Frau mit Atemnot durch Lungenödem
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Lungenödem: Symptome & Ursachen von Wasser in der Lunge

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2023 - 10:03 Uhr

Starke Atemnot verbunden mit Erstickungsangst, ein schneller Puls und Husten mit schaumigem Auswurf – das sind typische Symptome eines Lungenödems, im allgemeinen Sprachgebrauch auch oftmals als Wasser in der Lunge bezeichnet. Häufig steckt eine Herzschwäche dahinter. Aber auch andere Erkrankungen kommen als Ursache infrage und tragen dazu bei, dass sich Flüssigkeit in der Lunge ansammeln kann. Woher das Wasser in der Lunge kommt, wie man es behandelt, ob ein Lungenödem gefährlich ist und wovon die Überlebenschancen abhängen, das und mehr erfahren Sie im Folgenden.

Definition: Was ist ein Lungenödem?

Bei einem Lungenödem kommt es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe und nachfolgend auch in den Lungenbläschen (Alveolen). Umgangssprachlich ist auch von einer Wasserlunge oder "Wasser in der Lunge" die Rede, obwohl es sich bei der Flüssigkeit nicht um Wasser, sondern genau genommen um Blutplasma handelt.

Die Flüssigkeit in der Lunge verdrängt die Luft in den Lungenbläschen. Dadurch wird der Gasaustausch, also der Übertritt von Sauerstoff aus der Atemluft in das Blut und die Abgabe von Kohlendioxid aus dem Blut in die auszuatmende Luft, behindert. Die Folge ist ein Sauerstoffmangel im gesamten Körper, der unbehandelt zum Tod führen kann.

Ursache: Wie entsteht ein Lungenödem?

Die Ansammlung von Wasser in der Lunge ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Oft löst eine Erkrankung des Herzkreislaufsystems ein Lungenödem aus, doch es kann auch andere Gründe geben.

Kardiale Ursachen von Wasser in der Lunge

Herzkreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen von Ödemen in der Lunge:

  • Kardiales Lungenödem: Ein häufiger Grund für ein Lungenödem ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz, typischerweise eine Linksherzinsuffizienz). In diesem Fall spricht man auch von einem kardialen Lungenödem (kardial = das Herz betreffend). Dabei kommt es durch die verminderte Pumpleistung der linken Herzkammer zu einem Rückstau des Blutes in die kleinsten Lungengefäße (Lungenkapillare). Der Blutdruck in diesen Blutgefäßen steigt und es tritt Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe über. Auch ein Pleuraerguss, das heißt eine Flüssigkeitsansammlung in der Brusthöhle, ist im Zusammenhang mit einer Herzinsuffizienz möglich.
  • Hypertensives Lungenödem: Ein akutes Lungenödem, das aufgrund von plötzlichem, starkem Bluthochdruck (hypertensiver Notfall) entsteht, kann auch als hypertensives Lungenödem bezeichnet werden.

Weitere Herzkreislauferkrankungen, die zu einem Lungenödem führen können, sind beispielsweise:

Nicht-kardiale Ursachen der Wasserlunge

Lungenödeme, die nicht auf eine Erkrankung des Herzens zurückgeführt werden können, werden als nicht-kardiale Lungenödeme zusammengefasst. Zu den nicht-kardialen Lungenödemen gehören:

