Unangenehme Luft im Bauch
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Luft im Bauch – Was tun?

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 17.11.2021 - 10:23 Uhr

Das Gefühl von Luft im Bauch äußert sich in Bauchschmerzen, Blähungen und einem Völlegefühl. Häufig treten die Beschwerden nach einer ausgiebigen Mahlzeit auf. Manchmal kann Luft im Bauch aber auch das Symptom für eine Erkrankung sein. Welche Ursachen es gibt und was Sie dagegen tun können, verrät Ihnen dieser Artikel.

Natürliche Ursachen für Luft im Bauch

Luft in unserem Magen und Darm ist ganz normal, da der gesamte Magen-Darm-Trakt ein Hohlorgan ist. Wenn wir schnell essen, kann es schon einmal passieren, dass wir viel Luft verschlucken, was als unangenehm empfunden wird – man fühlt sich "aufgebläht".

Auch die physiologischen Bakterien der Darmflora, wie zum Beispiel die Lactobazillen und Bifidokeime, produzieren Luft im Darm, wenn sie den Nahrungsbrei zersetzen. Bei dieser "Luft" handelt es sich um Verdauungsgase, hauptsächlich um Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid. Wie viel Luft bei dem Verdauungsprozess anfällt, ist abhängig von der Zusammensetzung der Nahrung und wie leicht oder schwer verdaulich sie ist. Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen wie Getreide werden von der Magensäure kaum zersetzt und gelangen fast unverdaut in den Dickdarm, was bedeutet, dass es mehr für die Darmbakterien zu tun gibt.

Normalerweise wird die entstandene Luft einfach abgeatmet, gelangt ins Blut oder wird über den Enddarm ausgeschieden, was sich manchmal als Blähungen (Flatulenzen) bemerkbar macht. Spätestens eine halbe Stunde nach ihrer Entstehung, hat die Luft den Körper auf den genannten Wegen wieder verlassen. Ist jedoch die Darmpassage gestört, sammelt sich die Luft an und verursacht Bauchschmerzen und ein Völlegefühl.

Was ist die Ursache für die viele Luft im Darm?

Die natürliche Bakterienflora des Darms kann leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Durch den direkten Kontakt zur Außenwelt ist der Darm häufig erster Angriffspunkt bei Infektionen. Um diese abzuwehren, üben die Darmbakterien eine Barrierefunktion aus. Ist diese geschwächt, können sich körperfremde Bakterien vermehren. Diese „schlechten“ Bakterien produzieren Gär- und Fäulnisgase, verursachen Bauchschmerzen und Durchfall.

Die Darmflora ist auch durch bestimmte Medikamente, falsche Ernährung und chronische Erkrankungen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bei letzteren sollte man vor allem an eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse, Leber und Gallenblase denken. Gefährlich und plötzlich auftretend ist ein Darmverschluss (Ileus). Er geht eventuell einher mit Erbrechen und Bauchschmerzen.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten können ebenfalls zu Luft im Bauch führen. Solche Intoleranzen verursachen starke Verdauungsbeschwerden, Bauchschmerzen und Übelkeit. Häufig sind Unverträglichkeiten von Gluten, Fruchtzucker und Milchzucker.

Aufgeblähter Bauch durch falsche Ernährung

Wer häufig Beschwerden aufgrund von Luft im Bauch hat, sollte sich an einen Arzt wenden. Da es viele verschiedene Ursachen für Luft im Bauchraum gibt, müssen einige Tests durchgeführt werden.

Zunächst sollte erforscht werden, ob eventuell bestimmte Essgewohnheiten das Problem bedingen könnten. Fettiges Essen, insbesondere Fast Food, führt häufig zu Luftansammlungen im Darm, da die große Menge an Fettsäuren zu Darmgasen verarbeitet wird. Doch auch vermeintlich gesunde Nahrungsmittel, wie rohes Gemüse oder Vollkornprodukte, können leicht Blähungen durch die darin enthaltenen Ballaststoffe verursachen.

Untersuchung bei Luft im Bauch

Bevor invasive Untersuchungen durchgeführt werden, sollte der Bauch zunächst abgetastet und abgehört werden. Die Darmgeräusche können bereits Aufschluss darüber geben, ob sich viel Luft im Bauchraum befindet. Auch eine rektale Untersuchung ist notwendig, um keine einengenden Prozesse des Enddarms zu übersehen.

Um organische Ursachen auszuschließen, muss ein Blutbild gemacht werden. Die überprüften Werte geben unter anderem Aufschluss über die Funktionstüchtigkeit von Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Ebenso kann festgestellt werden, ob eine Entzündung vorliegt.

Eine Stuhl-Untersuchung kann eine Infektion mit Parasiten oder Bakterien aufdecken. Hellhörig sollte man beim Auffinden von Blut im Stuhl sein, da dies ein Hinweis auf schwerwiegende Erkrankungen wie Darmkrebs sein kann. Eine bildgebende Untersuchung zeigt strukturelle Veränderungen des Magen-Darm-Traktes. Dazu gehören zum Beispiel Ultraschall, Darmspiegelung oder Computertomographie. Liegt der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vor, kann ein entsprechender Test durchgeführt werden.

Luft im Bauch – was tun?

  1. Ernährung überdenken: Verzichten Sie auf blähende Speisen, wie rohes Gemüse oder fettiges Fleisch. Auch von kohlensäurehaltigen Getränken ist abzuraten. Essen Sie fünf kleine Mahlzeiten am Tag, trinken mindestens zwei Liter am Tag und lassen Sie sich Zeit beim Essen.
  2. Bewegung vertreibt Luft aus dem Darm: Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen regt die Verdauung an und erleichtert den Abtransport der Luft. Auch Entspannungsübungen wie Yoga und autogenes Training können bei Überblähung helfen.
  3. Wärme: Ein warmes Kirschkernsäckchen oder eine Wärmflasche auf dem Bauch beruhigen einen überforderten Darm. Die Wärme hilft außerdem gut gegen Bauchschmerzen.
  4. Hilfreiche Kräuter: Kräuter-Tees wie Kümmel, Fenchel, Anis und Kamille wirken entkrampfend auf den Magen-Darm-Trakt.
  5. Ärztlichen Rat einholen: Wenn alles nichts hilft, sollten Sie einen Arzt zu Rate ziehen. Länger andauernde Magen-Darm-Beschwerden müssen abgeklärt werden, um organische Ursachen auszuschließen.

Behandlung von Luft im Bauch

Wenn Hausmittel und Ernährungsumstellung nicht wirken, können auch Medikamente bei Luft im Bauch helfen. So zum Beispiel entschäumende Präparate, die in Form von Kautabletten eingenommen werden. Spasmolytische und prokinetische Medikamente helfen bei einer verkrampften Darmmuskulatur.

Liegen organische Ursachen zugrunde, müssen diese beseitigt werden. Das kann unter Umständen bedeuten, dass Vitamin- oder Enzymersatzpräparate eingenommen werden müssen, um das geschädigte Organ in seiner Funktion zu unterstützen.

Im Fall einer Intoleranz kann eine Ernährungsumstellung nötig sein, um die Aufnahme des Beschwerde auslösenden Stoffes zu vermeiden.

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