Hepatitis-Viren vor einer Leber (Illustration)
© Getty Images/Dr_Microbe

Hepatitis (Leberentzündung)

Von: Julia Scheuble (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 29.04.2022 - 11:48 Uhr

Bei einer Hepatitis handelt es sich um eine Leberentzündung. Es gibt verschiedene Arten der Hepatitis, die sich unter anderem anhand ihrer Ursache unterscheiden. Einigen Formen der Leberentzündung lassen sich durch eine Impfung gegen Hepatitisviren vorbeugen. Was genau ist eine Hepatitis, wie kann man sich anstecken und welche Symptome sind typisch für die Erkrankung? Wie wird eine Hepatitis behandelt und ist sie heilbar? Das und mehr lesen Sie hier.

Was ist Hepatitis?

Hepatitis ist der medizinische Begriff für eine Leberentzündung. Es gibt dabei unterschiedliche Arten der Leberentzündung. Gemeinsam haben sie jedoch alle, dass zu Beginn die Leberzellen, auch Hepatozyten genannt, geschädigt werden und das Immunsystem darauf mit einer Abwehrreaktion antwortet.

Die Hepatitiden (so lautet der Plural von Hepatitis) unterscheiden sich in der Ursache der Schädigung. Am häufigsten werden die Hepatitiden durch Viren ausgelöst (Virushepatitis). Zahlreiche Viren können Leberentzündungen auslösen, in seltenen Fällen sind das beispielsweise Adenoviren oder das Epstein-Barr-Virus. Die häufigsten Auslöser sind jedoch die Hepatitisviren A, B, C, D und E. Bislang kann man sich nur gegen Hepatitis A und B impfen lassen.

Eine Leberentzündung kann aber auch durch leberschädliche Stoffe wie beispielsweise durch Alkohol, Medikamente, Giftstoffe (toxische Leberentzündung) oder auch autoimmune Prozesse (autoimmune Hepatitis) entstehen.

Übertragung: Wie kann man sich mit Hepatitis anstecken?

Anstecken kann man sich nur mit einer Leberentzündung, die durch Erreger wie beispielsweise die Hepatitisviren ausgelöst wird.

Die Übertragungswege der Hepatitisviren sind unterschiedlich: Hepatitis A und E werden fäkal-oral übertragen. Das bedeutet, dass die Viren mit dem Stuhl ausgeschieden werden und anschließend über den Mund wieder aufgenommen werden. Dafür reichen bereits kleinste Überreste in kontaminiertem Wasser, an Lebensmitteln, Gegenständen oder im Personenkontakt aus, um sich anzustecken. Die Ansteckungsrate ist in wärmeren Regionen wie den Tropen und mediterranen Regionen relativ hoch. Aus diesem Grund wird Reisenden in diese Zielregionen eine Hepatitis-A-Impfung empfohlen.

Im Gegensatz dazu werden Hepatitis B, C und D parenteral, also über kontaminierte Körperflüssigkeiten, übertragen. Solche Körperflüssigkeiten sind zum Beispiel Blut, Speichel, Samenflüssigkeit, Tränen, Urin, Galle und Muttermilch. Meist werden diese Hepatitisviren während des ungeschützten Geschlechtsverkehrs oder durch das gemeinsame Nutzen von Spritzennadeln (needle-sharing) im Rahmen von Drogenkonsum übertragen. Aber auch durch verunreinigtes Tätowier- und Piercing-Werkzeug oder OP-Besteck kann es in seltenen Fällen zu einer Infektion kommen.

Hepatitis D unterscheidet sich von Hepatitis B und C dadurch, dass es nur auf Menschen übertragbar ist, die schon mit Hepatitis B infiziert wurden.

Wie macht sich eine Leberentzündung bemerkbar?

Eine Leberentzündung kann sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Dazu gehören allgemeine Symptome, wie:

Darüber hinaus können spezifischere Anzeichen der Leberentzündung hinzukommen, wie:

  • Schmerzen im rechten Oberbauch, direkt unterhalb der Rippen
  • Juckreiz
  • Gelbsucht (Gelbfärbung der Augen und Haut)
  • Hautausschlag (Ekzem)
  • blasser Stuhl
  • orange-brauner Urin

Was tun bei akuter Leberentzündung?

Bemerken Sie die genannten Symptome, sollten Sie sich in ärztliche Behandlung begeben. Während der Untersuchung wird Ihnen Blut abgenommen und unterschiedliche Blutwerte, die sogenannten Leberwerte, werden getestet. Darüber hinaus kann bei einem Verdacht auf eine Virushepatitis das Blut oder der Stuhl, je nach Virus, auf körpereigene Antikörper gegen das Virus untersucht werden. Diese Tests ermöglichen eine eindeutigere Diagnose. So kann am besten festgestellt werden, wie ernst die Lage ist und über die mögliche Therapie entschieden werden.

