Gebärmutterhalskrebs (Illustration)
© Getty Images/Caroline Arquevaux /BSIP

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.03.2021 - 10:32 Uhr

Der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) beschreibt eine Krebsart bei Frauen, bei der am unteren Teil der Gebärmutter – dem Gebärmutterhals – Tumoren entstehen. Erste Symptome können Ausfluss und Zwischenblutungen sein. Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es meist, den Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen und zu heilen. Erfolgt die Behandlung jedoch nicht frühzeitig, sinken die Heilungschancen und tödliche Verläufe sind möglich. Neben der Vorsorge zur Früherkennung ist die Gebärmutterhalskrebs-Impfung eine Möglichkeit, das Risiko für die Entstehung des Krebses zu verhindern.

Was ist Gebärmutterhalskrebs?

Der Gebärmutterhalskrebs, auch bekannt als Zervixkarzinom, ist eine Tumorerkrankung am unteren Teil der Gebärmutter: dem Gebärmutterhals (Zervix). Dieser ist eine schlauchförmige, mit Schleimhaut ausgekleidete Verbindung zwischen der Gebärmutter und der Scheide. An ihrem untersten Ende, also dem Ausgang des Gebärmutterhalses in die Scheide, befindet sich der Muttermund. Gewebsveränderungen am Muttermund sind häufig eine Vorstufe des Gebärmutterhalskrebs.

Oftmals können diese Vorstufen im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt und dann entsprechend behandelt werden. Darüber hinaus trägt eine Gebärmutterhalskrebs-Impfung (HPV-Impfung) dazu bei, das Risiko für die Entstehung eines Zervixkarzinoms zu verhindern.

Wie häufig ist das Zervixkarzinom?

Der Gebärmutterhalskrebs steht an zehnter Stelle der weiblichen Tumorerkrankungen1, etwa 4.400 Frauen erkranken in Deutschland jährlich daran.2 Im Jahr 2020 war das Zervixkarzinom die Krebsart, die (nach Brustkrebs und Lungenkrebs) weltweit für die drittmeisten Todesfälle bei Frauen verantwortlich war.3

Ermutigend ist, dass die Zahl der Neuerkrankungen und die Sterberaten beispielsweise im Vergleich zu den 70er Jahren rückläufig sind, mehr Tumoren im Frühstadium erkannt werden (bei etwa vier von zehn Frauen erfolgt die Diagnose in Stadium I) und damit eine bessere Prognose haben. Das unterstreicht einmal mehr die Bedeutung, die den Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung zukommt. Der statistische Altersdurchschnitt bei Diagnosestellung weist zwei Gipfel auf: bei 20 und 55 Jahren.

Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs

Ursachen: Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?

Gebärmutterhalskrebs gehört zu den Krebsarten, deren Entstehung durch ein Virus begünstigt werden kann. Als zentrale Ursache gilt daher das humane Papillomvirus (HPV). Wahrscheinlich kommt es nur durch eine Infektion mit bestimmten "High-Risk"-HPV-Typen überhaupt zu einer Tumorentstehung, wobei nicht jede Infektion zwangsläufig bedeutet, dass eine Frau in der Folge an Gebärmutterhalskrebs erkrankt.

Das Virus ist ansteckend – die Übertragung erfolgt bei Hautkontakt im Intimbereich oder beim Geschlechtsverkehr. Risikofaktoren für die Infektion mit Papillomviren sind daher ungeschützter und früher Geschlechtsverkehr, eine große Zahl verschiedener Geschlechtspartner und mangelnde Sexualhygiene – in Ländern, in denen viele Männer beschnitten sind, tritt der Tumor weniger häufig auf.

