Mann mit Rheuma hält schmerzende Hand
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Rheuma – was ist das?

Von: Dr. med. Lisa Rosch (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 03.08.2022 - 17:25 Uhr

Der Name Rheuma beschreibt nicht nur eine Krankheit, sondern ist eigentlich ein Überbegriff für verschiedenste Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats. Das große Feld der rheumatischen Erkrankungen umfasst mehr als 400 Krankheitsbilder und wird auch als "rheumatischer Formenkreis" bezeichnet. Welche Erkrankungen dazugezählt werden, ist nicht einheitlich definiert. Das Spektrum der Betroffenen reicht von Kindern bis zu Erwachsenen und umfasst sowohl Männer als auch Frauen. Die Diagnostik beruht unter anderem auf Bluttests, die Therapie besteht vorwiegend aus der Gabe spezieller Medikamente. Rheumatische Erkrankungen schreiten unbehandelt immer weiter fort, können schwere Verlaufsformen annehmen und langfristig zu starken Einschränkungen führen.

Welche Arten von Rheuma gibt es?

Der Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten unterteilt die rheumatischen Erkrankungen in fünf Gruppen.

1. Autoimmunbedingte, entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Wenn von Rheuma die Rede ist, sind meist die autoimmunen Formen gemeint. Insbesondere die rheumatoide Arthritis, eine schmerzhafte Gelenkentzündung, wird im allgemeinen Sprachgebrauch oft mit Rheuma gleichgesetzt.

Bei den entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen produziert der Körper Eiweiße (Antikörper), die sich fatalerweise gegen eigenes Körpergewebe richten. Die Entzündungszellen und -eiweiße lagern sich im Bindegewebe, in Gefäßen und in der Gelenkschleimhaut (Synovia) ab, was eine Zerstörung der Strukturen zur Folge hat.

Grob lassen sich die autoimmunbedingten Rheumaformen in weitere fünf Gruppen unterteilen:

  1. Rheumatoide Arthritis
  2. Wirbelsäulenrheuma (Spondyloarthritis; zum Beispiel Morbus Bechterew)
  3. Gefäß- und Bindegewebsrheuma (Vaskulitiden und Kollagenosen; zum Beispiel Lupus erythematodes, Polymyalgia rheumatica, Sjögren-Syndrom)
  4. Kinderrheuma (Juvenile idiopathische Arthritis)
  5. Psoriasis-Arthritis

Ihnen gemeinsam ist der chronische, entzündliche Charakter.

2. Degenerative Erkrankungen der Gelenke (Arthrose)

Die Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung des Alters. Hier spielen Verschleißerscheinungen die Hauptrolle. Radiologisch zeigen sich eindeutige Zeichen der altersbedingten Abnutzung des Gelenkknorpels, später des Knochens.

3. Stoffwechselerkrankungen

Stoffwechselstörungen, die Einfluss auf die Gelenke haben und somit zum rheumatischen Formenkreis gehören, sind:

  • Gicht
  • Hämochromatose (Eisenstoffwechselstörung)
  • Hormonell bedingte Gelenkerkrankungen beziehungsweise durch Erkrankungen von Drüsen (zum Beispiel durch Überfunktion der (Neben-)Schilddrüsen oder durch Diabetes mellitus)

4. Weichteilrheuma

Beim sogenannten Weichteilrheuma sind nicht die Gelenke, sondern die umgebenden Muskeln, Sehnen und Schleimbeutel betroffen. Auch die häufigen Sehnenansatzentzündungen (Insertionstendinopathien), zum Beispiel Tennisellenbogen, werden dazu gezählt. Lange Zeit wurde auch die Fibromyalgie dem Weichteilrheuma zugeordnet.

5. Chronische Knochenerkrankungen

Bestimmte chronische Knochenerkrankungen werden ebenfalls zum rheumatischen Formenkreis gerechnet. Dazu gehören zum Beispiel die Osteoporose und die Osteomalazie. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen des Knochenstoffwechsels, die zu einer verminderten Knochenqualität, Verformungen und Knochenbrüchen führen können.

Was ist die Ursache von Rheuma?

Die genauen Ursachen des Rheumas sind nicht vollständig bekannt. Zudem sind die Faktoren, die zur Entstehung der unterschiedlichen Rheumaformen führen, so divers wie die Krankheiten selbst. Gesichert ist jedoch, dass ein bestimmter Eiweißkomplex, der Teil des Immunsystems ist, bei den meisten rheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielt: Der HLA-B-27-Komplex.

Vermutet wird zudem, dass Rheuma durch eine Immunreaktion auf einen unbekannten Infekt ausgelöst werden kann. Somit kommen mehrere Faktoren zusammen, deren Zusammenspiel noch nicht vollständig verstanden ist.

Ist Rheuma vererbbar?

Erbliche Faktoren können bei der Entstehung von Rheuma eine Rolle spielen. Um an einer rheumatischen Erkrankung zu leiden, sind neben einer genetischen Veranlagung jedoch auch Umwelteinflüsse entscheidend. Außerdem gibt es nicht ein einzelnes Gen, das Rheuma verursacht. Somit handelt es sich bei Rheuma nicht um eine Erberkrankung im eigentlichen Sinn. Es werden jedoch familiäre Häufungen mancher Rheumaerkrankungen beobachtet.

Was sind Symptome bei Rheuma?

