Frau nimmt Bluthochdruck-Medikament
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Nebenwirkungen von Bluthochdruck-Medikamenten

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 10.06.2020 - 14:35 Uhr

Wie bei allen Arzneimitteln gibt es auch bei den blutdrucksenkenden Medikamenten mögliche Nebenwirkungen. Einige dieser Nebenwirkungen können bei allen Medikamenten gegen Bluthochdruck auftreten. Dazu gehören Schwindel, Benommenheit, Allergien und Magen-Darm-Beschwerden. Daneben gibt es aber auch Nebenwirkungen, die nur bei der Einnahme eines speziellen Medikamenten-Typs auftreten. So können Beta-Blocker und Diuretika den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte beeinflussen, wohingegen eine typische Nebenwirkung für Kalzium-Antagonisten der sogenannte Flush – eine Rötung der Gesichtshaut – ist. 

Diuretika sind gut verträglich

Bei ACE-Hemmern kann es durch die Erweiterung der Gefäße im Kehlkopf gelegentlich zu Reizhusten kommen. In Einzelfällen kann dies im Rahmen einer Überreaktion bis zur Atemnot durch eine Kehlkopfschwellung führen. Bei AT1-Rezeptor-Antagonisten treten diese Nebenwirkungen um einiges seltener auf. Zudem sind sie auch allgemein besser verträglich. Daher sind sie eine beliebte Alternative zu ACE-Hemmern. 

Bei der Behandlung mit Kalzium-Antagonisten treten häufig Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Knöchelschwellungen, Muskelkrämpfe und ein Wärmegefühl mit Gesichtsrötung (Flush) auf. Die Medikamente vom Nifedipin-Typ können eine Steigerung der Herzfrequenz (Tachykardie) verursachen. Dahingegen kann es bei der Behandlung mit Verapamil und Diltiazem zu einer Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie) kommen.

Diuretika sind im Allgemeinen gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind Störungen im Mineralstoffhaushalt wie ein Abfall des Kalium- oder Natriumspiegels im Blut und Muskelkrämpfe. Selten kommt es zu einer Erhöhung des Blutzucker- oder Cholesterinspiegels. Außerdem können durch die Anwendung von Diuretika die Harnsäurewerte im Blut ansteigen, was bei Gicht-Patienten einen Anfall auslösen kann. 

Beta-Blocker: Für Asthmatiker nicht geeignet

Die meisten Beta-Blocker dürfen von Patienten mit Asthma nicht angewendet werden. Dies liegt daran, dass Beta-Blocker in geringem Maß auch eine Wirkung auf die Beta2-Rezeptoren an den Bronchien haben und somit zu einer Verengung der Bronchien führen können.

Außerdem kann es bei Beta-Blockern zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Durch die Wirkung der Beta-Blocker auf das Herz kann eine Verlangsamung der Herzfrequenz (Bradykardie) oder eine Herzrhythmusstörung hervorgerufen werden.
  • Zudem beeinflussen sie den Stoffwechsel und können daher zu einer Erhöhung des Blutzuckers und des Cholesterinspiegels im Blut führen.
  • Weitere mögliche Nebenwirkungen von Beta-Blockern sind Potenzstörungen oder Durchblutungsstörungen an Händen und Füßen.

Eine vollständige Auflistung aller möglichen Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Arzneimittels. Wenn Sie während der Behandlung mit einem blutdrucksenkenden Medikament Nebenwirkungen bei sich beobachten, sollten Sie sich an Ihren Arzt wenden. Er wird mit Ihnen besprechen, ob ein Wechsel des Medikaments sinnvoll ist, um Ihren Bluthochdruck möglichst nebenwirkungsarm zu behandeln. 

Bluthochdruck-Medikamente: Vorsicht bei Diabetes

Bei Patienten mit Diabetes ist eine Behandlung des Bluthochdrucks besonders wichtig, da erhöhte Blutzuckerwerte zusammen mit Bluthochdruck das Risiko für Schäden an Organen und Gefäßen enorm steigern. Allerdings sind nicht alle Medikamente gegen Bluthochdruck für Diabetiker geeignet:

  • Beta-Blocker können den Abbau des Zuckerspeicherstoffs in der Leber anregen und so zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen.
  • Thiazid-Diuretika hingegen verursachen eine verminderte Freisetzung von Insulin, was Diabetes verstärken kann.

Daher sollten Beta-Blocker und Thiazid-Diuretika bei Patienten mit Diabetes nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden. 