Therapie: Kann man eine Leberentzündung heilen?

Abhängig von der Ursache und dem Verlauf der Hepatitis heilt diese entweder von selbst aus oder wird chronisch. Deshalb werden bei der akuten Hepatitis meist nur die Symptome behandelt.

Eine chronische Hepatitis kann – abhängig vom Auslöser – durch unterschiedliche Medikamente behandelt werden. Die virusbedingten Leberentzündungen können beispielsweise mithilfe von Virostatika therapiert werden. Die Behandlung wird von ärztlicher Seite durch wiederholte Untersuchung der Leberwerte im Blut begleitet. Dadurch ergibt sich ein genaueres Bild vom Zustand der Leber. Verschlimmert sich die Leberentzündung drastisch, so kann auch eine Lebertransplantation nötig werden.

Bei der alkoholischen Hepatitis sollte der Alkoholkonsum komplett eingestellt werden. Schlussendlich kann auch in diesem Fall eine Lebertransplantation nötig sein.

Die Autoimmunhepatitis wird mit Glucocorticoiden behandelt. Glucocorticoide unterdrücken das Immunsystem und sollen damit das eigenen Immunsystem davon abhalten, die Leber zu zerstören.

Ernährung bei Hepatitis: Was ist zu beachten?

Betroffene mit Hepatitis sollten bis zur Ausheilung der Erkrankung keinen Alkohol mehr trinken und potenziell leberschädigende Medikamente meiden. Bei einer alkoholischen Leberentzündung sollte der Alkoholkonsum komplett eingestellt werden.

Eine konkrete Ernährung bei Hepatitis gibt es nicht. Es sollte aber auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung geachtet werden. Häufig kommt es im Krankheitsverlauf der Hepatitis zu Appetitverlust und eventuell ungewollten Gewichtsabnahmen.

Welches ist die gefährlichste Hepatitis?

Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen der Leberentzündung:

  • akute Hepatitis
  • chronische Hepatitis
  • rezidivierende Hepatitis
  • fulminante Hepatitis
  • asymptomatischer Verlauf
  • cholestatischer Verlauf

Akute, chronische und rezidivierende Hepatitis

Eine akute Leberentzündung tritt plötzlich auf und zeigt sich durch die bereits genannten Symptome.

Eine chronische Hepatitis verläuft eher schleichend über einen Zeitraum von über einem halben Jahr. Die Symptome sind eher milde oder existieren gar nicht.
Die rezidivierende Hepatitis ist eine abgeheilte Leberentzündung, die wieder aufflammt. Davon sind etwa ein Fünftel aller Menschen, die an Hepatitis erkrankt sind, beziehungsweise waren, betroffen.

Fulminante Hepatitis

Die fulminante Hepatitis ist der schlimmste Verlauf einer Leberentzündung. Sie verläuft über Tage oder Wochen. Das Lebergewebe stirbt dabei so schnell ab, sodass die Leber ihre Aufgaben nicht mehr wie gewohnt erledigen kann. Die Abfallsubstanzen des Körpers werden nicht mehr aus dem Blut gefiltert und sammeln sich im Körper an.

Dadurch können Betroffene innerhalb von wenigen Tagen in ein Koma fallen, da das Gehirn unter den toxischen Substanzen leidet. Dieser schädliche Einfluss auf das Gehirn durch die Leberentzündung nennt sich hepatische Enzephalopathie. Die fulminante Leberentzündung wird meistens durch eine Hepatitis-B-Infektion ausgelöst.

Asymptomatischer Verlauf

Darüber hinaus gibt es noch Leberentzündungen, die vollkommen unbemerkt bleiben, da sie keine Beschwerden verursachen. Diese asymptomatischen Verläufe können rückblickend nur durch eine sogenannte Serokonversion nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um die Veränderung der Struktur der Antikörper, die gegen die verursachenden Viren gerichtet sind. Die Serokonversion kann im Blut nachgewiesen werden und zeigt, ob sich die untersuchte Person frisch infiziert hat oder ob es eine Infektion in der Vergangenheit gegeben hat.

Cholestatischer Verlauf

Der cholestatische Verlauf schließt die Anzeichen einer Leberentzündung ein, die bekannteste Bild einer Hepatitis ausmachen: Die geschädigte Leber kann das Bilirubin, einen gelben Stoff im Körper, nicht mehr verstoffwechseln und verursacht dadurch eine Gelbfärbung der Haut. Die Hautfärbung wird Gelbsucht oder auch Ikterus genannt.

