Mann mit Morbus Parkinson beim Arztgespräch
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Parkinson: Symptome, Verlauf & Lebenserwartung

Von: Dr. med. Silvana Schönit (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 27.12.2022 - 13:54 Uhr

Der Morbus Parkinson ist eine häufige neurologische Erkrankung, die in Deutschland circa einen von 1.000 Menschen betrifft. Am häufigsten tritt sie zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr erstmals auf. Typisch für Parkinson sind Störungen im Bewegungsablauf und oft auch ein Zittern (Tremor), weshalb James Parkinson, der Entdecker der Krankheit, diese ursprünglich auch als Schüttellähmung bezeichnete. Anhand welcher Symptome man die Erkrankung erkennen kann, wie man sie am besten behandelt und inwiefern die Lebenserwartung beeinträchtigt wird, lesen Sie hier.

Definition: Was ist Parkinson?

Der Morbus Parkinson (auch einfach als Parkinson oder Parkinson'sche Krankheit bezeichnet) ist eine Erkrankung, bei der es durch einen Untergang von Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns (Substantia nigra) zu der Ausbildung des sogenannten Parkinson-Syndroms kommt. Bei dem Parkinson-Syndrom handelt es sich um einen Oberbegriff für eine Kombination verschiedener Symptome, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Das Parkinson-Syndrom ist gekennzeichnet durch:

  • eine Bewegungslosigkeit (Akinese)
  • eine Muskelstarre (Rigor)
  • Zitterbewegungen (Tremor) in Ruhe und
  • eine Haltungsschwäche beim Aufrechtstehen (posturale Instabilität)

Was sind die Auslöser für Parkinson?

Das Parkinson-Syndrom, bestehend aus den vier genannten Hauptsymptomen, wird am häufigsten durch die Erkrankung Morbus Parkinson ausgelöst. Warum es bei diesem Krankheitsbild zum Untergang von Nervenzellen im Gehirn kommt, ist bisher nicht geklärt. Man spricht deshalb auch vom idiopathischen Parkinson-Syndrom (idiopathisch = ohne bekannte Ursache).

Eine Vermutung ist, dass bestimmte Darmbakterien (etwa die sogenannten Desulfovibrio-Bakterien) eine Rolle spielen könnten. Diese könnten Ablagerungen des Proteins Alpha-Synuclein im Gehirn begünstigen, die für Parkinson charakteristisch sind. Allerdings sind die genauen Zusammenhänge noch längst nicht erforscht und es gibt viele verschiedene Erklärungsansätze, die in der Forschung verfolgt werden.

Klar ist jedoch, dass es bei Parkinson zu einem Mangel an dem Botenstoff Dopamin kommt, der normalerweise auf bestimmte Bereiche im Gehirn wirkt und für die Aufhebung der Bewegungshemmung benötigt wird. Wird die Bewegungshemmung nicht mehr aufgehoben, dann kommt es zu einer Verlangsamung der Bewegungen bis hin zu einer Bewegungslosigkeit.

Die Parkinson-Symptomatik kann jedoch auch beispielsweise durch Medikamente ausgelöst werden. Dann spricht man nicht von der Krankheit Morbus Parkinson, sondern nur von dem Parkinson-Syndrom (medikamentöses Parkinson-Syndrom). Zu den Medikamenten, die zum Auftreten des Syndroms führen können, zählen einige Antipsychotika, wie zum Beispiel Haloperidol.

In selteneren Fällen und vor allem bei jüngeren Patient*innen kann die Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson), bei der es zur einer Anhäufung des Metalls Kupfer im Körper kommt, zur Ausbildung der Symptomatik führen.

Ist Parkinson vererbbar?

Die genauen Ursachen für das Auftreten des Morbus Parkinson sind bis heute ungeklärt, erbliche Faktoren scheinen jedoch eine Rolle zu spielen. In seltenen Fällen zeigt sich eine Häufung des Krankheitsbildes in Familien, welche sich auf bestimmte Gendefekte zurückführen lässt.

Parkinson-Symptome erkennen

Was sind die ersten Anzeichen von Parkinson?

