Arzt zeigt ein Modell der Lunge
© Getty Images/Marcela Ruth Romero

Die Lunge: Beschwerden & häufige Lungenkrankheiten

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.02.2024 - 11:56 Uhr

Unsere Lunge versorgt das Blut und damit den Körper mit Sauerstoff und entsorgt das Abbauprodukt Kohlendioxid. Doch Umweltgifte wie Feinstaub, Tabakrauch und Pollen erschweren der Lunge ihre Arbeit und können auch Erkrankungen auslösen. Welche Lungenkrankheiten treten besonders oft auf, an welchen Symptomen kann man sie erkennen und wie werden sie behandelt? Einen Überblick über häufige Lungenerkrankungen sowie deren Diagnose und Therapie finden Sie im Folgenden.

Wie funktioniert die Lunge?

Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln. Ein Lungenflügel liegt links und einer rechts im Brustraum, der vom Bauchraum durch das Zwerchfell getrennt wird.

Das Organ versorgt unseren Körper mit Sauerstoff. Die Luft strömt dabei über die Atemwege und das Kanalsystem der Bronchien in die Lungenbläschen (Alveole). Diese sind nur durch eine zarte Wand vom Blut getrennt, sodass der Sauerstoff leicht hindurch gelangen kann. Umgekehrt wird Kohlendioxid aus dem Blut in die Alveolen und anschließend in die Atemluft abgegeben.

Beim Einatmen gelangt also neue Luft mit viel Sauerstoff in die Lunge, beim Ausatmen wird die verbrauchte Luft mit Kohlendioxid als Abbauprodukt wieder hinausbefördert. Man unterscheidet zwischen Brust- und Bauchatmung.

Husten, Atemnot & Co. – das kann dahinterstecken

Husten, Geräusche beim Atmen oder Atemnot sind Symptome, die mit Erkrankungen der Atemwege und der Lunge zusammenhängen können. Welche Erkrankungen hinter diesen und anderen Beschwerden stecken können, lesen Sie im Folgenden.

Husten und Geräusche beim Atmen

Bei Schnupfen oder Heuschnupfen kommt es häufig vor, dass auch die Bronchien erkranken – darauf weist zum Beispiel Husten hin. Dabei entwickelt sich aus dem anfänglichen Reizhusten nach einigen Tagen meist ein produktiver Husten mit Auswurf oder es entsteht ein typisches Hustengeräusch wie beim Keuchhusten.

Geräusche beim Atmen zeigen eine Verengung in der Luftstrombahn an – beispielsweise durch Entzündungen, Schleim oder Fremdkörper. Rachen, Kehlkopf, Luftröhre oder Bronchien können betroffen sein. Kommt es beim Einatmen zu einem Geräusch, kann dies auf eine Kehlkopfentzündung (Laryngitis oder Pseudokrupp) hindeuten. Brummende Geräusche oder ein Pfeifen beim Ausatmen sind typisch für Asthma.

Atemnot: häufig ein Notfall

Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, kann viele Ursachen haben. Bei einem Kind sollte man immer daran denken, dass es einen Fremdkörper verschluckt haben könnte – es handelt sich dabei immer um einen Notfall. Auch bei Pseudokrupp kann es neben nächtlichem Husten zu vorübergehender Atemnot kommen, die sich jedoch schnell bessern sollte, wenn man die betroffene Person beruhigt und für frische, kalte und befeuchtete Luft sorgt.

Bei Erwachsenen versperrt möglicherweise ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder Wasser in der Lunge (Lungenödem) den Weg zwischen Luftstrom und Blut. Auch eine Einengung der Bronchien, wie sie beim Asthma besteht, kann zu akuter Luftnot führen. In solchen Fällen sollte dringend ärztlicher Rat gesucht oder bei starken Beschwerden der Notruf verständigt werden.

Was bedeuten Schmerzen beim Atmen?

Schmerzen beim Atmen können bei einer Entzündung von Bronchien, Lunge und Lungenfell oder bei einem Rippenbruch auftreten – dabei kann jeder Atemzug so schmerzhaft sein, dass man nur noch ganz vorsichtig einatmet. Für die Infektionserreger ist das besonders gut, denn sie lieben eine sauerstoffarme Umgebung und können sich so leichter ausbreiten.

Schmerzen die Bronchien beim Atmen aufgrund einer Entzündung, dann verstärken sich die Beschwerden in der Regel beim Husten.

