Haut bei Nesselsucht
© iStock.com/robeo

Nesselsucht (Urtikaria): Symptome, Ursachen & Behandlung

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.03.2023 - 11:34 Uhr

Bei Nesselsucht (Urtikaria) handelt es sich um eine weitverbreitete Überempfindlichkeitsreaktion der Haut, die sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen kann. Die Erkrankung verursacht typische Symptome wie Hautrötungen, Quaddeln (rote Schwellungen), sowie einen starken Juckreiz. Meist treten die Beschwerden plötzlich auf und verschwinden nach kurzer Zeit von selbst wieder, sie können jedoch auch chronisch werden. Die Ursachen und Auslöser der Nesselsucht sind vielfältig: Dazu gehören unter anderem Allergien auf bestimmte Medikamente und Lebensmittel, aber auch Wärme, Kälte oder Licht. Bei der Behandlung des Hautausschlags steht die Suche nach der Ursache an erster Stelle. Bis diese gefunden ist, konzentriert sich die Therapie auf die Linderung der Symptome, etwa durch ein Antihistaminikum oder Kortison-Präparate.

Was ist Nesselsucht?

Die Nesselsucht – auch Nesselfieber, Quaddelsucht oder Urtikaria genannt – gehört neben Neurodermitis und Schuppenflechte zu den häufigsten Hautkrankheiten. Schätzungen zufolge leiden zwischen 20 und 25 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben vorübergehend an Nesselsucht. Frauen sind häufiger als Männer betroffen.

Der Name leitet sich vom lateinischen Begriff für Brennnessel (urtica) ab, da die Symptome Hautreaktionen ähneln, die nach dem Kontakt mit einer Brennnessel auftreten. Es handelt sich jedoch um einen Oberbegriff für eine bestimmte Form von Hautausschlag, der unterschiedlichste Gründe haben kann.

Die bei Nesselsucht auftretenden Symptome werden durch den Botenstoff Histamin verursacht. Dieser wird durch eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems auf einen eigentlich ungefährlichen Auslöser in großen Mengen durch gewisse Immunzellen (die sogenannten Mastzellen) freigesetzt. Histamin erhöht die Durchlässigkeit der Blutgefäße der Haut und es kommt zu Wassereinlagerungen in den oberen Hautschichten (Lederhaut) – den für diesen Ausschlag typischen Quaddeln.

Nesselsucht: Ursachen und Auslöser

Die Ursachen für die Freisetzungen des Histamins sind vielfältig – dabei können auch mehrere Faktoren zusammenspielen. In einigen Fällen steckt eine Allergie oder Unverträglichkeit hinter den Beschwerden. Auslöser sind dann beispielsweise bestimmte Lebensmittel, Pollen, Insektengifte oder aber Medikamente (zum Beispiel Penicillin oder der Wirkstoff Acetylsalicylsäure in Aspirin®).

Des Weiteren können auch Krankheiten mögliche Ursachen von Nesselsucht sein. Dazu zählen etwa Viruserkrankungen (beispielsweise COVID-19, also eine Corona-Infektion), Infektionen mit Parasiten, Autoimmunerkrankungen sowie bakterielle Infekte. So kann eine Nesselsucht auch durch Entzündungen im Körper ausgelöst werden, etwa eine Halsentzündung durch Streptokokken, Gefäßentzündungen, eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt oder im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (zum Beispiel Mandelentzündung).

Daneben können auch äußere Reize eine Nesselsucht bedingen, beispielsweise Kälte oder Wärme, Reibung oder Druck, ebenso wie Licht. Auch ein Anstieg der Körpertemperatur oder körperliche Anstrengung können die Beschwerden verursachen.

Ebenso sollen psychische Faktoren Einfluss auf die Nesselsucht nehmen können. Dabei gilt es als relativ sicher, dass sich Stress negativ auf eine bereits bestehende Nesselsucht auswirken kann. Ob der Hautausschlag durch Stress allein ausgelöst werden kann, ist aber noch ungewiss.

