Auge: grauer oder grüner Star?
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Was ist der Unterschied zwischen grauem und grünem Star?

Von: Gerlinde Felix (Wissenschafts- und Medizinjournalistin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2020 - 18:18 Uhr

Außer ihrem Namen "Star" haben diese beiden Krankheitsbilder nichts gemeinsam. Beim Grauen Star (Katarakt) kommt es mit zunehmendem Alter zu einer meist langsam fortschreitenden Trübung der Augenlinse bis hin zur Erblindung. Der Grüne Star (Glaukom) ist dagegen die Sammelbezeichnung für eine Reihe ähnlicher Augenerkrankungen mit Schädigung des Sehnerven und des Gesichtsfeldes.

Diagnose: Grüner Star und Grauer Star

Der Graue Star ist an der zunehmenden Trübung in der Pupillenebene erkennbar. Der Augenarzt bestimmt die verbliebene Sehschärfe und überprüft, ob die Linsentrübung das optische Zentrum der Linse beeinträchtigt. Bei der sogenannten Spaltlampen- und anschließenden Augenhintergrunduntersuchung werden auch die Hornhaut und insbesondere die Netzhaut beurteilt.

Der Grüne Star wird zumeist bei einem Glaukom-Check (ab dem 40. Lebensjahr zweijährlich) entdeckt. Der Augenarzt misst den Augeninnendruck, betrachtet den Sehnervenkopf beziehungsweise Augenhintergrund und prüft gegebenenfalls das Gesichtsfeld.

Symptome, Anzeichen, Beschwerden

Beim Grauen Star wird das wahrgenommene Bild allmählich unscharf, matt und leicht verschleiert. Farben verblassen und vergilben und es können Doppelbilder in einem Auge auftreten. Weitere Symptome sind:

  • verstärkte Blendungsempfindlichkeit, vor allem in hellem Sonnenlicht, beim nächtlichen Autofahren und bei nassen Straßen
  • häufiges Verändern der Brillenstärke

Der Grüne Star verursacht dagegen bei nur gering bis mittelstark erhöhten Augeninnendruckwerten zumeist noch keine bemerkbaren Beschwerden (Ausnahme: Glaukomanfall). Nur bei hohem Augeninnendruck können farbige Ringe oder Höfe um Lichtquellen auftreten. Unbehandelt schreiten die Gesichtsfeldausfälle fort bis hin zur Erblindung.

Ursachen und Risikofaktoren

Der Graue Star tritt altersbedingt auf. Unter anderem können folgende Faktoren das Auftreten einer Linsentrübung fördern: 

Beim Glaukom gibt es folgende Risikofaktoren:

  • erhöhter Augeninnendruck
  • das Lebensalter
  • familiäre genetische Belastung
  • Kurzsichtigkeit ab minus fünf Dioptrien
  • starke Weitsichtigkeit
  • niedriger Blutdruck
  • Anwendung von Kortison-Präparaten

Bei einem Teil der Glaukom-Patienten reagiert der Sehnerv bereits auf völlig normale Augeninnendruckwerte (16 mmHg und 21 mmHg) überempfindlich.

Grauer Star und Grüner Star: Therapie und Verlauf

Der Graue Star kann derzeit nur operativ behandelt werden. Bei etwa 95 Prozent der Operierten wird das Sehvermögen wieder vollständig, bei den restlichen fünf Prozent zumindest teilweise herstellt. Bei der etwa 20-minütigen Operation wird die körpereigene trübe Linse durch eine Kunstlinse (Intraokularlinse) ersetzt. Als Intraokularlinse kommen zum Beispiel Monofokallinsen (ermöglichen scharfes Sehen in der Nähe oder Ferne), Multifokallinsen (relativ scharfes Sehen in allen Entfernungen, aber etwas vermindertes Kontrastsehen) und Sonderlinsen in Frage. Wochen bis Monate, manchmal auch Jahre, nach einer erfolgreichen Katarakt-OP kann ein leicht entfernbarer Nachstar auftreten.

Beim Grünen Star ist der Augeninnendruck (teilweise unter die Normalwerte) abzusenken, um weitere Sehnervenschäden zu verhindern: Zumeist erfolgt die Drucksenkung mit lebenslang konsequent anzuwendenden Augentropfen, die die Kammerwasserproduktion reduzieren. Aufgepasst: Allergien und Unverträglichkeiten können auftreten. Bei circa drei bis fünf Prozent der Betroffenen muss der Abfluss des Kammerwassers chirurgisch oder mit Laser erleichtert werden.