Cannabis
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Cannabis: Wirkung von Haschisch und Marihuana

Von: Kristina Klement, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.03.2024 - 10:40 Uhr

Cannabis beziehungsweise die daraus gewonnenen Rauschmittel Marihuana und Haschisch sind nach Alkohol und Tabak die am häufigsten konsumierten Drogen in Deutschland. Die enthaltenen Stoffe beeinflussen Nerven im Gehirn und können so unterschiedliche Effekte mit sich bringen. Welche Wirkung hat Cannabis auf den Körper, was hat es mit medizinischem Cannabis auf sich und wie läuft ein Cannabisentzug ab? Das erfahren Sie im Folgenden!

Was ist Cannabis?

Bei Cannabis handelt es sich um eine Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Wort "Cannabis" jedoch häufig auch für Drogen verwendet, die aus den Bestandteilen der weiblichen Pflanze gewonnen werden. Als Rauschmittel genutzt werden die getrockneten Blüten (Marihuana, auch Gras genannt) und das gepresste Harz der Blütenstände oder Blätter (Haschisch, auch Hasch, Shit oder Dope) der Cannabispflanze.

Lachgas als Droge

Wie wird Cannabis konsumiert?

In der Regel wird Cannabis zerbröselt, mit Tabak vermischt und in einem Joint oder einer Wasserpfeife geraucht ("Kiffen"). Bisweilen wird Cannabis aber auch in Lebensmitteln verarbeitet. Meist wird es dann in Form von Kuchen oder Keksen gegessen, da die enthaltenen Fette wie Butter und Öl dazu genutzt werden, die berauschenden Inhaltsstoffe aus dem Cannabis herauszulösen. Seltener wird es Getränken, wie beispielsweise Tee, zugesetzt.

Nimmt man Cannabis in Form von Lebensmitteln zu sich, setzt die Wirkung verzögert ein (etwa eine halbe bis eine Stunde nach der Aufnahme im Vergleich zu circa 15 Minuten beim Rauchen). Dies erhöht das Risiko für eine Überdosierung – denn da der erwartete Effekt nicht zeitnah einsetzt, werden teils größere Mengen der Cannabisprodukte konsumiert, um eine vermeintlich nicht vorhandene Wirksamkeit auszugleichen.

Eine in Deutschland seltener genutzte Form ist Haschischöl, das Lebensmitteln zugesetzt oder auf Tabak gegeben werden kann.

Welche Wirkung haben Haschisch und Marihuana?

Cannabis enthält die psychoaktive Wirksubstanz Tetrahydrocannabinol (THC). THC wirkt im Gehirn, indem es an bestimmte Teile von Nervenzellen andockt, die eigentlich von körpereigenen Botenstoffen (Endocannabinoide) genutzt werden. Endocannabinoide sind dafür da, das körpereigene Nervensystem im Gleichgewicht zu halten. Das THC greift nun in diese Körperfunktion ein. Es sorgt damit dafür, dass die Dopaminausschüttung im Körper weniger stark gehemmt wird. Dadurch kann eine größere Menge des sogenannten Glückshormons freigesetzt werden.

Cannabisharz wirkt aufgrund des durchschnittlich höheren Gehalts an Tetrahydrocannabinol meist stärker berauschend als Marihuana. THC hat unter anderem eine beruhigende, entzündungshemmende, schmerzlindernde und muskelentspannende Wirkung, kann aber auch den Appetit anregen, Brechreiz lindern oder sich aktivierend auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Die konkrete Wirkung kann sich je nach Cannabissorte etwas unterscheiden.

Welche Nebenwirkungen kann Cannabis auslösen?

Der Konsum von Cannabisprodukten kann auch negative Effekte auf die Psyche und den Körper haben.

Folgende akute Nebenwirkungen sind unter anderem möglich:

Gerade neuere Sorten lösen häufiger Nebenwirkungen aus, da bei ihnen durch Zucht ein deutlich höherer THC-Gehalt erreicht wurde. So stieg der THC-Gehalt von Marihuana von 2006 bis 2016 im Durchschnitt von fünf auf zehn Prozent, der von Haschisch im selben Zeitraum von acht auf 16 Prozent.

Zudem sind verstärkte schädliche Wirkungen auf die Gesundheit bei Produkten möglich, denen weitere Substanzen, wie künstlich hergestellte Opioide oder Cannabinoide, beigemischt wurden. Diese entfalten eine stärkere berauschende Wirkung und dienen dazu, qualitativ minderwertige Cannabisprodukte zu strecken. Mögliche Nebenwirkungen, die durch die Aufnahme dieser Substanzen entstehen können, sind beispielsweise schwere Krampfanfälle, Ohnmacht oder gewalttätiges Verhalten.

Kann der Konsum von Cannabis Langzeitfolgen haben?

Insbesondere bei regelmäßigem Cannabiskonsum oder der Aufnahme sehr hoher Dosen der Droge sind auch gesundheitliche Langzeitfolgen durch den Konsum möglich. Diese betreffen vor allem kognitive Fähigkeiten, also beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft.

