Aneurysma in mehreren Blutgefäßen (anatomische Illustration)
© Getty Images/KATERYNA KON/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Aneurysma in Kopf, Aorta & Co. – Symptome & Therapie

Von: Nathalie Wagner (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 15.12.2023 - 12:20 Uhr

Ein Aneurysma ist eine sackförmige Erweiterung eines Gefäßes. Sie kann beispielsweise im Kopf in Form eines Hirnaneurysmas entstehen, aber auch als Aortenaneurysma in der Bauchschlagader (Bauchaorta). In diesem Artikel lesen Sie, an welchen Stellen ein Aneurysma noch auftreten kann, welche Formen und Symptome es gibt und wie ein Aneurysma behandelt wird.

Was ist ein Aneurysma?

Unter einem Aneurysma versteht man einen Defekt in der Gefäßwand, bei dem sich diese wie ein Sack nach außen aufweitet. Betroffen sind meist Arterien, also die Gefäße, die vom Herzen wegführen und dadurch einem erhöhten Druck ausgesetzt sind. Doch auch Venen, die das Blut zum Herzen hin transportieren, oder sogar die Herzwand selbst können betroffen sein.

Bei einem Aneurysma unterscheidet man je nach Ausmaß der Schädigung drei Formen:

  • Aneurysma verum: Die Gefäßwand besteht aus drei Schichten (Intima, Media und Adventitia). Bei einem Aneurysma verum sind alle drei Gefäßschichten betroffen und wölben sich sackartig nach außen. Das Blutgefäß weitet sich an dieser Stelle auf, die Gefäßwand ist jedoch intakt und kein Blut tritt aus dem Gefäßsystem aus.
  • Aneurysma spurium: Beim Aneurysma spurium kommt es durch die Aussackung zu einem Einriss aller drei Schichten der Gefäßwand. In den meisten Fällen passiert dies infolge von operativen Eingriffen. Das austretende Blut wird zum restlichen Körper hin durch Bindegewebe abgekapselt und es bildet sich ein Hämatom, also ein Bluterguss.
  • Aneurysma dissecans: Beim Aneurysma dissecans reißt nur die innerste Schicht des Gefäßes (Intima) ein. Da nun Blut in die mittlere Schicht (Media) eindringen kann, bildet sich ein zweites Gefäßlumen (Pseudolumen), also ein Hohlraum zwischen den beiden aufgespaltenen Gefäßschichten. Problematisch ist dies, da sich das Blut dort sammelt. Der entstehende Druck sorgt dafür, dass sich die Gefäßwand immer weiter spaltet. Ist die Aorta davon betroffen, spricht man auch von einer Aortendissektion. In einigen Fällen kommt es im Verlauf zum sogenannten "Reentry" (Englisch für Wiedereintritt). Dabei reißt die innerste Schicht weiter stromabwärts erneut ein und das Blut kann zurück ins "echte" Gefäß fließen.

Ursachen: Wie entsteht ein Aneurysma?

Ein Aneurysma kann auf verschiedene Arten entstehen. Viele Aneurysmen – besonders im Bereich des Kopfes – sind angeboren.

Auch bei ärztlichen Eingriffen, etwa bei Operationen an Herz und Gefäßsystem, kann durch Verletzung der Gefäßwand ein Aneurysma entstehen. Diesen Vorgang nennt man iatrogen – iatrogene Aneurysmen sind also Folge einer ärztlichen Einwirkung.

Ein Großteil der Aneurysmen entsteht durch Erkrankungen. Bestimmte genetische Erkrankungen gehen mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Bildung eines Aneurysmas einher. Beispiele hierfür sind das Ehlers-Danlos-Syndrom oder auch das Marfan-Syndrom.

Daneben spielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Atherosklerose ("Gefäßverkalkung") sowie der übermäßige Konsum von Alkohol und Nikotin eine Rolle als mögliche Ursachen. Auch durch Stress kann ein Aneurysma entstehen oder dessen Zustand verschlimmert werden.

Arten und Symptome von Aneurysmen: Welche Unterschiede gibt es?