Auch Stunden oder Tage nach einer Impfung kann Nesselsucht auftreten. Unter anderem wurde dies nach der Boosterimpfung gegen COVID-19 beobachtet. Die Nesselsucht ist jedoch nur eine von vielen möglichen Hautveränderungen, die Folge sowohl der Infektion selbst als auch der Impfung sein können.

Vererbbar ist Nesselsucht übrigens nicht. Lediglich eine spezielle Form der Kälte-Urtikaria kann an die nächste Generation weitergegeben werden. Allerdings tritt diese Form nur äußerst selten auf. Darüber hinaus ist Nesselsucht nicht ansteckend.

Welche Lebensmittel lösen Nesselsucht aus?

Während bei Kindern Lebensmittel häufiger Auslöser einer Nesselsucht sind, kommt dies bei Erwachsenen nur selten vor. Mögliche Lebensmittelallergien können beispielsweise gegen Nüsse, Fisch, Kuhmilch, Hühnerei oder bestimmte Gewürze auftreten.

Bei Heuschnupfen kann es darüber hinaus zu Kreuzallergien mit bestimmten Nahrungsmitteln kommen. Mögliche Trigger einer Urtikaria bei einer Allergie gegen Birkenpollen sind beispielsweise Äpfel oder Soja, bei einer Pollenallergie gegen Gräser hingegen sind es Kiwi oder Erbsen.

Auch Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln, beispielsweise Aroma-, Farb- oder Konservierungsstoffe, können Unverträglichkeiten (Pseudoallergien) und damit eine Nesselsucht nach sich ziehen.

Bei Menschen mit einer Histamin-Intoleranz können außerdem Lebensmittel mit einem hohen Histamin-Gehalt zu Beschwerden führen, etwa Rotwein, Sauerkraut oder lange gereifter Käse.

Symptome: Wie sieht Nesselsucht aus?

Typisches Symptom der Nesselsucht ist ein Exanthem, also ein akut auftretender roter Hautausschlag, der örtlich begrenzt sein oder größere Hautareale betreffen kann. Kennzeichnend sind rote Schwellungen auf der Haut – die sogenannten Quaddeln. Diese erscheinen oft als scharf abgegrenzte, hautfarbene oder blassrosa bis rote kleine Erhebungen, die in kürzester Zeit größer werden. Die Größe der Schwellungen kann wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter betragen. Häufig ist dieser Nesselausschlag für die Betroffenen auch aus optischen Gründen belastend, da er bei den Mitmenschen negative Reaktionen zur Folge haben kann.

Die Quaddeln können am gesamten Körper auftreten oder aber nur an bestimmten Körperstellen, etwa am Hals, an der Kopfhaut, an Brust, Bauch oder Rücken, an den ganzen Beinen oder nur an den Oberschenkeln, an den Fingern oder am Handrücken, aber auch beispielsweise am Ellenbogen, der Schulter oder am ganzen Arm. Möglich ist auch das Wandern dieser Pusteln: Sie verschwinden an einer Stelle und treten an einer anderen wieder auf.

Hinzu kommt, dass dieser Hautausschlag meist stark juckt, selten auch brennt. Der Juckreiz tritt oft noch vor dem Ausschlag auf und ist für die Betroffenen häufig sehr belastend, da sie sich nur noch schwer auf andere Dinge konzentrieren können. Weil die Beschwerden zudem vermehrt abends im Bett auftreten, können Betroffene oftmals schlecht schlafen. Charakteristisch ist das Gefühl, dem Juckreiz durch Reiben, Kneifen oder Druck mit den Fingernägeln entgegenwirken zu können. Dies unterscheidet Nesselsucht von anderen Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis (atopisches Ekzem), wo Betroffene eher versuchen, den Juckreiz durch Kratzen zu lindern.

