Allergie und Schwangerschaft: Was gibt es zu beachten?

Auch Allergikerinnen werden schwanger – wenn man einer dänischen Untersuchung Glauben schenkt, sogar schneller als andere Frauen. Möglicherweise führen die Allergie-typischen Veränderungen im Immunsystem dazu, dass eine befruchtete Eizelle sich leichter in der Gebärmutter einnisten kann. Ist die Schwangerschaft eingetreten, kommen die Fragen. Kann ich meine Medikamente noch nehmen? Was mache ich, wenn ich einen Asthmaanfall bekomme? Muss ich die Hyposensibilisierung jetzt abbrechen? Grundsätzlich gilt: Auch in der Schwangerschaft sollte man Allergien behandeln. Allerdings müssen einige Besonderheiten beachtet werden. Die beste Beratung diesbezüglich finden schwangere Allergikerinnen bei einem allergologisch geschulten Facharzt.
Keine Allergie-Hauttests in der Schwangerschaft
Schwangere, die bereits früher unter Heuschnupfen litten, kennen die typischen Symptome:
- plötzliche Niesattacken
- Triefnase
- juckende Augen
Treten die Beschwerden zur selben Zeit auf wie sonst auch, zum Beispiel während des Pollenflugs, ist meistens klar, dass sie durch die Allergie verursacht sind und nicht durch eine Erkältung.
Wenn die Krankheitszeichen jedoch zum ersten Mal bestehen, muss der Arzt durch genaues Erfragen der Symptome sowie des Ortes und Zeitpunktes ihres Auftretens die Diagnose sichern. Oft sind zusätzlich Blutuntersuchungen nötig. Die sonst üblichen Hauttests verbieten sich während der Schwangerschaft wegen der – wenn auch minimalen – Gefahr eines allergischen Schocks.
Nasensprays mit Kortison oder Cromoglicinsäure
Zur Behandlung von Heuschnupfen während der Schwangerschaft eignen sich Nasensprays, die etwas Kortison enthalten. Es gibt bisher keinerlei Hinweise darauf, dass sie das Kind schädigen. Dasselbe gilt für Nasensprays mit dem Wirkstoff Cromoglicinsäure, die allerdings weniger effektiv sind.
Antihistaminika in der Schwangerschaft?
Auch sogenannte Antihistaminika werden Schwangeren relativ häufig verordnet. Die Hersteller dieser Präparate raten von einer Anwendung meist ab, da es zu wenige Untersuchungen dazu gibt. Die Risiken durch Antihistaminika gelten als unklar.
Einige ältere Wirkstoffe schädigten im Tierversuch das ungeborene Leben, und insbesondere bei neueren Präparaten bestehen wenig Erfahrungen mit der Anwendung in der Schwangerschaft. Im Einzelfall sollte der Arzt die Medikamente wählen, deren Unbedenklichkeit am zuverlässigsten dokumentiert ist. Besonders kritisch ist zu prüfen, ob überhaupt Medikamente erforderlich sind.
Allergieauslöser meiden
Abgesehen von Arzneien gilt für schwangere Allergikerinnen wie für alle anderen Allergiker auch die Empfehlung, die Allergieauslöser zu meiden. Dazu sollten zum Beispiel während der Pollensaison die Fenster geschlossen bleiben und die Haare vor dem Schlafengehen gewaschen werden. Allerdings ist es praktisch unmöglich, Allergieauslösern wie Pollen oder den Ausscheidungen der Hausstaubmilbe völlig aus dem Weg zu gehen. Deshalb sind auch bei Schwangeren Medikamente häufig nicht zu umgehen.
Therapie durch Hyposensibilisierung
Die einzige ursächlich wirkende Therapie gegen allergische Erkrankungen ist zurzeit die spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung oder Allergie-Impfung genannt.
