Schmerzen in der Kniekehle
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Schmerzende Kniekehle – das kann dahinterstecken

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 10.07.2019 - 14:14 Uhr

Schmerzen in der Kniekehle können ein Hinweis auf verschiedene Verletzungen oder Erkrankungen des Kniegelenks sein: Nach einem Sturz oder einem Unfall können Schmerzen in der Kniekehle beispielsweise auf Schäden an den Kniebändern oder einem Meniskus hindeuten. Schmerzt die Kniekehle jedoch vor allem nach dem Sport, ist häufig eine Über- oder Fehlbelastung die Ursache.

Schmerzen in der Kniekehle: Ursachen in der Übersicht

Seltener kann auch eine Thrombose der Beinvenen Schmerzen in der Kniekehle verursachen. Eine schmerzende, tastbare Schwellung in der Kniekehle ist hingegen häufig an Anzeichen für eine sogenannte Baker-Zyste: Hierbei handelt es sich um eine meist harmlose Aussackung der Gelenkkapsel, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist.

Wir haben für Sie eine Übersicht zusammengestellt, welche Ursachen hinter Schmerzen in der Kniekehle stecken können.

Verletzungen des Kniegelenks als Ursache

Durch einen Sturz, einen Unfall oder eine Verdrehung des Kniegelenks kann es zu Schäden an einem Meniskus oder an den Kniebändern – wie etwa einem Kreuzbandriss – kommen. Je nach genauem Ort der Verletzung können die Schmerzen auch in der Kniekehle lokalisiert sein oder dorthin ausstrahlen.

Bei Schmerzen nach einem Sturz gilt generell zunächst die PECH-Regel:

  • Pause (Belastung des betroffenen Beines vermeiden)
  • Eis (Kühlen)
  • Compression (leichter Druck zur Verminderung von Schwellung und Bluterguss, etwa durch Tapen mit einer elastischen Binde)
  • Hochlagern

Bessern sich die Schmerzen nach einigen Tagen nicht, sollten Sie lieber einen Arzt aufsuchen – durch ein MRT kann die Diagnose in der Regel gesichert werden.

Schmerzende Kniekehle nach dem Sport

Schmerzt die Kniekehle vor allem bei Belastung oder nach dem Sport, kann eine Überlastung des Kniekehlenmuskels (Musculus popliteus) oder der hinteren Oberschenkelmuskulatur (ischiokrurale Muskulatur) die Ursache sein. Diese Muskeln liegen an der Rückseite des Oberschenkels und laufen an der Kniekehle vorbei zur Wade.

Zu intensives oder falsches Training – beispielsweise beim Joggen oder Radfahren – kann zu einer Reizung oder Entzündung der Sehnen dieser Muskeln führen. Dies macht sich dann durch Schmerzen an der Innen- oder Außenseite der Kniekehle bemerkbar, die vor allem beim Anwinkeln des Knies oder bei Druck auf die Sehne auftreten. Unter Umständen kann die betroffene Sehne zudem verdickt oder überwärmt sein.

Es empfiehlt sich dann, für einige Tage eine Sportpause einzulegen. Bei einer Überlastung der Muskulatur tut Wärme – etwa in Form von Rotlicht oder warmen Umschlägen – gut. Bei einer Entzündung hingegen ist Kühlung sinnvoller: Die betroffene Kniekehle ist dann meist überwärmt und geschwollen. Der vorbeugende Effekt des Dehnens vor oder nach dem Sport ist allerdings umstritten: Ein leichtes Stretching scheint jedoch zumindest nicht zu schaden.

Baker-Zyste: Schwellung in der Kniekehle

Eine Baker-Zyste ist eine Aussackung der Kniegelenkkapsel, die bei vermehrter Bildung von Gelenkflüssigkeit durch den erhöhten Druck im Gelenk entsteht. Ursache ist meist eine Reizung des Kniegelenks – etwa bei Arthrose, Meniskusschäden oder einer Gelenkentzündung. Seltener tritt eine Baker-Zyste nach Knieverletzungen auf.

Eine Baker-Zyste macht sich als tastbare Schwellung oder Beule in der Kniekehle bemerkbar. Beim Strecken oder starken Beugen des Knies können zudem Schmerzen oder ein Ziehen in der Kniekehle auftreten. Selten kann die Zyste reißen – dann kommt es zu plötzlichen, heftigen Schmerzen sowie zu einer Rötung und Überwärmung der Kniekehle. Erfahren Sie hier, was man bei einer Baker-Zyste tun kann.

Thrombose als seltene Ursache

In seltenen Fällen können Schmerzen in der Kniekehle Anzeichen einer Thrombose in einer Beinvene sein. Um die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose abschätzen zu können, ist die Kenntnis ihrer Risikofaktoren wichtig:

Ruhigstellung der Beine wie bei Bettlägerigkeit sowie nach Operationen oder Verletzungen, bei denen eine Entlastung durch Gehstützen notwendig ist

  • langes Sitzen, etwa bei Langstreckenflügen oder langen Fahrten mit dem Zug oder Auto
  • Übergewicht
  • Alter über 60 Jahre
  • Krebserkrankungen
  • Thrombose in der Vergangenheit
  • Erkrankungen mit Gerinnungsneigung (Thrombophilie)
  • Schwangerschaft und Wochenbett (bis zu sechs Wochen nach der Geburt)
  • Rauchen
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille oder Hormonbehandlung mit Östrogen

Bei einer Thrombose können als weitere Symptome eine Schwellung der Kniekehle oder der Wade sowie eine bläuliche Verfärbung oder deutlich sichtbare Venen (wie bei Krampfadern) auftreten. Zudem können Schmerzen beim Zusammendrücken der Wade oder bei Druck auf die Fußsohle den Verdacht auf eine Thrombose bestärken.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass bei Ihnen eine Thrombose vorliegen könnte, sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, da im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Lungenembolie die Folge sein kann. Lesen Sie hier alle Details rund um eine Thrombose.

Nervenreizung: Schmerzen beim Strecken

Durch die Kniekehle verläuft der Schienbeinnerv (Nervus tibialis), der unter anderem die Streckung des Fußes ermöglicht. Durch schnelles Muskelwachstum bei intensivem Krafttraining, einen Kniegelenkerguss oder eine Baker-Zyste kann der Nerv eingeengt werden und Schmerzen in der Kniekehle verursachen.

Die Schmerzen treten dann bevorzugt beim Durchstrecken des Knies oder nach langem Gehen oder Laufen auf. Zusätzlich kann es bei einer Reizung des Schienbeinnervs zu einem Brennen oder Kribbeln in der Wade kommen.

Schmerzen in der Kniekehle beim Kind

Bei Kindern sind Schmerzen in der Kniekehle oder in der Wade, die ohne vorherigen Sturz auftreten, häufig auf das Wachstum zurückzuführen: Solche Wachstumsschmerzen kommen meist im Kindergarten- und Grundschulalter vor und verschwinden in der Regel nach einiger Zeit von alleine. Bestehen die Schmerzen jedoch über längere Zeit oder sind ungewöhnlich stark, sollten sie ärztlich abgeklärt werden – dies gilt insbesondere dann, wenn das Kind gestürzt ist oder einen Unfall hatte.

Denn in seltenen Fällen kann eine Ablösung der Wachstumsfuge (Epiphyseolyse) hinter einer schmerzenden Kniekehle bei Kindern stecken. Diese Erkrankung kann ohne ersichtlichen Grund oder durch eine Verletzung auftreten. Eine rasche Behandlung ist dann wichtig, da es ansonsten zu Wachstumsstörungen kommen kann.