HbA1c-Wert wird gemessen
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HbA1c-Wert: Was der Blutwert bedeutet

Von: Gesünder unter 7, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.04.2021 - 10:24 Uhr

Viele Menschen mit Diabetes kennen dieses Dilemma: Der nächste Termin zur Blutzuckermessung steht an und die Radikal-Diät soll die kleinen Ernährungspatzer ausgleichen und womöglich den Blutzucker schnell senken, damit die Werte wieder normal erscheinen. Ein großer Irrtum, denn entscheidend für eine gute Blutzuckereinstellung ist der Langzeitblutzuckerwert, der so genannte HbA1c-Wert. Dieser hat für die Gesundheit eine wichtige Bedeutung, denn eine gute Blutzuckereinstellung kann das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, senken.

HbA1c-Wert – was bedeutet das?

Der HbA1c-Wert gibt den Anteil des "gezuckerten" roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) am Gesamthämoglobin an. Dieses stabile "Zucker-Hämoglobin", in der Fachsprache "glykosiliertes Hämoglobin" beziehungsweise "HbA1c" genannt, entsteht bei jedem Menschen, nicht nur bei Diabetes, und ist abhängig von der durchschnittlichen Blutzuckerkonzentration. Vereinfacht ausgedrückt: Je höher der Blutzuckerspiegel über einen gewissen Zeitraum, desto höher auch der HbA1c-Wert.

Mit dem HbA1c-Wert kann der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten acht bis zehn Wochen ermittelt werden, unabhängig davon, ob die Werte in der Zwischenzeit stark angestiegen oder gesunken sind. Deswegen wird der HbA1c-Wert häufig auch als Langzeitblutzuckerwert bezeichnet. Bereits 1999 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den HbA1c-Wert, neben der Blutzuckermessung und dem Glukosetoleranztest als wichtigen Parameter zur Beurteilung der Güte der Diabetikereinstellung empfohlen. Der HbA1c-Wert wird daher häufig auch als "Goldstandard" in der Diabetestherapie bezeichnet.

Wie wird der HbA1c-Wert gemessen?

Um den HbA1c-Wert zu bestimmen, nimmt die*der Ärztin*Arzt eine Blutprobe aus der Fingerkuppe oder einer Unterarmvene. Die Entnahme der Blutprobe muss nicht auf nüchternen Magen erfolgen. Die Bestimmung des HbA1c-Wertes erfolgt dann im Labor. Im Rahmen einer "normalen" Vorsorgeuntersuchung oder im Rahmen des kleinen oder großen Blutbilds wird der HbA1c-Wert nicht bestimmt.

HbA1c: NGSP-Wert und IFCC-Wert

Nach der früher international angewandten Standardmethode des "National Glycohemoglobin Standardization Program" (NGSP) wurden die HbA1c-Werte in Prozent angegeben. Durch Fortschritte in der Messtechnik wurden jedoch genauere Messungen möglich, was zu einer Neuinterpretation der bisherigen Einteilung führte.

Um diesen Ergebnissen gerecht zu werden, wurde die Angabe der Blutzuckerlangzeitwerte auf Vorschlag der "International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine" (IFCC) in Millimol pro Mol Hämoglobin (mmol/mol Hb) geändert. Deutsche Labore geben in der Regel weiterhin beide Werte an. Falls nicht, ist auch eine Umrechnung in den jeweils anderen Wert möglich.

Möchte man die angegebenen Laborwerte von Mikromol in Prozent umrechnen, geht dies mithilfe folgender Formel:

Hba1c-Wert in mmol/mol Hb = (Hba1c-Wert in Prozent - 2,15) • 10,929

HbA1c – wie hoch sollte der Langzeitwert bei Diabetes sein?

Ob der Blutzucker gut eingestellt ist, kann man anhand des HbA1c-Wertes ablesen. Denn je besser der Blutzucker eingestellt ist, desto niedriger ist auch der HbA1c-Wert.

Insbesondere bei jüngeren Betroffenen gilt: Je niedriger der HbA1c-Wert, desto geringer ist auch das Risiko für Folgeerkrankungen. Bei älteren Betroffenen über 75 Jahren gelten die Zusammenhänge zwischen Langzeitblutzuckerwerten und Folgeerkrankungen nach Einschätzung in den aktuellen Therapieleitlinien als weniger relevant.

Die genaue Einschätzung der Werte im Zusammenhang mit sämtlichen beeinflussenden Faktoren sollte aber in jedem Fall die*der behandelnde Ärztin*Arzt vornehmen.

HbA1c-Normalwert

Der HbA1c-Normalwert liegt bei gesunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Rahmen von 4,4 bis 6,5 Prozent.