Weitere Faktoren, die zusätzlich zur HPV-Infektion eine Krebsentstehung begünstigen, sind:

  • die Einnahme der "Pille" über einen langen Zeitraum
  • eine hohe Zahl von Schwangerschaften und Geburten
  • Immunschwächen, etwa durch Erkrankungen, Medikamente oder eine Organtransplantation
  • Rauchen
  • möglicherweise weitere Infektionen im Genitalbereich mit anderen Erregern, wie Herpes simplex oder Chlamydien

Über den Einfluss eines schlechten Ernährungszustandes und von genetischen Faktoren wird zurzeit noch diskutiert.

Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs sind in der Regel Gewebsveränderungen (Dysplasien) der Schleimhaut im Bereich des Muttermundes. Bis sich daraus ein Krebs entwickelt, dauert es oft mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte.

Symptome von Gebärmutterhalskrebs

Oft treten bei Gebärmutterhalskrebs kaum oder erst spät Symptome auf. Mögliche Anzeichen, an denen der Krebs zu erkennen ist, sind:

  • Ausfluss, der übel riechen oder fleischwasserfarben erscheinen kann
  • Zwischenblutungen, also Blutungen außerhalb der Periode, nach dem Geschlechtsverkehr oder nach dem Einsetzen der Menopause
  • Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust und Nachtschweiß
  • Beschwerden der umliegenden Organe wie Blase und Niere – zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang, im Bereich des Unterbauchs, Rückens und Beckens
  • unerklärliche Schwellungen an einem oder beiden Beinen

Da sich die meisten Symptome von Gebärmutterhalskrebs erst sehr spät zeigen, ist es enorm wichtig, regelmäßig die Untersuchungen zur Krebsvorsorge bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt wahrzunehmen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Gebärmutterhalskrebs oder seine Vorstufen werden oft im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Dabei erfragt die Ärztin oder der Arzt zunächst die Krankengeschichte. Anschließend erfolgt eine gynäkologische Untersuchung, bei der Vagina und Gebärmutterhals inspiziert und abgetastet werden. Ein entsprechendes Instrument (Spekulum) ermöglicht es, das Gewebe am Zervix zu betrachten.

Pap-Test: Abstrich zeigt auch Vorstufen an

Im Rahmen der Krebsvorsorgeuntersuchung wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals beziehungsweise Muttermund entnommen, der auf Zellveränderungen untersucht wird. Dieser Abstrich wird als "Pap-Test" oder "Pap-Abstrich" bezeichnet. Wichtig zu wissen: Ein auffälliger Befund beim Pap-Test ist noch keine Krebsdiagnose. Die Ergebnisse werden als Pap I bis Pap V ausgedrückt:

  • Pap I: normale, gesunde Zellen
  • Pap II: leichte Zellveränderungen ohne Verdacht auf Krebs
  • Pap III: unklarer Befund, weitere Untersuchungen sind nötig
  • Pap IIID: Dysplasien liegen vor, aber kein Krebs
  • Pap IV: Krebsvorstufen oder Krebs sind möglich, weitere Untersuchungen sind nötig
  • Pap V: bösartige Tumorzellen, Krebs ist sehr wahrscheinlich

Kolposkopie, Biopsie und HPV-Test

Je nach Befund können der Muttermund und die Scheidenschleimhaut auch unter Lupenvergrößerung angeschaut (Kolposkopie) und Veränderungen durch Anfärben der Schleimhaut sichtbar gemacht werden. Ist ein Bereich auffällig verändert, wird im Rahmen einer Biopsie während der Kolposkopie gezielt ein Stück Gewebe aus der Zervix entnommen und unter dem Mikroskop begutachtet.

Auch kann ein HPV-Test durchgeführt werden, um zu ermitteln, ob überhaupt eine Infektion mit dem humanen Papillomvirus vorliegt.

