Pille (Antibabypille) in der Packung
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Pille (Antibabypille)

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.08.2021 - 13:53 Uhr

Die Pille gilt – bei richtiger Einnahme – als eine der sichersten Methoden, eine Schwangerschaft zu verhindern. Sie ist meist gut verträglich und es treten somit nur selten Nebenwirkungen auf. Allerdings können diese zum Teil schwerwiegend ausfallen und psychische und körperliche Gesundheit belasten. Obwohl die Pille oft über Jahre eingenommen wird, bestehen aus diesem Grund bei manchen Frauen Unsicherheiten: Welche Nebenwirkungen können auftreten? Was passiert, wenn ich eine Pille vergessen habe? Wer trägt die Kosten für die Pille? Und wie wirkt die Pille im Körper eigentlich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Antibabypille.

Wirkung der Antibabypille

In der Pille sind künstlich hergestellte Geschlechtshormone enthalten, die im Körper diejenigen Körperfunktionen beeinflussen, die für Empfängnis und Schwangerschaft von Bedeutung sind. Je nach Präparat enthält die Antibabypille entweder nur Gestagene oder eine Kombination aus Östrogenen und Gestagenen. Durch die künstlich zugeführten Hormone entwickelt sich ein regelmäßiger Zyklus.

Die Einnahme der Pille bewirkt, dass dem Körper eine Schwangerschaft vorgetäuscht wird. Dadurch wird diesem signalisiert, dass keine weitere Eizelle mehr heranreifen muss beziehungsweise sich in der Gebärmutter einnisten darf. Das heißt, der Eisprung wird unterdrückt und es wird keine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut. Durch die in der Pille enthaltenen Gestagene kommt es außerdem zu einer Verdickung des Schleimpfropfes am Gebärmutterhals und es entsteht eine natürliche Barriere gegen Sperma.

Wie sicher ist die Pille?

Pille, Kondom, Spirale oder Diaphragma: Die Auswahl an verschiedenen Verhütungsmitteln ist groß. Das mit Abstand beliebteste Verhütungsmittel ist die Antibabypille.

Das liegt vor allem daran, dass sie als besonders sicher gilt: Der sogenannte Pearl-Index der Pille liegt bei 0,1 bis 0,9. Ein Pearl-Index von 0,1 sagt aus, dass statistisch gesehen eine von 1.000 Frauen pro Jahr unter Anwendung des Verhütungsmittels schwanger wird.

Zum Vergleich: Bei Verhütung mit einem Kondom liegt der Pearl-Index zwischen 2 und 12. Allerdings schützt ein Kondom auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten – deswegen sollte es am besten in Kombination mit der Pille verwendet werden.

Der angegebene Pearl-Index schwankt bei unterschiedlichen Quellen, da zum Teil Anwendungsfehler, wie das Vergessen der Pille oder ein beschädigtes Kondom, in die Berechnung mit einbezogen werden, zum Teil nicht.

Je nach Pillenart unterscheiden sich Wirkung und Sicherheit leicht. Mehr zu Kombinationspille, Minipille & Co. erfahren Sie hier.

Wer trägt die Kosten für die Pille?

Wer die Kosten für die Antibabypille übernimmt, hängt vom Alter der Frau sowie von der Indikation ab. Generell gilt, dass bei Frauen unter 18 Jahren die Kosten für die Pille von der gesetzlichen Krankenkasse vollständig getragen werden.

Bei Frauen zwischen 18 und 22 Jahren übernimmt die Krankenkasse ebenfalls die Kosten, es wird jedoch eine Zuzahlung fällig. Diese beläuft sich auf zehn Prozent der Kosten, mindestens jedoch auf fünf und höchstens auf zehn Euro.

Bei privatversicherten Frauen beteiligt sich die Krankenkasse in der Regel nicht an den Kosten für die Pille – sie müssen die Kosten unabhängig von ihrem Alter selbst tragen. Auch gesetzlich versicherte Frauen müssen die Pille ab dem 23. Lebensjahr selbst bezahlen. Ausnahmen gelten jedoch für Betroffene, die die Pille nicht primär zum Empfängnisschutz, sondern aus medizinischen Gründen einnehmen. Hier können die Kosten auch über das 22. Lebensjahr hinaus von der Krankenkasse übernommen werden.

