Mädchen erhält HPV-Impfung in den Arm
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HPV-Impfung: Schutz vor Gebärmutterhalskrebs und mehr

Von: Carina Lang (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 03.03.2021 - 10:51 Uhr

Das Humane Papillomavirus (HPV) zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (Sexual transmitted diseases = STDs). Es ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Das Zervixkarzinom, so wird Gebärmutterhalskrebs in medizinischen Fachkreisen genannt, ist die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit, 95 Prozent davon gehen mit einer HPV-Infektion einher. Auch bei Männern kann die Infektion mit dem humanen Papillomavirus zu einer Krebserkrankung des Genitals führen. Umso wichtiger ist es, eine Ansteckung und Infektion mit HPV zu verhindern. Ein wirksames Mittel hierbei ist die HPV-Impfung. Ab welchem Alter und für wen die Impfung empfohlen ist, wie oft geimpft werden muss, wie die Kostenübernahme durch die Krankenkasse geregelt ist und andere wichtige Informationen zu HPV und der Impfung erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was ist das humane Papillomavirus und welche Folgen kann eine Infektion haben?

Das Humane Papillomavirus oder auch Papillomvirus (HPV) ist ein Virus, mit dem sich fast jeder sexuell aktive Mensch im Laufe seines Lebens ansteckt. Von den über 200 bekannten Arten des Virus können jedoch nur wenige Hochrisikotypen zu einer Krebserkrankung führen. Umgekehrt bedeute eine Infektion mit einem solchen Virustypen zudem nicht, dass zwangsläufig eine Krebserkrankung die Folge sein muss.

Häufig befällt das Virus die Haut und ruft gewöhnliche Hautwarzen hervor. Jedoch können etwa 40 der bekannten Typen von HPV auch Warzen im Genitalbereich, sogenannte Feigwarzen, hervorrufen. Zu dieser Gruppe zählen zum Beispiel HPV Typ 6 und Typ 11. Diese Genitalwarzen werden meist von Betroffenen als sehr störend empfunden. Bei infizierten Frauen können sie sogar während der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden und bei diesem zu Warzen im Mund- und Rachenbereich führen.

Die Hochrisikotypen, zu denen vor allem Typ 16 und Typ 18 gehören, können sowohl beim Mann als auch bei der Frau eine Krebserkrankung zur Folge haben. Zu den durch HPV ausgelösten Krebsarten zählen der Gebärmutterhalskrebs, Tumoren des äußeren Genitals, des Anus, des Penis und sogar des Mund- und Rachenraumes. Somit sorgen HPV-Infektionen jedes Jahr für zahlreiche Todesfälle, aber auch andere schwere Folgen wie Unfruchtbarkeit.

Wie wird eine Infektion mit HPV festgestellt?

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung einer Krebserkrankung infolge einer Infektion mit HPV ist für Frauen der jährliche Besuch beim Gynäkologen. Bei der damit einhergehenden gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung werden Abstriche des Gebärmutterhalses entnommen, welche auf Gewebeveränderungen und HPV getestet werden (Pap-Test und HPV-Test). Somit werden Infektionen und Krebsvorstufen frühzeitig erkannt und es kann eine entsprechende Behandlung erfolgen.

Bei den übrigen durch HPV ausgelösten Krebsarten gibt es keine Früherkennung wie die jährliche gynäkologische Vorsorgeuntersuchung. Kommt es zu einer solchen Krebserkrankung, wird eine Probe des Tumors entnommen und auf HPV untersucht, um festzustellen, ob der Tumor durch humane Papillomaviren hervorgerufen wurde.

Umso wichtiger ist es, die Entstehung und das Auftreten von Krebs ausgelöst durch HPV zu verhindern. Eines der wichtigsten Hilfsmittel hierbei ist die Impfung gegen HPV, damit es gar nicht erst zur HPV-Infektion kommt.

Was ist die HPV-Impfung und wovor schützt sie?

Die Impfung gegen HPV, besser bekannt als Gebärmutterhalskrebs-Impfung, schützt nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor allen anderen Krebsarten, die durch das humane Papillomavirus ausgelöst werden können. Sie richtet sich vor allem gegen die Hochrisikotypen vom Typ 16 und 18 sowie je nach Impfstoff gegen weitere Arten, unter anderem die Auslöser der Feigwarzen.

Welche Arten von Impfstoffen gibt es?

In Deutschland sind derzeit zwei Arten von HPV-Impfstoffen auf dem Markt: Cervarix® und Gardasil® 9. Erstgenannter schützt gegen die Hochrisikotypen 16 und 18, letzterer noch zusätzlich vor sieben weiteren Typen des HP-Virus.

Früher erfolgt die Impfung zudem mit dem Impfstoff Silgard®, der vor vier Virustypen schützte.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die Impfung selbst keine Infektion mit HPV auslöst. Sie enthält keine lebendigen infektiösen Viren, sondern lediglich leere Virushüllen.

Ab welchem Alter und für wen ist die Impfung empfohlen?

