Typische Auslöser von Lebensmittelallergien
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Lebensmittelallergien: Symptome erkennen und behandeln

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2022 - 08:55 Uhr

Lebensmittelallergien können gegen unterschiedlichste Nahrungsmittel bestehen. Insbesondere Kinder leiden häufig an einer Lebensmittelallergie, beispielsweise gegen Hühnereiweiß oder Kuhmilch. Aber auch bei Erwachsenen kann der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel, wie Haselnüsse, Soja oder Äpfel, allergische Reaktionen hervorrufen. Aber welche Arten von Lebensmittelallergien unterscheidet man eigentlich, welche Ursachen und Symptome gibt es und wie kann man eine Nahrungsmittelallergie behandeln?

Zwei Arten von Lebensmittelallergien

Grundsätzlich werden zwei Arten von Lebensmittelallergien unterschieden. Gemeinsam ist ihnen, dass das Immunsystem auf bestimmte Proteine (Eiweiße) so reagiert, als handele es sich dabei um einen Fremdkörper, den es durch bestimmte Reaktionen (wie Jucken, Niesreiz oder Husten) zu bekämpfen versucht. Es gibt zwei Arten von Nahrungsmittelallergien, die isolierte Lebensmittelallergien und die Kreuzallergien.

Isolierte Lebensmittelallergie

Bei einer isolierten Lebensmittelallergie werden sogenannte IgE-Antikörper gegen bestimmte Proteine gebildet, die im jeweiligen Nahrungsmittel enthalten sind. Infolgedessen kommt es zu einer allergischen Reaktion. Isolierte Lebensmittelallergien sind eher selten, einige Arten treten vor allem im Kindesalter auf.

Beispiele für besonders häufige Nahrungsmitteallergien sind:

  • Milcheiweißallergie
  • Hühnereiweißallergie
  • Weizenallergie
  • Sojaallergie
  • Nussallergie

Ein Zusammenhang mit einer vorhandenen Allergie gegen Pollen oder andere allergieauslösende Stoffe besteht bei einer isolierten Nahrungsmittelallergie nicht – ganz im Gegensatz zur Kreuzallergie.

Kreuzallergien

Bei einer Kreuzallergie reagiert die betroffene Person allergisch auf bestimmte Pollen oder andere Stoffe, wie Latex oder Hausstaubmilbenkot. Enthält ein Lebensmittel ein Protein, das diesem allergieauslösenden Stoff ähnelt, reagiert sie auch darauf allergisch. Besonders häufig sind sogenannte pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien im Rahmen eines Heuschnupfens.

Häufige Kreuzallergien sind unter anderem:

  • Allergische Reaktionen auf Nüsse bei Allergie gegen Gräserpollen
  • Allergische Reaktion auf Steinobst bei Allergie gegen Birkenpollen
  • Allergische Reaktion auf Krustentiere bei Allergie auf Hausstaubmilbenkot

Weitere Informationen zu Kreuzallergien finden Sie in diesem Artikel.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind keine Allergien

Von diesen beiden Arten zu unterscheiden ist die Nahrungsmittelunverträglichkeit. Diese zeigt sich in der Regel durch Verdauungsstörungen. Ursächlich hierfür ist das Fehlen von oder Defekte an Enzymen, die es dem Körper ermöglichen, bestimmte Lebensmittel zu verarbeiten. Auch Defekte an sogenannten Transportern können dazu führen, dass ein Nahrungsmittel nicht vollständig aufgenommen werden kann. Ein bekanntes Beispiel für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die Laktoseintoleranz.

Daneben gibt es Nahrungsmittel, die pharmakologisch wirken und ab einer bestimmten Verzehrmenge bei einigen Personen Beschwerden verursachen können. Ein Beispiel hierfür ist Glutamat.

Lebensmittelallergien: Symptome

Die Symptome der unterschiedlichen Lebensmittelallergien unterscheiden sich kaum. In der Regel kommt es zu:

Im schlimmsten Fall kommt es nach Kontakt mit den Nahrungsmittelallergenen zu einem anaphylaktischen Schock mit einem Blutdruckabfall, der Bildung von Ödemen und potenziell einer Verengung der Atemwege.

Kommt es zu einer solch schweren allergischen Reaktion, sollte umgehend der Notruf verständigt werden, da es sonst zum Versagen des Herz-Kreislauf-Systems kommen kann. Personen mit schweren Nahrungsmitteallergien sollten deshalb auch immer ein Notfallset bei sich tragen.

Nussallergie erkennen

Auf Lebensmittelallergie testen: ärztliche Diagnose

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, eine Person auf das Vorliegen einer Lebensmittelallergie zu testen. In jedem Fall sollte man den Test nicht zu Hause auf eigene Faust durchführen, sondern den Allergietest in einer hausärztlichen oder allergologischen Praxis vornehmen lassen. Auch viele Praxen mit dem Schwerpunkt Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde bieten Allergietests an.

Bei der Diagnose einer Lebensmittelallergie können verschiedene Verfahren miteinander kombiniert werden. Zunächst können ein Anamnesegespräch und ein Ernährungstagebuch Aufschluss darüber geben, wann genau die Beschwerden auftreten und ob gegebenenfalls andere Allergien, wie Heuschnupfen, die Reaktionen auslösen könnten. Folgende Tests stehen dann zur Klärung zur Verfügung.