Die Pille richtig einnehmen

Wird die Antibabypille erstmals oder nach einer Pause erneut verschrieben, wird mit der Einnahme am ersten Tag der Monatsblutung begonnen. Handelt es sich um ein gängiges Kombinationspräparat, wird die Pille 21 Tage lang eingenommen, bevor eine Pause von sieben Tagen erfolgt. Bei einer Minipille erfolgt die Einnahme dagegen ohne Unterbrechung.

Die Pille sollte jeden Tag möglichst zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Bei Kombinationspräparaten kann die Einnahme um maximal zwölf Stunden überschritten werden, ohne dass die empfängnisverhütende Wirkung nachlässt. Bei einigen Minipillen ist das Einnahmezeitfenster jedoch deutlich kleiner.

Wenn Sie im Urlaub in ein Land reisen, das in einer anderen Zeitzone liegt, sollten Sie weiterhin versuchen, die Pille alle 24 Stunden einzunehmen. Nehmen Sie die Tablette im Urlaub also entsprechend der jeweiligen Zeitverschiebung zu einer anderen Uhrzeit ein als gewöhnlich. Zuhause entspricht der Einnahmezeitpunkt dann wieder dem vor dem Urlaub.

Pille vergessen – was tun?

Die Sicherheit der Antibabypille hängt maßgeblich von einer regelmäßigen Einnahme ab. Doch was passiert, wenn man einmal eine Pille vergisst? Holen Sie die Pilleneinnahme innerhalb von zwölf Stunden nach, ist die empfängnisverhütende Wirkung bei Kombinationspillen weiterhin gegeben. Liegen insgesamt mehr Stunden zwischen zwei Pilleneinnahmen, ist dies jedoch nicht mehr der Fall.

Je nachdem in welcher Woche Sie die Pille vergessen habe, kann dies unterschiedliche Konsequenzen haben. Generell gilt, dass die Pille mindestens sieben Tage am Stück eingenommen werden muss, damit ein ausreichender Empfängnisschutz besteht.

Pille vergessen in der 1. Woche

Wenn Sie die Pille während der ersten Einnahmewoche vergessen haben, holen Sie die Einnahme so schnell wie möglich nach – auch, wenn Sie dafür zwei Tabletten gleichzeitig schlucken müssen. Die weiteren Tabletten nehmen Sie ganz normal ein.

Da Sie die Pille nicht sieben Tage in Folge genommen haben, besteht für die nächsten sieben Tage kein ausreichender Empfängnisschutz – Sie sollten also zusätzlich auf andere Verhütungsmethoden zurückgreifen. Falls Sie in der Woche vor der vergessenen Einnahme Geschlechtsverkehr hatten, besteht das Risiko einer Schwangerschaft.

Pille vergessen in der 2. Woche

Wenn Sie die Pille während der zweiten Einnahmewoche vergessen haben, holen Sie die Einnahme so schnell wie möglich nach – auch, wenn Sie dafür zwei Tabletten gleichzeitig schlucken müssen. Die weiteren Tabletten nehmen Sie ganz normal ein.

Wenn Sie zuvor alle Pillen regelmäßig eingenommen haben, ist das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft gering. Es ist nicht nötig, auf zusätzliche Verhütungsmaßnahmen zurückzugreifen. Möchten Sie auf Nummer Sicher gehen, können Sie jedoch zusätzlich mit Kondom verhüten.

Pille vergessen in der 3. Woche

Wenn Sie die Pille während der dritten Einnahmewoche vergessen haben, holen Sie die Einnahme so schnell wie möglich nach – auch, wenn Sie dafür zwei Tabletten gleichzeitig schlucken müssen. Die weiteren Tabletten nehmen Sie ganz normal ein. Wenn die Blisterpackung zu Ende ist, beginnen Sie direkt mit der nächsten Packung, ohne die siebentägige Pause einzulegen, da sonst das Risiko eines Eisprungs besteht.

Alternativ können Sie auch die siebentägige Pause vorziehen, indem Sie die Einnahme der Pille abbrechen. Der Tag, an dem Sie die Pille vergessen haben, zählt dabei als erster Tag der Einnahmepause. Nach den sieben Tagen nehmen Sie die Pille wie gewohnt weiter ein. Verzichten Sie auf eine der beiden Varianten und machen wie gewohnt eine Einnahmepause, muss während dieser und an den sieben darauffolgenden Tagen zusätzlich verhütet werden.