Biopsie-Befund: Vorstufen des Zervixkarzinoms

Bei den Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs werden drei Grade unterschieden, bei denen die Zellen bereits verändert sind, aber noch kein Krebswachstum aufweisen. Diese können mit gewisser Wahrscheinlichkeit nach einiger Zeit in einen Krebs übergehen. Die Stufen werden anhand einer entnommenen Gewebeprobe (Biopsie) bestimmt:

  • leicht (CIN 1)
  • mittelgradig (CIN 2)
  • hochgradig (CIN 3)

Die Abkürzung CIN steht dabei für cervical intraepithelial neoplasia, also zervikale intraepitheliale Neoplasien. Gemeint sind damit Veränderungen am Gebärmutterhals, die auf die Schleimhaut begrenzt sind.

Leichte und mittelgradige Stufen bilden sich häufig auch ohne Behandlung von selbst wieder zurück. Hier kann es ausreichen, abzuwarten und zu beobachten. Eine hochgradige Dysplasie entwickelt sich jedoch in etwa der Hälfte aller Fälle zu Gebärmutterhalskrebs und sollte daher behandelt werden.

Weitere Untersuchungen bei Gebärmutterhalskrebs

Bestätigt sich der Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs, dient ein "operatives Staging" dazu, herauszufinden, wie weit der Krebs sich im Bauchraum ausgebreitet hat. Dabei werden operativ Gewebeproben entnommen, beispielsweise verdächtige Lymphknoten. Dies erfolgt mithilfe einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder einem größeren Bauchschnitt (Laparotomie).

Ist der Gebärmutterhalskrebs fortgeschritten, können bildgebende Verfahren wie Sonographie (Ultraschall), Röntgen, Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) erforderlich sein, um die Tumorausbreitung zu bestimmen und Tochtergeschwülste (Metastasen) aufzuspüren.

Gebärmutterhalskrebs: Welche Krebsformen gibt es?

Das Karzinom selbst geht meist vom sogenannten Plattenepithel, also den Deckzellen der Schleimhaut, aus, man spricht dann von einem Plattenepithelkarzinom. Andere Tumortypen sind die sogenannten Adenokarzinome, die aus Drüsenzellen entstehen. Sie sind seltener (etwa 20 Prozent der Fälle), haben aber oft eine schlechtere Prognose.

Der Krebstyp wird je nach Größe, Ausbreitung, Vorhandensein von Metastasen, mikroskopischem Befund und anderen Kriterien weiter eingeteilt. Je nach Klassifikation werden dabei verschiedene Stadien unterschieden, die unter anderem für die Wahl der richtigen Therapie entscheidend sind.

Als Karzinom in situ (lateinisch: am Ort) wird es bezeichnet, wenn Krebszellen vorhanden sind, die sich noch nicht ausgebreitet haben. Ist bereits eine Ausbreitung in umliegendes Gewebe erfolgt, spricht man von invasivem Gebärmutterhalskrebs.

Gebärmutterhalskrebs: Therapie

Die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs richtet sich vor allem nach dem Stadium und der Art des Krebses sowie seiner Ausbreitung, aber auch nach dem Allgemeinzustand und der Lebenssituation der Patientin. So spielt es für die Wahl der richtigen Therapie beispielsweise eine Rolle, ob die betroffene Frau sich bereits in den Wechseljahren befindet oder ob ein Kinderwunsch besteht.

Bei vielen Vorstufen reicht es, den Befund in sechsmonatigen Abständen zu kontrollieren.

Bei fortgeschritteneren Fällen ist meist eine OP zum Entfernen des betroffenen Gewebes erforderlich. Operative Maßnahmen reichen von der kegelförmigen Ausschneidung des betroffenen Gewebestückes (Konisation) bei kleineren Veränderungen bis hin zur Hysterektomie, also der Gebärmutterentfernung (wobei die Eierstöcke möglichst belassen werden). Hat sich der Tumor ausgebreitet, müssen eventuell auch umliegende Gewebe wie die Lymphknoten entfernt werden.

