Gähnende Frau leidet an Frühjahrsmüdigkeit
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Frühjahrsmüdigkeit

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2017 - 12:27 Uhr

Frühjahrsmüdigkeit ist den meisten ein Begriff. Die ersten warmen Tage im Jahr führen bei vielen Menschen zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel und Kreislaufproblemen im Frühjahr. Wenn die Temperaturen steigen, fühlt sich jeder Zweite in Deutschland gereizt und abgeschlagen, müde und antriebslos. Der Körper braucht etwa vier Wochen, bis er sich an die Frühlingstemperaturen gewöhnt hat.

Müdigkeit im Frühling

Wetterumschwünge wie das launische Aprilwetter führen außerdem oft dazu, dass sich die Anpassungsphase noch verlängert: Die ständigen Wechsel zwischen warm und kalt belasten den Kreislauf besonders von wetterfühligen Menschen: Vor allem wenn die Temperaturen steigen, weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt. Gegen die Großwetterlage kann man zwar nichts tun, aber die typischen Beschwerden bei Frühjahrsmüdigkeit lassen sich mit Sonne, Luft, Bewegung und der richtigen Ernährung in erträgliche Schranken weisen.

Diese 5 Tipps helfen gegen Frühjahrsmüdigkeit

Frühjahrsmüdigkeit: Ursache

Wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen steigen, kommt unser Körper zunächst nur langsam in Schwung, da sich die innere Uhr erst umstellen muss. Die Ursache der Frühjahrsmüdigkeit ist noch nicht ganz geklärt. Fest steht aber, dass die beiden körpereigenen Hormone Serotonin und Melatonin an den Beschwerden wie Schwindel, Kreislaufprobleme oder Müdigkeit beteiligt sind.

  • Serotonin ist für die Aktivierung des Körpers und für gute Stimmung zuständig. Das Hormon wird unter Lichteinfluss produziert. Die Lichtreize gelangen in den Hypothalamus, eine Hormondrüse im Gehirn, die die Serotoninproduktion steuert. Je mehr und je länger unser Körper natürlichem Licht ausgesetzt ist, desto mehr Serotonin kann er herstellen. Die vermehrte Sonneneinstrahlung im Frühling kurbelt also unsere Serotoninproduktion an.
  • Mit der Steigerung von Serotonin wird gleichzeitig die Produktion von Melatonin gedrosselt. Das sogenannte Schlafhormon sorgt dafür, dass wir in der Nacht erholsam schlafen können.

Die Bildung beider Hormone im Körper wird also maßgeblich über die Lichtmenge geregelt: Im Winter, wenn es draußen früh dunkel wird, heißt demnach die Botschaft an den Körper eher "Winterschlaf", während das Frühjahrslicht "Aufwachen" signalisiert.

Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit: Was tun?

Die Licht- und Wetterumstellung funktioniert nicht immer reibungslos. Das winterliche Schlafbedürfnis muss erst einmal abgebaut werden, ehe man sich so richtig an den frischen Farben und der klaren Luft erfreuen kann. Am besten gelingt das bei Sonnenschein, auf jeden Fall aber bei Licht. Also was tun?

  1. Es lohnt sich in dieser Übergangszeit, seinen Tagesrhythmus den Lichtverhältnissen anzupassen. Das heißt, früh ins Bett gehen und so früh wie möglich aufstehen, um möglichst viel Sonne zu tanken.
  2. Viel Bewegung und Spaziergänge im Sonnenlicht kurbeln den Hormonhaushalt an.
  3. Wechselduschen härten das Immunsystem ab und machen startklar für den Frühlingsanfang.
  4. Abhärtung ist gut, dennoch nicht überfordern. Beenden Sie einen aktiven Tag mit einem gemütlichen Abend.
  5. Viel Gemüse, Obst, mageres Fleisch, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte verdrängen den Winterspeck. Außerdem sorgen die kräftigen Farben von frischem Obst und Gemüse für zusätzliche Stimulation im Gehirn.
  6. Und das gilt nicht nur für die Küche: Auch die grauen Winterklamotten sollten jetzt eingemottet werden und Platz für mehr Farbe im Kleiderschrank machen.
  7. Bei andauernder Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsproblemen können Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente helfen.

Vitamine als beste Medizin bei Frühjahrsmüdigkeit

Die Zeiten der Jäger und Sammler sind längst vorbei – doch die ursprünglichen Überlebensstrategien der eiszeitlichen Urväter stecken noch immer ein wenig in unseren Genen. Zusammen mit den vorweihnachtlichen Verlockungen ernähren sich deshalb die meisten im Winter eher von fettreichen, vitalstoffarmen Speisen – eine Strategie, die sich jedes Mal im Frühjahr bitterlich rächt. Die Vitaminspeicher sind leer gefegt. Das macht nicht nur anfällig für Infekte, sondern erschwert auch die saisonale Umstellung.

Da hilft nur eine Ernährungsumstellung, bei der Obst und frisches Gemüse ganz oben auf der Einkaufsliste stehen. Vitamine stehen auch im Winter aus regionalem Anbau als Spinat, Blattsalate, Möhren, Lauch oder Frühlingszwiebeln zur Verfügung. Die Sonnenspeicher aus dem Süden in Form von Ananas, Zitrusfrüchten und Kiwi tun ihr Übriges, um den Körper mit Vitaminen, Ballaststoffen und Enzymen zu versorgen.

Kreislaufprobleme im Frühjahr beheben

Häufig stehen bei der Frühjahrsmüdigkeit Kreislaufprobleme im Vordergrund. Der Winter hat uns zu richtigen Couchpotatoes gemacht und unser Gehirn könnte eine Sauerstoffdusche vertragen. Deshalb: Trimmen Sie Ihren Kreislauf mit Bewegung an der frischen Luft, bevor die Frühjahrsmüdigkeit ins Rollen kommt – das bringt Sauerstoff in den Körper und regt die Nebennierenrinde zur Hormonproduktion an, stärkt Herz und Kreislauf und unterstützt das Immunsystem.

Einfache gymnastische Übungen, gezieltes Dehnen und Strecken und kleinere Fußmärsche bringen den Kreislauf auf Trab.

So wird die Haut frühlingsfit

Bewegung bringt nicht nur mehr Schwung ins Leben, sondern sorgt über die gesteigerte Durchblutung auch dafür, dass sich die Haut besser fühlt. Das größte Organ des menschlichen Körpers ist mit unzähligen Sensoren ausgestattet, die dabei helfen, die Umwelt wahrzunehmen. Gut durchblutete Haut sorgt deshalb nicht nur für eine frische Ausstrahlung, sondern macht auch insgesamt wacher und aufmerksamer.

Massagen und Wechselduschen fördern zusätzlich die Durchblutung der Haut und sorgen außerdem dafür, dass der Blutdruck nicht zu sehr absackt. Der Wechsel von heiß zu kalt, verbunden mit der massierenden Wirkung des Wasserstrahls, trainiert die Gefäße. Die Kontraktionen in den Gefäßwänden unterstützen die Funktion der Venenklappen und halten den Blutfluss in Gang.

Wann der Arzt gefragt ist ...

Wer sich im Frühjahr so gar nicht aufraffen kann, der sollte sich medizinischen Rat holen. Anhaltende Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit können ein Hinweis auf tiefer liegende Probleme sein. Möglicherweise liegt eine Blutarmut oder bisher unerkannte eine chronische Erkrankung vor oder es macht sich auf diesem Wege eine Depression oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom bemerkbar.