Frau mit Mandelentzündung
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Mandelentzündung (Tonsillitis): Symptome und Behandlung

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.12.2020 - 14:56 Uhr

Mit einem Kratzen im Hals und Schmerzen beim Schlucken geht es los, dann kann man nur noch abwarten: Bleibt es bei diesen Symptomen oder entwickelt sich eine saftige Mandelentzündung? Hier erfahren Sie, wie Sie die Symptome einer Tonsillitis erkennen, welche Mittel und Hausmittel dagegen helfen und wann man zum Arzt gehen sollte.

Was sind die Mandeln?

Wenn man von den Mandeln spricht, meint man im Allgemeinen die Gaumenmandeln, die man hinten im Mundraum sehen kann, wenn man den Mund weit öffnet. Sie liegen dort links und rechts zwischen den Schleimhautfalten des sogenannten Gaumenbogens. Allerdings gibt es noch zwei weitere Mandeln: die Rachenmandel, sie liegt oberhalb des Gaumenzäpfchens an der Rachenhinterwand, und die Zungengrundmandel unten im Rachen, dort wo die Zunge ihre Basis hat. Von diesen beiden Mandeln gibt es jeweils nur eine, sie sind ohne Hilfe eines Spiegels nicht zu sehen.

Aufgrund ihrer Lage am "Eingang" des Körpers haben die Mandeln und die anderen Lymphgewebe frühzeitig Kontakt zu allen möglichen Krankheitserregern, die mit der Atemluft oder dem Speichel durch Nase und Mund aufgenommen werden.

Mandelentzündung: typische Symptome

Bei einer Mandelentzündung sind die Mandeln ihrer normalen Abwehrfunktion nicht mehr gewachsen und die Krankheitserreger gewinnen die Oberhand. Bei vielen viralen Halsentzündungen zeigen die Mandeln eine Mitreaktion, besonders stark ist diese beim Pfeifferschen Drüsenfieber. Meist geht diese Mitreaktion allerdings im allgemeinen Krankheitsgefühl unter, sodass man selten deswegen einen Arzt aufsucht.

Bei einer Mandelentzündung können typische Symptome auftreten, die sich je nach Ursache (bakteriell oder viral) und Form (akut oder chronisch) noch einmal leicht unterscheiden.

Allgemein kommt es bei einer Mandelentzündung zu folgenden Krankheitsanzeichen:

Im Folgenden wird noch einmal auf die unterschiedlichen Formen und die dafür typischen Symptome eingegangen.

Virale Mandelentzündung

Bei einer Mandelentzündung sind die Mandeln ihrer normalen Abwehrfunktion nicht mehr gewachsen und die Krankheitserreger gewinnen die Oberhand. Bei vielen viralen Halsentzündungen zeigen die Mandeln eine Mitreaktion, besonders stark ist diese beim Pfeifferschen Drüsenfieber. Meist geht diese Mitreaktion allerdings im allgemeinen Krankheitsgefühl unter, sodass man selten deswegen einen Arzt aufsucht.

Handelt es sich um eine virale Mandelentzündung, sind neben den allgemeinen Symptomen folgende Symptome typisch:

Bakterielle Mandelentzündung

Anders sieht es bei einer Mandelentzündung aus, die durch Bakterien verursacht wird. Hier steht die Mandelentzündung im Vordergrund der Beschwerden. Meist sind Streptokokken die verursachenden Erreger, aber auch Pneumokokken, Staphylokokken oder Hämophilusbakterien können schwere Mandelentzündungen auslösen. Eine bekannte Streptokokkeninfektion der Mandeln ist Scharlach, dabei tritt außerdem noch ein für die Krankheit typischer Hautausschlag auf.

Bei einer bakteriellen Mandelentzündung sind zusätzlich folgende Anzeichen typisch:

  • eitrige Beläge auf den Mandeln
  • schmerzempfindliche Lymphknoten
  • stark gerötete Rachenschleimhaut
  • Fieber

Chronische Mandelentzündung

Neben diesen akuten Krankheitsbildern kann es auch zu einer chronischen Entzündung der Mandeln kommen, zum Beispiel wenn eine bakterielle Infektion nicht ausreichend behandelt wurde oder wenn sich das Mandelgewebe durch mehrere Entzündungen narbig verändert.

Eine chronische Mandelentzündung weist in der Regel weniger stark ausgeprägte Symptome auf. Folgende Anzeichen können aber auf eine chronische Mandelentzündung hinweisen:

  • unerklärlicher, starker Mundgeruch
  • immer wiederkehrende Infekte der Mandeln
  • leichte Schluckbeschwerden und Halskratzen

Eine chronische Mandelentzündung kann andere entzündliche Prozesse im Körper begünstigen. Eine Therapie ist auch bei geringen Beschwerden deshalb sinnvoll, um Folgeerkrankungen, wie Gelenkentzündungen oder Hautkrankheiten, zu vermeiden.