Die Anzeichen bei Rheuma unterscheiden sich je nach Rheumaform. Alle Rheumaerkrankungen gehen mit Schmerzen einher – der Gelenke, der Muskeln und Sehnen oder der Wirbelsäule. Zur Unterscheidung einzelner Gelenkrheumaformen ist es unter anderem entscheidend, ob ein beidseitiger symmetrischer Befall vorliegt und ob eher kleine Finger- und Zehengelenke oder die großen Knie-, Hüft- und Schultergelenke betroffen sind.

Viele autoimmune Rheumaerkrankungen führen darüber hinaus zu Allgemeinsymptomen wie Leistungsminderung, Gewichtsabnahme und Fieberschüben. Nicht selten sind Haut, Augen und innere Organe beteiligt. Insgesamt ist ein schubweiser Verlauf für die meisten Rheumaformen typisch.

Im späteren Stadium kann es zu dauerhaften Verformungen der Knochen und Gelenke mit Bewegungseinschränkungen kommen.

Rheuma erkennen – wie erfolgt die Diagnose?

Bei Verdacht auf Rheuma kann ein Besuch bei einem*einer Arzt*Ärztin Gewissheit liefern. Betroffene können sich zunächst an ihre Hausarztpraxis wenden. Gegebenenfalls erfolgt dann eine Überweisung an spezialisierte Mediziner*innen aus dem Bereich der Rheumatologie.

Die Diagnose des Rheumas stellt der*die Rheumatologe*Rheumatologin anhand folgender Tests:

  • Anamnese und klinische Untersuchung: Typisch sind Schmerzen, Überwärmung, Schwellung und Morgensteifigkeit der Gelenke. Das klassische Gelenkrheuma (Rheumatoide Arthritis) weist einen beidseitigen, symmetrischen Gelenkbefall auf, der zunächst die kleinen Fingergelenke, jedoch auch Hand- und Fußgelenke betrifft. Viele Rheumaerkrankungen gehen mit einer Leistungsminderung, Müdigkeit und Fieberschüben einher.
  • Labor: Hier sind die Entzündungswerte von Bedeutung, unter anderem die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG). Weitaus zuverlässiger als der BSG-Wert sind bestimmte Antikörper, die nur bei Rheuma auftreten (zum Beispiel Rheumafaktor und Anti-CCP). Doch nur in Kombination mehrerer Blutwerte kann eine verlässliche Aussage getroffen werden. Auch Gelenkflüssigkeit, die mittels einer Punktion gewonnen wird, kann auf entsprechende Zellen und Proteine hin untersucht werden.
  • Bildgebung: Radiologisch können typische Veränderungen des Knochens und Gelenkknorpels nachgewiesen und somit auch eine Aussage zum Schweregrad getroffen werden. Auch die Sonografie oder MRT (Magnetresonanztomographie) kann wichtige Hinweise liefern, vor allem wenn es um Bindegewebe und Sehnen geht.

Behandlung: Was kann man gegen Rheuma tun?

Wichtig ist, dass die Therapie frühzeitig und konsequent durchgeführt wird. Die Rheumatherapie beruht auf vier Säulen:

  • Medikamente
  • Physikalische Therapie (zum Beispiel Physiotherapie)
  • Patientenschulung (Informationsprogramme für Betroffene mit Hinweisen zu Ernährung, Bewegung und anderen Verhaltensweisen)
  • Operative Therapie (zum Beispiel korrigierende oder gelenkersetzende Operationen bei deformitätsbedingten Beschwerden)

Unterschieden werden muss zwischen kurz- und langfristig wirksamen Medikamenten.

Kurzfristig wirkende Medikamente bei Rheuma

Im akuten Schub helfen antientzündliche und schmerzlindernde Medikamente, sogenannte "Nichtsteroidale Antirheumatika" (NSAID). Ebenso führt Kortison zu einer schnellen Linderung und kann neben der Einnahme als Tablette auch direkt in die schmerzenden Gelenke gespritzt werden. Unabhängig von den eingenommenen Schmerzmitteln in Tablettenform können Gelenkschmerzen auch lokal mit Schmerzsalben behandelt werden.

Stufenweise Rheumatherapie

Zur langfristigen Therapie und Prophylaxe kommen sogenannte "Basistherapeutika" oder auch krankheitsmodifizierende Medikamente (DMARD = Disease modifying antirheumatic drugs) zum Einsatz, die zu den Immunsuppressiva zählen. Die Wirkung tritt erst nach Wochen bis Monaten auf. Am häufigsten wird Methotrexat (MTX) verordnet.

Kann unter diesen Maßnahmen kein zufriedenstellender Erfolg erzielt werden, kommen Biologika zum Einsatz: Das sind synthetisch hergestellte Antikörper, die ganz gezielt die Rheuma-auslösenden Faktoren unschädlich machen.

Prognose bei Rheuma

Viele Rheumaformen, vor allem das Gelenkrheuma, sind dank der stetig fortentwickelten Therapieoptionen viel besser zu behandeln als früher. Heilbar ist Rheuma jedoch nicht.

Die Prognose unterscheidet sich bei den unterschiedlichen Rheumaformen und ist auch stark abhängig von weiteren Risikofaktoren und dem Befall innerer Organe. Ohne adäquate Therapie ist die Lebenserwartung eingeschränkt, durch eine frühe Behandlung wird die Prognose jedoch verbessert.

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