Mann mit Boreout
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Boreout-Syndrom: Symptome und was tun?

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.09.2022 - 14:00 Uhr

Zu wenige oder kaum anspruchsvolle Aufgaben im Berufsalltag können zu einer permanenten Unterforderung führen, die auf Dauer krank macht. Es kommt zur Entstehung eines Boreouts, auch Boreout-Syndrom genannt. Dabei handelt sich im Grunde um das Gegenteil des bekannteren Burnout-Syndroms, denn die Ursachen sind genau gegensätzlich. Ein Boreout rührt aber ebenfalls von Problemen am Arbeitsplatz her und kann durchaus ähnliche Symptome auslösen. Welche sind das, wer ist von Boreout betroffen und was kann man gegen ein Boreout tun? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

Definition: Was ist ein Boreout?

Der Begriff Boreout (auch Bore-out oder Boreout-Syndrom) ist relativ neu – seit 2007 wird die Bezeichnung für gesundheitliche Beschwerden verwendet, die durch chronische Unterforderung am Arbeitsplatz ausgelöst werden. Auch wenn es sich um die Wortschöpfung zweier deutscher Autoren handelt, hat das Wort "Boreout" englische Wurzeln: "to bore" heißt übersetzt "sich langweilen".

Ein Boreout ist bislang keine offiziell anerkannte Erkrankung. Das heißt, es existieren keine internationalen Kriterien zur Diagnose und kein standardisierter Test, um ein Boreout festzustellen. Dennoch ist das Boreout-Syndrom vielen Mediziner*innen ein Begriff, einige psychologische Praxen bieten auch spezielle Therapien zur Behandlung an.

Wer ist von Boreout betroffen?

Prinzipiell kann jeder Mensch ein Boreout entwickeln. Zwei Hauptfaktoren tragen besonders zur Entstehung eines Boreouts bei:

  1. Zum einen sind das Aufgaben, die die betroffene Person unterfordern.
  2. Zum anderen können zu wenige Aufgaben ein Boreout-Syndrom herbeiführen.

Beides erzeugt, wenn der berufliche Alltag zum Großteil davon geprägt ist, ein anhaltendes Gefühl von Langeweile. Die eigene Tätigkeit wird nicht als erfüllend oder sinnvoll angesehen, es entsteht Unzufriedenheit.

Begünstigt werden kann ein Boreout zudem durch feste Arbeitszeiten, die nicht an das tatsächliche Arbeitspensum angepasst sind – also beispielsweise ein 40-Stunden Job, dessen Aufgaben sich bereits in 15 Stunden erledigen lassen.

Welches Verhalten weist auf ein Boreout hin?

Grundsätzlich fehlt durch die große Unzufriedenheit im Job die Motivation für die Tätigkeit. Es findet eine Distanzierung zum Unternehmen statt. Viele Betroffene haben in Gedanken bereits gekündigt, auch wenn sie weiterhin bei der Arbeit erscheinen.

Gleichzeitig wird häufig versucht, die fehlende Auslastung vor Kolleg*innen und/oder Vorgesetzen zu verbergen. Dies kann damit zusammenhängen, dass das Thema den Betroffenen generell unangenehm ist. Häufig besteht aber auch Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, sollte auffallen, dass die eigene Stelle eigentlich gar nicht oder nicht in einem solchen Umfang nötig ist.

Um das Boreout nach außen zu verschleiern, werden oftmals "Vortäuschungsstrategien" angewendet. Beispielsweise ziehen betroffene Personen Aufgaben künstlich in die Länge oder beschäftigen sich während der Arbeitszeit mit privaten Belangen, wobei sie sich vorgeblich beruflichen Tätigkeiten widmen.

Welche Symptome treten beim Boreout auf?

Die Symptome eines Boreouts ähneln denen eines Burnouts, also den Anzeichen, die bei einer chronischen Überforderung am Arbeitsplatz entstehen. Die körperlichen und psychischen Symptome sind dabei vielfältig.

Mögliche Anzeichen sind unter anderem:

Diese gesundheitlichen Beschwerden machen sich nicht nur während der Arbeitszeit bemerkbar, sondern auch das Privatleben kann von einem Boreout belastet werden. Besteht die Situation über längere Zeit und verbessert sie sich nicht, kann sich ein Boreout zu einer Depression weiterentwickeln. Betroffene sollten daher frühzeitig ärztlichen Rat suchen.

Was kann man gegen ein Boreout tun?

Stellt man bei sich Anzeichen für ein Boreout fest und sind auf absehbare Zeit keine Änderungen im Unternehmen erwartbar, die die Situation verbessern könnten, sollte aktiv das Gespräch mit einer vorgesetzten Person gesucht werden, um gemeinsam Lösungen für das Problem zu finden. Eventuell infrage kommen hier beispielsweise die Übernahme neuer Projekte, die Umverteilung von Aufgaben im Team oder ein unternehmensinterner Wechsel der Position. Gegebenenfalls kann auch eine Reduzierung der Arbeitszeit eine Möglichkeit sein.

Gibt es innerhalb des Unternehmens keine Aussicht auf eine Behebung der Problematik, sollten Betroffene in Erwägung ziehen, ihre Stelle zu wechseln.

Bei starken gesundheitlichen Beschwerden oder wenn sogar der Verdacht auf eine beginnende Depression besteht, sollte aber in jedem Fall ärztlicher Rat gesucht werden. Eine psychologische Betreuung kann auch dabei helfen, Probleme im Beruf anzugehen oder gegebenenfalls den Schritt Richtung Stellenwechsel zu wagen. Ein Coaching kann oft bei der beruflichen Neuorientierung helfen. Einige Coaches sind sogar darauf spezialisiert, Personen mit Boreout bei der Wahl eines neuen Arbeitsplatzes zu unterstützen.

Darüber hinaus können Maßnahmen hilfreich sein, die dem emotionalen Stress entgegenwirken. Dazu gehören beispielsweise Achtsamkeitsübungen, Tai-Chi oder Yoga. Auch ausreichend körperliche Bewegung kann dazu beitragen, die seelische Belastung zu reduzieren.

Was ist schlimmer – Burnout oder Boreout?

Eine entsprechende Beurteilung vorzunehmen, ist schwierig, denn die Beschwerden bei beiden Syndromen sind ähnlich und für die Betroffenen immer belastend. Zudem können sowohl ein Burnout als auch ein Boreout unbehandelt zu einer Depression führen.

Prinzipiell lässt sich aber sagen, dass ein Burnout innerhalb der Gesellschaft und auch innerhalb der Medizin im Moment mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung findet. So wurde das Burnout-Syndrom 2022 in die "International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems" (ICD), also die "Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" aufgenommen, womit es offiziell als Syndrom anerkannt wurde, welches die Gesundheit beeinflusst. Dies ist im Falle des Boreouts bisher nicht geschehen. Auch existiert aktuell weniger Forschung zu dem Thema.

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