Angioödeme können gefährliche Schwellungen verursachen

Häufig kommt es bei Nesselsucht auch zu Schwellungen und Wassereinlagerungen im Unterhautgewebe, den sogenannten Angioödemen. Diese polsterartigen Schwellungen betreffen oft Gesicht (vor allem Lippen und Augenlider), Hände, Füße, Arme, Beine oder Genitalien. Sie jucken seltener, können aber brennen oder schmerzen.

In seltenen Fällen können auch Schleimhäute im Mund, im Rachen, an der Zunge und am Kehlkopf betroffen sein. Dadurch kann es zu lebensbedrohlichen Atemproblemen kommen. Betroffene sollten deswegen immer ein Allergie-Notfallset mit sich führen. Darin sollten ein Antihistaminikum, ein Kortison-Präparat sowie eine Spritze mit Adrenalin enthalten sein.

Urtikaria: Anzeichen treten schubweise auf

Die einzelnen Symptome der Nesselsucht können sehr schnell – innerhalb weniger Minuten nach Kontakt mit dem Auslöser – oder aber erst nach einigen Stunden auftreten. In der Regel klingen die Symptome nach einigen Minuten oder Stunden, spätestens aber nach 24 Stunden wieder ab.

Während eines Nesselsucht-Schubes können die Symptome nach einer kurzen Pause aber immer wieder auftreten. Ein Schub kann mehrere Tage oder sogar Wochen andauern.

Nesselsucht bei Kindern

Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder können von Nesselsucht betroffen sein. Allerdings tritt die Hauterkrankung bei Kindern seltener auf. Vor allem von chronischer Nesselsucht sind in erster Linie Erwachsene betroffen.

Auch bei Kindern zeigt Nesselsucht die typischen Symptome wie rote Quaddeln und starken Juckreiz. Bei Babys und Kleinkindern hält ein Nesselsucht-Schub häufig nur wenige Tage an, dann verschwindet die Erkrankung von selbst wieder. Ansonsten sollte kinder- oder hautärztlicher Rat gesucht werden, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln.

Besonders häufig steckt bei kleinen Kindern eine (teils bereits abgeklungene) Virusinfektion hinter der Nesselsucht, etwa eine Rachen- oder Mittelohrentzündung. Aber auch eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente sowie große Hitze können die unangenehmen Symptome auslösen.

Nesselsucht und Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft verbessern sich die Symptome einer bestehenden Urtikaria häufig, da das Immunsystem gedämpft wird. Einige Frauen berichten aber auch von einer Verschlechterung der Erkrankung. Zudem kann durch die starken hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft auch erstmalig eine Nesselsucht ausgelöst werden.

Soll die Urtikaria bei schwangeren Frauen medikamentös behandelt werden, muss genau geprüft werden, ob die Medikamente zur Anwendung während einer Schwangerschaft empfohlen sind.

Arten von Nesselsucht

Da Nesselsucht eine äußerst komplexe Erkrankung ist, werden verschiedene Unterformen unterschieden:

  • akute und chronische Nesselsucht
  • spontane Nesselsucht
  • physikalische Nesselsucht
  • cholinergische Nesselsucht
  • Kontakt-Nesselsucht

Bei diesen Unterformen wird die Nesselsucht entweder nach ihrer zeitlichen Dauer oder nach dem Auslöser der Krankheit unterteilt. Dabei sind auch Mischformen möglich.

Nesselsucht – akut oder chronisch?

Je nach Dauer des Hautausschlages wird zwischen der akuten und der seltener auftretenden chronischen Nesselsucht unterschieden:

  • Eine akute Nesselsucht klingt in der Regel spätestens nach zwei Wochen – oft aber auch bereits nach einigen Stunden – wieder ab. Sie kann bis zu sechs Wochen andauern.
  • Von einer chronischen Nesselsucht spricht man, wenn die Symptome länger als sechs Wochen anhalten. Das Nesselfieber kann chronisch-kontinuierlich (also mit anhaltenden Beschwerden) oder chronisch-rezidivierend (mit wiederkehrenden Schüben und symptomfreien Phasen dazwischen) auftreten.

