Arzt zeigt Gallensteine am Modell
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Gallensteine (Cholelithiasis): Symptome, Ursachen & wann entfernen?

Von: Miriam Kunz (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 23.03.2023 - 17:03 Uhr

Gallensteine sind feste Gebilde, die aus Gallenflüssigkeit entstehen. Oft sind sie harmlos, doch sie können auch zu einer Entzündung der Gallenblase oder einer schmerzhaften Gallenkolik führen. Bei der Entscheidung, ob man die Gallensteine entfernen sollte, spielen Größe, Lage und Art der Steine eine entscheidende Rolle. Welche Ursache haben Gallensteine und was für Symptome treten auf? Wie man eine Cholelithiasis erkennt und warum es wichtig ist, einmal festgestellte Steine regelmäßig kontrollieren zu lassen, lesen Sie hier.

Definition: Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind Steine, die sich aus der Gallenflüssigkeit bilden. Sie können in Größe und Bestandteilen variieren. Gallensteine kommen sehr häufig vor, Frauen sind ungefähr doppelt so oft betroffen wie Männer. Das Vorhandensein von Gallensteinen in Gallenblase und Gallenwegen wird auch als Cholelithiasis bezeichnet.

Die Gallenflüssigkeit (oder Galle) wird für die Fettverdauung in der Leber gebildet. Die Gallenblase ist dabei nur ein Zwischenspeicher, der nach einer fettreichen Mahlzeit in den Zwölffingerdarm entleert wird.

Aufgaben der Gallenflüssigkeit sind:

  • die Lösung von Nahrungsfetten (Emulgation) und Vitaminen, um diese aufnehmen zu können
  • die Abgabe von Cholesterin (dies ist der einzige Weg des Körpers, einmal gebildetes Cholesterin auszuscheiden)

Wie entstehen Gallensteine?

Die Ursache der Gallensteine liegt in einer zu hohen Konzentration festigender Bestanteile (sogenannter steinbildender Substanzen) bei zu wenig flüssigen Anteilen (sogenannten steinlösenden Bestandteilen wie Gallensäuren und Lecithin). Vergleichbar ist die Entstehung der Steine mit dem Auskristallisieren von Salz beim Verdampfen von Salzwasser: Bei genügend Wasser (dies entspricht dem steinlösenden Bestandteil) löst sich das Salz vollständig (dies entspricht der steinbildenden Substanz). Verdampft das Wasser jedoch, kristallisiert das Salz aus – vergleichbar mit der Bildung von Gallensteinen.

Gallensteine müssen nicht zwingend erst in der Gallenblase entstehen, wobei dies jedoch die typische Lokalisation ist, weshalb auch von Gallenblasensteinen die Rede ist. Es ist auch möglich, dass die Galle schon in den Gallengängen der Leber (intrahepatische Gallengänge) auskristallisiert, oder im Gallengang zum Darm (Ductus Choledochus). Gallensteine können daher auch ohne Gallenblase vorkommen.

Woraus bestehen Gallensteine?

Gallensteine können aus verschiedenen steinbildenden Substanzen bestehen:

  • Cholesterin (80 Prozent der Fälle) – vor allem bei erhöhtem Cholesterin
  • Bilirubin (10 Prozent der Fälle) – Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin
  • Calciumcarbonat (10 Prozent der Fälle) – diese Art von Steinen entsteht meistens infolge von bakteriellen Infektionen

Man unterscheidet je nach Substanz Cholesterinsteine, Calciumcarbonatsteine und Bilirubinsteine (Pigmentsteine).

Risikofaktoren einer Cholelithiasis

Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Entstehung der Gallensteine. Es gibt einen erheblichen genetischen Anteil, den man nicht beeinflussen kann. Daneben spielt jedoch die Ernährung ebenfalls eine große Rolle. Vor allem, wer fett- und cholesterinreich isst, erhöht das Risiko, an Gallensteinen zu erkranken. Ratsam ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit, wobei Kaffee nicht zur Trinkmenge zählt. Es gibt jedoch verschiedene Arten von Gallensteinen, auf deren Entstehung Betroffene teilweise leider gar nicht einwirken können.

Die Risikofaktoren werden als die sogenannte 6-F-Regel abgekürzt:

  1. Fat (Deutsch: Übergewicht, Adipositas): Hierunter fallen sowohl die Ernährung als auch verschiedene Krankheiten, die mit Übergewicht assoziiert sind – wie Diabetes mellitus Typ II oder das metabolische Syndrom.
  2. Female (Deutsch: weiblich): Weibliche Hormone begünstigen ebenfalls die Entstehung der Gallensteine.
  3. Fertile (Deutsch: fruchtbar): Schwangerschaftshormone erhöhen zusätzlich das Risiko für Gallensteine.
  4. Forty (Deutsch: vierzig): Bei über 40-Jährigen wird ein vermehrtes Vorkommen von Gallensteinen festgestellt.
  5. Fair (Deutsch: hellhäutig): Eine helle Hautfarbe ist mit einem höheren Risiko assoziiert.
  6. Family (Deutsch: Familie): Hiermit gemeint ist die familiäre Häufung des Vorkommens. Es spielt vor allem auf die genetischen Faktoren der Gallensteinentstehung an.

Symptome bei Gallensteinen: Welche Beschwerden hat man?

Gallensteine sind sehr häufig und liegen bei etwa einem Fünftel der Erwachsenen in Deutschland vor. Nur wiederum ein Fünftel der Betroffenen, also vier Prozent der erwachsenen Deutschen, haben Symptome, die auf eine Entzündung der Gallenblase hindeuten. Obwohl es in der Medizin Krankheitsbilder gibt, die bei Frauen und Männern unterschiedliche Symptome zeigen (zum Beispiel Herzinfarkte), sind die Symptome der Frau bei Gallensteinen vergleichbar mit denen des Mannes.

