L-Thyroxin in Tablettenform
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L-Thyroxin (Levothyroxin): Nebenwirkungen, Einnahme & Dosierung

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.04.2023 - 14:17 Uhr

L-Thyroxin (Levothyroxin) wird in erster Linie zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt. Daneben kann der Wirkstoff aber auch zur Therapie eines Kropfes (Struma) sowie in speziellen Fällen bei einer Schilddrüsenüberfunktion verwendet werden. Normalerweise ist L-Thyroxin gut verträglich, sodass im Rahmen der Therapie keine Nebenwirkungen auftreten. Bei zu niedriger oder zu hoher Dosierung kann es aber zu gesundheitlichen Beschwerden kommen. An welchen Symptomen ist eine Überdosierung oder zu niedrige Dosierung zu erkennen? Was sollte man bei der Einnahme von L-Thyroxin beachten und darf das Mittel auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden? Das erfahren Sie hier!

L-Thyroxin: Wirkung & Anwendungsgebiete

Das synthetisch hergestellte Hormon L-Thyroxin, auch Levothyroxin, wird in Form von Natriumsalz (deshalb häufig der Zusatz "Natrium" in Markennamen) oral als Kapseln oder Tabletten eingenommen. Es entspricht in seiner Wirkung dem körpereigenen Hormon Thyroxin (T4). Dieses wird normalerweise in ausreichender Menge in der Schilddrüse produziert. Zusammen mit Trijodthyronin (T3), einem anderen Schilddrüsenhormon, ist Thyroxin an den verschiedensten Prozessen im Körper beteiligt. Dazu zählen unter anderem der Glukose-, Bindegewebs- und Fettstoffwechsel, die Erhöhung der Wärmeproduktion des Körpers, die Kontraktionskraft und Frequenz des Herzens und das Knochenwachstum.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) stellt der Körper zu wenig Thyroxin her. Um gesundheitliche Beschwerden zu verhindern, muss dem Körper künstlich hergestelltes L-Thyroxin zugeführt werden.

Neben einer Schilddrüsenunterfunktion gibt es aber noch weitere Anwendungsgebiete von L-Thyroxin. Das Hormon wird nämlich auch verabreicht,

  • wenn eine gutartige Vergrößerung der Schilddrüse (Struma oder "Kropf") vorliegt
  • um einer erneuten Kropf-Bildung nach einer erfolgreichen Operation vorzubeugen
  • wenn die Schilddrüse teilweise oder ganz entfernt werden musste (beispielsweise aufgrund eines Schilddrüsenkarzinoms)
  • wenn bei einer Schilddrüsenüberfunktion wieder eine normale Funktion der Schilddrüse erreicht wurde (hier kommt das Hormon gemeinsam mit Thyreostatika zum Einsatz)

Levothyroxin wird durch den Körper relativ langsam aufgenommen und abgebaut. Die Halbwertszeit, also die Zeit, in der noch circa die Hälfte des Wirkstoffes nachgewiesen werden kann, beträgt etwa eine Woche.

L-Thyroxin: Nebenwirkungen meist durch Überdosierung

L-Thyroxin gilt allgemein als gut verträglich. Deswegen treten bei ordnungsgemäßer Einnahme nur selten Nebenwirkungen auf. Wenn die Höhe der Dosis nicht vertragen wird oder eine Überdosierung vorliegt, können die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten.

Nebenwirkungen von L-Thyroxin sind dann unter anderem:

Kommt es während der Einnahme von L-Thyroxin bei Ihnen zu diesen Nebenwirkungen, sollten Sie immer ärztlichen Rat suchen. Eventuell ist es dann sinnvoll, die Dosis für einige Tage zu verringern oder die Einnahme der Tabletten ganz auszusetzen. Sind die Nebenwirkungen abgeklungen, kann die Behandlung mit einer geringen Dosis erneut aufgenommen werden. Unterbrechen Sie die Behandlung oder reduzieren Sie die Dosis aber nicht auf eigene Faust, um Schäden für die Gesundheit zu vermeiden.

L-Thyroxin zu niedrig dosiert – welche Symptome gibt es?