Treten plötzlich stechende Schmerzen im Bereich des Brustkorbs auf und kommt es zu Atemnot oder anderen Beschwerden, wie einer Blaufärbung der Lippen, Verwirrtheit oder Todesangst, sollte der Notruf verständigt werden. Diese Symptome können auf potenziell tödliche Erkrankungen wie einen Herzinfarkt, eine Lungenembolie oder einen Spannungspneumothorax hinweisen.

Häufige Lungenkrankheiten

Es gibt eine Vielzahl von Lungenerkrankungen oder Erkrankungen, die Atemwege und Lunge betreffen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die häufigsten Krankheiten vor.

Asthma bronchiale

Bei Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronische Atemwegserkrankung, bei der es im Rahmen von Anfällen zu Verkrampfungen und Schwellungen in den Bronchien kommt. Welche Ursachen genau hinter Asthma stecken, ist noch nicht geklärt. Vermutlich spielen erbliche Faktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle. Typische Symptome sind trockener (nächtlicher) Husten, pfeifende Geräusche beim Atmen sowie ein Engegefühl in der Brust.

Eine Form des Asthma bronchiale ist das allergische Asthma. Die Bronchien als Lungenkanalsystem sind mit einer empfindlichen Schleimhaut ausgestattet. Diese kann auf Fremdstoffe, die mit der Atemluft in die Lunge transportiert werden, allergisch reagieren. Beispiele dafür sind Pollen, Eiweiße aus dem Speichel von Tieren ("Tierhaarallergie") sowie der Kot von Hausstaubmilben. Immunglobulin E, das in der Schleimhaut vorkommt, reagiert bei Kontakt mit diesen Allergenen und führt zur Freisetzung von Histamin und anderen Stoffen. Dies kann Juckreiz, Schleimhautschwellung und Verengung der Bronchien auslösen.

Bei etwa 40 Prozent der Betroffenen mit Asthma kommt es zu einer Mischung von nicht-allergischem und allergischem Asthma.

Infektionskrankheiten wie Bronchitis und Tuberkulose

Die Lunge kann von verschiedensten Infektionskrankheiten beeinträchtigt sein:

  • Bei einer Bronchitis unterscheidet man zwischen einer akuten Form, die bei einer Erkältung auftritt, und einer chronischen Form, bei der die Gefahr besteht, dass sie zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wird.
  • Eine weitere Infektionskrankheit, die die Lunge betrifft, ist Tuberkulose, die auch als Schwindsucht bekannt ist und die weltweit leider immer noch die am häufigsten tödlich verlaufende bakterielle Infektionskrankheit ist.
  • Auch die Infektionskrankheit COVID-19, die durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelöst wird, kann die Atemwege befallen und schlimmstenfalls schwere Lungenschäden verursachen.

COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung

Die Abkürzung COPD steht für den englischen Begriff "Chronic Obstructive Pulmonary Disease" (auf Deutsch: chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Eine genaue Definition der Erkrankung gibt es nicht. In der Regel bezeichnet sie aber eine chronische und meist fortschreitende Verengung (Obstruktion) der Atemwege. Dadurch wird die Belüftung der Lunge eingeschränkt, also das Ein- und Ausströmen von Luft. Verschiedene Ursachen kommen als Auslöser infrage. Rauchen gilt als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit. Ständiger Husten, zäher Auswurf und Kurzatmigkeit sind typische Symptome.

Lungenembolie

Eine Lungenembolie kann auftreten, wenn eine Substanz (beispielsweise ein Blutgerinnsel) in eine oder mehrere Lungenarterien gelangt und diese ganz oder teilweise verstopft. Dadurch wird das Blut nicht ausreichend mit Sauerstoff angereichert. Gleichzeitig staut es sich, wodurch sich der Gefäßdruck in der Lunge erhöht. Der Blutdruck sinkt und die Versorgung der Organe mit Sauerstoff findet nicht mehr ausreichend statt. Unbehandelt kann dies tödliche Folgen haben. Symptome sind unter anderem Herzrasen, Atemnot und Brustschmerzen.

Lungenkrebs

Bei Lungenkrebs handelt es sich um eine häufige Krebserkrankung. Dabei bildet sich entweder in der Lunge oder in den Bronchien ein bösartiger Tumor.

