Diazepam gegen Ängste
© Anastasia Gepp

Diazepam

Von: Dr. Kathrin Holzschneider (Psychologin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2019 - 15:39 Uhr

Ängste, Unruhe und Schlafstörungen können bei vielen psychischen Erkrankungen und in akuten Situationen der Belastung auftreten. Der Wirkstoff Diazepam dient als Beruhigungsmittel zur kurzfristigen Linderung dieser Beschwerden. Nebenwirkungen von Diazepam sind in der Regel selten und abhängig von der Dosierung.

Diazepam nicht rezeptfrei

Der Wirkstoff Diazepam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine. Benzodiazepine sind eine Klasse angstlösender (Anxiolytika) und schlafanstoßender Medikamente (Hypnotika), die seit etwa Mitte der 1950er Jahre auf dem Markt sind. Diazepam hat eine angstlösende, beruhigende und entkrampfende Wirkung.

Diazepam ist Laien vor allem als Valium® bekannt. Andere Medikamente mit dem Wirkstoff Diazepam lauten beispielsweise Faustan®, Valocordin-Diazepam®, Stesolid® oder Valiquid®.

Diazepam ist in Form von Tabletten, Zäpfchen oder Tropfen erhältlich. In akuten Notfallsituationen wird Diazepam auch als Injektion gespritzt. Es handelt sich um einen in Deutschland apotheken- und verschreibungspflichtigen Wirkstoff. Diazepam rezeptfrei zu erhalten, ist daher nicht legal.

Diazepam: Wirkung und Anwendung

Diazepam verstärkt die Wirkung eines hemmenden Botenstoffes im Gehirn (Gamma-Amino-Buttersäure; kurz: GABA), der die Aktivität der Nervenzellen im zentralen Nervensystem verringert. Dadurch erzielt Diazepam eine angstlösende, krampflösende, beruhigende und schlafanstoßende Wirkung, die schon relativ rasch nach der Einnahme eintritt. Ärzte verschreiben Diazepam zur Behandlung akuter Angst- und Spannungszustände und als Schlafmittel.

In der Psychiatrie wird Diazepam vor allem bei Angst- und Panikstörungen verordnet. Aber auch bei der Behandlung erhöhter Erregungszustände kommt es zum Einsatz. Diese Zustände können bei einigen anderen psychiatrischen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Schizophrenie oder bipolarer Störung, vorkommen.

In der Neurologie ist Diazepam aufgrund seiner entkrampfenden Wirkung ein wertvolles Arzneimittel zur Behandlung epileptischer Anfälle. Wegen seiner beruhigenden und entspannenden Eigenschaften wird Diazepam auch vor Operationen oder umfangreichen Untersuchungen verabreicht.

Dosierung von Diazepam

Die Dosierung von Diazepam sollte immer nach Anweisung des Arztes erfolgen. Die Bestimmung der richtigen Dosis ist abhängig von Alter, Gewicht, individueller Reaktionslage sowie von Art und Schwere der Krankheit. Grundsätzlich sollten Dosierung und Dauer der Anwendung immer so gering wie möglich gehalten werden.

Üblicherweise beträgt die Dosierung eingangs 3 bis 5 Milligramm pro Tag und kann vom Arzt schrittweise auf bis zu 10 Milligramm gesteigert werden. In bestimmten Fällen kann der Arzt auch eine größere Menge verordnen. Das Absetzen sollte immer schrittweise erfolgen (sogenanntes Ausschleichen).

Nebenwirkungen von Diazepam

Insgesamt hat Diazepam eher geringe Nebenwirkungen und ist in der Regel gut verträglich. Wegen dieser eher geringen Nebenwirkungen birgt es allerdings auch ein erhöhtes Abhängigkeitspotenzial.

Nebenwirkungen von Diazepam, insbesondere bei höherer Dosierung, können ausgeprägte Müdigkeit und Tagesschläfrigkeit, eingeschränkte Aufmerksamkeit und Konzentrationsschwäche sein. Diese Nebenwirkungen können die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr herabsetzen.

Bei älteren Personen und hoher Dosierung können außerdem Muskelschlaffheit und Bewegungsstörungen (Ataxien) auftreten, was die Sturzgefahr Älterer erheblich erhöht. Gelegentlich kann es bei älteren Menschen auch zu einer paradoxen Wirkung kommen: Anstatt eines beruhigenden Effektes führt Diazepam dann zu erhöhtem Antrieb und gesteigerter Unruhe.

Wechselwirkungen und Gegenanzeigen

Die Kombination von Diazepam und Alkohol verstärkt die genannten Nebenwirkungen. Daher sollte bei der Einnahme von Diazepam unbedingt auf Konsum von Alkohol verzichtet werden. Auch während einer Schwangerschaft darf Diazepam nicht eingenommen werden.

Darüber hinaus kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen: Die Wirkung anderer Medikamente, die auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirken (zum Beispiel Neuroleptika, Antidepressiva), wird durch Diazepam verstärkt. Weitere Beispiele für Medikamente, die Wechselwirkungen mit Diazepam verursachen können, sind Omeprazol oder sedierenden Antihistaminika.

Nicht geeignet ist Diazepam unter anderem auch bei einem früheren Arzneimittel-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, bei schwerer Leberinsuffizienz, Myasthenia gravis (eine Nervenerkrankung, die eine schwere Muskelschwäche zur Folge hat) oder dem Schlafapnoe-Syndrom. Für weitere Informationen zu Wechselwirkungen und Gegenanzeigen halten Sie bitte Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder erkundigen Sie sich in der Apotheke.

Hinweise zur Einnahme von Diazepam

Bei der Einnahme von Diazepam sind folgende Punkte unbedingt zu beachten:

  • Diazepam behandelt nicht die Ursachen, sondern nur die Symptome von Ängsten. Es ersetzt nicht die Behandlung möglicher zugrundeliegender psychischer Beschwerden.
  • Diazepam sollte nicht über einen längeren Zeitraum als vier bis sechs Wochen eingenommen werden. Eine darüber hinausgehende Einnahme darf nur unter Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
  • Bei längerer Einnahme besteht die Gefahr einer Toleranzentwicklung, das heißt, um einen über längere Zeit gleichbleibenden Effekt zu erzielen, wird eine stetig steigende Dosierung benötigt.
  • Beim Absetzen von Diazepam kann es zu psychischen und körperlichen Entzugserscheinungen, wie zum Beispiel Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Unruhe, vermehrter Ängstlichkeit und Schlaflosigkeit kommen.
  • Außerdem können beim Absetzen von Diazepam Rebound-Effekte auftreten, das heißt, die ursprünglichen Symptome treten stärker auf als zuvor.