Junge Frau mit Kropf durch Schilddrüsenüberfunktion
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Schilddrüsenüberfunktion: Symptome & Behandlung der Hyperthyreose

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.02.2024 - 10:30 Uhr

Etwa 0,4 bis 1 Prozent der Menschen in Deutschland sind von einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) betroffen. Bei der Erkrankung produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Da die Schilddrüsenhormone unseren Stoffwechsel beeinflussen, kann dies zahlreiche Symptome mit sich bringen. Ursache der Beschwerden ist in den meisten Fällen entweder eine Schilddrüsenautonomie oder die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Wird die Schilddrüsenüberfunktion richtig behandelt, ist für die Betroffenen in der Regel aber ein normales Leben möglich. Mehr zu Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion sowie zu Diagnose und Behandlung erfahren Sie hier.

Produktion von Hormonen in der Schilddrüse

In der Schilddrüse werden die lebenswichtigen Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) produziert. Sie beeinflussen im Körper viele zentrale Prozesse, beispielsweise den Kreislauf, den Stoffwechsel und das Wachstum, aber auch unser psychisches Wohlbefinden. Zudem wird in der Schilddrüse das Hormon Calcitonin gebildet, das beim Calcium- und Knochenstoffwechsel eine wichtige Rolle spielt.

Die Abgabe der Schilddrüsenhormone ins Blut wird über das sogenannte Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) reguliert, das in der Hypophyse (also der Hirnanhangdrüse) gebildet wird.

Produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose. Ist das Gegenteil der Fall und es werden zu viele Hormone gebildet, wird dies als Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose bezeichnet.

Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion

Einer Schilddrüsenüberfunktion können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. In etwa 95 Prozent der Fälle werden die für eine Schilddrüsenüberfunktion typischen Anzeichen durch Morbus Basedow oder eine Autonomie der Schilddrüse verursacht.

Daneben gibt es jedoch auch weitere, seltene Ursachen, die sich hinter einer Schilddrüsenüberfunktion verbergen können. Zu diesen gehören unter anderem:

  • eine Entzündung der Schilddrüse
  • hormonproduzierende Tumore
  • eine zu hoch dosierte Schilddrüsenhormontherapie (beispielsweise bei Schilddrüsenunterfunktion oder nach einer Schilddrüsen-Operation)

Auch bei der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis kann es vorübergehend zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Diese geht im Krankheitsverlauf aber in eine Unterfunktion über.

Morbus Basedow als Ursache

Bei Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Antikörper gegen die Schilddrüse bildet. Diese sogenannten TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) docken an bestimmten Oberflächenzellen der Schilddrüse an und nehmen dort den Platz des Hypophysenhormons TSH ein, das normalerweise die Produktion der Schilddrüsenhormone reguliert.

Die Antikörper stimulieren zwar ebenfalls die hormonbildenden Zellen der Schilddrüse, doch diese produziert nun Hormone unabhängig vom tatsächlichen Bedarf. Die Folge ist eine Schilddrüsenüberfunktion.

Wie es zur Entstehung von Morbus Basedow kommt, ist nicht genau geklärt. Vermutlich spielen genetische Faktoren eine Rolle.

Schilddrüsenautonomie als Ursache

Bei einer Autonomie der Schilddrüse entstehen Schilddrüsenknoten in denen eigenständig Hormone gebildet werden. Deren Produktion wird nicht mehr durch die Hypophyse gesteuert. Von einer solchen Autonomie können entweder die gesamte Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche, die als autonome Adenome bezeichnet werden, betroffen sein.

Häufig wird eine Schilddrüsenautonomie durch einen Jodmangel verursacht. Ist im Körper zu wenig Jod vorhanden, versucht die Schilddrüse den Mangel durch Wachstum auszugleichen: Es kommt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf) und knotigen Veränderungen im Gewebe.

Welche Symptome hat man bei Schilddrüsenüberfunktion?

Wie merkt man nun, dass man eine Schilddrüsenüberfunktion hat? Durch die Vergrößerung der Schilddrüse und die erhöhte Produktion der Hormone Trijodthyronin und Thyroxin kann es unter anderem zu folgenden Symptomen kommen:

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es für gewöhnlich nicht zu einer Gewichtszunahme. Das ist eher bei einer Schilddrüsenunterfunktion der Fall.

Zusätzliche Symptome bei Morbus Basedow

Bei Morbus Basedow kann es neben den bereits genannten Symptomen außerdem in seltenen Fällen zu einer teigigen Schwellung der Haut kommen – einem sogenannten Myxödem. Besonders oft sind davon Arme, Beine, Hände und Füße betroffen.

Daneben macht sich die Erkrankung aber vor allem an den Augen bemerkbar: Aufgrund von Entzündungen zeigen sich Symptome wie ein Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit, vermehrter Tränenfluss und ein unangenehmes Druckgefühl. Häufig treten die Augen auch leicht nach vorne.