  • Renales Lungenödem: Eine eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) kann die Ursache für ein Lungenödem sein. Die Nieren, die normalerweise den Wasserhaushalt im Körper regulieren, können bei einer Niereninsuffizienz keine oder nur vermindert Flüssigkeit ausscheiden. Dadurch kommt es auch in den Lungengefäßen zu einer Druckerhöhung.
  • Toxisches Lungenödem: Durch das Einatmen giftiger Substanzen, wie Rauchgas oder Chlorgas, können die Gefäßwände in der Lunge geschädigt werden. Sie sind dann durchlässiger als intakte Gefäße. Durch die undichten Gefäße kann Flüssigkeit leichter in das Lungengewebe und die Alveolen übertreten.
  • Neurogenes Lungenödem: Schädigungen des zentralen Nervensystems (ZNS), wie Schädel-Hirn-Verletzungen, Hirnblutungen, Hirninfarkte oder Hirntumoren sowie Erkrankungen des Nervensystems, beispielsweise Epilepsie, können ebenfalls zu einem Lungenödem führen. Dieses wird als neurogenes oder zerebrales Lungenödem bezeichnet.
  • Akutes Lungenödem: Die auch als akutes Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome – ARDS) bezeichnete Form des Lungenödems ist eine Notfallsituation. Es entsteht plötzlich, wenn die Lunge so schwer geschädigt wird, dass die Funktion durch die Flüssigkeitsansammlung stark eingeschränkt ist. Es kann unter anderem durch eine Unfallverletzung, Krankheiten wie eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder das Einatmen von giftigen Gasen oder Mageninhalt (etwa beim Erbrechen) ausgelöst werden.

Daneben können weitere Auslöser zu einem Lungenödem führen. Dazu zählen allergische Reaktionen, Blutvergiftung (Sepsis), Krebs (Lungenkrebs) oder ein Aufenthalt in großer Höhe (Höhenlungenödem). Zu Wasser in der Lunge nach einer OP kann es insbesondere dann kommen, wenn die Operation lange gedauert hat oder sehr schwer war, die Betroffenen beatmet wurden und lange liegen müssen. Dann kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die ein Lungenödem zur Folge haben kann. Auch eine eingeschränkte Nierenfunktion trägt zur Ansammlung von Wasser in der Lunge nach einer OP bei.

Wasser in der Lunge: Stadien und Verlauf

Es werden verschiedene Stadien des Lungenödems unterschieden:

  1. Interstitielles Lungenödem: Wenn das Lungenödem beginnt, wird das Blutplasma in der Lunge in die Zellzwischenräume (Interstitium) gepresst und es kommt dort zu einer Flüssigkeitsansammlung. In diesem frühen Stadium spricht man vom interstitiellen Lungenödem.
  2. Alveoläres Lungenödem: Bei bleibendem Druck in den Lungengefäßen tritt die Flüssigkeit auch in die luftgefüllten Lungenbläschen über. Dieses Stadium wird als alveoläres Lungenödem bezeichnet.
  3. Bildung von Schaum und Husten: Die Flüssigkeit in den Alveolen enthält viel Eiweiß. Im Verlauf bildet sie zusammen mit der Atemluft einen Schaum. Dieser Schaum wird teilweise abgehustet.
  4. Asphyxie: In diesem Stadium ist das Lungenödem lebensbedrohlich. Durch das Wasser in der Lunge gelingt der Gasaustausch nicht mehr, der Körper kann allein durch die Atmung also nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen. Jetzt muss eine künstliche Beatmung erfolgen, Betroffene müssen also mit Sauerstoff versorgt werden, damit es nicht zu einem Kreislauf- und Atemstillstand (Asphyxie) kommt.

Symptome: Wie macht sich ein Lungenödem bemerkbar?

Zu den ersten Anzeichen, die auf ein Lungenödem im frühen Stadium (interstitielles Lungenödem) hinweisen, gehören folgende Symptome:

  • flache und schnelle Atmung
  • Atemgeräusche, wie ein leises Pfeifen (Giemen)
  • Atemnot
  • beschleunigter Puls
  • Unruhe und Angst

Wird der Oberkörper höher gelagert oder aufgerichtet, bessern sich die Beschwerden ein wenig. Im Liegen oder wenn die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge weiter zunimmt und auch die Alveolen betrifft, verstärken sich die Beschwerden. Dann können folgende Symptome auftreten:

  • massive Atemnot und Angst zu Ersticken
  • Atemgeräusche wie Rasseln, Brodeln oder Gluckern in der Lunge
  • Druckgefühl in der Brust
  • Blauwerden der Haut und der Lippen durch den Sauerstoffmangel (Zyanose)
  • Husten und schaumiger Auswurf von weißlicher bis rötlicher Farbe, je nachdem, ob er mit Blut vermischt ist

