Heparin-Spritze als Gerinnungshemmer
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Heparin: Wirkung von Salbe, Gel & Spritzen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.02.2023 - 11:52 Uhr

Heparin wird häufig in Form von Spritzen zur Vorbeugung und Therapie von Thrombosen, aber auch zur Behandlung von Blutergüssen oder Prellungen angewendet. Je nach Behandlungsziel wird der Wirkstoff entweder in Form von Salben und Gels aufgetragen oder als Lösung gespritzt. Wie wirkt Heparin, wie sinnvoll ist die äußerliche Anwendung des Wirkstoffes und was sollte man generell bei der Nutzung beachten?

Was ist Heparin?

Unter Heparinen versteht man eine Gruppe von Wirkstoffen, die zur Wirkstoffklasse der Antikoagulantien gehören – darunter sind Stoffe zu verstehen, die die Blutgerinnung hemmen. Heparin kann vom Körper selbst gebildet werden, findet aber auch in der Medizin Anwendung, etwa um Blutgerinnseln vorzubeugen oder diese zu behandeln.

Der Name leitet sich vom altgriechischen Wort für Leber ("Hepar") ab, da der Stoff zu medizinischen Zwecken erstmals aus tierischer Leber gewonnen wurde. Auch heute noch wird Heparin aus den Darmschleimhäuten von Schweinen hergestellt, auch wenn es mittlerweile Ansätze für eine synthetische Produktion gibt. Dieses synthetische Heparin ist in der Produktion bisher aber sehr teuer.

In Injektionslösungen oder Gels und Salben wird der Wirkstoff häufig in Form von Salzen (Heparin-Natrium oder -Calcium) verwendet, da diese besser löslich sind. Heparin gibt es nicht in Form von Tabletten, da es durch den Magen-Darm-Trakt nicht aufgenommen werden kann.

Niedermolekulares und unfraktioniertes Heparin

Generell wird zwischen niedermolekularem Heparin (NMH) und unfraktioniertem Heparin (UFH) differenziert. Letzteres bezeichnet man auch als hochmolekulares Heparin. Die beiden Substanzen unterscheiden sich aus chemischer Sicht bezüglich der Länge ihrer Kohlenhydratketten: Heparine mit einer Kettenlänge von 5 bis 17 Monosacchariden werden als niedermolekulares Heparin bezeichnet, Heparine mit einer Kettenlänge ab 18 Monosacchariden nennt man unfraktioniertes Heparin. Zu den NMH gehören beispielsweise die Wirkstoffe Certoparin, Nadroparin oder Tinzaparin. Unfraktioniertes Heparin umfasst keine unterschiedlichen Wirkstoffe.

Unfraktioniertes Heparin entfaltet seine Wirkung im Körper schneller als niedermolekulares Heparin, da es verschiedene Gerinnungsfaktoren inaktiviert. Allerdings müssen bei einer Therapie mit unfraktioniertem Heparin die Gerinnungswerte im Blut regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Zudem ist die Therapie weniger gut planbar, da die Wirkungsstärke von unfraktioniertem Heparin im Laufe der Anwendung schwanken kann.

Wirkung von Heparin

Heparin sorgt in unserem Körper dafür, dass die Blutgerinnung, genauer die sogenannte "Gerinnungskaskade", gehemmt wird. Dies geschieht in erster Linie dadurch, dass sich der Wirkstoff an das Enzym Antithrombin III bindet. Gemeinsam schalten die beiden Stoffe dann im Blut aktivierte Gerinnungsfaktoren aus. Daneben bindet er aber auch Calcium-Ionen – je geringer deren Konzentration im Blut ist, desto schwerer gerinnt das Blut.