Wie stark diese psychischen Veränderungen sind, hängt vom jeweiligen psychischen Grundzustand der jeweiligen Person ab. Während manche Nutzer*innen starke charakterliche Veränderungen durchlaufen, antriebslos, müde und gleichgültig werden und sogar Psychosen entwickeln können, hat der Cannabiskonsum auf andere keinerlei psychische Auswirkungen.

Zu den möglichen Langzeitfolgen gehört auch ein erhöhtes Risiko für Lungenerkrankungen wie Lungenkrebs oder chronische Bronchitis – sofern das Cannabis geraucht wird.

Langzeitfolgen bei Jugendlichen

Vor allem bei Jugendlichen könnte die Gefahr von langfristigen Auswirkungen auf die Psyche erhöht sein. Dies liegt daran, dass die Entwicklung des Gehirns während der Pubertät (und teilweise auch noch einige Jahre darüber hinaus) noch nicht abgeschlossen ist.

Ein Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Einnahme von THC durch Jugendliche und der Entwicklung von psychischen Störungen wie Angsterkrankungen, Psychosen oder Depressionen wird vermutet. Auch wird die Frage, ob ein ausgeprägter Cannabiskonsum möglicherweise die Entwicklung einer Schizophrenie begünstigen könnte, in der Forschung diskutiert. Als gesichert gilt, dass die Aufnahme von THC bei einer bestehenden Schizophrenie die Symptome der Erkrankung verstärken kann.

Cannabis: Wie äußert sich eine Abhängigkeit?

Eine Sucht nach Cannabis kann sich durch psychische und körperliche Symptome zeigen. Wie bei anderen Suchterkrankungen nimmt der Gedanke an die Droge bei den betroffenen Personen immer mehr Raum ein. Probleme oder Sorgen werden durch den Konsum verdrängt und es fällt immer schwerer, den Alltag ohne das Rauschmittel zu bewältigen.

Auch körperliche Symptome können hinzukommen. Dazu gehören beispielsweise Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme oder Kopfschmerzen. Kommt es ein bis zwei Tage nach dem letzten Konsum von Cannabisprodukten zu solchen Entzugserscheinungen, deutet dies auf eine körperliche Abhängigkeit hin.

Wie funktioniert der Entzug bei Cannabissucht?

Bei einem Cannabisentzug genügt es normalerweise, wenn die betroffene Person ambulant betreut wird. Das heißt, es ist kein stationärer Aufenthalt in einem Krankenhaus oder einer speziellen Entzugsklinik nötig.

In der Regel wird eine Psychotherapie angewendet, um den Entzug zu begleiten und zu erleichtern. Beim Auftreten von körperlichen Entzugssymptomen können kurzfristig Medikamente zur Linderung der Beschwerden gegeben werden. Die körperlichen Entzugserscheinungen sind meist aber weniger ausgeprägt als bei anderen Suchterkrankungen, weshalb eine medikamentöse Therapie eher selten nötig ist.

Teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland

Mit der teilweisen Legalisierung von Cannabis zum 1. April 2024 wird in Deutschland der Konsum und der Besitz geringer Mengen der Droge (25 Gramm zum Eigenkonsum in der Öffentlichkeit sowie 50 Gramm zur Nutzung in der eigenen Wohnung) für Erwachsene erlaubt. Auch die Kultivierung von drei weiblichen Hanfpflanzen in der eigenen Wohnung ist straffrei.

In sogenannten "Anbauvereinigungen" (auch "Cannabis Social Clubs") dürfen zudem größere Mengen an Pflanzen angebaut und daraus gewonnenes Cannabis in begrenzten Mengen an Mitglieder ausgegeben werden.

Der gewerbliche Anbau und der Handel mit Cannabis bleiben weiterhin strafbar – ausgenommen sind sogenannte Cannabisagenturen, die Hanf zur medizinischen Nutzung anbauen. Daneben gibt es noch weitere rechtliche Vorgaben, die vor allem den Jugendschutz betreffen.

Medizinisches Cannabis

Seit 2017 ist in Deutschland die Verschreibung von Cannabis zu medizinischen Zwecken durch Ärzt*innen erlaubt. Angewendet wird es beispielsweise zur Behandlung von Schmerzen bei Krebserkrankungen oder von Spastiken bei Multipler Sklerose. Auf Rezept verordnet werden können sowohl getrocknete Blüten oder Extrakte aus der Pflanze als auch fertige Arzneimittel, die Cannabis enthalten.

Inwieweit diese Form der Therapie bei Schmerzen gegenüber anderen Behandlungsmethoden Vorteile bringt, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Als gesichert gilt die Wirksamkeit von Cannabis bei Übelkeit und Erbrechen, die als Nebenwirkungen einer Chemotherapie auftreten können.

Generell ist die Wirksamkeit einer Therapie mit medizinischem Cannabis von vielen Faktoren abhängig. Der Einsatz sollte im Einzelfall immer gemeinsam mit dem*der behandelnde*n Arzt*Ärztin abgewogen werden.

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