Die Impfung gegen HPV wird von der ständigen Impfkommission (STIKO) seit 2007 für Mädchen, seit 2018 auch für Jungen empfohlen. Wie oft die HPV-Impfung erforderlich ist, hängt davon ab, wann sie durchgeführt wird:

  • Sie sollte im Alter von 9 bis 14 Jahren durchgeführt werden, möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
  • Im Alter von 9 bis 14 Jahren sind zwei Impfungen im Abstand von mindestens fünf Monaten notwendig.
  • Bei Kindern und Jugendlichen, die nicht im empfohlenen Alter geimpft wurden, kann eine Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden.
  • Wird zum ersten Mal im Alter von 15 Jahren und später geimpft, sind drei Impfungen erforderlich.
  • Auch nach einer bereits durchgemachten HPV-Infektion ist eine Impfung sinnvoll und senkt das Wiedererkrankungsrisiko.
  • Ebenso ist eine Impfung nach einer chirurgischen Entfernung von verändertem Gewebe am Gebärmutterhals, einer sogenannten Konisation, angezeigt. Auch in diesem Fall wird das Wiedererkrankungsrisiko gesenkt.

Genauere Informationen zu Impfterminen und Impfabständen können jederzeit vom behandelnden Haus- oder Kinderarzt eingeholt werden.

Die Impfung ist auch für Erwachsene zugelassen. Hier erfolgt jedoch in der Regel keine Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Impfung einen langanhaltenden Impfschutz bietet. Wie lange dieser anhält und ob eine Auffrischimpfung im Erwachsenenalter notwendig ist, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Impfung auftreten?

Die HPV-Impfung ist in der Regel sehr gut verträglich, Nebenwirkungen treten sehr selten auf. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen, wie bei vielen anderen Routineimpfungen auch, Rötungen, Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle. Ebenso können Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden und Schwindel vorkommen. Dies zeigt jedoch, dass der Körper sich mit dem Impfstoff auseinandersetzt und eine ausreichende Immunantwort aufbaut, die später vor einer Infektion mit HPV schützt.

In seltenen Fällen treten schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder ein allergischer Schock auf, wenn zum Beispiel eine Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes besteht. Im Zweifel sollte immer der behandelnde Arzt vor der Impfung konsultiert werden, um mögliche Risiken zu besprechen. Im Allgemeinen ist die HPV-Impfung jedoch ungefährlich.

Wann sollte nicht geimpft werden?

Auf eine Impfung sollte dann verzichtet werden, wenn eine Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes bekannt ist. Auch in der Schwangerschaft sollte auf eine Impfung verzichtet werden.

Bei schweren fieberhaften Infektionen sollte die Impfung verschoben werden. Eine leichte Erkältung hingegen stellt kein Hindernis dar.

Bei Blutgerinnungsstörungen oder einer bekannten zu geringen Zahl von Blutplättchen (Thrombozytopenie) sollte der impfende Arzt vorher informiert werden, da bei der Injektion des Impfstoffes in den Muskel Blutungen auftreten können.

Wer übernimmt die Kosten für die Impfung?

Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren werden die Kosten für die Impfung durch die Krankenkassen übernommen.

Im Erwachsenenalter werden die Kosten in der Regel nicht durch die Krankenkasse gedeckt. Eine einzelne Impfdosis kostet 160 Euro. Bei drei notwendigen Impfdosen belaufen sich die Kosten für die Impfung bei erwachsenen Männern und Frauen also auf insgesamt 480 Euro. Außerdem können Kosten für die Beratung und die Durchführung der Impfung anfallen. Im Zweifel können jederzeit Nachfragen bei der zuständigen Krankenkasse und dem impfenden Arzt erfolgen.

Wie sinnvoll ist eine HPV-Impfung?

Ein ausreichender Impfschutz bietet nicht nur dem Geimpften Vorteile. Auch die Übertragung von Hochrisikotypen, die im Zusammenhang mit Krebserkrankungen stehen, kann verhindert werden. Eine HPV-Impfung kann daher auch sinnvoll sein, um die Partnerin oder den Partner zu schützen.

Je früher geimpft wird, desto besser. Aber auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr, bei dem man sich bereits mit HPV anstecken kann, schützt eine Impfung vor späteren Krebserkrankungen. Somit können auch folgende Chemotherapien, Bestrahlungen und Operationen, die bei Krebs notwendig werden können, von vornherein verhindert werden. Neugeborene sind vor einer Übertragung beim Durchtritt durch den Geburtskanal geschützt.

Die HPV-Impfung erweist sich weltweit als Nutzen erbringend. In verschiedenen weltweit durchgeführten Studien zeigte sich in der geimpften Bevölkerung ein deutlicher Rückgang von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs sowie der Krebsart selbst. Außerdem scheinen Geimpfte eine bessere Immunantwort auf das humane Papillomavirus aufzuweisen als ungeimpfte Personengruppen, die sich mit HPV infizieren.

Wichtig ist dennoch zu wissen, dass eine Impfung keinen Ersatz für die regelmäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchung durch den Frauenarzt darstellt. Diese sollte und muss trotzdem jährlich durchgeführt werden, da es aufgrund der Vielzahl an verschiedenen HPV-Typen vereinzelt trotz Impfung zu Gebärmutterhalskrebs kommen kann.

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