Frau mit Problemen mit der Gallenblase
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Gallenblase entfernen

Von: Gerlinde Felix (Wissenschafts- und Medizinjournalistin)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2017 - 17:58 Uhr

Schätzungen zufolge füllt sich die Gallenblase jedes zehnten Bundesbürgers mit Gallensteinen. Durch Gallensteine können schmerzhafte Gallenkoliken verursacht werden. Dann muss die Gallenblase komplett entfernt oder, bei Steinen in den Gallengängen, der Stein endoskopisch aus dem Gallengang entfernt, zertrümmert oder aufgelöst werden.

Steinreiche Gallenblase kann schmerzen

Die birnenförmige Gallenblase ist ein Anhängsel der Leber. Sie liegt zwischen dem Hauptstamm der Gallengänge, die aus der Leber herausführen, und dem Gallengang, der in den Zwölffingerdarm mündet. Die Aufgabe der Gallenblase ist es, die von der Leber produzierte Galle für die Fettverdauung zu speichern. Bei Bedarf zieht sich – nerval und hormonell gesteuert – die Gallenblasenwand zusammen und gibt die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm ab.

Risikofaktoren für Gallensteine sind neben einer kalorienreichen, kohlenhydratreichen Ernährung mit hoher Cholesterinzufuhr und Übergewicht auch Fastenkuren und Radikaldiäten. Wird nämlich keine Nahrung aufgenommen, entleert sich die Gallenblase nicht regelmäßig und die Gallenflüssigkeit dickt langsam ein. Auch eine ballaststoffarme Ernährung ist ungünstig, weil vermehrt Cholesterin aus dem Darm aufgenommen wird.

Wann die Gallenblase entfernen?

Steine in der Gallenblase, aber auch jene, die in die Gallengänge ausgewandert sind, können Schmerzen verursachen. Zu einer Gallenkolik kommt es beispielsweise, wenn ein Stein in die Gallengänge gelangt, und die Wand des Gallengangs zu krampfartigem Zusammenziehen veranlasst.

Befinden sich Steine in der Gallenblase und hat eine Gallenkolik über mehr als 15 Minuten stattgefunden, ist die Gallenblase mittels einer minimalinvasiven Gallenblasen-OP zu entfernen (Cholezystektomie). Es handelt sich hierbei um eine minimalinvasive, das heißt ohne Bauchschnitt erfolgende, laparoskopische Entfernung der Gallenblase. Aber keine Sorge, der Mensch kann auch ohne Gallenblase leben.

Auch wenn mögliche Gallensteine selbst keine Probleme bereiten, ist der Eingriff nötig, wenn Polypen in der Gallenblase vorliegen. Sie können nämlich zu Gallenblasenkrebs führen.

Die Gallenblase wird weiterhin bei Gallensteinen, die bereits größer als drei Zentimeter sind, oder bei einer sogenannten Porzellangallenblase mit erhöhtem Krebsrisiko entfernt. Eine Porzellangallenblase liegt vor, wenn die Gallenblasenwand infolge einer chronischen Gallenblasenentzündung verhärtet ist. Wenn die Indikation für die Operation richtig gestellt wurde, profitieren über 85 Prozent der operierten Patienten von dem Eingriff.

Nicht immer Operation nötig

Wenn beim Ultraschall zufällig Gallensteingrieß oder kleine Gallensteine entdeckt werden, die keine Schmerzen verursachen, ist keine Gallenblasen-OP nötig. Wer Gallenblasensteine hat und über Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und Druckgefühl im Oberbauch klagt, aber noch keine Gallenkolik hatte, kann es nach Rücksprache mit dem Arzt zunächst mit niedrig dosierter Ursodeoxycholsäure versuchen.

Ursodeoxycholsäure ist eine Gallensäure, die bereits in niedriger Dosierung eine antientzündliche Wirkung auf die Gallenblasenwand hat, die Steinbildung hemmt, das Entleeren der Blase fördert und die Fließfähigkeit der Galle fördert. Beschwerden wie zum Beispiel Oberbauchschmerzen und Blähungen treten dann seltener auf.

Wenn Gallensteine in den Gallengängen wandern

Kleine Steine wandern oft von alleine aus den Gallenwegen aus, wenn der Mündungsbereich des Gallengangs in den Zwölffingerdarm mit einem kleinen Schnitt erweitert wird. Befinden sich größere Steine in den Gallengängen, lassen sie sich endoskopisch mittels einer Art Fangkorb entfernen.

Gallensteine können zudem durch von außen einwirkende Stoßwellen (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, kurz ESWL) zertrümmert werden. Es ist möglich, bis zu drei Steine auf einmal zu "zerschießen". Voraussetzung für die ESWL sind freie Gallenwege, damit die Bruchstücke über den Darm ausscheidbar sind. Reine Cholesterinsteine in der Gallenblase unter fünf Millimeter Größe können auch medikamentös aufgelöst werden (Litholyse). Allerdings dauert dieser Vorgang drei Monate bis zwei Jahre und hat eine Erfolgsrate von etwa 40 Prozent.

Häufig treten – insbesondere nach einer ESWL – nach drei bis fünf Jahren erneut Gallensteine auf. Wer jedoch seine Ernährung auf "fett- und cholesterinärmer" umstellt und das Gewicht reduziert, kann der Neubildung vorbeugen. Auch der Genuss von Kaffee scheint sich positiv auszuwirken.

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