Es gibt viele Frühanzeichen für den Morbus Parkinson. Es kann bereits zu Beginn der Erkrankung zu einer Verlangsamung und Reduzierung von Bewegungen kommen. Daneben können jedoch auch einige Symptome auffallen, die nicht die Bewegung der Person betreffen. So leiden einige Betroffene an einer depressiven Verstimmung oder an verstärkten Bewegungen im Schlaf (REM-Schlaf-Verhaltensstörung) sowie an einem reduzierten Riechvermögen (Hyposmie). Ein Frühtest für den Morbus Parkinson, der bereits vor dem Auftreten der typischen kennzeichnenden Symptome durchgeführt werden könnte, existiert leider nicht.

Weitere Informationen zu den bereits genannten und weiteren Frühzeichen bei Parkinson lesen Sie hier.

Symptome bei Morbus Parkinson

Wie bereits erwähnt, sind vor allem vier Symptome charakteristisch bei Parkinson:

  1. Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese) bis hin zur Bewegungslosigkeit der Muskulatur (Akinese): Die Bewegungen, wie beispielsweise das Gehen, sind verlangsamt. Vor allem der Beginn der Bewegung, wie das Losgehen, bereitet große Schwierigkeiten.
  2. Zitterbewegungen in Ruhe (Ruhetremor): Während die Hand beispielsweise auf dem eigenen Schoß ruht, kommt es zu unkontrollierbarem Zittern der Hand. Klassischerweise beschränkt sich dieses Zittern zu Beginn auf eine Körperhälfte, betrifft also zum Beispiel nur die linke, nicht aber die rechte Hand. In späteren Stadien treten die Beschwerden beidseitig auf.
  3. Muskelstarre (Rigor): Die Muskulatur wirkt versteift. Bewegt eine andere Person beispielsweise passiv den Arm der betroffenen Person, dann zeigt sich dabei durchgängig ein wächserner Widerstand.
  4. Haltungsschwäche beim aufrechten Stehen (posturale Instabilität): Betroffene neigen den Oberkörper beim Stehen oft nach vorne oder nach hinten. Durch die Instabilität kommt es zu einer vermehrten Sturzneigung.

Welche weiteren Symptome hat man bei Morbus Parkinson?

Die vier genannten Symptome weisen auf das Vorliegen der Erkrankung hin. Sie müssen allerdings nicht alle gleichzeitig bestehen, um laut Definition von der Erkrankung Morbus Parkinson zu sprechen. Im Verlauf der Parkinson-Krankheit können mit jedem Stadium durch das zunehmende Absterben von Nervenzellen im Gehirn neue Symptome hinzukommen oder bestehende Beschwerden stärker ausgeprägt werden.

Mit zunehmendem Fortschreiten der Krankheit zeigt sich das typische Gangbild mit vielen kleinen Schritten immer stärker. Die Arme der Betroffenen liegen beim Gehen oft nah am Körper an, schwingen nicht mehr in normalem Ausmaß mit und der Oberkörper ist durch die Haltungsschwäche nach vorne gebeugt. Die Patient*innen brauchen länger, um mit einer Bewegung zu beginnen oder diese zu beenden. Typischerweise brauchen sie auch einige Schritte, um beim Gehen in die entgegengesetzte Richtung umzudrehen. Diese erhöhte Wendeschrittzahl liegt bei einer Zahl von circa fünf bis acht Schritten vor.

Auch eine übermäßige Speichelproduktion (Hypersalivation) oder eine gesteigerte Talgproduktion mit fettig-glänzendem Gesicht (Salbengesicht) sind mögliche Beschwerden, die im späteren Verlauf der Krankheit auftreten können. Ebenso zählt eine Blasenentleerungsstörung mit ausgeprägtem Harndrang und möglicherweise folgender Blasenschwäche (Inkontinenz) zu den möglichen Spätsymptomen der Erkrankung.

Wie verändert sich ein Mensch mit Parkinson?

Bereits früh beim Auftreten der Erkrankung kann es zu einer depressiven Verstimmung kommen. Später im Verlauf kommt es häufig zu einer Antriebslosigkeit (Apathie) oder auch zu Angststörungen. Außerdem kann auch eine Wesensveränderung bei Parkinson auftreten, die mit Stimmungsextremen einhergehen kann. Manchmal wird auch eine Sturheit der Betroffenen beschrieben. Die Stimmungsveränderungen der Erkrankten lassen sich dabei durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn erklären.

