Mann beim Zähne putzen
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Richtig Zähneputzen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 02.11.2020 - 17:45 Uhr

Zähneputzen ist unbestritten die wirkungsvollste Maßnahme zur Vorbeugung von Karies und Zahnfleischentzündungen. Doch mit einer schlechten Zahnbürste und der falschen Putztechnik kommt man nicht weit: Bei der täglichen Mundhygiene bleiben dann bis zu 33 Prozent aller Zahnflächen ungeputzt und die Zahnzwischenräume werden nicht erreicht. Deshalb hilft nur das Zusammenspiel einer guten Zahnbürste mit einer erprobten Zahnputztechnik, ergänzt durch die Nutzung anderer Interdentalraum-Pflegeprodukte, zum Beispiel Zahnseide und Mundspülungen.

Zähneputzen ist wichtig für die Gesundheit

Egal ob für Kinder oder Erwachsene – eine systematische Reinigungsmethode ist wichtig. Druck, Dauer und Technik sind entscheidend beim Zähneputzen. Auf gar keinen Fall sollte mit hohem Druck geputzt oder hin und her "geschrubbt" werden.

Die kritischen Stellen beim Zähneputzen sind die Zahnzwischenräume, an die man am schlechtesten herankommt. Werden sie nicht ausreichend von Zucker und Speiseresten gesäubert, nisten sich schnell kariesverursachende Bakterien ein. Am besten reinigen Sie Ihre Zähne, indem Sie eine geeignete Putztechnik anwenden, zum Beispiel die Bass-Technik, eine Methode, bei der mit einer Handzahnbürste gerüttelt und gerollt wird.

Bass-Technik

Die Bass-Technik ist ganz leicht: 

  1. Die Zahnbürste wird im 45°-Winkel an das Zahnfleisch und die Zähne angelegt.
  2. Drücken Sie die Borsten leicht gegen Zähne und Zahnfleisch und führen Sie kleine, rüttelnde Hin- und Herbewegungen von einer halben Zahnbreite durch. So werden die Zahnbeläge gelockert und gründlich und schonend entfernt.
  3. Führen Sie pro Zahnabschnitt mindestens zehn Rüttelbewegungen durch.

Eine – wirksamere – Alternative ist die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste, die die Vibrationen ohne Ihr Zutun ausführt.

Ob per Hand oder elektrisch: Reinigen Sie Ihre Zähne immer in der gleichen Reihenfolge – zum Beispiel zuerst die Außenflächen, dann die Innenflächen und zuletzt die Kauflächen.

Welches ist der richtige Druck?

Der Putzdruck sollte etwa 100 Gramm betragen. Elektrischen Zahnbürsten zeigen einen zu starken Druck meist mit einem Aufleuchten an.

Tipp: Testen Sie den richtigen Auflagedruck mithilfe einer Küchenwaage – Sie werden vermutlich überrascht sein, wie gering der nötige Druck ist. Entscheidend für eine gute Reinigung ist aber nicht der Putzdruck, sondern vor allem die Putzdauer und die richtige Putztechnik.

Wie oft und wie lange Zähneputzen?

Am wirkungsvollsten ist es, zwei bis drei Mal täglich nach den Mahlzeiten zu putzen.

Auch wenn Ihnen das lang vorkommt: Um alle Plaquereste zu entfernen, sollten Sie mindestens zwei bis drei Minuten durchhalten.

Übrigens: Studien haben ergeben, dass es besser ist, nach den Mahlzeiten eine gute halbe Stunde mit dem Putzen zu warten, insbesondere wenn Sie säurehaltige Nahrungsmittel wie Orangensaft zu sich genommen haben. Der Grund: Die Säure löst Mineralien aus dem Zahn, die der Körper normalerweise wieder einbauen kann. Das Zähneputzen spült sie dagegen endgültig fort.

Auf die richtige Zahnbürste achten

Die Zahnbürste entfernt Beläge und Speisereste. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, sollte sie einen kurzen Kopf haben sowie dichte, abgerundete Kunststoffborsten. Besonders gut geeignet, um auch schwer zugängliche Stellen zu erreichen, sind Zahnbürsten, die ein an die Oberfläche der Zähne angepasstes Borstenfeld haben.