Pricktest

Weisen die Symptome auf eine Lebensmittelallergie hin, kann ein sogenannter Pricktest weiterhelfen. Dabei werden potenziell allergieauslösende Stoffe auf unterschiedliche Stellen der Haut aufgebracht. Die entsprechende Stelle wird mit einer Lanzette oberflächlich eingeritzt. Kommt es zu einer allergischen Reaktion, zeigt sich diese an der Stelle durch Rötungen oder Quaddelbildung.

Bluttest

Alternativ zu einem Hauttest kann ein Bluttest durchgeführt werden. Dazu wird Blut entnommen, auf dessen Basis im Labor eine Probe auf IgE-Antikörper gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel untersucht wird.

Intrakutantest

Ein weiterer Hauttest ist der sogenannte Intrakutantest, bei dem eine kleine Menge allergieauslösender Stoffe direkt unter die Haut gespritzt wird. Auch hier kann eine allergische Hautreaktion an der entsprechenden Stelle auftreten.

Die Beschwerden sind in der Regel stärker als bei einem Pricktest, auch die Wahrscheinlichkeit falsch-positiver Ergebnisse ist höher. Aus diesem Grund wird der Intrakutantest bei Verdacht auf Lebensmittelallergien in der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie nicht empfohlen.

Provokationstest

Beim Provokationstest werden geringe Mengen des allergieauslösenden Stoffes verzehrt. Die Menge wird allmählich gesteigert. Dies geschieht unter ärztlicher Aufsicht. Der Vorteil des Provokationstests ist, dass das Ausmaß allergischer Reaktionen im Zusammenhang mit unterschiedlichen Mengen sehr genau beobachtet werden kann.

Ein Provokationstest wird in der Regel nur durchgeführt, wenn andere Tests keine eindeutigen Ergebnisse gebracht haben.

Ausschlusstest

Eine weitere Option ist der sogenannte Ausschlusstest. Bei diesem muss die betroffene Person über mehrere Wochen eine bestimmte Diät einhalten. Begonnen wird mit einer kleinen Anzahl an erlaubten Nahrungsmitteln, etwa Kartoffeln und Reis, dann kommt jeden Tag ein neues (allergieverdächtiges) Lebensmittel hinzu.

Dieser Test ist recht aufwändig und langwierig, sodass er nur zum Einsatz kommt, wenn Standardtests kein eindeutiges Ergebnis gebracht haben.

Differenzialdiagnose besonders wichtig

Bei der Diagnose einer Lebensmittelallergie ist es besonders wichtig, zwischen einer Allergie und einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu unterscheiden. Bisweilen können die Symptome ähnlich sein, da auch Allergien zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall führen können.

Auch Kreuzallergien oder Allergien auf Medikamente als mögliche Auslöser der Beschwerden sollten bei der Diagnose in Betracht gezogen werden.

Lebensmittelallergien: Behandlung und Tipps

Aktuell gibt es leider noch keine Therapie, die, ähnlich wie eine Hyposensibilisierung bei Heuschupfen, zu einer besseren Verträglichkeit des allergieauslösenden Nahrungsmittels führen könnte. Steckt eine Kreuzallergie hinter der allergischen Reaktion, können eine Hyposensibilisierung gegen den entsprechenden Auslöser, wie Gräser oder Birkenpollen, oder die Einnahme von Antihistaminika auch die Beschwerden im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln lindern.

Tritt die Allergie im Kleinkindalter auf, kann es zudem durchaus sein, dass diese im Laufe der Zeit von selbst "ausheilt".

Ansonsten helfen die folgenden Tipps dabei, besser mit der Nahrungsmittelallergie zu leben:

  1. Meiden Sie das allergieauslösende Lebensmittel. Nutzen Sie die Möglichkeit einer Ernährungsberatung oder suchen Sie ärztlichen Rat, um bei einer gegebenenfalls notwendigen Ernährungsumstellung (beispielsweise bei Milcheiweißallergie) Informationen über Alternativen zu erhalten und Mangelerscheinungen vorzubeugen.
  2. Für jedes Lebensmittel gibt es in der Zutatenliste eines Produkts entsprechende Kennzeichnungen. Bringen Sie diese in Erfahrung, um so den Auslöser auch in industriell verarbeiteten Produkten meiden zu können.
  3. Einige Allergene sind nicht hitzebeständig – sie können bei der Zubereitung des Lebensmittels zerstört werden. Informieren Sie sich, ob das im Falle Ihrer Lebensmittelallergie eventuell auch zutrifft.
  4. Tragen Sie für den Fall einer schweren allergischen Reaktion immer ein Notfallset bei sich.

Nahrungsmittelallergien vorbeugen

Grundsätzlich kann bei Säuglingen das Stillen der Entstehung von Allergien vorbeugen. Es empfiehlt sich, Babys nach Möglichkeit vier bis sechs Monate voll zu stillen. Wird Beikost gegeben, kann in kleinen Mengen gekochtes oder verbackenes Hühnerei dazugegeben werden, um das Kind so an Hühnereiweißproteine zu gewöhnen. Das Gleiche gilt für Fisch sowie kleine Mengen Milch beziehungsweise Naturjoghurt. Keinesfalls sollten Eltern potenziell allergieauslösende Stoffe meiden, wenn keine Nahrungsmittelallergie nachgewiesen wurde.

Eine übertriebene Hygiene im Umgang mit dem Kind wird nicht empfohlen, da der Kontakt zu Fremdkörpern das Immunsystem trainiert und stabilisiert, wodurch eine fehlgeleitete Immunreaktion unwahrscheinlicher wird.

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