Die Endprodukte des Bilirubinstoffwechsels werden normalerweise mit dem Stuhl ausgeschieden und färben diesen braun. Da die Endprodukte bei einem cholestatischen Verlauf aber fehlen, verliert der Stuhl seine Farbe und wird blass. Der Körper versucht nun, das Bilirubin über den Urin auszuscheiden. Dieser verfärbt sich durch Bilirubin orange oder sogar braun.

Wie unterscheiden sich die Virushepatitiden?

Abhängig vom Erreger der Virushepatitis sind auch die Anzeichen, Verläufe und Inkubationszeiten der Krankheit unterschiedlich.

  • Hepatitis A: Sie entwickelt sich innerhalb von zwei Wochen bis zwei Monaten. Es kommt häufig zur Gelbsucht. Die Hepatitis A wird nicht chronisch und schwerwiegende Verläufe sind selten.
  • Hepatitis B: Diese Erkrankung entwickelt sich innerhalb von einem bis sechs Monaten und verläuft häufig ohne Symptome. Falls Symptome auftreten, verschwinden diese meist innerhalb von drei bis sechs Wochen. Bei den meisten Betroffenen kommt es von selbst zur vollständigen Ausheilung. Ein Fünftel der chronisch Erkrankten entwickeln eine sogenannte Leberzirrhose, eine Vernarbung der Leber, die in Leberkrebs übergehen kann.
  • Hepatitis C: Die Hepatitis C hat eine Inkubationszeit von ungefähr acht Wochen. Der Großteil der Infizierten bekommt im Verlauf eine chronische Leberentzündung. Ein Fünftel der Betroffenen mit chronischer Hepatitis C entwickelt eine Leberzirrhose. Die akute Hepatitis C verursacht vor allem eine Gelbsucht. Schwerwiegende Verläufe sind selten.
  • Hepatitis D: Das Virus kann nur Menschen mit Hepatitis B infizieren. Bei gleichzeitiger Infektion von Hepatitis B und D kommt es zur Verstärkung der akuten Symptome. Beim Großteil der Betroffenen heilt die Hepatitis jedoch von selbst aus. Kommt es zu einer Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus bei chronischer Hepatitis B, erhöht sich das Risiko für eine Leberzirrhose.
  • Hepatitis E: Nach Infektion mit dem Virus dauert es zwei Wochen bis zweieinhalb Monate, bis die Krankheit ausbricht. Häufig zeigt sich eine Gelbsucht. In der Regel kommt es nicht zu chronischen Verläufen. Bei schwangeren Frauen kommt es bei ungefähr einem Fünftel der Infizierten zu fulminanten, potenziell lebensgefährlichen Verläufen.

Wie oft sollte man sich gegen Hepatitis impfen lassen?

Eine Impfung ist nur gegen Hepatitis A und B verfügbar. Die Impfung ist eine wirksame Möglichkeit, diesen Formen der Hepatitis vorzubeugen.

Die Hepatitis-B-Impfung erfolgt im Kindes- und Säuglingsalter. Die Impfstoffe werden in drei Dosen verimpft. Die letzte Impfdosis sollte im Abstand von circa sechs Monaten nach der zweiten gegeben werden. Für bestimmte Personengruppen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko wird eine Auffrischung des Impfschutzes im Erwachsenenalter empfohlen. Die häufigsten Nebenwirkungen der Hepatitis-B-Impfung sind Müdigkeit, Schmerzen, Rötung und Reizung der Injektionsstelle.

Die Hepatitis-A-Impfung wird nur bestimmten Personengruppen mit erhöhtem Risiko für eine Hepatitis-A-Ansteckung empfohlen. Es werden zwei Impfdosen im Abstand von sechs Monaten verabreicht. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schmerzen an der Injektionsstelle und Kopfschmerzen. Weitere Informationen zu Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Impfungen finden Sie in diesem Artikel.

Passend zum Thema
Hepatitis A- und B-Impfung in den Arm
Wer übernimmt die Kosten für die Hepatitis A- und B-Impfung?
Wer übernimmt die Kosten für die Hepatitis A- und B-Impfung?
Frau mit Hepatitis A
Hepatitis A: So vermeiden Sie eine Ansteckung
Hepatitis A: So vermeiden Sie eine Ansteckung
Hepatitis A-Impfung in Arm
Hepatitis A-Impfung empfohlen
Hepatitis A-Impfung empfohlen
Hepatitis B: Übertragung durch Geschlechtsverkehr
Hepatitis B: Impfung schützt
Hepatitis B: Impfung schützt
Mann mit Hepatitis C betrachtet gelbes Auge im Spiegel
Hepatitis C – Symptome und Übertragung
Hepatitis C – Symptome und Übertragung
Schwangere mit Hepatitis E
Hepatitis E: Gefahr in der Schwangerschaft
Hepatitis E: Gefahr in der Schwangerschaft
Frau mit Autoimmunhepatitis beim Arzt
Autoimmunhepatitis
Autoimmunhepatitis