Nach jedem Putzen sollte die Bürste gereinigt und mit dem Kopf nach oben getrocknet werden. Spätestens nach zwei Monaten ist eine neue fällig.

Reinigung der Zahnzwischenräume

Auch die beste Zahnbürste kann nicht perfekt zwischen den Zähnen putzen. Um dort, wo zwei Zähne in engem Kontakt nebeneinander stehen (Interdentalregion), Essensreste und Bakterien zu entfernen, sollten Sie möglichst täglich weitere Hilfsmittel verwenden. Dazu gehören Zahnseide und Interdentalbürsten.

Zahnseide richtig benutzen: Anleitung

Mit Zahnseide gelangen Sie auch in sehr enge Zwischenräume und sogar eine wenig in die Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch. Welche Art von Zahnseide Sie benutzen – ob gewachst oder ungewachst, als Floss oder mit Teflonbeschichtung – richtet sich nach Ihren persönlichen Vorlieben; die Wirksamkeit unterscheidet sich kaum.

Das sollten Sie bei der Anwendung von Zahnseide beachten:

  1. Entnehmen Sie circa 50 Zentimeter Zahnseide aus dem Spender. Diese wickeln Sie um beide Mittelfinger.
  2. Dann wird die Zahnseide über den Daumen gespannt, sodass etwa 2 Zentimeter Zahnseide zwischen den Daumen frei bleiben.
  3. Fangen Sie am besten mit dem Oberkiefer an. Hierbei wird die gespannte Zahnseide mit leichten Sägebewegungen zwischen die Zähne eingeführt.
  4. Legen Sie die Zahnseide dann u-förmig um die eine Zahnhälfte und reinigen Sie in Auf- und Abbewegungen gründlich den Zahnzwischenraum. Anschließend wird die gegenüberliegende Zahnhälfte nach derselben Methode behandelt.
  5. Danach ist der Unterkiefer dran. Die Zahnseide wird hierbei um beide Mittelfinger gewickelt und über die Zeigefinger gespannt. Führen Sie die Zahnseide mit leichten Sägebewegungen zwischen die Zähne ein.
  6. Jetzt legen Sie die Zahnseide u-förmig um die eine Zahnhälfte und machen Sie in Auf- und Abbewegungen, um den Zahnzwischenraum gründlich zu reinigen. Anschließend behandeln Sie die gegenüberliegende Zahnhälfte nach derselben Methode.

Interdentalbürsten

Diese sind leichter zu handhaben als Zahnseide, allerdings – trotz verschiedener Größen – nur für breitere Zwischenräume geeignet. Meist empfiehlt sich eine Kombination aus beiden Maßnahmen.

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Mundspülungen

Diese sind – falls nicht vom Arzt zum Beispiel nach einer Zahnoperation verordnet – nicht unbedingt nötig. Sie ersetzen nicht die oben beschriebene Zahnreinigung und haben kaum eine zusätzliche Wirkung. Viele Menschen empfinden allerdings den frischen Atem als angenehm. Medizinische Mundspülungen (zum Beispiel mit Chlorhexidin) dürfen nur über einen kurzen Zeitraum verwendet werden, da sie die natürliche Bakterienflora im Mund stören. Viele Präparate enthalten Alkohol, sind also nicht für Kinder geeignet.

Was ist sonst zu beachten?

Da die Motorik bei Kleinkindern noch in der Entwicklung ist, können diese die Zähne nicht selber sauber putzen. Daher empfehlen Kinderzahnärzte, dass die Eltern ab dem ersten Zahn einmal täglich, ab dem zweiten Lebensjahr zweimal täglich ihrem Kind mit einer weichen Zahnbürste die Zähne reinigen. Mit zunehmenden Alter kann das Kind mithelfen; allerdings sollten die Eltern bis etwa zum achten Lebensjahr nachputzen.

Viele Zahnarztpraxen bieten neben der medizinischen Zahnprophylaxe auch eine Beratung und Unterweisung in Putztechniken und richtiger Zahnpflege an. Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt.

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