Generell gilt: Haben Sie eine Pille vergessen, informieren Sie sich sicherheitshalber über die Packungsbeilage, was für Ihre Pille gilt. Wenn Sie kein Kombinationspräparat einnehmen und eine Pille vergessen haben, wenden Sie sich bitte an Ihre*n Ärztin*Arzt, um zu klären, wie Sie sich am besten verhalten sollen.

Wird während eines Zyklus die Pille mehrmals vergessen, sollten Sie immer zusätzlich verhüten, da ansonsten das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft sehr groß ist.

Pille durchnehmen – was muss ich beachten?

Am einfachsten ist das Verlegen der Monatsblutung mit einem Kombinationspräparat. Wenn Sie die Menstruation nach hinten verschieben möchten, beginnen Sie nach dem Ende des ersten Pillenblisters einfach direkt einen neuen. Nehmen Sie die Pille nun so lange weiter, wie Sie die Monatsblutung hinauszögern möchten. Danach legen Sie die üblichen sieben Tage Pause ein und nehmen die Pille anschließend wie gewohnt weiter.

Möchten Sie Ihre Tage nach vorne verlegen, können Sie die Einnahme vor den üblichen 21 Tagen abbrechen. Allerdings muss die Pille mindestens 14 Tage lang eingenommen werden, damit der Empfängnisschutz gewährleistet ist. Legen Sie nach dem Abbruch der Einnahme die übliche Pause ein und nehmen Sie die Pille danach wie gewohnt weiter.

Wenn Sie den Wochentag, an dem die Periode beginnt, verändern möchten, können Sie Ihre Tage nach vorne verlegen. Brechen Sie dazu die Einnahme einige Tage vor dem Ende der Blisterpackung ab. Alternativ ist es auch möglich, die siebentägige Einnahmepause zu verkürzen. Eine Verlängerung der Einnahmepause ist dagegen auf keinen Fall möglich.

Die Minipille wird im Gegensatz zur Kombinationspille immer durchgenommen. Es findet deshalb auch keine Abbruchblutung statt. Zwischenblutungen sind jedoch möglich.

Pille: Nebenwirkungen

Die meisten Kombinationspillen sind gut verträglich und haben kaum Nebenwirkungen. Vor allem in den ersten drei Monaten der Einnahme können jedoch folgende Beschwerden auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Spannungsgefühl in den Brüsten
  • Schmierblutungen
  • Übelkeit
  • Gewichtszunahme
  • Stimmungsschwankungen
  • Libidoverlust

Schwere Nebenwirkungen sind selten

In seltenen Fällen kann es durch die Einnahme der Pille auch zu schwereren Nebenwirkungen kommen. Dazu gehört beispielsweise das Auftreten von Thrombosen, die im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Embolie führen können. Meist kommt es zu solchen Nebenwirkungen jedoch nur in Kombination mit bestimmten Risikofaktoren. Zu diesen zählen unter anderem Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck sowie Erkrankungen der Blutgefäße.

Auch Stimmungsschwankungen und Depressionen – bis hin zu Suizidgedanken – gehören zu den möglichen Nebenwirkungen. Unterschiedliche Studien haben sich mittlerweile mit einem potenziellen Zusammenhang beschäftigt. Eine dänische Studie untersuchte die Daten von circa einer Millionen Frauen im Alter zwischen 15 und 34 Jahren. Für diese Altersgruppe erhöhte sich das Risiko, unter Einnahme der Pille an einer Depression zu erkranken, um etwa 23 Prozent. Allerdings weisen die Forscher*innen daraufhin, dass auch andere Einflussfaktoren zu diesem Ergebnis beitragen könnten. Dazu gehören Umwelteinflüsse oder Veranlagungen zu depressiven Verstimmungen.

Liegen bestimmte Risikofaktoren für Thrombosen oder Depressionen vor, wird im Rahmen des Arzttermins im Einzelfall entschieden, ob der Patientin eine Kombinationspille verschrieben werden kann oder nicht.

Auch die Minipille hat Nebenwirkungen. Diese sind den Nebenwirkungen der Kombinationspille relativ ähnlich: Unter anderem können auch hier Kopfschmerzen, Übelkeit, Zwischenblutungen sowie Gewichts- und Stimmungsschwankungen auftreten.

Welche schweren Nebenwirkungen sind noch möglich?