Zusätzlich oder als Alternative wird die Bestrahlung (Radiotherapie oder Strahlentherapie) eingesetzt, häufig in Kombination mit einer Chemotherapie. Darüber hinaus können Medikamente eingesetzt werden, um Nebenwirkungen infolge der Behandlung oder Beschwerden durch den Krebs selbst zu lindern. Auch eine psychologische Betreuung sowie eine Reha nach der Krebsbehandlung sind Bestandteil der Therapie.

Ist der Gebärmutterhalskrebs bereits weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar, wird im Rahmen einer palliativen Therapie versucht, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

Prognose: Wie hoch sind die Überlebenschancen?

Die Prognose ist bei einem früh entdeckten Zervixkarzinom beziehungsweise seinen Vorstufen sehr gut. Je früher der Krebs entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Die Lebenserwartung sinkt jedoch, wenn der Krebs bereits gestreut hat.

Ist der Krebs voll entwickelt und bereits in umliegendes Gewebe eingewachsen, überleben durchschnittlich 67 Prozent der Patientinnen die ersten 5 Jahre nach der Diagnosestellung. Die 10-Jahres-Überlebensrate beträgt 63 Prozent.

Im Rahmen von regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen sollte kontrolliert werden, ob der Krebs wieder auftritt.

Gebärmutterhalskrebs vorbeugen durch HPV-Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) als Standard-Impfung für Mädchen und junge Frauen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Durch die HPV-Impfung wird das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, gesenkt.

Die Zweimalimpfung sollte idealerweise in einem Abstand von 5 Monaten erfolgen und vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Ein vollständiger Schutz besteht erst nach Verabreichung beider Dosen.

Versäumte Impfungen sollten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Bei Nachholimpfungen im Alter von über 14 Jahren oder bei einem Impfabstand von weniger als 5 Monaten zwischen der ersten und zweiten Dosis ist eine dritte Impfstoffdosis erforderlich.

Dass eine Gebärmutterhalskrebs-Impfung gegen schon bestehende HPV-Infektionen wirkt, ist wissenschaftlich nicht belegt. Allerdings kann nach einer operativen Entfernung des Gebärmutterhalskrebses bei bisher ungeimpften Personen eine Impfung empfehlenswert sein. Dies kann dann dazu beitragen, dass Risiko einer erneuten Erkrankung zu senken.

Neben der Impfung werden zur Vermeidung einer HPV-Infektion die gleichen Maßnahmen empfohlen wie zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Krankheiten. Eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs spielen außerdem Vorsorgeuntersuchungen.

Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen

Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs haben Frauen zwischen dem 20. und dem 34. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf einen Pap-Test, also einen Abstrich mit anschließender Untersuchung unter dem Mikroskop. Bei Bedarf können im Anschluss weitere Untersuchungen folgen.

Ab einem Alter von 35 Jahren wird der Pap-Abstrich dann alle drei Jahre in Kombination mit einem HPV-Test, also einem Test auf bestimmt HP-Viren, von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Frauen zwischen 20 und 65 Jahren werden seit Anfang 2020 alle fünf Jahre schriftlich von ihrer Krankenkasse zu dieser Vorsorgeuntersuchung eingeladen.

Wichtig zu wissen: Trotz Impfung kann es in seltenen Fällen zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs kommen. Geimpfte Frauen sollte die Vorsorgeuntersuchungen daher ebenfalls in Anspruch nehmen.

HPV-Impfung auch für Jungen empfohlen

Auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren wird vonseiten der STIKO eine Impfung gegen HPV empfohlen, die Nachholimpfung ist bis zum Alter von 17 Jahren ratsam. Grund ist einerseits, dass Jungen und Männer das Virus verbreiten und so Mädchen oder Frauen anstecken können. Andererseits werden sie selbst durch die Impfung ebenfalls geschützt, denn das HP-Virus kann auch bei ihnen Krebs auslösen, etwa Peniskrebs, Analkrebs oder Mund-Rachen-Krebs. Darüber hinaus ist das humane Papillomvirus der Auslöser von Feigwarzen (Genitalwarzen), einer Geschlechtskrankheit, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann.

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