Spontane Nesselsucht

Bei spontaner Nesselsucht treten typische Symptome wie juckende Quaddeln, Rötungen und Schwellungen der Haut plötzlich und ohne zunächst erkennbaren Auslöser auf. Oft stecken hinter einer spontanen akuten Urtikaria vorübergehende Infekte oder kurzzeitige allergische Reaktionen (zum Beispiel auf Insektenstiche). Eine chronische spontane Urtikaria hat hingegen oft anhaltende Unverträglichkeiten oder chronische Infektionen, etwa der Nasennebenhöhlen oder Mandeln, zur Ursache.

Physikalische Nesselsucht

Eine physikalische Nesselsucht wird durch äußere Reize ausgelöst. Es gibt zahlreiche verschiedene Unterformen. Dies sind die bekanntesten:

  • Druck-Nesselsucht: Bei dieser Form kommt es durch Druck auf bestimmte Körperstellen zu schmerzhaften Schwellungen. Diese treten besonders häufig am Rücken sowie an den Fußsohlen und den Handinnenflächen auf.
  • Kälte-Nesselsucht: Trigger sind beispielsweise kalte Luft, kalte Flüssigkeit oder kalte Gegenstände. Die Symptome treten entweder wenige Minuten nach dem Kältereiz auf oder aber erst dann, wenn sich die Stelle wieder erwärmt. Wie groß der Kältereiz sein muss, um die typischen Symptome auszulösen, ist von Person zu Person verschieden. Betroffene sollten stets einen Notfallpass bei sich tragen, in dem die Erkrankung vermerkt ist. Dies ist zum Beispiel bei Infusionen wichtig, da diese dann nur erwärmt verabreicht werden dürfen.
  • Licht-Nesselsucht: Diese Form der Nesselsucht wird meist durch UV-A-Strahlen, in seltenen Fällen auch durch UV-B-Strahlen ausgelöst. An den Stellen, die mit den Strahlen in Kontakt gekommen sind, bilden sich kurze Zeit später Quaddeln. Die Licht-Nesselsucht ist allerdings relativ selten.
  • Reibungs-Nesselsucht: Die auch als Urticaria factitia bezeichnete Nesselsucht ist die häufigste physikalische Form. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Reibung auf der Haut. Die typischen Symptome können beispielsweise durch das Scheuern von Rucksackträgern, aber auch bereits durch das Reiben eines T-Shirts oder durch Kratzen hervorgerufen werden.
  • Wärme-Nesselsucht: Hierbei treten die typischen Symptome nur an den Stellen auf, die mit der Wärmequelle direkt in Kontakt gekommen sind. Ebenso wie Licht-Nesselsucht ist auch Wärme-Nesselsucht äußerst selten.

Daneben kann der Hautausschlag beispielsweise auch durch Vibrationen ausgelöst werden.

Cholinergische Urtikaria

Cholinergische Nesselsucht (auch Schwitzurtikaria) wird durch einen Anstieg der Körpertemperatur ausgelöst und tritt insbesondere bei jungen Erwachsenen auf. Häufig dauert diese Form der Nesselsucht nur einige Jahre an und tritt in dieser Zeit immer wieder auf, bevor sie endgültig verschwindet.

Auslöser dieser Nesselsucht ist eine Erhöhung der Körpertemperatur. Diese kann beispielsweise durch Sport, scharfes Essen, Alkohol, Fieber, heißes Wasser oder emotionalen Stress hervorgerufen werden. Die ersten Quaddeln können bereits während des Temperaturanstieges auftreten. Meist bilden sie sich schnell wieder zurück, nur in seltenen Fällen bleiben sie länger als einige Stunden bestehen.