Seltener kommt es zu Suchtverhalten mit beispielsweise Glücksspielsucht, als eine Nebenwirkung der typischen Therapie mit Dopaminagonisten.

Im späten Verlauf der Erkrankung tritt häufig eine Parkinson-Demenz auf, diese kann sich unter anderem durch Orientierungs- und Aufmerksamkeitsstörungen äußern.

Wie stellt man die Diagnose Morbus Parkinson?

Für die Diagnosestellung des Morbus Parkinson muss die typische Symptomatik vorliegen, bestehend aus der Bewegungsarmut und mindestens einem der drei weiteren Hauptsymptome. Außerdem müssen andere Ursachen, wie unter anderem die Einnahme von auslösenden Medikamenten, ausgeschlossen werden. In selteneren Fällen kann zur weiteren Abklärung eine spezielle Bildgebung des Kopfes (DaTSCAN, Dopamin-Transporter-Szintigrafie) durchgeführt werden.

Häufig wird die typische Parkinson-Medikation probatorisch, das heißt versuchsweise, verabreicht. Bessern sich die Beschwerden unter der Therapie, dann spricht das für das Vorliegen eines Morbus Parkinson.

Welche ähnlichen Erkrankungen gibt es?

Neben dem Morbus Parkinson oder dem medikamentösen Parkinson-Syndrom gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome. Bei diesen kommt es unter anderem zu der frühen Entwicklung einer Demenz oder es zeigen sich Bewegungsstörungen der Augen. Kennzeichnend ist außerdem, dass diese Syndrome – im Gegensatz zum idiopathischen Parkinson-Syndrom – nicht auf die typische Parkinson-Behandlung ansprechen.

Welche Therapie hilft bei Morbus Parkinson?

Für die Behandlung der Parkinson-Krankheit sind verschiedene Substanzklassen zugelassen, wobei alle nur der Verbesserung der Symptomatik und nicht der Heilung der Erkrankung dienen. Eine Heilung der Erkrankung ist bisher nicht möglich.

Zum Einsatz kommt unter anderem der Wirkstoff Levodopa (L-Dopa), welcher den Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn ausgleichen soll. Auch die Dopaminagonisten, wie Apomorphin, Pramipexol oder Ropinirol, wirken über diesen Mechanismus. Die Verabreichung der Medikamente erfolgt in der Regel als Tablette, es gibt jedoch auch die Möglichkeit der Verabreichung über ein Pflaster. In Fällen, in denen die Therapie mit Tabletten nur eine unzureichende Wirkung erzielt, kann auch die direkte Gabe über eine Sonde in den Dünndarm erfolgen (PEJ, perkutane endoskopische Jejunostomie).

Verschiedene weitere Substanzklassen werden zusätzlich zu Levodopa gegeben, um den Abbau der Substanz zu verringern und damit deren Wirkspiegel, also den Gehalt des Wirkstoffes im Blut, zu erhöhen. So wird beispielsweise oft Madopar® verordnet, welches eine Mischung aus Levodopa und Benserazid darstellt. Benserazid soll dabei zu einer Wirkungsverstärkung von Levodopa führen.

In einigen Fällen kann außerdem die Implantation eines "Hirnschrittmachers" (tiefe Hirnstimulation) die Beschwerden verbessern. Hierbei werden, ähnlich wie dies bei einem Herzschrittmacher am Herzen erfolgt, Elektroden in das Gehirn eingepflanzt, die Reize abgeben sollen.

Kommt es zu einer plötzlichen Verschlechterung der Erkrankung, zum Beispiel mit einer ausgeprägten Muskelstarre, dann wird häufig ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig, um die Therapie der Betroffenen zu optimieren.

Wie schnell schreitet Parkinson voran?

Der Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung. Nach zwanzig Jahren sind jedoch die meisten Betroffenen pflegebedürftig und können sich dementsprechend nicht mehr selbst versorgen.

Wie lange kann man mit Parkinson noch leben?

Pflegebedürftige Patient*innen mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson können an Folgen der Bettlägerigkeit, wie einer Lungenentzündung oder einer Lungenarterienembolie (in die Lunge eingeschwemmtes Blutgerinnsel), frühzeitig versterben. Bei guter Symptomkontrolle unter Therapie mit den Parkinson-Medikamenten ist die Lebenserwartung jedoch in etwa normal.

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