Frau mit Burnout
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Burnout – Anzeichen, Therapie & Prävention

Von: Gesundheit-Redaktion, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.08.2022 - 13:01 Uhr

Wer beruflich viel Gas gibt und ständig Höchstleistungen von sich verlangt, läuft Gefahr, ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Ein Burnout kann sich stark auf das Wohlbefinden auswirken und gesundheitliche Beschwerden an Körper und Psyche mit sich bringen. Auch Spätfolgen sind möglich. Welche Ursachen stecken genau hinter einem Burnout, an welchen Anzeichen erkennt man das Syndrom und welche Möglichkeiten zur Prävention und zur Behandlung gibt es?

Definition: Was ist ein Burnout?

Der amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte 1974 erstmals den Begriff "Burnout-Syndrom" (Burnout bedeutet auf Deutsch "ausbrennen"). Bei Ärzt*innen hatte er einen Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung durch andauernde und wiederholte Belastungen ausgemacht. Heute versteht man darunter eine anhaltende Stressreaktion auf Belastungen in der Arbeitswelt, die nicht erfolgreich bewältigt werden können. Burnout wird damit nicht als eigene Krankheit im medizinischen Sinne definiert, sondern als berufsbedingtes Syndrom.

Durch die Aufnahme in die "International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems" (auf Deutsch "Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme"), kurz ICD, wird ein Burnout nun aber zumindest als Syndrom anerkannt, welches die Gesundheit beeinflusst.

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Burnout: Welche Ursachen kommen infrage?

Die Liste der Ursachen für ein Burnout ist lang und sehr vielfältig. Unter anderem können folgende Faktoren das Syndrom auslösen:

  • schlechte Atmosphäre am Arbeitsplatz oder Mobbing
  • häufige Überstunden
  • lang andauernde Belastungen
  • ein hoher Leistungsdruck
  • Angst vor dem Arbeitsplatzverlust
  • zu hohe Anforderungen
  • ständiger Zeitdruck
  • zu kurze oder keine Erholungsphasen

Aber auch Krisen in der Familie oder organisatorische Schwächen können ihren Beitrag leisten.

Hinzu kommen organische Ursachen, die als Risikofaktoren die Entstehung eines Burnouts begünstigen können. Ausgelöst durch chronischen Stress kann eine Störung der Stressregulation im Gehirn auftreten. Dadurch bleibt der Spiegel an Stresshormonen, wie Cortisol, dauerhaft hoch. Die Tendenz zur Entwicklung einer solchen Regulationsstörung kann genetisch bedingt sein, also vererbt werden. Auch extrem negative Erfahrungen in der frühen Kindheit (wie Vernachlässigung oder Missbrauch) stehen im Verdacht, die Entstehung eines Burnout-Syndroms zu fördern.

Daneben gibt es einige persönliche Eigenschaften, die bei der Entwicklung eines Burnouts eine Rolle spielen. Welche das sind, lesen Sie im Folgenden.

Welche Risikogruppen sind besonders gefährdet?

Auch persönliche Eigenschaften können Auslöser für ein Burnout sein oder dieses zumindest begünstigen. So fällt es perfektionistischen und idealistischen Menschen sowie Personen mit großem Harmoniebedürfnis nachweislich schwerer, "Nein" zu sagen. Deshalb schaffen sie es selten, Mehrarbeit abzulehnen. Auch die Ansprüche an sich selbst sind bei diesen Menschen oft so groß, dass ein Scheitern geradezu vorprogrammiert ist. Die ständige Überforderung bringt Körper und Seele mehr und mehr aus dem Gleichgewicht.

