Frau beim Bleistiftkauen
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Führt Bleistiftkauen zu einer Bleivergiftung?

Von: Miriam Erb (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2018 - 11:37 Uhr

Allgemein gilt das Kauen von Bleistiften als kindliches Verhaltensmuster, welches man vor allem aus eigenen Schultagen kennt. Doch auch Erwachsene werden hin und wieder von dieser Gewohnheit befallen. Gerade Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen und lange Zeit konzentriert arbeiten müssen, sind dazu verleitet, am Ende des Bleistifts zu knabbern. In Gedanken versunken wandert das Bleistiftende unbemerkt in Richtung Mund und schon wird losgeknabbert.
Einige der "Stiftekauer" bekommen mit der Zeit ein schlechtes Gewissen, weil sie fürchten, Zahnschäden davon zu tragen oder gar giftiges Blei aufzunehmen. Aber kann das Kauen von Bleistiften tatsächlich eine Bleivergiftung hervorrufen?

Kein Blei, sondern Graphit

Nein, hier kann Entwarnung gegeben werden. Denn der namengebende Stoff ist darin gar nicht im Stift enthalten. Was dem Bleistift seine Farbe gibt, ist vielmehr Graphit - chemisch ein kristallisierter Kohlenstoff und völlig unbedenklich für den notorischen "Kauer". Wie aber kam es zu dem Missverständnis?

Ganz einfach deshalb, weil man vor Jahrhunderten davon ausging, dass Blei und Graphit dasselbe sind. Allerdings wurde Blei niemals zum Schreiben verwendet und so kann man diese Angst beruhigt zu den Akten legen.

Warum kaut man Stifte?

Regelmäßiges Stiftekauen kann ein Zeichen von psychosomatischer Anspannung sein. Für viele Menschen dient der Bleistift als eine Art Ventil zum Stressabbau.

Gerade bei Tätigkeiten, die eine hohe Aufmerksamkeit erfordern, kommt der Bleistift gerne zum Einsatz. In Gedanken verloren knabbern einige die Holzumrandung bis auf die Mine herunter. So ist das Kauen von Bleistiften vor allem während des Schulunterrichts oder im Büro zu beobachten. Und das nicht grundlos: angeblich soll das Kauen von Bleistiften sogar konzentrationsfördernd sein.

Aber auch Langeweile, Verträumtheit und Hunger können Gründe sein, weswegen man zum Stift greift. Kaum jemand hat es noch nicht getan. Bedenklich wird das Bleistiftkauen allerdings dann, wenn Zähne und Kiefer darunter leiden oder psychische Belastungen zugrunde liegen. Bei Bedarf gilt es sich hier an einen Arzt oder Psychotherapeuten zu wenden.

Was am Bleistiftkauen ist gesundheitsschädlich?

Neben dem Daumenlutschen und Nägelkauen kann das Kauen von Bleistiften oder anderen Schreibgeräten zur Verformung des Kiefers während des Wachstumsprozesses führen. Darum sollte häufiges Kauen im Kindesalter beobachtet und gegebenenfalls mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden besprochen werden.

Beim Kauen können sich zudem Holzsplitter vom Bleistift lösen und sich in das Zahnfleisch bohren. Dies kann Entzündungen im Mundraum hervorrufen. Besonders für Kleinkinder besteht die Gefahr, dass brüchige Teile des Bleistiftes verschluckt werden. Eltern sollten ihr Augenmerk daher besonders auf bruchsichere Schreib- und Malutensilien richten.

Giftige Lacke in den Stiften

Seit Anfang der 1990er Jahre setzen namhafte Hersteller umweltschonende Wasserlackfarben ein, oder verzichten gänzlich auf eine Lackierung ihrer Stifte. In der Regel dürfte die Außenbeschichtung der Bleistifte daher nicht gesundheitsschädlich sein.
Beim Kauf von Buntstiften sollte darauf geachtet werden, dass auf der Verpackung die EU-Norm DIN EN 71 vermerkt ist. Diese setzt Richtwerte für den Anteil an Schwermetallen fest und garantiert, dass die Stifte frei von giftigen Farbstoffen sind.

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Tipps zum Entwöhnen des Bleistiftkauens

Um während der Konzentrationsphase nicht wieder ins alte Muster zu fallen, können Sie sich an den folgenden Tipps und Tricks orientieren:

  • Greifen Sie anstatt zum Stift besser zu Nüssen, Obst oder Kaugummi.
  • Sorgen Sie durch Konzentrations- und Entspannungsübungen für einen inneren Ausgleich.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt und Kieferorthopäden, welche meist individuelle Tipps parat haben.

Bis zur vollständigen Entwöhnung können Sie die negativen Folgen von häufigem Kauen an Bleistiften minimieren. Kaufen Sie Bleistifte mit bruchsicheren Minen sowie einem naturbelassenen Holz-Schaft.

Vorsicht bei Stiftabdeckungen

Eine weitere Möglichkeit, sich das Kauen von Bleistiften abzugewöhnen, besteht in der Idee das Bleistiftende mit einer Hülle, etwa einer Gummifigur, abzudecken. Im Handel finden sich vielerlei sogenannter Pencil-Topper und Federdeckel, welche den Stift zusätzlich schmücken sollen. Allerdings können diese Abdeckungen leicht verschluckt werden und sollten daher außerhalb der Reichweite von Kindern bleiben.

Viele der Gummifiguren bestehen zudem aus Polyvinylchlorid (PVC), einem Kunststoff der krebserregende Weichmacher enthalten kann. Stiftabdeckungen sind zum Entwöhnen des Bleistiftkauens daher weniger zu empfehlen.