Grafische Darstellung von Lungenkrebs
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Lungenkrebs: Symptome und Verlauf des Bronchialkarzinoms

Von: Sophia Jäger (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 06.05.2024 - 13:14 Uhr

Lungenkrebs, auch Lungenkarzinom oder Bronchialkarzinom genannt, ist eine von vielen Menschen gefürchtete Erkrankung. Er ist bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. Bis heute ist der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Lungenkrebs das Rauchen. Doch was sind die Symptome von Lungenkrebs, welche Untersuchungen werden gemacht, um diese Diagnose zu stellen und wie sieht die Behandlung aus? Dies und weitere Informationen über die verschiedenen Arten von Lungenkrebs, den Verlauf der Krankheit und wie sie die Lebenserwartung beeinflusst, erfahren Sie hier.

Wie entsteht Lungenkrebs?

Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen die führende Ursache bei der Entstehung von Lungenkrebs ist. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass zur Risikobeurteilung entscheidend ist, wie viele Jahre und wie viele Zigaretten pro Tag geraucht wurden. Hört man mit dem Rauchen auf, kann das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken dadurch wieder gesenkt werden. So wurde im Rahmen einer europäischen Studie herausgefunden, dass rauchende Männer ein 24-fach höheres Risiko haben an Lungenkrebs zu erkranken als Nichtraucher. Bei Ex-Rauchern sank die Zahl im Schnitt auf ein 7,5-fach höheres Risiko.

Neben Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid aus Zigaretten gibt es weitere Risikofaktoren, die dazu beitragen, einen Lungenkrebs zu entwickeln. Hierzu zählt das Passivrauchen, also das Einatmen von Rauchdämpfen, weil jemand in unmittelbarer Nähe eine Zigarette, eine Pfeife oder ähnliches raucht.

Auch die berufsbedingte Aussetzung gegenüber bestimmten Stoffen wie künstlichen Mineralfasern (mit Herstellungsdatum vor 1996) oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen sowie das Einatmen von Feinstaub oder Asbestfasern kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Lungenkrebs zu erkranken.

Welche Arten von Lungenkrebs gibt es?

Der Begriff Lungenkrebs ist ein Überbegriff für verschiedene Krebsarten der Lunge.  Er wird nochmal unterteilt in das kleinzellige und nicht-kleinzellige Lungenkarzinom, welche wiederum weiter unterteilt werden können.

Bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen ist die Wachstumsrate des Tumors und die Zellteilungsrate der bösartigen Zellen deutlich höher im Vergleich zu nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen.

Stadien von Lungenkrebs

Kleinzelliger und nicht-kleinzelliger Lungenkrebs lässt sich anhand des TNM-Systems einteilen. T steht für Tumor und beschreibt dessen Ausdehnung. Das N bezeichnet den Lymphknotenbefall und der Buchstabe M das Vorhandensein von Fernmetastasen.

Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs wird zudem in vier Stadien unterteilt:

  • Stadium I: Der Tumor ist örtlich begrenzt, Fernmetastasen oder der Befall von Lymphknoten liegt nicht vor.
  • Stadium II: Der Tumor ist klein, es bestehen aber schon Absiedelungen in den Lymphknoten oder der Tumor ist bereits größer, es liegen aber keine Metastasten in den Lymphknoten vor.
  • Stadium III: Der Tumor ist groß und hat bereits Lymphknotenmetastasen gebildet oder er ist in angrenzendes Lungengewebe eingewachsen.
  • Stadium IV: Unabhängig von der Größe des Tumors liegt Stadium IV vor, wenn es bereits zur Bildung von Fernmetastasen gekommen ist.

Symptome: Wie macht sich Lungenkrebs bemerkbar?

Es gibt eine Reihe von Symptomen, die ein Hinweis auf Lungenkrebs sein können. Diese Anzeichen treten meist erst in fortgeschrittenen Stadien der Krebserkrankung auf und können gleichzeitig auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten.