Darüber hinaus steigt das Risiko bei:

  • Personen mit Mehrfachbelastung
  • stark engagierten Personen mit hoher Eigeninitiative
  • überaus ehrgeizigen oder leistungsorientierten Menschen
  • Menschen, denen Wertschätzung und Anerkennung sehr wichtig sind
  • Personen, die sich ihre Zeit schlecht einteilen können
  • Personen, die Arbeit nicht an andere abgeben können
  • Menschen, die die Warnsignale des Körpers, wie Erschöpfung, ignorieren

Anzeichen für ein Burnout erkennen

Das Beschwerdebild der Erkrankung ist sehr komplex: Die einen fühlen sich nervös-gespannt, sind unruhig und reizbar. Andere sind deprimiert oder ängstlich. Auch körperliche Reaktionen können sehr unterschiedlich ausfallen.

Dennoch gibt es ein paar Anzeichen, die besonders häufig auftreten. Zu den typischen Symptomen eines Burnouts gehören:

  • körperliche und emotionale Erschöpfung
  • das Gefühl, beruflich und privat nichts mehr zu erreichen
  • ein Gefühl des Kontrollverlusts und der Hilflosigkeit
  • eine gleichgültige bis zynische Einstellung gegenüber der ausgeübten Tätigkeit

Ist die Seele erst einmal derart angeschlagen, können sich auch körperliche Beschwerden äußern. Dazu gehören unter anderem:

Burnout entwickelt sich in Phasen

Die Erkrankung kommt nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Es gilt deshalb, schon die ersten Symptome und Anzeichen zu beachten und möglichst früh zu reagieren.

Erste Verhaltensweisen, die ein beginnendes Burnout kennzeichnen können, sind ein übertriebenes Engagement im Beruf. Betroffene fühlen sich unentbehrlich, eigene Bedürfnisse werden hintenangestellt und wenig Raum zur Erholung eingeräumt. Hobbys und Freundeskreis werden zunehmend vernachlässigt. Wird einmal nicht gearbeitet, dann fällt es den betroffenen Personen schwer, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen.

Auf diese Phase des übersteigerten Engagements folgen eine starke Unzufriedenheit im beruflichen Bereich, Konzentrationsstörungen, Ruhelosigkeit und vermehrte Konflikte im privaten Umfeld oder auf der Arbeit. Die Leistungsfähigkeit nimmt gleichzeitig ab.

Als Ausgleich zum chronischen Stress entwickeln viele Menschen ein verstärktes Belohnungsverhalten – entweder in Form von ungesundem Essen, durch Einkaufen oder auch durch den verstärkten Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol und Tabletten.

Körperliche Reaktionen treten in der Regel erst in einem späteren Stadium des Burnouts auf. Am Ende steht ein körperliches, geistiges und emotionales Ausgebranntsein.

Diagnose eines Burnouts

Bei Verdacht auf ein Burnout ist die erste Anlaufstelle in der Regel die hausärztliche Praxis. Dort können im Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese) vorliegende Symptome sowie die aktuelle Lebenssituation besprochen und gegebenenfalls andere Erkrankungen als Auslöser für die Beschwerden überprüft werden. Infrage kommende Erkrankungen sind beispielsweise Mangelerscheinungen oder eine Schilddrüsenunterfunktion.

Lässt sich keine organische Ursache feststellen und weisen die Anzeichen auf ein Burnout oder eine andere psychische Erkrankung hin, wird in der Regel eine Überweisung an eine*n Psychiater*in erfolgen. Auch dort werden noch einmal die Lebensumstände sowie die vorliegenden Symptome besprochen. Bestimmte Fragebögen zum Thema Burnout können die Diagnosestellung unterstützen.

Burnout-Behandlung: professionelle Therapie

Liegt ein Burnout vor, ist eine Therapie wichtig, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der betroffenen Person wieder zu verbessern. Es werden häufig unterschiedliche therapeutische Methoden miteinander kombiniert, um ein Burnout zu behandeln.