Kontakt-Nesselsucht

Kontakt-Nesselsucht mit nicht-immunologischen Ursachen tritt nur an der Stelle auf, die mit dem Auslöser direkt in Berührung gekommen ist. Mögliche Ursachen sind beispielsweise der Kontakt mit Chemikalien, Brennnesseln oder Quallen.

Zu den immunologischen Auslösern gehören etwa Latex (oft durch Latex-Handschuhe) oder bestimmte Nahrungsmittel. Hier kommt es zu einer Reaktion auf die entsprechenden Proteine, die durch Immunglobulin E (IgE) vermittelt wird – die Auswirkungen können dann den gesamten Körper betreffen.

Auch der Kontakt mit Wasser (Aquagene Urtikaria) kann bei manchen Menschen zur Bildung der Quaddeln führen.

Was tun? Behandlung von Nesselsucht

Die Diagnose kann meist schon aufgrund des typischen Ausschlags gestellt werden. Allerdings gilt es dabei, Differenzialdiagnosen wie das hereditäre Angioödem oder die Urtikaria-Vaskulitis auszuschließen.

Handlungsbedarf besteht in der Regel jedoch nur bei andauerndem oder wiederholt auftretendem Ausschlag. In akuten Fällen, die bereits von allein abgeklungen sind, ist meist keine Therapie oder weitergehende Diagnostik erforderlich.

Die Behandlung einer Nesselsucht besteht aus verschiedenen Elementen. Generell sollte versucht werden, den Auslöser der Nesselsucht zu vermeiden. Wird die Hautreaktion beispielsweise durch bestimmte Lebensmittel verursacht, sollten diese nicht mehr gegessen werden.

Jedoch können Auslöser nur gemieden werden, wenn diese bekannt sind. Daher ist die Suche nach möglichen Ursachen der Urtikaria ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Therapie. In den meisten Fällen können allerdings keine eindeutigen Auslöser gefunden werden.

Darüber hinaus können die Symptome auch durch Medikamente und Hausmittel gelindert werden.

Die Ursache der Nesselsucht finden

Zunächst gilt es, die Ursache des Nesselausschlags zu finden. Ein erster Schritt ist hierbei ein ausführliches Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese), in dem die betroffene Person genau beschreibt, in welchen Situationen die Beschwerden auftreten und welche Auslöser infrage kommen könnten.

Je nach Verdacht werden anschließend einige Tests – beispielsweise ein Allergietest oder ein Provokationstest – durchgeführt. Stellt eine Krankheit die Ursache der Nesselsucht dar, muss die Behandlung darauf abzielen, die Grunderkrankung bestmöglich zu therapieren.

Ist ein physikalischer Reiz wie Wärme oder Kälte der Auslöser der Nesselsucht, kann dieser im täglichen Leben oft nicht vollkommen vermieden werden. Deswegen ist es für Betroffene wichtig, den Auslöser möglichst genau kennenzulernen. Wird Nesselsucht beispielsweise durch Druck ausgelöst, muss herausgefunden werden, ob und welche Körperstellen besonders empfindlich reagieren und wie stark der Reiz sein muss, damit die Symptome auftreten.

Antihistaminika lindern die Symptome

Den zweiten Schritt in der Behandlung einer Nesselsucht stellt die Einnahme von Antihistaminika (H1-Antihistaminika der 2. Generation) dar. Sie hemmen die Ausschüttung von Histamin und lindern dadurch die auftretenden Symptome. Denn der Botenstoff sorgt für die Wassereinlagerungen in der Haut und den unangenehmen Juckreiz. Entsprechende Medikamente enthalten beispielsweise die Wirkstoffe Cetirizin, Loratadin, Bilastin, Ebastin, Rupatadin oder Desloratadin.

Die Ursache der Nesselsucht wird durch die Einnahme der Antihistaminika allerdings nicht behandelt.

