Schwangere Frau mit Toxoplasmose
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Toxoplasmose in der Schwangerschaft

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.10.2019 - 11:54 Uhr

Was ist Toxoplasmose in der Schwangerschaft? Toxoplasma gondii ist ein winziger Parasit, der in den Zellen vieler Säugetierarten und Vögel lebt. Der Mensch ist für den Erreger nur eine zufällige Zwischenstation; um sich zu vermehren, braucht er eine Katze als Wirt. Im Lauf ihres Lebens kommen sehr viele Menschen mit den Winzlingen in Berührung – meist unbemerkt. Schwere Schäden verursachen die Parasiten nur bei Menschen mit einer Schwäche der Immunabwehr oder in der Schwangerschaft beim Ungeborenen, wenn sich die Mutter erstmals infiziert.

Symptome einer Toxoplasmose

Toxoplasma gondii ist sehr verbreitet. Hatte im Alter von 30 Jahren etwa jeder Dritte Kontakt mit dem Parasiten, sind es bei den Siebzigjährigen über 70 Prozent.

Meist setzt sich der Körper unbemerkt mit dem Ansturm der Parasiten auseinander. Selten äußert sich die Infektion mit grippeähnlichen Symptomen:

Die Toxoplasmen verbleiben als Zysten im Gewebe. Gelegentlich wandern die Parasiten aus ihren Zysten heraus, werden vom Immunsystem erkannt und bekämpft. Dadurch erhält das Immunsystem die Immunität lebenslang aufrecht und verhindert erfolgreich weitere Infektionen.

Wann ist Toxoplasmose gefährlich?

Für den Menschen gibt es zwei Situationen, in denen die harmlosen Parasiten zu bedrohlichen Erregern werden: zum einen eine Schwäche der Immunabwehr, wie sie bei schweren Krankheiten, zum Beispiel Aids, auftritt. Dann können sich die in den Zysten liegenden Toxoplasmen ungehindert ausbreiten und lebenswichtige Organe zerstören. Zur Behandlung einer akuten Toxoplasmose existieren jedoch wirksame Medikamente.

Zum anderen können die Parasiten auch beim Ungeborenen in der Schwangerschaft Schaden anrichten; allerdings nur dann, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft erstmals infiziert.

In solchen Fällen kann es passieren, dass die am Anfang der Infektion massenhaft auftretenden Toxoplasmen die Gebärmutter erreichen, bevor sie von der Streitmacht der mütterlichen Immunabwehr abgefangen werden können. Dort angekommen, ist der Weg zum Fötus nur noch kurz. Da dessen Organismus noch kein Immunsystem besitzt, ist er der Infektion ungeschützt ausgesetzt.

Welche Folgen hat Toxoplasmose für das Ungeborene?

Nur bei einer Erstinfektion der Mutter besteht überhaupt ein Risiko für den Fötus, auch infiziert zu werden. Die Höhe dieses Risikos ist wiederum davon abhängig, zu welchem Zeitpunkt in der Schwangerschaft der Erstkontakt stattfindet. Genaue Zahlen existieren nicht, Schätzungen liegen bei 5-15 Prozent im ersten Schwangerschaftsdrittel, 30 Prozent im zweiten und über 60 Prozent in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft.

Je früher das Ungeborene befallen wird, desto schwerwiegender können die Folgen sein. Das liegt daran, dass sich die Organe in den ersten Wochen der Schwangerschaft ausbilden und in dieser Zeit sehr empfindlich auf schädliche Einflüsse reagieren.

Deshalb kann insbesondere das Gehirn stark betroffen sein – mit der Folge von Verkalkungen, Wasserkopf und Narbenbildung. Auch zu einer Fehlgeburt kann es kommen. Erfolgt die Infektion erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte, haben die Neugeborenen oft gar keine oder nur geringe Auffälligkeiten. Manchmal zeigen sich erst Spätfolgen wie Augenveränderungen oder Entwicklungsverzögerungen.

Wie lässt sich eine Infektion vermeiden?

Für den Menschen gibt es zwei Hauptinfektionsquellen. Die Wichtigste ist rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch, in dem sich Zysten mit Erregern befinden können. Die andere ist Katzenkot, vor allem wenn er nicht mehr ganz frisch ist, da die Toxoplasmen einige Tage brauchen, um infektiöse Stadien zu bilden. Diese können dann allerdings monatelang ansteckend bleiben.