Zentrale Therapie-Ansätze sind:

  • Verhaltenstherapie: Diese Form der Psychotherapie hilft dabei, mit belastenden Situationen zukünftig besser umzugehen. Betroffene erlernen beispielsweise ein aktives Stressmanagement und das bessere Regulieren von Emotionen wie Aggressionen oder Angst.
  • Körperpsychotherapie: Dies beinhaltet die Reduktion von Stressauslösern, das Besinnen auf eigene Bedürfnisse und die gezielte Entspannung. Dabei helfen können Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation und Qigong.
  • Physiotherapeutische Behandlung: Massagen, Wannentherapie oder moderates Ausdauertraining ergänzen die Psychotherapie.
  • Psychopharmaka: Vorübergehend können Psychopharmaka zur Behandlung akuter Symptome eingesetzt werden. Diese können beispielsweise bei starken Schlafstörungen helfen.
  • Kunsttherapie: In Verbindung mit anderen Arten der Therapie kann auch eine Musiktherapie Anwendung finden.

Grundsätzlich empfiehlt es sich zudem, bei einem Burnout den Arbeitsplatz oder die Position innerhalb des Unternehmens zu wechseln. Bei starken Beschwerden kann auch der zeitweise Aufenthalt in einer auf Burnout spezialisierten Klinik sinnvoll sein.

Krankschreibung bei Burnout

Bei einem Burnout kann der*die Hausarzt*Hausärztin die betroffene Person krankschreiben. Über welchen Zeitraum eine Krankschreibung erfolgt, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt sehr von den individuellen Beschwerden und der persönlichen Situation ab. Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche Ausfallzeit von Menschen mit psychischen Beschwerden in Deutschland 39 Tage.

Burnout: mögliche Spätfolgen

Ohne eine passende Therapie kann ein Burnout langfristig zu weiteren Beschwerden führen, die sich sowohl psychisch als auch körperlich ausprägen können. So kann ein Burnout die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck, fördern. Auch ein Tinnitus ist eine Erkrankung, die häufig mit einem Burnout-Syndrom einhergeht.

Depressionen und Angsterkrankungen können ebenfalls infolge eines Burnouts entstehen. Die Übergänge zwischen Depression und Burnout sind dabei ab einem gewissen Stadium des Burnouts fließend. Das Burnout-Syndrom wird deshalb bisweilen auch als Vorstufe einer stressbedingten Depression bezeichnet. Auch kann chronischer Stress die Entstehung einer Depression begünstigen.

Viele Menschen entwickeln darüber hinaus Suchterkrankungen im Sinne einer Abhängigkeit von Drogen, Alkohol oder Medikamenten, um so vermeintlich besser mit dem chronischen Stress umgehen zu können.

Burnout-Prävention

Wer bei sich erste Anzeichen für ein Burnout entdeckt, sollte eine Veränderung seiner festgefahrenen Lebenssituation anstreben und mehr Entspannung in sein Leben bringen. So kann man der Entstehung des Syndroms vorbeugen. An erster Stelle steht deshalb eine Analyse der Lebenssituation und der Situationen, die den chronischen Stress auslösen. Möglicherweise ist es aufgrund der Analyse dann notwendig, seine persönlichen und beruflichen Ziele neu zu definieren.

Wichtig ist, ein neues Gleichgewicht zu schaffen und zurückzufinden zu einem Leben in Balance. Dazu gehören:

  • ausreichend Schlaf
  • eine gesunde Ernährung
  • ausreichend Bewegung
  • bewusste Auszeiten und ein besseres Stressmanagement

Zu mehr Sicherheit und Gelassenheit im Umgang mit Stress tragen auch Freunde und Familie bei – sie geben der Seele den nötigen Rückhalt.

Regelmäßige Pausen sollten im Alltag fest eingeplant werden. So kann man beispielsweise in der Mittagspause einen Spaziergang machen und Frischluft tanken oder nach der Arbeit Sport treiben beziehungsweise 20 Minuten Entspannungsmusik hören, um abzuschalten. Gerade in stressigen Phasen ist die Zeit, die man bewusst in Erholung investiert, gut angelegt, um einem Burnout vorzubeugen.

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