Erste Anzeichen für die Tumorerkrankung sind meist unspezifisch. Häufig kommt es zu chronischem Husten, Kurzatmigkeit und Abgeschlagenheit.

Diagnose bei Lungenerkrankungen

Erste Anlaufstelle bei Problemen mit den Atemwegen ist eine Hals-Nasen-Ohren-Arztpraxis. Gegebenenfalls kann dann eine Überweisung in eine Lungen-Facharztpraxis (pneumologische Praxis) erfolgen. Bei Problemen mit der Lunge stehen dem*der Arzt*Ärztin verschiedene Möglichkeiten der Untersuchung zur Verfügung:

  • Anamnese (Krankheitsgeschichte erfragen): Alle Beschwerden können durch gezieltes Fragen weiter eingegrenzt werden. Gerade bei neu auftretenden asthmatischen Beschwerden sind Hinweise auf ein Haustier oder eine neue Wohnung wichtig, um eine allergische Komponente abzuklären.
  • Inspektion (Betrachten), Perkussion (Abklopfen) und Auskultation (Abhören): Beim Betrachten können Symptome wie blau verfärbte Fingernägel auf einen Sauerstoffmangel hindeuten. Beim Abklopfen weist ein gedämpfter Klopfschall unter anderem auf eine Flüssigkeitsansammlung (Pleuraerguss) hin – diese tritt oft begleitend bei einer Lungenentzündung auf. Ein höherer und langanhaltender Ton kann auf Luft im Lungengewebe hinweisen. Beim Abhören kann man dagegen viele Atemgeräusche besser zuordnen. Ob Bronchitis, Asthma oder Wasser in der Lunge – wie es bei einer Herzinsuffizienz auftreten kann – viele Erkrankungen verraten sich durch spezielle Geräusche.
  • Lungenfunktionstest: Hiermit wird kontrolliert, ob die Lunge die Luft gut hinein- und hinaustransportieren kann. Bei Asthma, COPD oder dem Lungenemphysem ist die Fähigkeit eingeschränkt, tief und vollständig ein- und auszuatmen.
  • Allergiediagnostik: Bei allergischem Asthma wird mit verschiedenen Haut- und Bluttests abgeklärt, gegen welche Substanzen die betroffene Person allergisch ist. Jedoch: Es gibt auch Asthmaformen, bei denen schon kalte Luft oder Zigarettenrauch als Reiz ausreicht, um einen Asthmaanfall zu provozieren.
  • Röntgen, Ultraschall, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT): Das Röntgenbild der Lunge (Röntgen-Thorax) gehört zu den Standarduntersuchungen vor Operationen, bei Verdacht auf Lungenentzündungen, Herzinsuffizienz oder unklarem Husten. Ein Ultraschall hat keine gesundheitlichen Nebenwirkungen, allerdings lassen sich luftgefüllte Räume, wie die Lunge, mit Ultraschallwellen schlechter darstellen. Wenn die untersuchende Person unsicher ist, ob sich eine Entzündung oder gar Lungenkrebs im schlecht einsehbaren Bereich hinter dem Herzen befindet, wird zusätzlich eine computertomografische oder Kernspin-Aufnahme angefertigt.
  • Bronchoskopie: Bei einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) wird eine Kamera mit einem starren oder flexiblen Schlauch in Luftröhre und Bronchien des*der Patient*in eingeführt. Dabei können Abstriche und Gewebeproben genommen sowie Fremdkörper und Tumoren entfernt werden.

Behandlung von Lungenkrankheiten

Welche Therapie gewählt wird, hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. So können beispielsweise Medikamente bei Asthma oder bakteriellen Infektionen eingesetzt werden, oder aber operative Verfahren zur Behandlung von Lungenkrebs.

Vorsorge: vorbeugende Maßnahmen

Sportliche Betätigung stärkt den Kreislauf und die Funktion der Lunge und hilft selbst bei Asthma – Betroffene fühlen sich fitter und der Krankheit nicht mehr so ausgeliefert.

Besonders wichtig ist es, auf das Rauchen zu verzichten, denn der Konsum von Zigaretten kann die Entstehungen zahlreicher Lungenkrankheiten (und anderer Erkrankungen) begünstigen. Auch Passivrauchen kann schädlich sein.

Impfungen gegen Grippe oder Pneumokokken stellen in der kalten Jahreszeit einen wirksamen Schutz vor aggressiven Lungenentzündungen dar.

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