Beachten Sie folgende Regeln, um als Schwangere eine Erstinfektion zu vermeiden:

  1. Kein rohes Fleisch wie Schweinemett oder Rohwurst essen oder abschmecken, ebenso keine unbehandelte Milch. Ein erhöhtes Risiko besteht vor allem bei Fleisch von Schweinen, Schafen, Ziegen, Wild und Geflügel sowie Milch von Kühen, Schafen und Ziegen.
  2. Fleisch immer ausreichend lange erhitzen – empfohlen wird eine gleichmäßig verteilte Temperatur von mindestens 67 °C für mindestens zwei Minuten.
  3. Obst und Gemüse sorgfältig waschen beziehungsweise schälen.
  4. Nach der Berührung von rohem Fleisch, Obst und Gemüse gründlich die Hände waschen und benutzte Küchenutensilien gründlich reinigen.
  5. Kein ungefiltertes Wasser trinken (beispielsweise aus Bächen oder beim Baden in Seen).
  6. Kontakt mit Katzenkot vermeiden; Hände waschen nach dem Kontakt mit Katzen.
  7. Sandkasten im Garten abdecken, damit keine Katze hinein koten kann und nach Besuch von Spielplätzen gründlich die Hände waschen.
  8. Bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen und nach Beendigung die Hände waschen.

Katze im Haushalt – was ist zu beachten?

Katzenhalter sollten während der Schwangerschaft zudem folgende Tipps beachten:

  1. Familienangehörige bitten, die Katzentoilette täglich mit heißem Wasser (mindestens 70 °C) zu säubern – Schwangere sollten dies nicht selbst tun.
  2. Katze mit Dosen- oder Trockenfutter ernähren, anstelle von rohem Fleisch.
  3. Katzenspeichel ist an sich nicht infektiös, trotzdem könnte das Maul der Katze zuvor mit Kot in Berührung gekommen sein. Waschen Sie sich daher nach jedem Kontakt mit der Katze die Hände.

Wenn eine Katze in Ihrem Haushalt lebt, müssen Sie während der Schwangerschaft nicht jeglichen Kontakt zu dem Tier vermeiden. Da Katzen sehr reinlich sind, können Sie sie in der Regel bedenkenlos streicheln, sollten sich danach aber gründlich die Hände waschen.

Toxoplasmose: Diagnose und Diagnostik

Besteht der Verdacht auf eine Toxoplasmose, kann das Blut auf Antikörper untersucht werden. Diese geben Hinweise, ob eine Infektion stattgefunden hat und ob diese frisch ist oder bereits länger zurückliegt.

Dieser Test kann auch bei Kinderwunsch oder in der Frühschwangerschaft durchgeführt werden. Er gehört allerdings nicht zur Schwangerenvorsorge, wird also nur dann von den Krankenkassen bezahlt, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Infektion vorliegt.

Was tun bei Toxoplasmose in der Schwangerschaft?

Schwangere, die sich neu infiziert haben, müssen mit Medikamenten behandelt werden – auch wenn sie keine Symptome haben. Die Wahl des Antibiotikums trifft der behandelnde Arzt in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche; die Einnahme erfolgt über mindestens vier Wochen.

Weiterhin wird der Facharzt mittels ausführlichen Ultraschalls die kindliche Entwicklung beurteilen und gegebenenfalls – nach der 20. Schwangerschaftswoche – auch eine Fruchtwasseruntersuchung veranlassen, um zu prüfen, ob die Erreger überhaupt auf das Ungeborene übergegangen sind.

Toxoplasmose und Neugeborene

Direkt nach der Geburt und dreimal im Abstand von vier Wochen werden beim Neugeborenen ein Ultraschall des Kopfes und eine Augenspiegelung durchgeführt. Außerdem wird Mutter und Kind Blut abgenommen und zusammen mit Nabelschnurblut und Plazenta in einem Speziallabor untersucht.

Das kindliche Blut wird danach noch zweimal getestet, um zu sehen, ob darin nur die Antikörper der Mutter enthalten waren oder ob es eigene Antikörper bildet, die auf eine durchgemachte Infektion mit der Gefahr von Spätschäden deuten.