Zu den möglichen Anzeichen gehören:

  • Gallenkoliken, also sehr starke Schmerzen im Bereich des Oberbauches, die dadurch entstehen, dass Gallensteine durch den Gallengang wandern. Charakteristisch ist ein krampfartiger Schmerz, der immer wieder ansteigt und abnimmt.
  • Häufig zeigen sich die Beschwerden auch als ausstrahlender Schmerz, etwa Schmerzen in der rechten Schulterregion, im Magenbereich oder Rückenschmerzen
  • Bauchschmerzen, vor allem im oberen Bereich
  • unspezifische Symptome, die auch viele andere Ursachen haben können: Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Blähungen oder Durchfall
  • bei Abgang von Gallensteinen: Gallensteine im Stuhl (ähnlich einem Kieselstein)
  • zusätzlich bei Gallengangsstau (auch bekannt als Gallenstau):

Typisch ist ein Auftreten der Symptome nach fettreichen Mahlzeiten und bei Nacht.

Diagnostiziert werden Gallensteine durch eine gewöhnliche Ultraschall-Untersuchung des Oberbauchs.

Ab welcher Größe muss man Gallensteine entfernen?

Die Behandlung der Gallensteine erfordert in manchen Fällen das chirurgische Entfernen der Gallensteine: Hierbei wird die gesamte Gallenblase entfernt (Cholezystektomie). Die Entscheidung darüber, ob eine Gallensteinentfernung notwendig ist, hängt in erster Linie nicht von der Größe der Steine ab, sondern von den individuellen Beschwerden. Werden zum Beispiel in einer Ultraschall-Untersuchung zufällig Gallensteine entdeckt, die keinerlei Beschwerden verursachen, kann man diese zumeist erst einmal beobachten. Hierbei sollten für gewöhnlich die Blutwerte und Leberwerte regelmäßig überwacht werden.

Nur wenige Kriterien führen dazu, dass man früher handeln muss und eine Operation erforderlich wird:

  • Zeichen einer chronischen Entzündung, sogenannte Porzellangallenblase oder Schrumpfgallenblase
  • große Gallenblasenpolypen, also gutartige Wucherungen in der Gallenblase
  • Gallensteine, die im Durchmesser größer als 3 cm sind

Verursachen die Gallensteine Beschwerden, besteht die Therapie in einer OP, um die Beschwerden nachhaltig zu behandeln. Kommt es zu einem Gallenstau in den Gallenwegen, können die Gallensteine oft auch endoskopisch im Rahmen einer Gallengangsspiegelung (ERCP) entfernt und der Abfluss der Gallenwege wieder hergestellt werden.

Gallensteine auflösen ohne OP?

Es gibt die Möglichkeit, manche Gallensteinarten durch Medikamente aufzulösen. Dies ist allerdings umstritten, da hierbei große Gallensteine zu kleinen werden und dadurch das Risiko für Komplikationen erhöht wird. Kleine Steine können leichter in den Gallengang eindringen und somit zu weiteren Beschwerden führen. Anders als teilweise bei Nierensteinen wird daher auch vom Zertrümmern der Steine durch Stoßwellen abgesehen.

Hausmittel zur Behandlung von Gallensteinen gibt es nicht. Die richtige Ernährung kann aber dazu beitragen, die Produktion von Gallenflüssigkeit anzuregen und der Ausbildung weiterer Gallensteine vorzubeugen. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Artikel über die richtige Ernährung bei Gallensteinen.

Ist es schlimm, wenn man Gallensteine hat?

Viele Menschen haben Gallensteine, ohne jemals etwas davon zu spüren. Ob eine Gefahr besteht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und sollte im individuellen Fall mit einer*einem Ärztin*Arzt besprochen werden. In den meisten Fällen sind Gallensteine jedoch zunächst harmlos.

Gallensteine können aber gefährlich sein, da es möglich ist, dass sie zu verschiedenen Komplikationen führen. Diese Komplikationen stehen vor allem mit sogenannten Steinabgängen in Verbindung. Der Gallengang läuft bei den meisten Menschen vor seiner Mündung in den Dünndarm mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse zusammen. Die Mündung in den Dünndarm ist hierbei besonders eng, um ein Rücklaufen von Darminhalt in die Organe zu verhindern. Drückt sich also ein Stein von der Gallenblase in das Gangsystem, kann es sein, dass er an der Mündung der beiden Gänge stecken bleibt und es zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit und der Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse kommt. Diese Verdauungssäfte sind sehr aggressiv und können eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse hervorrufen.

Bei sehr großen Steinen, die in den Dünndarm gelangt sind, kann es außerdem zu einer mechanischen Obstruktion (Verstopfung) des Darmes kommen, vor allem bei zuvor bestehenden Engstellen (sogenannter Gallenstein-Ileus). Dieses Krankheitsbild verlangt ein schnelles medizinisches Eingreifen. Auffällige Warnzeichen hierbei sind stärkste Schmerzen und Durchfall.

Auch kann die Entzündung der Gallenblase in eine generalisierten Entzündung übergehen (Sepsis). Daneben kann die Gallenblasenentzündung auch einen Durchbruch der Gallenblasenwand zur Folge haben. Wenn der Inhalt der Gallenblase in die Bauchhöhle ausläuft, kann es zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es infolge von Gallensteinen zu einer bedrohlichen Komplikation kommt, ist jedoch sehr gering und wird durch das meistens frühzeitige Erkennen der Steine in Vorsorgeuntersuchungen stark minimiert.

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