Dennoch ist es ratsam, wenn Sie eines oder mehrere der folgenden Symptome an sich feststellen, den*die Hausarzt*Hausärztin aufzusuchen:

  • chronischer Husten
  • blutiger Auswurf beim Husten
  • ungewollter Gewichtsverlust (von mehr als 10 Prozent des ursprünglichen Körpergewichtes innerhalb von 6 Monaten) 
  • Atemnot
  • Veränderungen der Finger, insbesondere der Fingerendglieder und Fingernägel als Zeichen des chronischen Sauerstoffmangels (Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel, also eine Verdickung der Fingerendglieder und starke Wölbung der Nägel in Längsrichtung)
  • wiederkehrendes Fieber/ Schwächegefühl 
  • Brustwandschmerzen

Ist ein Lungenkrebs bereits metastasiert, das heißt Krebszellen haben sich außerhalb der Lunge abgesiedelt, kann es je nach Lage der Metastasen zu einer Vielzahl an Symptomen kommen. Hierzu zählen unter anderem Schmerzen im Rücken und allgemein Knochenschmerzen bei Knochenmetastasen, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit bei Hirnmetastasen und Gelbsucht bei Lebermetastasen.

Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf Lungenkrebs durchgeführt?

Wenn Betroffene eins oder mehrere der oben genannten Symptome bei sich feststellen und Sorge haben, dass bei ihnen ein Lungenkrebs vorliegen könnte, sollten sie als nächsten Schritt ihre Hausarztpraxis aufsuchen. Der*die Arzt*Ärztin wird sich die genauen Symptome und die Vorgeschichte schildern lassen. Dazu gehört auch die Überprüfung, ob Risikofaktoren wie Rauchen oder die Exposition gegenüber schädlichen Chemikalien vorliegen.

Als Nächstes wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, um Anzeichen von Lungenkrebs, wie Atemprobleme, vergrößerte Lymphknoten oder andere Auffälligkeiten, festzustellen. Zudem ist eine Blutuntersuchung möglich. Bestimmte Blutwerte können bei ihrer Erhöhung oder Erniedrigung ein Hinweis auf das Vorliegen von Krebserkrankungen sein. Sie gelten aber nicht als beweisend, da sie auch durch andere Faktoren beeinflusst werden können.

Besteht weiterhin ein Verdacht auf eine Krebserkrankung, ist eine Überweisung an eine Lungenfachpraxis (Pneumologie) oder in eine pneumologische Station eines Krankenhauses notwendig. 

Welche weiteren Untersuchungen können durchgeführt werden?

Um eine sichere Diagnose zu stellen, gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die gemacht werden können. Hierzu zählen:

  1. Röntgenbild: Das einfachste Verfahren, um einen Tumor in der Lunge zu entdecken, ist ein Röntgenbild der Lunge. Auf dem Röntgenbild zeigt sich Lungenkrebs als heller, rundlicher Fleck mit häufig unregelmäßigem Rand.
  2. Weitere bildgebende Verfahren: Ein genaueres, häufig verwendetes Verfahren ist die Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel. Ein CT bietet detailliertere Bilder der Lunge und auch eventuelle Metastasen in der Leber oder Nebenniere können bereits entdeckt werden. Eine MRT (Magnetresonanztomografie) kann in einigen Fällen ebenfalls hilfreich sein.
  3. Bronchoskopie: Bei diesem Verfahren wird ein dünner, flexibler Schlauch (Bronchoskop) mit Kamera durch die Nase oder den Mund in die Atemwege der Lunge eingeführt. Hierbei kann die Lunge genau beurteilt werden.
  4. Biopsie: Werden bei der Bronchoskopie verdächtige Bereiche entdeckt, werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen und ins Labor geschickt, um zu untersuchen, um was für ein Gewebe es sich handelt.

Wie sieht die Therapie beim Bronchialkarzinom aus? 

Die Therapie von Lungenkrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Stadium der Erkrankung, die Art des Krebses und der sonstige Gesundheitszustand sowie das Alter der betroffenen Person. Über die genaue Behandlung wird in jedem Fall in einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz entschieden. Hier entscheiden Ärzt*innen aus den Fachbereichen der Onkologie (Tumorerkrankungen), Radiologie (bildgebende Verfahren), Pathologie (Untersuchung von Gewebe- und Blutproben) und Chirurgie gemeinsam über einen geeigneten Behandlungsplan.