Besonders bei Einnahme der Kombinationspille erhöht sich ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Dies hängt mit dem erhöhten Risiko für Thrombosen zusammen: Wandert der Thrombus zum Herzen oder ins Gehirn, kann das Blutgerinnsel dort einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.

Ähnlich wie bei der Thrombose gelten Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck hierbei als zusätzliche Risikofaktoren.

Ein genereller Zusammenhang zwischen der Pille und der Entstehung von Krebs scheint nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht zu bestehen. Die Antibabypille steht jedoch im Verdacht, das Brustkrebsrisiko geringfügig zu erhöhen. Dieses Risiko soll nach dem Absetzen der Pille innerhalb von etwa fünf Jahren wieder sinken.

Ebenfalls in der Diskussion steht ein Zusammenhang mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Während einige Studien darauf hindeuten, dass eine langfristige Einnahme der Pille das Risiko erhöht, an dieser Krebsart zu erkranken, gibt es auch Hinweise darauf, dass die Pille vor der Entstehung von Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs schützt. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht geklärt.

Auch aufgrund der Nebenwirkungen entscheiden sich einige Frauen dafür, die Pille abzusetzen. Informationen dazu, was Sie beim Absetzen der Pille beachten müssen und welche Nebenwirkungen dabei auftreten können, finden Sie hier.

Positive Effekte der Pille

Die Pille kann jedoch nicht nur negative Nebenwirkungen haben, sondern sich auch positiv auf den Körper auswirken. So werden durch die Einnahme beispielsweise Schwankungen im Zyklus beseitigt. Zudem fällt die Monatsblutung meist kürzer und schwächer aus. Dies ist auch für mit der Blutung einhergehende Beschwerden, wie Unterleibsschmerzen, der Fall.

Häufig verbessert sich durch die Einnahme das Hautbild – deswegen wird die Pille auch jungen Mädchen verschrieben, die mit einer unreinen Haut zu kämpfen haben. Daneben kann die Pille auch vor der Entstehung von Brust- oder Eierstockzysten schützen.

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Pille: Gegenanzeigen

Die Antibabypille ist allgemein für alle Frauen im gebärfähigen Alter geeignet, unter bestimmten Umständen wird jedoch von der Einnahme der Pille abgeraten. Zu den Gegenanzeigen zählen:

  • eine bestehende Schwangerschaft
  • schwere Leberschäden
  • ein erhöhtes Risiko für bzw. eine vorausgegangene oder bestehende Thrombose
  • ein erhöhtes Risiko für bzw. ein vorausgegangener oder bestehender Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes
  • starker Bluthochdruck
  • regelmäßiger Zigarettenkonsum (vor allem bei Frauen über 35 Jahren)

Stillende Mütter sowie Frauen, die an einer Östrogen-Unverträglichkeit leiden, sollten keine Kombinationspille einnehmen. Meist wird in solchen Fällen stattdessen auf eine Minipille zurückgegriffen.

Wann ist die Pille weniger wirksam?

Bestimmte Medikamente wie Antibiotika (insbesondere Rifamycine) oder auch Antiepileptika, Medikamente gegen HIV oder Präparate mit Johanniskraut, können die Wirksamkeit der Pille herabsetzen. Auch Kohletabletten können die Sicherheit der Pille beinträchtigen, da sie die Wirkstoffe des Verhütungsmittels im Darm binden. In einem solchen Fall sollten Sie deshalb auf andere Verhütungsmittel zurückgreifen, um einer Schwangerschaft sicher vorzubeugen.

Treten innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Einnahme der Pille Durchfall oder Erbrechen auf, ist der Empfängnisschutz ebenfalls nicht mehr gewährleistet. Diese Zeit benötigt der Körper nämlich etwa, um die Wirkstoffe der Pille vollständig aufzunehmen. In solchen Fällen sollten Sie innerhalb von zwölf Stunden nach der üblichen Einnahmezeit eine zweite Pille aus einer Reservepackung einnehmen. Geschieht dies nicht, ist die Pille als nicht eingenommen anzusehen und es müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Weitere Informationen dazu, welche Medikamente neben Antibiotika noch zu Wechselwirkungen mit der Pille führen, können Sie dem Beipackzettel entnehmen. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob sich ein bestimmtes Medikament mit der Antibabypille verträgt oder nicht, sollten Sie gynäkologischen Rat einholen.

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