Die richtige Dosierung von L-Thyroxin zu finden, kann gerade zu Beginn einer langfristigen Therapie bei einer Schilddrüsenunterfunktion schwierig sein. Neben einer zu hohen Dosis kann auch eine zu niedrige Dosierung Symptome bei den Betroffenen auslösen. Genauer gesagt kommt es dann meist schlicht zu keiner Besserung der bereits bestehenden Beschwerden, die die Unterfunktion der Schilddrüse auslöst. Dazu gehören beispielsweise Müdigkeit, vermehrtes Frieren, Verstopfung oder eine trockene und verdickte Haut. Zeigt die Therapie keine Wirkung, sollte die Höhe der Dosis noch einmal ärztlich besprochen werden.

Dosierung von L-Thyroxin

Die genaue Dosierung von L-Thyroxin richtet sich immer nach der Ursache der Behandlung. So werden beispielsweise bei der Behandlung eines Kropfs von Beginn an höhere Dosierungen eingesetzt als bei einer Schilddrüsenunterfunktion.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird zunächst mit einer niedrigen Dosis begonnen, die dann bei Bedarf weiter gesteigert werden kann. Speziell für Betroffene, die an einer schweren oder bereits seit längerem bestehenden Schilddrüsenunterfunktion leiden, ist eine niedrige Anfangsdosis wichtig. Aber auch bei älteren oder sehr schlanken Personen sowie bei Personen, die an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße leiden, wird eine niedrige Anfangsdosis gewählt.

Häufig wird bei einer Schilddrüsenunterfunktion mit einer Dosis zwischen 25 und 50 Mikrogramm begonnen. Diese kann im Laufe der Zeit weiter langsam bis maximal 100 bis 200 Mikrogramm gesteigert werden. Auch bei der Therapie eines Kropfes kann solch eine hohe Dosierung notwendig werden.

Bei Kindern richtet sich die Dosierung neben dem Alter auch wesentlich nach dem Gewicht des Kindes. Generell sollten Sie sich bei der Dosierung von L-Thyroxin immer an die ärztlichen Anweisungen halten.

Überdosierung vermeiden

Wenn Sie eine Überdosis L-Thyroxin eingenommen haben, können dadurch die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden. Diese geht unter anderem mit Anzeichen wie Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen, Hitzegefühl und übermäßigem Schwitzen sowie innerer Unruhe, Zittern und Schlaflosigkeit einher.

Wenn Sie eine Tablette vergessen haben, sollten Sie die Dosis deswegen nicht nachholen. Behalten Sie stattdessen den vorgegebenen Einnahmerhythmus bei.

Eine Überdosierung kann nicht nur durch die Einnahme von zu vielen Tabletten entstehen, sondern auch durch eine falsch eingestellte Dosis. Deswegen sollten Sie Ihre Schilddrüsenwerte regelmäßig ärztlich überprüfen lassen. Hier ist insbesondere der TSH-Wert von Bedeutung, da durch das Thyreoidea-stimulierende Hormon die Bildung von Thyroxin angeregt wird. Wichtig sind solche Untersuchungen besonders in der Einstellungsphase, in der Schwangerschaft sowie bei einer Veränderung der Dosis.

Wichtiges zur Einnahme von L-Thyroxin

L-Thyroxin sollte täglich eingenommen werden. Passt die verschriebene Dosierung nicht zur Dosis der einzelnen Tablette, kann diese geteilt werden. Wichtig: Man sollte den Einnahmezyklus nicht eigenständig verändern und L-Thyroxin beispielsweise nur alle zwei Tage einnehmen.

Die gesamte Tagesdosis Levothyroxin sollte idealerweise morgens unzerkaut und auf nüchternen Magen (mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück) eingenommen werden. Dadurch kann das Hormon, das generell schlecht resorbierbar ist, besser in den Körper aufgenommen werden. Nehmen Sie die Tablette mit etwas Wasser ein, nicht aber mit Kaffee. Auch dieser kann die Aufnahme des Wirkstoffes im Körper behindern. Deshalb sollte auch bis etwa 30 Minuten nach der Einnahme von L-Thyroxin kein Kaffee getrunken werden.

Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion oder mit einer (teilweise) entfernten Schilddrüse müssen meist ihr Leben lang ein Hormonersatz-Präparat einnehmen. Wird ein gutartiger Kropf behandelt, liegt die Dauer der Einnahme meist zwischen einem bis eineinhalb Jahren. Dann wird Levothyroxin in der Regel mit Jodtabletten kombiniert.