Die Behandlung kann eine oder eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen umfassen:

  • Operative Therapie: In frühen Stadien des Lungenkrebses kann eine Operation nötig sein, um den Tumor und das umliegende Gewebe zu entfernen. Je nach Größe und Lokalisation des Tumors, wird nur ein kleiner Teil der Lunge, ein ganzer Lungenlappen oder sogar ein gesamter Lungenflügel entfernt. Zusätzlich werden Lymphknoten im Bereich des Tumors entfernt, um eventuell bereits vorliegende Lymphknotenmetastasen zu entdecken und eine weitere Ausbreitung des Krebses über das Lymphsystem zu verhindern.
  • Chemotherapie: Eine Chemotherapie beinhaltet die Verabreichung von Medikamenten, die Krebszellen abtöten oder ihr Wachstum verlangsamen. Sie kann als alleinige Behandlung oder in Kombination mit anderen Therapien angewendet werden. Es stehen viele verschiedene Chemotherapeutika zur Auswahl, mit einer unterschiedlichen Wirkung und einem unterschiedlichen Nebenwirkungsspektrum.
  • Strahlentherapie: Bei der Strahlentherapie werden hochenergetische Strahlen verwendet, um Krebszellen zielgerichtet zu zerstören oder ihr Wachstum zu stoppen.
  • Immuntherapie: Diese noch recht neue Therapiemöglichkeit der zielgerichteten Therapie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Immuntherapien werden zunehmend als Behandlungsoption für bestimmte Arten von Lungenkrebs wissenschaftlich untersucht und auch bereits angewendet.

Ist Lungenkrebs heilbar?

Leider bleibt Lungenkrebs eine schwerwiegende Erkrankung mit einer oft ungünstigen Prognose. Die Überlebensraten hängen stark vom Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose ab. In einem frühen Stadium ist die Erkrankung heilbar. In fortgeschrittenen Stadien ist die Sterblichkeitsrate höher, da der Krebs sich möglicherweise bereits auf andere Organe ausgebreitet hat und schwerer zu behandeln ist.

Wie ist die Lebenserwartung bei Lungenkrebs?

Die Prognose einer Erkrankung wird häufig mit der sogenannten mittleren 5-Jahres-Überlebensrate angegeben. Diese beschreibt, wie viel Prozent der Betroffenen 5 Jahre nach Diagnosestellung noch am Leben sind. Beim Lungenkrebs liegt diese Rate leider nur bei etwa 10 bis 20 Prozent der Erkrankten.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Prognose nicht für alle betroffenen Personen gelichermaßen gilt. Der Verlauf der Erkrankung ist individuell unterschiedlich und nicht sehr gut vorhersehbar. Viele Menschen leben mit Lungenkrebs für längere Zeit und können eine gute Lebensqualität genießen, insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und geeigneter Behandlung. Die Forschung zu neuen Therapien und Präventionsmaßnahmen entwickelt sich täglich weiter und ist von entscheidender Bedeutung, um die Überlebensrate von Patient*innen mit Lungenkrebs zu verbessern und die Auswirkungen dieser Krankheit zu verringern.

Wie verläuft Lungenkrebs im Endstadium?

Die Symptome im Endstadium einer Lungenkrebserkrankung können stark und vielfältig sein. Betroffene klagen oft über Atemnot, Schmerzen und über eine allgemeine Schwächung des Körpers und Erschöpfung. Diese Phase erfordert nicht nur eine intensive medizinische Betreuung, sondern auch einfühlsame Unterstützung und Pflege. Häufig werden Palliativmaßnahmen eingesetzt, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Durch ausreichende Schmerzmittel- und Sauerstoffgabe können die häufigsten Symptome wie Schmerzen und Atemnot gelindert werden. Auch die Gabe von Medikamenten gegen Angst und Unruhe ist durch ein Palliativteam möglich.

Der genaue Verlauf bei Lungenkrebs bis zum Tod ist sehr individuell. Oftmals erfolgt er jedoch in einem schrittweisen Rückgang der körperlichen Funktionen, begleitet von einem zunehmenden Rückzug der Betroffenen. Es ist eine Zeit, in der die Qualität des Lebens im Vordergrund steht und jede Bemühung unternommen wird, um Betroffene in Würde und mit möglichst wenig Schmerzen und Angst gehen zu lassen. Eine passende ärztliche und psychologische Begleitung kann hier für Betroffene und Angehörige sehr wertvoll sein.

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