte man nur die ganzen Blätter verwenden, ohne sie vorher zu zerkleinern. Dadurch bleibt der Cumaringehalt möglichst niedrig. Waldmeister wird in der Naturheilkunde meist als wässriger Aufguss bei folgenden Beschwerden eingesetzt:

  • Bei Kopfschmerzen und Migräne kann ein Tee aus Waldmeister in maßvollen Mengen sowohl heiß als auch kalt getrunken werden. Er wird auch bei Verdauungsstörungen, meist in Kombination mit anderen Arzneipflanzen, empfohlen.
  • Bei Schlafproblemen kann ein Kissen zur Beruhigung helfen, in dessen Füllung sich getrockneter Waldmeister befindet.
  • Frische Waldmeisterblätter sollen äußerlich angewendet die Wundheilung unterstützen.

Außerdem vertreiben Sträußchen aus getrocknetem Waldmeister in Kombination mit Lavendel auf sanfte Art gefräßige Motten im Kleiderschrank.

Rezepte mit Waldmeister

Besonders bekannt ist Waldmeister als Aroma in der sogenannten Maibowle. Aber auch für die Herstellung von weiteren Getränken, wie Sirup, Likör oder Limonade, wird Waldmeister verwendet. In Lebensmitteln wie Eis, Gummibärchen, Torte oder Pudding ist Waldmeister – oder vielmehr Waldmeisteraroma –  ebenfalls zu finden.

Für eine Maibowle oder einen selbst gemachten Wackelpudding, auch als Götterspeise bekannt, sind drei Gramm frischer Waldmeister (das sind ungefähr sieben bis zehn Pflanzen) ausreichend, um ein kräftiges Aroma zu erhalten. In dieser Menge löst das Kraut im Normalfall keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen aus. Unumstritten ist zudem, dass der in Maibowle enthaltene Alkohol mehr Gesundheitsrisiken mit sich bringt als das im Waldmeister enthaltene Cumarin.

Im Folgenden finden Sie zwei einfache Rezepte mit frischem Waldmeister.

Rezept für Waldmeisterbowle

Alle, die auf Alkohol, aber nicht aber auf den leckeren Geschmack verzichten möchten, finden im Folgenden das Rezept für eine alkoholfreie und erfrischende Waldmeisterbowle:

  1. Lassen Sie ein Sträußchen Waldmeister mit ungefähr zehn Stängeln am besten über Nacht welken, indem Sie es kopfüber an einem trockenen Ort aufhängen.
  2. Hängen Sie den Waldmeister mit den Blättern voran in einen Liter Apfelsaft. Dabei sollten die Stiele so wenig wie möglich mit dem Saft in Berührung kommen, damit keine Bitterstoffe in das Getränk übergehen.
  3. Entfernen Sie nach einer halben bis zwei Stunden den Waldmeister. Je früher der Waldmeister entnommen wird, desto dezenter ist der Geschmack.
  4. Fügen Sie nach Belieben Zitronensaft, Mineralwasser und Eiswürfel hinzu.
  5. Garnieren Sie die Bowle mit Waldmeisterblättchen oder Zitronenscheiben.

Rezept für Waldmeister-Wackelpudding 

Aus Apfelsaft und einigen Stängeln Waldmeister lässt sich auch ganz einfach ein leckerer Wackelpudding kochen.

Dafür benötigen Sie folgende Zutaten:

  • 0,75 Liter klarer Apfelsaft
  • 7 Stängel Waldmeister 
  • 9 Blatt weiße Gelatine oder eine entsprechende Menge einer veganen Alternative (wie Agar Agar)

So geht die Zubereitung:

  1. Lassen Sie ein Sträußchen Waldmeister mit sieben Stängeln am besten über Nacht welken, indem Sie es kopfüber an einem trockenen Ort aufhängen.
  2. Hängen Sie den Waldmeister mit den Blättern voran für ein bis zwei Stunden in den Apfelsaft.
  3. Entnehmen Sie den Waldmeister und erhitzen den Apfelsaft.
  4. Sollten Sie Agar Agar verwenden, können Sie dieses einrühren und kurz mit aufkochen.
  5. Alternativ weichen Sie die Gelatine in etwas kaltem Wasser ein.
  6. Kurz bevor der Apfelsaft kocht, nehmen Sie die Gelatine aus dem Wasser und rühren sie tropfnass zügig mit einem Schneebesen in den heißen Apfelsaft ein, bis sie sich aufgelöst hat.
  7. Lassen Sie die Süßspeise an einem kühlen Ort fest werden.

Da in der selbst gemachten Süßspeise keine Lebensmittelfarbe enthalten ist, ist er natürlich nicht so grün wie der Wackelpudding aus dem Supermarkt, schmeckt aber genauso gut!

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