Meist treten Aneurysmen im Bereich der Hirnbasis (große Arterien, die das Gehirn versorgen) und im Bereich der Aorta (Hauptschlagader) auf. Auch in anderen Bereichen des Körpers können Aneurysmen entstehen. Die wichtigsten beiden Formen und an welchen Symptomen man diese erkennt, stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Aortenaneurysma

Beim Aortenaneurysma ist die Hauptschlagader betroffen. Diese führt sauerstoffreiches Blut vom Herz in den Körper. Meist tritt hier ein Aneurysma verum (echtes Aneurysma) mit Ausweitung aller drei Gefäßschichten auf.

Je nachdem, an welcher Stelle der Aorta sich der Defekt befindet, werden verschiedene Bezeichnungen verwendet. Diese richten sich nach dem betroffenen Abschnitt der Aorta: Diese verläuft vom Herzen aus zunächst ein kleines Stück nach oben und beschreibt dann ähnlich wie der Griff eines Gehstocks einen Bogen, bevor sie anschließend senkrecht nach unten durch den Bauch führt. Ist der untere Teil der Schlagader im Bauchraum betroffen, spricht man von einem Bauchaortenaneurysma (abdominelles Aneurysma). Befindet sich die Gefäßerweiterung im Brustraum, bezeichnet man dies als thorakales Aortenaneurysma. Dabei kann sowohl der kleine aufsteigende Teil (Aorta ascendens) als auch der große absteigende Teil (Aorta descendens) der Aorta betroffen sein.

In den meisten Fällen sind Aortenaneurysmen asymptomatisch, verursachen also keine Symptome. Häufig werden sie zufällig entdeckt. Eventuell kann es zu unspezifischen Beschwerden wie Druckgefühl in der Brust, Rückenschmerzen oder Schwindelgefühl kommen. Die Diagnose wird dann in der Regel mithilfe einer Ultraschalluntersuchung oder Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel gestellt, wobei die letztgenannte Untersuchungsmethode bei manchen Vorerkrankungen ungeeignet ist.

Hirnaneurysma

Auch die Arterien im Kopf können ein Aneurysma bilden. Besonders häufig sind hierbei die sogenannten Hirnbasisarterien betroffen. In den meisten Fällen sind diese Aneurysmen angeboren.

Aneurysmen im Kopf lösen häufig keine oder nur unspezifische Symptome aus. Anders sieht es aus, wenn das Aneurysma einreißt oder umgangssprachlich "platzt", medizinisch als Ruptur bezeichnet. Dann kommt es zur sogenannten Subarachnoidalblutung, also einer Blutung zwischen den Blättern der Hirnhaut. Dies äußert sich meist durch folgende Symptome:

  • starke Kopfschmerzen (Vernichtungskopfschmerz)
  • allgemeine Symptome ausgeprägten körperlichen Unwohlseins wie Übelkeit, Erbrechen und starke Schweißausbrüche
  • spezifische Symptome wie Sehstörungen (Okulomotoriusparese) oder psychologische Auffälligkeiten (hirnorganisches Psychosyndrom)

Weitere Arten des Aneurysmas

Neben dem Aorten- und Hirnaneurysma gibt es weitere – jedoch deutlich seltenere – Formen des Aneurysmas. So kann es beispielsweise zur Ausweitung der venösen Gefäßwände kommen. Außerdem kann als Komplikation eines Herzinfarkts ein sogenanntes Ventrikelaneurysma (Herzaneurysma beziehungsweise Herzwandaneurysma) entstehen. Dabei wölbt sich die Herzwand nach außen, da sie durch den vorangegangenen Infarkt geschwächt ist und dem hohen Druck in der Herzkammer schlechter standhalten kann.

Komplikationen: Wie gefährlich ist ein Aneurysma?

Ein geplatztes Aneurysma im Kopf ist lebensgefährlich und sollte schnellstmöglich klinisch behandelt werden.

Wird ein Hirnaneurysma nicht oder nicht rechtzeitig behandelt, kann die aus dem Reißen der Arterienwand folgende Einblutung die umliegenden Hirnareale komprimieren, also eindrücken. Dies kann zu verschiedenen Komplikationen führen, die sich nach dem betroffenen Hirnareal richten. Es drohen beispielsweise motorische Einschränkungen – also Einschränkung der Beweglichkeit – oder der Verlust der Fähigkeit, zu sprechen. Eine weitere gefährliche Folge kann die Ausbildung eines Schlaganfalls infolge eines Blutgerinnsels (Embolie) sein.