Wechselwirkungen: Was darf nicht mit L-Thyroxin eingenommen werden?

Einige Medikamente hemmen beziehungsweise vermindern die Aufnahme von L-Thyroxin und sollten deswegen nicht gemeinsam mit dem künstlichen Hormon eingenommen werden. Sind Sie auf die regelmäßige Einnahme anderer Medikamente angewiesen, besprechen Sie dies mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin. Dann kann, falls nötig, ein alternativer Wirkstoff ausgewählt oder ein ausreichend zeitlich versetzter Einnahmezeitpunkt gewählt werden, sodass sich die unterschiedlichen Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit nicht beeinflussen.

Zu diesen Mitteln zählen unter anderem Colestyramin und Colestipol. Ebenso gilt dies für magensäurebindende Antazida, Calciumcarbonat und Medikamente, die Eisen enthalten. Zudem sorgen Arzneimittel wie Glukokortikoide, Betablocker, jodhaltige Kontrastmittel und Propylthiouracil dafür, dass L-Thyroxin im Körper schlechter in seine wirksamere Form umgewandelt werden kann.

Daneben können weitere Medikamente die Wirksamkeit von L-Thyroxin beeinflussen, so unter anderem:

  • Phenytoin, ein Antiepileptikum
  • Salicylate, also schmerz- und entzündungshemmende Mittel (zum Beispiel ASS)
  • Furosemid, ein Wirkstoff zur Entwässerung
  • Sertralin, ein Antidepressivum
  • Proguanil und Chloroquin, beides Arzneimittel zur Malariaprophylaxe
  • Barbiturate, Wirkstoffe zur Beruhigung und Schlafförderung
  • Clofibrat zur Senkung der Blutfettwerte
  • Amiodaron zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
  • Dicumarol, ein gerinnungshemmender Wirkstoff

Bei Frauen, die hormonell verhüten (beispielsweise mit der Antibabypille), muss berücksichtigt werden, dass dadurch der Bedarf an L-Thyroxin ansteigen kann. Gleiches gilt für Frauen, die nach den Wechseljahren eine Hormonersatztherapie machen.

Einfluss auf andere Medikamente

L-Thyroxin wird in seiner Wirkung nicht nur durch andere Medikamente verstärkt oder gehemmt, sondern kann auch selbst andere Wirkstoffe beeinflussen. In erster Linie sind davon Cumarinderivate betroffen, die die Blutgerinnung hemmen. Ihre Wirkung wird durch das Schilddrüsenhormon verstärkt.

Genau den gegenteiligen Effekt hat L-Thyroxin auf Medikamente, die den Blutzucker senken (Antidiabetika). Diese werden in ihrer Wirkung abgeschwächt.

Wechselwirkungen mit Lebensmitteln

Neben Medikamenten kann es auch mit bestimmten Lebensmitteln zu Wechselwirkungen kommen. So sollten Sie, wie bereits erwähnt, das künstliche Hormon nicht gleichzeitig mit einer Tasse Kaffee einnehmen, da dadurch die Aufnahme ins Blut gehemmt wird und die Hormonkonzentration im Blut erheblich absinken kann.

Ebenso kann durch Sojaprodukte die Aufnahme von L-Thyroxin aus dem Darm behindert werden. Falls Sie häufiger Sojaprodukte essen, sollten Sie dies bei Ihrem nächsten Arztbesuch ansprechen.

Wann sollte man L-Thyroxin nicht anwenden?

L-Thyroxin darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt. Ebenso darf das Hormon nicht von Patient*innen mit einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion eingenommen werden.

Darüber hinaus dürfen die Tabletten auch bei den folgenden Erkrankungen nicht angewendet werden:

  • akuter Herzinfarkt oder akute Herzmuskel- beziehungsweise Herzwandentzündung
  • unbehandelte Nebennierenrindenschwäche
  • unbehandelte Schwäche der Hirnanhangdrüse
  • Autonomie der Schilddrüse (unkontrollierte Produktion von Schilddrüsenhormonen)

L-Thyroxin in der Schwangerschaft und Stillzeit

Levothyroxin kann während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden, ohne dass dadurch Nebenwirkungen oder Risiken für Mutter und Kind zu befürchten sind. Vielmehr ist es wichtig, dass die Therapie auch während der Schwangerschaft fortgesetzt wird, um körperliche Probleme zu vermeiden.