Aufgrund seiner gerinnungshemmenden Wirkung wird Heparin in erster Linie zur Vorbeugung von Embolien und Thrombosen beziehungsweise zu deren Behandlung verwendet. Daneben wird der Wirkstoff aber auch noch in anderen Situationen benutzt, zum Beispiel:

  • zur Therapie eines Herzinfarktes oder einer Angina pectoris
  • gemeinsam mit Zink zur Bekämpfung von Herpesviren
  • in Arztpraxen und Krankenhäusern, um die Gerinnung von Blutproben zu verhindern

Die Wirksamkeit der Therapie lässt sich mit Hilfe eines PTT-Tests, mit dem die partielle Thromboplastinzeit gemessen wird, bestimmen. Das Ergebnis gibt an, ob zu viel (erhöhte Blutungsgefahr), zu wenig (erhöhte Thrombosegefahr) oder genau die richtige Dosis des Wirkstoffes verabreicht wird.

Heparin in Salbe oder Gel

In Form von Salben und Gels wird Heparin zur Behandlung von oberflächlichen Venenentzündungen sowie zur Verringerung der Schwellung bei Blutergüssen und Prellungen verwendet. Bei Schwellungen soll dieses Mittel die Durchblutung und somit den Rückstrom des Blutes zum Herzen fördern. Dadurch sollen auch Wasseransammlungen in den benachbarten Gefäßen reduziert werden und die Schwellung so nachlassen. Bei Lippenherpes soll Heparin antiviral wirken.

Ein positiver Effekt durch die äußerliche Anwendung von Heparin ist aber bisher wissenschaftlich nicht erwiesen. Es ist vielmehr fraglich, ob der Wirkstoff überhaupt über die Haut aufgenommen werden kann. Deshalb gehen aktuell viele Wissenschaftler*innen davon aus, dass die Anwendung von Heparin-Salbe und -Gel als wirkungslos anzusehen ist. Bei Verdacht auf eine Thrombose sollte sollte also nicht auf ein solches Präparat gesetzt, sondern in jedem Fall sofort ärztlicher Rat gesucht werden.

Möchte man dennoch Heparin-Salbe oder -Gel nutzen, sollten die Produkte, wenn nicht anders verordnet, äußerlich zwei- bis dreimal täglich angewendet werden. Die genaue Dosierung ist in der Packungsbeilage angegeben. Beim Auftragen sollte darauf geachtet werden, dass das Arzneimittel nicht auf offene Wunden, entzündete Hautpartien oder auf die Schleimhäute gelangt.

Heparin-Gel und Heparin-Salbe gibt es in den Stärken 30.000, 50.000, 60.000 oder 180.000 IE (internationale Einheiten). In welcher Stärke man das Arzneimittel kaufen sollte, hängt von der gewünschten Wirkungsstärke ab. Je höher die angegebenen IE, desto höher auch die potenzielle Wirksamkeit.

Heparin-Spritzen gegen Blutgerinnsel

Heparin-Spritzen können zur schnellen Behandlung bei einer akuten Thrombose, bei einer Embolie oder auch bei einem Herzinfarkt eingesetzt werden. Im letzten Fall wird meist eine Mischung aus Acetylsalicylsäure (ASS) und schnell wirkendem unfraktionierten Heparin gespritzt. Die Therapie mit Heparin wird in solchen Fällen meist noch einige Tage nach der Akutbehandlung fortgeführt, um die Bildung neuer Blutgerinnsel zu verhindern.

Heparin-Spritzen werden darüber hinaus nach Operationen eingesetzt, um das Thromboserisiko zu senken. Wer nach einer OP in seiner Beweglichkeit über einen längeren Zeitraum eingeschränkt ist, muss sich Heparin nach Ende des Krankenhausaufenthaltes häufig weiterhin selbst spritzen. In der Regel ist dies ein- bis zweimal am Tag notwendig. Der Wirkstoff kann entweder in ein venöses Blutgefäß oder ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden – hier bietet sich das seitliche Bauchfett ein Stück unterhalb des Nabels an. Fragen Sie bei Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin nach, wie Sie Ihr Medikament am besten anwenden können.

Die Anwendung von Heparin kann jedoch auch Risiken bergen. Näheres dazu sowie zu Wechselwirkungen und Gegenanzeigen lesen Sie in unserem Artikel über Nebenwirkungen von Heparin.