Die Zielwerte bei Diabetes können je nach Therapieziel, Alter und Gesundheitszustand der Person unterschiedlich sein. Bei älteren Menschen mit Diabetes Typ 2 ohne viele Begleiterkrankungen ist ein Ziel der Behandlung gemäß der medizinischen Leitlinie, den Langzeitblutzucker dauerhaft auf einen Wert zwischen 6,5 und 7 Prozentzu bringen. Dann gilt der Blutzucker als normal, also als gut eingestellt. Um eine gefährliche Unterzuckerung oder Nebenwirkungen der Behandlung zu vermeiden, werden gerade bei älteren Menschen mit vielen Vorerkrankungen auch höhere Werte empfohlen. Für jüngere Menschen sind dagegen oft niedrigere Zielwerte empfehlenswert.

Wann ist der HbA1c-Wert zu hoch?

Bei Werten von über 7,5 Prozent gilt der Langzeitblutzucker als zu hoch. Der Blutzucker ist dann bei bekanntem Diabetes schlecht eingestellt. In diesem Fall sollte in Absprache mit der*dem Ärztin*Arzt über eine mögliche Anpassung der Therapie oder einer weitergehende Umstellung des Lebensstils gesprochen werden. Auch Erkrankungen, wie eine Eisenmangel-Anämie oder eine Niereninsuffizienz, können erhöhte HbA1c-Werte zur Folge haben. Ist die Ursache nicht eindeutig, können weitere Blutzuckermessungen dabei helfen, der Ursache für die erhöhten Werte auf den Grund zu gehen.

Dauerhaft hohe Blutzuckerwerte, die sich in einem hohen HbA1c-Wert widerspiegeln, führen zu Schäden an den großen und kleinen Blutgefäßen und an den Nerven. Bedingt durch verengte oder sogar verschlossene Gefäße (Arteriosklerose) wird das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen zählen der diabetische Fuß, Nervenschäden, Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems, Augenschäden und Schäden an den Nieren.

Zu niedriger HbA1c-Wert

HbA1c-Werte unter 4,4 Prozent gelten als zu niedrig. Bei Menschen mit Diabetes können stark erniedrigte Werte auf eine Unterzuckerung hinweisen. Bei Betroffenen mit Diabetes Typ 1 kommt es häufiger zu einer leichten Unterzuckerung. Diese sollte im Rahmen der Diabetes-Therapie behandelt werden. Symptome einer Unterzuckerung sind unter anderem Schwindelgefühle, Schwitzen, Zittern oder Herzrasen.

Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass unterschiedliche Krankheiten, wie eine hämolytische Anämie oder eine Leberzirrhose, den HbA1c-Wert im Sinne zu niedriger Werte verfälschen können. Eine andere Erkrankung sollte deshalb als Ursache ausgeschlossen werden.

Wie lässt sich der HbA1c-Wert senken?

Ist der HbA1c-Wert bei einer Person mit Diabetes dauerhaft zu hoch, können verschiedene Ansätze dabei helfen, den Langzeitblutzucker zu senken:

  • Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann, insbesondere bei Übergewicht bei Diabetes Typ 2, dazu beitragen, den HbA1c-Wert zu senken. Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen dabei das Verhältnis vom aufgenommenen Insulin zur Nahrung beachten.
  • Auch Sport und Bewegung können den HbA1c-Wert senken. Auch hier müssen Personen mit Diabetes Typ 1 auf eine Reduzierung der Insulinmenge achten, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
  • Antidiabetika können bei Diabetes Typ 2 dabei helfen, den Blutzucker langfristig zu senken. Am häufigsten wird der Wirkstoff Metformin eingesetzt.
  • Auch eine Therapie mit Humaninsulin oder Insulinanaloga kann dazu beitragen, den Langzeitblutzuckerwert herabzusetzen.

Grundsätzlich gilt: Bei zu hohem oder zu niedrigem HbA1c-Wert sollte immer ärztlicher Rat gesucht werden, um möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen und eine passende Therapie auszuwählen.

Die Entdeckungsgeschichte von HbA1c

Die Einführung der Bestimmung des HbA1c-Wertes als Standardmethode war für die Kontrolle einer effektiven Diabetes-Therapie ein entscheidender Fortschritt. Die verschiedenen Varianten des Hämoglobins (HbA1, HbA2 und HbF) konnten 1955 bestimmt werden, 1958 folgte dann die Auftrennung und Identifizierung der Subtypen des HbA1 (HbA1a, HbA1b und HbA1c).

Dass beim HbA1c Glukose fest an das Hämoglobin gebunden hat, konnte erst in den 70er Jahren belegt werden. Aber schon 1968 beobachtete der Teheraner Kinderarzt Dr. Samuel Rahbar, dass eine erhöhte Konzentration des HbA1c mit Diabetes einhergeht.

Der quantitative Nachweis für HbA1c gewann an Bedeutung, als belegt werden konnte, dass verminderte Blutglukosespiegel eine Verminderung des HbA1c-Wertes zur Folge hatten. Die Entwicklung neuer Bestimmungsmethoden und Analyseverfahren wurde in den folgenden Jahren und insbesondere seit Beginn der Achtziger enorm vorangetrieben. Heute lässt sich mit modernen Labormethoden der HbA1c-Wert innerhalb von Minuten ermitteln. Damit kann eine engmaschige Kontrolle der Stoffwechseleinstellung des Diabetes-Patienten einfach gewährleistet werden.

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