Bluthochdruck-Therapie in der Schwangerschaft

Auch in der Schwangerschaft ist die Behandlung von Bluthochdruck sehr wichtig, da durch einen zu hohen Blutdruck das Risiko für eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) steigt. Doch bei der Anwendung von blutdrucksenkenden Medikamenten in der Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass die Plazenta nicht mehr ausreichend durchblutet wird und es dadurch zu einer Unterversorgung des Ungeborenen kommt. Die Folge ist ein geringeres Geburtsgewicht des Kindes. Dies ist insbesondere bei der Einnahme von Thiazid-Diuretika der Fall, daher sollten diese Medikamente in der Schwangerschaft vermieden werden.

Wie bei allen Medikamenten muss zudem beachtet werden, dass die Wirkstoffe über die Plazenta – oder in der Stillzeit über die Muttermilch – in den Kreislauf des Kindes übergehen können. Deshalb dürfen ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorantagonisten sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit nicht angewendet werden. Sie können bei Ungeborenen und Säuglingen nämlich zu Nierenversagen führen.

Nebenwirkungen abhängig von Schwangerschaftsphase

Kalzium-Antagonisten sind in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten ungeeignet, da sie in diesem Zeitraum bei Tierversuchen Fehlbildungen hervorgerufen haben. In der fortgeschrittenen Schwangerschaft können Kalzium-Antagonisten vom Nifedipin-Typ bei der Behandlung von Bluthochdruck jedoch eine Option darstellen. 

Nach dem dritten Schwangerschaftsmonat können auch bestimmte Beta-Blocker wie Metoprolol gegen Bluthochdruck eingesetzt werden. Außerdem gibt es Medikamente mit dem Wirkstoff Dihydralazin, die auf bisher unbekannte Weise zu einer Erweiterung der Gefäße führen und so den Blutdruck senken. Diese gelten in der späten Schwangerschaft als sicher. 

Alpha-Methyldopa: Sicher in der Schwangerschaft

Mittel der ersten Wahl während der gesamten Schwangerschaft ist jedoch der Wirkstoff Alpha-Methyldopa, der die Freisetzung von Noradrenalin vermindert. Der Botenstoff sorgt normalerweise über eine Verengung der Gefäße und eine verstärkte Produktion von Angiotensin-II für eine Erhöhung des Blutdrucks.

Durch die Verringerung der Noradrenalin-Konzentration senkt Alpha-Methyldopa effektiv den Blutdruck. Die Ungefährlichkeit des Wirkstoffs in der Schwangerschaft ist in zahlreichen Studien nachgewiesen worden.

Therapieresistenz: Wenn der Blutdruck nicht sinken will

Ist der Blutdruck trotz einer Kombinationstherapie und konsequenter Einnahme der Arzneimittel noch zu hoch, kann der Arzt sogenannte Reservemedikamente verschreiben. So werden stark wirksame Medikamente bezeichnet, die jedoch aufgrund ihrer zahlreichen Nebenwirkungen nur dann verschrieben werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken.

Bei therapieresistentem Bluthochdruck werden die beiden Wirkstoffe Doxazosin und Minoxidil angewendet:

  • Doxazosin: Der Wirkstoff blockiert Alpha1-Rezeptoren auf den Gefäßmuskelzellen. So verhindert Doxazosin, dass Noradrenalin an diese Rezeptoren bindet und eine Verengung der Gefäße bewirken kann. Da Doxazosin direkt an den Gefäßen wirkt, ist der blutdrucksenkende Effekt um einiges stärker als bei anderen Medikamenten gegen Bluthochdruck. Allerdings kommt es dadurch auch öfter zu starken Nebenwirkungen: Patienten klagen häufig über Schwindel und Benommenheit bis hin zu Bewusstseinsstörungen bei zu raschem Aufstehen.
  • Minoxidil: Dieser Wirkstoff bewirkt einen Ausstrom von Kalium aus den Gefäßmuskelzellen, wodurch die Gefäße stark erweitert werden. Dies führt zwar zu einer raschen Senkung des Blutdrucks, allerdings reagiert der Körper darauf mit einer Gegenregulation: Es kommt zu einer Steigerung der Herzfrequenz und Wassereinlagerungen in den Beinen. Um diese Nebenwirkungen zu mindern, müssen Patienten in der Regel zusätzlich einen Beta-Blocker und ein Diuretikum einnehmen.