Bei schwangeren Frauen sollten die Schilddrüsenwerte in regelmäßigen Abständen (circa alle ein bis zwei Monate) kontrolliert werden. Durch den erhöhten Östrogenspiegel kann es nämlich passieren, dass der Bedarf an Thyroxin während der Schwangerschaft steigt. Dann ist eine Anpassung der Dosierung nötig.

Während der Stillzeit gehen geringe Mengen des Hormons in die Muttermilch über, allerdings gilt die Dosis als unbedenklich.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist zu beachten, dass L-Thyroxin nicht gemeinsam mit Thyreostatika, die zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion dienen, eingenommen werden darf. Thyreostatika dürfen schwangeren Frauen allgemein nur niedrig dosiert verabreicht werden, da sie über die Plazenta in den Kreislauf des Kindes gelangen und eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen können.

Spätfolgen: Ist L-Thyroxin auf Dauer schädlich?

Durch die Einnahme von L-Thyroxin kommt es normalerweise nicht zu gesundheitlichen Spätfolgen. Die Schilddrüsenwerte werden regelmäßig medizinisch überwacht, sodass eventuelle Probleme schnell bemerkt werden. Wichtig ist dabei natürlich, dass das Mittel nach ärztlicher Verschreibung angewendet wird, da Levothyroxin, wenn es zu niedrig oder zu hoch dosiert wird, durchaus Nebenwirkungen auslösen kann.

So kann eine Überdosierung in seltenen Fällen (insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren) das Risiko für die Entstehung von Osteoporose steigern. Bei Kindern kann eine Überdosierung von L-Thyroxin in seltenen Fällen zu einer frühzeitigen Verwachsung der Schädelknochen und einem frühzeitigen Ende des Wachstums führen.

Kann man L-Thyroxin irgendwann wieder absetzen?

In den meisten Fällen muss L-Thyroxin zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion ein Leben lang eingenommen werden. In Einzelfällen kann aber auch der Versuch unternommen werden, unter ärztlicher Kontrolle den Wirkstoff wieder abzusetzen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Betroffene zu Beginn der Behandlung nur leicht erhöhte THS-Werte (also eine leichte Unterfunktion) aufwiesen. Auch Betroffene, denen ein Teil der Schilddrüse entfernt werden musste, können gegebenenfalls das Arzneimittel wieder absetzen, wenn die Produktion von Schilddrüsenhormonen durch den restlichen Teil der Schilddrüse auf Dauer ausreicht.

Auch in diesen Fällen sollten die Schilddrüsenwerte (TSH-Wert) aber weiter regelmäßig kontrolliert werden.

Mit L-Thyroxin abnehmen?

L-Thyroxin darf generell nur auf ärztliche Anweisung eingenommen und zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt werden. Trotzdem wird das Hormon immer wieder als Abnehmpille missbraucht, da es den Stoffwechsel anregt. Von der Einnahme von L-Thyroxin zum Abnehmen ist jedoch dringend abzuraten. Zum einen ist wissenschaftlich nicht beweisen, dass es durch den Einsatz zu einem Gewichtsverlust kommt. Zum anderen ist das Mittel für diese Anwendung nicht zugelassen und kann ernste Folgen für die Gesundheit haben. Darüber hinaus kann Levothyroxin auch das Hungergefühl steigern, weshalb einige Betroffene zu Beginn der Therapie durch die gesteigerte Nahrungsaufnahme sogar eine Gewichtszunahme bei sich feststellen.

L-Thyroxin ist ein Wirkstoff, der wesentlichen Einfluss auf verschiedene körperliche Prozesse nimmt. Wird das Hormon ohne medizinische Notwendigkeit und regelmäßige ärztliche Kontrolle eingenommen, kann dies zu schweren Nebenwirkungen führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es mit Medikamenten, die einen Gewichtsverlust anvisieren, kombiniert wird. So kann durch einen zu hohen Thyroxinspiegel das Risiko für eine Insulinresistenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Osteoporose ansteigen.

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