Für eine SIT wird dem Patienten die Substanz, auf die er allergisch reagiert (das Allergen), regelmäßig in ansteigenden Dosen bis zu einer Maximaldosis unter die Haut gespritzt oder in Tropfenform unter die Zunge gegeben. Dadurch gewöhnt sich das Immunsystem an das Allergen und reagiert nicht mehr mit einer krankhaften Abwehrreaktion.
Hyposensibilisierung: Nicht beginnen während einer Schwangerschaft
Gemäß den Leitlinien der Fachgesellschaften kann eine bereits laufende SIT, die die Patientin in der Maximaldosis bisher gut vertragen hat, nach Eintritt einer Schwangerschaft weitergeführt werden. In jedem Fall sollte dann aber eine besonders sorgfältige Überprüfung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses erfolgen. Insbesondere bei Vorliegen einer vitalen Indikation, vor allem bei einer schweren Allergie gegen Insektengifte, ist eine Fortführung der SIT anzuraten, um einer anaphylaktischen Reaktion nach einem Insektenstich vorzubeugen.
Dagegen sollte bei Schwangeren nicht neu mit einer SIT begonnen werden. Hintergrund: In sehr seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Schockreaktion kommen. Diese lässt sich in der Schwangerschaft wesentlich schlechter behandeln – Mutter und Kind sind dann gefährdet.
Hormone verursachen verstopfte Nase
Veränderungen im Hormonhaushalt während der Schwangerschaft können allergischen Schnupfen verstärken. Sie führen dazu, dass sich die Blutgefäße der Nasenschleimhaut erweitern und die Schleimhaut anschwillt. Jede fünfte Frau leidet deshalb während der Schwangerschaft an einer verstopften Nase, besonders zu Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels. Allergikerinnen scheinen etwas häufiger betroffen zu sein.
Für Linderung sorgt Kochsalzlösung als Nasenspray oder die pflegende Substanz Dexpanthenol. Außerdem helfen viel frische Luft, Sport und Schlafen mit leicht erhöhtem Oberkörper.
In schweren Fällen können kurzzeitig abschwellende Nasentropfen gegeben werden – am besten immer abwechselnd nur auf einer Seite und in möglichst niedriger Konzentration. Kortisonhaltige Nasensprays sind eine weitere Therapieoption.
Wenn das Baby da ist: Allergie vermeiden
Allergikerinnen sollten stillen, denn Muttermilch ist die beste Nahrung für das Kind. Für Babies von Allergikerinnen ist Stillen sogar besonders wichtig: Die Kinder haben ihrerseits ein erhöhtes Allergierisiko. Ausschließliches Stillen in den ersten vier bis sechs Monaten beugt diesem Risiko vor.
Auf notwendige Medikamente müssen Allergikerinnen und insbesondere Asthmatikerinnen während der Stillzeit nicht verzichten. Um ganz sicher zu gehen, empfiehlt sich eine kurze Rücksprache mit dem allergologisch ausgebildeten Facharzt.
Allergischen Erkrankungen beim Kind vorbeugen
Zur Vorbeugung allergischer Erkrankungen bei Kindern allergiekranker Mütter raten der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) und die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI):
- Ausschließliches Stillen in den ersten vier, wenn möglich ersten sechs Monaten.
- Wenn Stillen nicht möglich ist: Ernährung des Kindes mit hypoallergener Säuglingsnahrung.
- Auf stark allergieauslösend wirkende Nahrungsmittel (zum Beispiel Nüsse, Eier, Fisch) sollte die Mutter während des Stillens nur verzichten, wenn trotzdem eine vollwertige Ernährung gesichert ist.
- Keine Beikost bis zum vierten Lebensmonat.
- Vermeidung von Aktiv- und Passiv-Rauchen.
- Keine Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen oder andere Tiere mit Fell im Haushalt.
- Die Belastung durch Hausstaubmilben reduzieren.
- Schimmelpilzwachstum in der Wohnung verhindern.
- Kinder nach den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission beim Robert-Koch-Institut) impfen.
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