Unterschiedliche Symptome bei Frau und Mann?

Kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion, treten in der Regel bei Frau und Mann keine unterschiedlichen Symptome auf. Bei Frauen kann es lediglich zusätzlich zu den bereits genannten Beschwerden zu Unregelmäßigkeiten bei der Periode, wie verstärkten Blutungen oder einem Ausbleiben der Menstruation, kommen.

Thyreotoxische Krise als gefährliche Komplikation

In sehr seltenen Fällen kann bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine thyreotoxische Krise als Komplikation auftreten. Eine solche Krise macht sich zunächst durch Anzeichen wie hohes Fieber, einen erhöhten Puls, Rötungen der Haut an Gesicht und Oberkörper, Durchfall und Erbrechen sowie Unruhe und Angstzustände bemerkbar. Später können Bewusstseinsstörungen auftreten – im schlimmsten Fall kann die betroffene Person das Bewusstsein verlieren (thyreotoxisches Koma).

Da eine thyreotoxische Krise ein lebensbedrohlicher Zustand ist, sollte sofort der Notruf verständigt werden.

Eine thyreotoxische Krise wird häufig durch die Gabe von jodhaltigen Medikamenten oder Röntgenkontrastmitteln ausgelöst. Daneben kommen als mögliche Ursachen aber auch Infektionen, Operationen, Stresssituationen, eine Schwangerschaft sowie das Absetzen der Schilddrüsenmedikamente infrage.

Eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostizieren

Zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion werden eine Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren angewendet. Die bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftretenden Symptome liefern oft bereits erste Hinweise auf die Erkrankung.

Durch eine Blutuntersuchung, bei der die Konzentration des Hormons TSH sowie der Schilddrüsenhormone bestimmt wird, können weitere Erkenntnisse gewonnen werden: Ist der TSH-Wert niedrig, deutet dies auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Im Gegensatz dazu ist der Wert der Schilddrüsenhormone meist erhöht. Bei Morbus Basedow liegt außerdem eine große Menge an Schilddrüsenantikörpern im Blut vor.

Untersuchung mit bildgebenden Verfahren

Nach der Blutuntersuchung kann der*die behandelnde Arzt*Ärztin die Diagnose durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Szintigrafie stützen.

Mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung können die Größe und die Struktur der Schilddrüse besser beurteilt werden. Eventuell werden anschließend auch Gewebeproben zur näheren Untersuchung entnommen.

Besteht der Verdacht, dass eine Schilddrüsenautonomie vorliegt, wird eine Szintigrafie durchgeführt. Dafür bekommt die betroffene Person eine radioaktive Substanz in die Vene gespritzt. Diese wird von den Bereichen der Schilddrüse, die besonders viele Hormone produzieren (sogenannte "heiße Knoten"), verstärkt aufgenommen. So kann bei der Betrachtung durch eine spezielle Kamera gesundes von krankem Gewebe unterschieden werden. Die Belastung durch die Strahlen ist dabei gering und entspricht etwa der einer Röntgenaufnahme.

Behandlung: Was tun bei Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel zunächst mit Medikamenten behandelt. Häufig reicht eine solche medikamentöse Therapie alleine jedoch nicht aus, um die Funktionsstörung zu heilen. In solchen Fällen stehen als weitere Behandlungsmöglichkeiten eine Radiojodtherapie oder eine Operation zur Verfügung.

Medikamente bei Schilddrüsenüberfunktion

In der Regel werden zu Beginn der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion sogenannte Thyreostatika verabreicht, die die Produktion und/oder die Abgabe der Schilddrüsenhormone ins Blut hemmen. Da im Körper zunächst noch eine erhöhte Konzentration der Hormone vorhanden ist, dauert es einige Zeit, bis eine Verbesserung der Beschwerden eintritt.

Bei Morbus Basedow wird nach etwa ein bis eineinhalb Jahren überprüft, ob sich die Werte normalisiert haben und somit ein Ausschleichen der Tabletten möglich ist. Sind die Werte weiterhin hoch oder kommt es nach dem Ende der Therapie erneut zu einer Schilddrüsenüberfunktion, muss entschieden werden, ob eine Operation oder eine Radiojodtherapie durchgeführt werden sollte. Dies ist bei etwa 50 Prozent der Betroffenen der Fall.

Bei einer Schilddrüsenautonomie ist fast immer eine Operation oder eine Radiojodtherapie nötig, da die Medikamente die autonomen Regionen, also die Schilddrüsenknoten, nicht beseitigen können. In diesen Fällen dient die medikamentöse Therapie also nur dazu, die Zeit bis zu einer weiteren Behandlung zu überbrücken.

In einigen Fällen werden neben Thyreostatika auch Betablocker verschrieben, die den Herzschlag verlangsamen und so Symptome wie das bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftretende Zittern abschwächen.