Auch ein Aortenaneurysma kann für die betroffene Person sehr gefährlich sein. Im schlimmsten Fall führt der starke Blutverlust zum Tod der betreffenden Person.

Wie wird ein Aneurysma behandelt?

Ob und wie ein Aneurysma behandelt wird, hängt sowohl von der Lage und Größe des Aneurysmas ab als auch von Risikofaktoren, Vorerkrankungen und den Ängsten beziehungsweise Wünschen der betroffenen Person. Mit Letzterem ist gemeint, dass bei der Entscheidung einbezogen wird, ob der*die Patient*in eine Operation ablehnt oder etwa aus Angst vor einer Ruptur eine OP bevorzugt.

Asymptomatische, kleine Aneurysmen, die also keine Beschwerden verursachen, werden konservativ, das heißt ohne Operation, behandelt und zunächst beobachtet. Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Stress sollten, wenn möglich, vermieden werden.

Überschreitet das Aneurysma eine bestimmte Größe, dann wird es meist operativ versorgt. Für die chirurgische Therapie stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.

Therapie beim Aortenaneurysma

Zur operativen Behandlung eines Aortenaneurysmas werden vor allem zwei Verfahren genutzt:

  • Bei der EVAR (endovaskuläre Aortenreparatur) wird in der Leiste ein kleiner Schnitt gesetzt. Über diesen wird ein Schlauch durch das Gefäßsystem bis an die betroffene Stelle geführt. Alle benötigten Materialien können mithilfe dieses Schlauchs an die richtige Stelle gebracht werden und das Aneurysma wird "von innen heraus" versorgt.
  • Daneben kann bei bereits eingerissenen Aneurysmen oder bestimmten Ausnahmen eine offen chirurgische Behandlung notwendig werden, bei der die Arterie von außen versorgt werden muss.

Aneurysmen im Kopf behandeln

Bei Aneurysmen im Kopf richtet sich die Behandlung stark nach dem Risiko, ob die Ausstülpung einreißen könnte. Die Einblutung in die empfindlichen Bereiche des Gehirns soll unter allen Umständen vermieden werden. Dafür kann es nötig sein, auch symptomlose Aneurysmen zu operieren, mindestens aber zu überwachen.

Wenn es doch zu einer Hirnblutung kommt, sollte schnellstmöglich eine Operation erfolgen, um die Überlebenschancen des*der Patienten*Patientin zu verbessern und Folgeschäden zu vermeiden, die bei einer Einblutung in die empfindlichen Hirnareale auftreten können:

  • Dabei nutzt man meist die Methode des Coilings. Bei dieser wird über einen Katheter eine kleine Metallspirale in das Aneurysma eingebracht. Diese sorgt dafür, dass das Blut an der Stelle verklebt und eine Art Pfropf bildet, es kommt zur Embolisation.
  • Daneben kann auch die sogenannte Clipping-Methode zum Einsatz kommen, bei der das betroffene Gefäß von außen mit einem Metallclip verschlossen wird.

Wie alle OPs können auch Operationen zur Entfernung eines Aneurysmas Komplikationen mit sich bringen. So ist häufig für einige Zeit das Gleichgewicht beeinträchtigt, auch die Seh- oder Hörfähigkeit können geschädigt werden. Diese Symptome sind meist nur von kurzer Dauer, können aber auch zu bleibender Wesensveränderung nach Aneurysma-OP führen.

Wie kann man einem Aneurysma vorbeugen?

Vielen Formen des Aneurysmas kann man nicht vorbeugen. Ratsam sind dennoch alle Maßnahmen, die sich positiv auf die Gesundheit der Gefäße auswirken. Dazu zählen beispielsweise:

  • der Abbau von Übergewicht
  • der Verzicht auf einen übermäßigen Konsum von Alkohol oder Nikotin
  • regelmäßige Bewegung
  • die Vermeidung von Stress
  • die passende Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck

Zudem haben Männer ab 65 Jahren einen Anspruch auf eine einmalige Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchaorta. Denn diese Risikogruppe ist besonders häufig von einem Bauchaortenaneurysma betroffen. Bei der Untersuchung wird ein Ultraschall des Bauches durchgeführt, um mögliche Veränderungen der Bauchschlagader frühzeitig zu erkennen.

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