Kann man sein Kind schützen?
Natürlich kann man seine Kinder nicht rund um die Uhr vor Unfällen bewahren ohne ihnen gleichzeitig ein Stück Selbstständigkeit und Aktivität zu nehmen. Hier heißt es das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit zu finden. Wichtig ist in jedem Fall die Prävention. Also frühzeitig zu erkennen, wo Gefahren lauern und diese zu meiden bzw. älteren Kindern die Gefährdungen bewusst zu machen und mit Ihnen ein sicheres Verhalten (z.B. im Verkehr) zu trainieren. Zum Ausgleich sollte man seinen Kindern dort viel Freiheit zur Bewegung geben, wo Ihnen möglichst wenig passieren kann.
Und wenn es doch passiert ist?
In Unfallsituationen mit Kindern ist es wichtig, ruhig, angemessen und schnell zu reagieren. Hierzu gehört das Wissen über die gezielte Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen, aber auch das richtige Einschätzen der Situation: Kann ich hier allein helfen? Oder ist der Hausarzt nötig? Muss ich vielleicht den Rettungswagen oder sogar einen Notarzt rufen?
Erste Hilfe bei Säuglinge und Kindern
Obwohl die Kontrolle von Bewusstsein, Atmung und Kreislauf vom Grundsatz her gleich sind, gilt es bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen wichtige Unterschiede zu beachten, die ihre Ursache vor allem in der von Erwachsenen abweichenden Anatomie der Kinder haben. Bei Säuglingen ist damit vor allem die Anatomie der oberen Atemwege gemeint. Säuglinge haben einen relativ großen Kopf und einen kurzen Hals. Der Kehlkopf sitzt höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen und der Kehldeckel befindet sich so hoch im Rachen, dass er den weichen Gaumen berührt.
Für die Erste-Hilfe-Maßnahmen bedeutet das: Der bei Kindern und Erwachsenen lebensrettende Handgriff - das Überstrecken des Kopfes in den Nacken - darf bei einem Säuglingen nicht durchgeführt werden, da es zu Atemnot bis hin zum Atemstillstand kommen kann.
- Eine weitere Besonderheit der Atemwege: Die Schleimhäute von Säuglingen und Kindern schwellen viel schneller an als die von Erwachsenen. Außerdem ist der Durchmesser der Atemwege (z.B. der Luftröhre) geringer. Deshalb kann bei Neugeborenen und Säuglingen, die "Nasenatmer" sind, schon ein "einfacher" Schnupfen die Atmung extrem behindern.
- Der Sauerstoffverbrauch eines Kindes ist rund zwei- bis dreimal so hoch wie bei Erwachsenen. Dieser hohe Verbrauch steht einem im Verhältnis geringeren Sauerstoffreservoir der Lungen (kleine Lungen) gegenüber. Deshalb sind Notfälle bei Kindern oft durch eine Beeinträchtigung der Atmung verursacht.
- Ähnliches trifft auf das Herz-Kreislauf-System bei Kindern zu. Da Säuglinge und Kleinkinder ein insgesamt geringeres Blutvolumen haben, können schon kleine Blutverluste zu einem Schockzustand führen. Auch Verbrennungen, massives Schwitzen oder der "Brechdurchfall" können durch den massiven Flüssigkeitsverlust sehr schnell einen sog. Volumenmangelschock auslösen.
Psychische Besonderheiten
Säuglingen und Kinder reagieren in Notfallsituationen nicht wie Erwachsene. Sind sie noch zu klein, fehlen ihnen z.B. die sprachlichen Möglichkeiten, um genau zu beschreiben, was passiert ist. Außerdem können sie Schmerzen oft nicht genau lokalisieren: Viele verschiedene Beschwerden werden als Bauchschmerzen bezeichnet - bevorzugt in der Nabelgegend.
Oft erleiden Kinder durch einen Unfall einen psychischen Schock. Sie ziehen sich daraufhin extrem zurück oder verstummen, andere sind sehr unruhig und desorientiert. Es ist deshalb besonders wichtig, Ruhe und Sicherheit zu vermitteln und dem Kind die Erste-Hilfe-Maßnahmen wenn möglich zu erklären. Unter Umständen kann es hilfreich sein, das Lieblingskuscheltier in die Maßnahmen mit einzubeziehen.
Am besten: Zurück auf die Schulbank
Der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein liegt lange zurück. Und wie bereits betont, können die Maßnahmen beim Erwachsenen nicht 1:1 auf Kinder übertragen werden. Wollen Eltern Ihren Kindern eine Notfallsituation ersparen, in der sie vom Kind als extrem hilflos erlebt werden, kann ein spezieller Erste-Hilfe-Kurs Abhilfe schaffen.
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