Radiojodtherapie bei Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Radiojodtherapie wird der erkrankten Person radioaktives Jod verabreicht, das in der Schilddrüse gespeichert wird. Durch die radioaktive Strahlung werden die Schilddrüsenzellen zerstört. Betroffen sind in erster Linie Zellen, die besonders viele Hormone produzieren, denn sie nehmen vermehrt Jod auf. Bei einer Schilddrüsenautonomie werden insbesondere die aktiven Knoten in der Schilddrüse von dem radioaktiven Jod erreicht. Bei Morbus Basedow sind dagegen alle Zellen betroffen.

Als unerwünschte Folge der Behandlung kann eine Schilddrüsenunterfunktion auftreten – in einigen Fällen auch erst Jahre nach der Radiojodtherapie. Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen lässt sich eine solche Unterfunktion jedoch meist gut in den Griff bekommen. Die Medikamente müssen allerdings ein Leben lang eingenommen werden.

Operation bei Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Operation der Schilddrüse wird diese in Teilen (Strumaresektion) oder vollständig (Thyreoidektomie) entfernt. Eine OP wird unter anderem durchgeführt, wenn eine Schilddrüsenautonomie die Ursache der Überfunktion darstellt oder wenn Menschen mit Morbus Basedow trotz medikamentöser Therapie einen Rückfall erleiden. Daneben kann auch operiert werden, wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist und auf die Luftröhre drückt, wenn ein Verdacht auf einen bösartigen Tumor vorliegt oder wenn die betroffene Person auf eine Radiojodtherapie verzichten möchte (beispielsweise, wenn bei Frauen ein Kinderwunsch besteht).

Eine Operation kann erst durchgeführt werden, wenn der Schilddrüsenhormonspiegel zuvor durch Medikamente normalisiert wurde, um Komplikationen während und nach der OP zu vermeiden.

Mögliche Risiken einer OP sind eine Beeinträchtigung der benachbarten Nebenschilddrüse sowie eine Verletzung des Stimmbandnervs. In seltenen Fällen (etwa 0,2 bis 2 Prozent) kann es auch zu einer Lähmung der Kehlkopfmuskeln kommen.

Häufig müssen nach der Operation Schilddrüsenhormone und Jodid eingenommen werden. Auf diese Weise wird einer Unterfunktion vorgebeugt und es wird verhindert, dass das gegebenenfalls noch vorhandene restliche Schilddrüsengewebe erneut unkontrolliert wächst.

Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft müssen besondere Vorgaben bei der Behandlung beachtet werden. Müssen Tabletten gegeben werden, ist Propylthiouracil gegenüber anderen Thyreostatika das Mittel der Wahl.

Auf eine Radiojodtherapie sollte in der Schwangerschaft verzichtet werden. Zudem wird empfohlen, mindestens vier Monate nach Ende der Therapie einer Schwangerschaft vorzubeugen.

Eine Operation stellt für den Körper immer eine Belastung dar. Bei Schwangeren sollte deshalb nur in Ausnahmefällen die Schilddrüse operiert werden, wenn keine andere Möglichkeit mehr zur Verfügung steht.

Prognose: Kann eine Schilddrüsenüberfunktion wieder weggehen?

Die Prognose bei Schilddrüsenüberfunktion ist recht gut. Teilweise kommt es bei Morbus Basedow zu einer Ausheilung der Erkrankung ohne Therapie, meistens ist eine ärztliche Behandlung aber notwendig. Bei etwa 50 Prozent der Betroffenen mit Morbus Basedow führt die Behandlung mit Medikamenten auch nach Absetzen der Tabletten zur Beschwerdefreiheit.

Bei einer Radiojodtherapie oder einer Operation sind die Erfolgsaussichten ebenfalls gut. Allerdings kann es durch beide Therapieoptionen zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, die dann medikamentös behandelt werden muss.

Einer Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen

Um einer Schilddrüsenüberfunktion vorzubeugen, ist eine ausreichende Versorgung mit Jod über die Ernährung besonders wichtig. Dies gilt vor allem für Jugendliche, Schwangere und stillende Mütter, die einen erhöhten Jodbedarf haben. Für Erwachsene von 25 bis 50 Jahren wird eine tägliche Jodaufnahme von 200 Mikrogramm empfohlen. Ab 51 Jahren sinkt der Bedarf auf 180 Mikrogramm pro Tag.

Größere Mengen an Jod stecken unter anderem in den folgenden Lebensmitteln:

Zudem empfiehlt sich die Verwendung von jodiertem Speisesalz.

Schilddrüsenüberfunktionen, die durch Morbus Basedow verursacht werden, kann man nicht vorbeugen. Sind in Ihrer Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen aufgetreten, ist es allerdings sinnvoll, dass Sie Ihre Schilddrüse regelmäßig untersuchen lassen.

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