Ist eine Mandelentzündung ansteckend?

Eine akute Mandelentzündung ist insbesondere in den ersten Krankheitstagen sehr ansteckend. Bakterien oder Viren werden dabei durch Tröpfchen übertragen, beispielsweise beim Husten oder Niesen. Bei einer bakteriellen Mandelentzündung wird das Ansteckungsrisiko herabgesetzt, sofern sie mit Antibiotika behandelt wird.

Da bei einer chronischen Mandelentzündung Symptome wie Husten und Niesen, bei denen besonders viele Tröpfchen ausgestoßen werden, untypisch sind, ist hier die Ansteckungsgefahr auch entsprechend niedriger.

Therapie einer Mandelentzündung: Tipps und Hausmittel

Um die Erreger aus den Mandeln zu spülen, empfiehlt es sich, viel zu trinken. Dabei werden Sie an heißen oder fruchtsäurehaltigen Getränken nicht viel Freude haben – beide reizen die entzündeten Mandeln und verstärken das Brennen und die Schmerzen.

Besser sind kühle oder lauwarme Getränke wie kalter Salbeitee, der gleichzeitig entzündungshemmend wirkt, oder – gerade für Kinder – Wassereis zum Lutschen. Gegen starke Schmerzen und Fieber hilft Paracetamol oder ein anderes fiebersenkendes Mittel.

Auch Halswickel wirken entzündungshemmend und können so den Heilungsprozess beschleunigen. Einfach ein Tuch in kaltes Wasser tränken, auswringen und um den Hals legen. Darüber kommt ein trockenes Tuch.

Wann zum Arzt?

Sollten trotz Schonung und Anwendung der oben genannten Tipps nach einigen Tagen keine Besserung oder sogar eine Verschlechterung der Symptome auftreten, sollte ein Hausarzt oder ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden. Dieser kann dabei helfen, die zugrunde liegende Ursache der Mandelentzündung zu klären und diese dementsprechend zu behandeln.

Auch bei starken Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden, insbesondere, wenn mit der Schwellung der Mandeln Atemnot einhergeht.

Behandlung einer bakteriellen Mandelentzündung

Bei einer bakteriellen Mandelentzündung wird außerdem ein Antibiotikum gegeben – meist Penicillin, da es gut gegen Streptokokken hilft. Wichtig ist dabei, dass das Antibiotikum über den verschriebenen Zeitraum eingenommen wird, auch wenn sich die Symptome viel schneller zurückbilden. Es können sich sonst Komplikationen aus einer verschleppten Mandelentzündung ergeben, die das Herz oder die Nieren in Mitleidenschaft ziehen.

So waren bis vor wenigen Jahren oft Herzklappenerkrankungen die Folge einer nicht ausbehandelten Angina. Glücklicherweise führten Aufklärung der Patienten über die Bedeutung der korrekten Antibiotikaeinnahme und die Kontrolle der Herzklappen nach einer schweren Mandelentzündung zu einem Rückgang dieser Komplikation.

Behandlung einer chronischen Mandelentzündung

Bei einer chronischen Mandelentzündung, die sich auch antibiotisch nicht unter Kontrolle bringen lässt, wird man die operative Entfernung der Mandeln anstreben. Dabei muss im Einzelfall entschieden werden, ob dieser Eingriff ambulant oder stationär durchgeführt werden kann. Nach der Operation kann das gut durchblutete Wundgewebe stärker bluten – das tritt zwar selten auf, kann aber lebensgefährlich sein. Daher wird vorher genau die Blutgerinnung des Betroffenen untersucht.

Selten klagen die Betroffene in der Zeit nach der OP über vermehrte Infektionen der anderen Mandeln und der Seitenstränge (Seitenstrangangina). Meist führt die Mandelentfernung zur Beschwerdefreiheit und die anderen Mandeln und das Lymphgewebe des Waldeyer-Rachenrings übernehmen die Aufgabe, das Immunsystem mit den ankommenden Keimen vertraut zu machen.

Mandelentzündung bei Kindern

Im Kindesalter sind alle Mandeln ziemlich groß – sie haben viel zu tun, da ja alle Erreger das erste Mal auf sie treffen und das Immunsystem dementsprechend reagieren muss. Die vergrößerten Mandeln können bei kleinen Kindern den Mund- und Rachenraum soweit einengen, dass Luftholen und Nahrungsaufnahme beeinträchtigt werden – falls Ihr Kind schnarcht, könnte das an den Mandeln liegen. Im Laufe des Lebens werden die Mandeln jedoch immer kleiner, denn die Menge der unbekannten Erreger wird relativ gesehen immer geringer.

Atemnot ist bei Kindern ein häufigeres Begleitsymptom einer Mandelentzündung, da die Mandeln von Natur aus größer sind als bei Erwachsenen. Tritt Atemnot auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

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