Diagnose: Röntgen und Blutwerte bei Lungenödem

Wenn leichtere Atembeschwerden und Luftnot auftreten, sollte zunächst die haus- oder lungenfachärztliche Praxis aufgesucht werden. Möglicherweise vorhandene Erkrankungen und typische Beschwerden können bereits auf ein Lungenödem hinweisen. Die ärztliche Untersuchung bei einem Verdacht auf Wasser in der Lunge kann Folgendes umfassen:

  • Körperliche Untersuchung: Hierzu gehören das Abhören von Herz und Lunge mit dem Stethoskop, die Messung des Blutdrucks und eine Begutachtung von Lippen und Haut auf Blaufärbung als Zeichen eines Sauerstoffmangels. Auch auf weitere Wassereinlagerungen, beispielsweise an den Beinen, wird besonders geachtet.
  • Röntgenuntersuchung: Das Röntgen ist sehr gut geeignet, um Wasser in der Lunge sichtbar zu machen. Im Röntgenbild des Brustkorbs (Röntgenthorax) sind die Flüssigkeitsansammlungen als Schatten gut zu erkennen.
  • Blutuntersuchung: Die Messung der Sauerstoffsättigung im Blut (Blutgasanalyse) gibt Aufschluss darüber, ob ein Sauerstoffmangel im Körper vorliegt und wie stark dieser ausgeprägt ist. Darüber hinaus werden verschiedene Blutwerte bestimmt, die Hinweise auf Erkrankungen von Nieren, Herz oder Entzündungen geben.

Zusätzlich können Untersuchungen des Herzens notwendig werden, wenn der Verdacht besteht, dass eine Herzerkrankung das Lungenödem verursacht hat. Hier kommen vor allem Herzultraschall (Echokardiografie) und Elektrokardiografie (EKG) zur Anwendung.

Behandlung: Was tun bei Wasser in der Lunge?

Ein Lungenödem ist in der Regel gut mit Medikamenten zu behandeln. Wichtig ist, sofort mit der Therapie zu beginnen, wenn bekannt ist, dass ein Lungenödem vorliegt. Zur Therapie des Ödems werden unter anderem folgende Medikamente und Maßnahmen angewendet, um das Wasser in der Lunge zu entfernen und die Symptome schnell zu lindern:

  • Hochlagerung des Oberkörpers in eine aufrechte Position
  • Gabe von Sauerstoff über eine Atemmaske oder Nasensonde
  • Entwässerungsmittel (Diuretika)
  • blutdrucksenkende Medikamente
  • gefäßerweiternde Medikamente
  • Beruhigungsmittel

Eine Ausnahme stellt das Vorliegen eines akuten Lungenödem dar, da dies eine lebensbedrohliche Situation ist, in der die Erkrankung umgehend behandelt werden muss. Wenn Symptome wie extreme Atemnot, Hustenanfälle mit schaumigem Auswurf sowie eine Blaufärbung der Lippen auftreten, sollte sofort notärztliche Hilfe unter der Rufnummer 112 angefordert werden.

Grundsätzlich ist es immer wichtig, nicht nur das Wasser in der Lunge zu behandeln, sondern auch die zugrundeliegende Erkrankung, wie beispielsweise die Herzschwäche oder ein Nierenleiden.

Überlebenschance: Ist ein Lungenödem heilbar?

Ein akutes Lungenödem ist gefährlich und ein schneller Tod kann die Folge sein, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Die Überlebenschance und die Prognose sind aber gut, wenn das Wasser in der Lunge rechtzeitig erkannt und die Therapie rasch begonnen wird. Häufig ist dazu ein längerer Krankenhausaufenthalt nötig.

Ob ein Lungenödem heilbar ist und welchen Einfluss es auf die Lebenserwartung hat, hängt zudem maßgeblich von der Grunderkrankung ab. Wird beispielsweise eine Herzinsuffizienz wirksam behandelt, kann vermieden werden, dass sich erneut Wasser in der Lunge sammelt. Aber auch andere Begleiterkrankungen und das Alter der betroffenen Person beeinflussen den Erfolg einer Behandlung und die Überlebenschancen.

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