Die genaue Dosierung der Mittel – die in der Regel bis zu viermal höher ist als bei Heuschnupfen – sollten Sie immer ärztlich abklären. Bei chronischer Nesselsucht müssen die Tabletten oft über mehrere Wochen oder Monate eingenommen werden, um Erfolge zu erzielen.

Weitere Medikamente bei Urtikaria

Daneben stehen je nach Schwere der Beschwerden noch weitere Mittel zur Verfügung. So können beispielsweise Cremes und Salben zur äußerlichen Anwendung zum Einsatz kommen, um den Juckreiz zu lindern. Dazu zählen kühlende Cremes, Kühlgel oder Salben mit Harnstoff oder Menthol. Auch Zinksalbe wird empfohlen, um die Haut zu beruhigen und den Juckreiz zu bekämpfen.

Mit Omalizumab steht in chronischen Fällen ein monoklonaler Antikörper gegen Immunglobulin E als wirksames Mittel zur Verfügung. Wirkt dies nicht ausreichend, kann auch das Immunsuppressivum Ciclosporin A verschrieben werden. Beide Wirkstoffe sind jedoch nicht speziell für die Behandlung der Nesselsucht zugelassen.

Abzuraten ist hingegen von salicyl- oder kodeinhaltigen Medikamenten sowie Mitteln aus der Gruppe der NSAR (zum Beispiel Diclofenac oder Ibuprofen), da diese die Freisetzung von Histamin begünstigen können.

Kortison-Präparate nur kurzzeitig einnehmen

Um eine schnelle Linderung der Beschwerden zu erreichen, können nach ärztlicher Verschreibung anstelle der Antihistaminika auch Glucocorticoide wie Kortison eingenommen werden. Kortison trägt ebenso wie ein Antihistaminikum zu einer Unterdrückung der Symptome bei. Allerdings sollten solche Tabletten nur bei schweren Krankheitsverläufen und auch dann nur kurzzeitig (maximal zehn Tage) eingenommen werden, da sie starke Nebenwirkungen haben können.

Hausmittel gegen Nesselfieber – was hilft?

Auch einige Hausmittel können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Kältekompressen, eine lauwarme Dusche oder ein kühles Bad sollen die juckende Haut schnell beruhigen – sofern Kälte nicht der Auslöser der Urtikaria ist.

Häufig wird auch empfohlen, eine halbe Tasse Natron oder Backpulver als Badezusatz zu verwenden. Alternativ kann auch Weinstein-Backpulver oder Natron mit einigen Tropfen Wasser zu einer Paste vermischt und auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Umschläge mit Essig, Kamille oder Pfefferminze werden ebenfalls oft als wohltuend empfunden. Auch Ringelblumen- oder Hamamelissalbe sind beliebte Hausmittel.

Nesselsucht: generelle Tipps

Aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen von Nesselsucht kommt es nicht selten vor, dass der Auslöser der Beschwerden nicht ausfindig gemacht werden kann. Dann kann es hilfreich sein, über einen längeren Zeitraum ein Beschwerden-Tagebuch zu führen, in dem man notiert, in welchen Situationen die Erkrankung auftritt. Zudem sollte versucht werden, mögliche Auslöser wie Stress oder psychischen Druck zu vermeiden.

Auch Alkohol, Wollunterwäsche, eine zu hohe Temperatur oder enganliegende Kleidung können eine Verschlimmerung der Beschwerden zur Folge haben. Ob eine spezielle Ernährung, etwa eine Histamin-arme Diät oder ein weitgehender Verzicht auf Pseudoallergene in Nahrungsmitteln, positive Effekte haben kann, lässt sich anhand der aktuellen Studienlage nicht eindeutig beantworten.

Für Betroffene von chronischer Nesselsucht gibt es zudem Selbsthilfegruppen, die einen Austausch über Erfahrungen und Tipps mit anderen Betroffenen ermöglichen.