Eisbaden – ein Kick für den Körper

Bei den einen löst es Bewunderung aus, bei anderen bloß Unverständnis. Was bewegt Menschen dazu, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Hüllen fallen zu lassen und ins eisige Wasser einzutauchen. Viele holen sich den berüchtigten "Kick", manche wollen ihrem Körper etwas Gutes tun. Ist Eisbaden tatsächlich gut für die Gesundheit? Worauf sollte man achten?
Was versteht man unter Eisbaden?
In Deutschland gibt es etwa 2.000-3.000 Eisbader. Sie alle teilen eine Leidenschaft - Baden bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt. Sie treffen sich in Kleingruppen, bringen gemeinsam ihren Kreislauf in Schwung, bevor sie schließlich die Hüllen fallen lassen. Je nach eigenem Körpergefühl bleiben die Eisbader zwischen einigen Sekunden und fünf Minuten im Wasser. Die Saison des Eisbadens beginnt schon im Frühherbst, sodass schon früh mit dem Training für die richtig kalten Temperaturen begonnen werden kann.
Eisbaden - eine Wohltat für die Gesundheit
In den ersten Sekunden, in denen der Körper im Eiswasser ist, erfährt er einen intensiven Temperaturreiz. Die Hauttemperatur sinkt drastisch, während die Kerntemperatur zunächst wenig betroffen ist. Nun beginnt der Körper auf die neue Situation zu reagieren. Er wandelt Energie, die er in Form von Kohlenhydraten gespeichert hat, in Wärmeenergie um. Durch die verstärkte Produktion von Wärme weiten sich die Gefäße, die sich nach den ersten Sekunden abrupt zusammengezogen hatten. Dies führt zu einer Verbesserung der Blutzirkulation und somit zu einer Stabilisierung des Kreislaufs.
Mediziner nehmen an, dass Eisbaden das Immunsystem stärkt und der Körper somit weniger anfällig für Infektionen ist. Regeneriert sich der Körper nach dem Bad wieder, empfinden die meisten Wohlbefinden und ein erhöhtes Lebensgefühl. Dies hängt zum einen von der besseren Durchblutung und zum anderen von psychologischen Aspekten ab: Der Eisbader empfindet das befriedigende Gefühl der Selbstbeherrschung und Selbstüberwindung.
Worauf sollte man achten?
Eisbaden ist nicht unbedenklich. Untrainierte und Unerfahrene sollten sich langsam an die kühlen Temperaturen herantasten. Dies könnte zum Beispiel mit Wechselduschen oder Kneipp-Bädern geschehen. Man sollte nie alleine sondern immer in Gruppen baden gehen. Immerhin besteht die Gefahr, dass der Eisbader einen lebensgefährlichen Kälteschock erleiden könnte. Da besonders Hände und Füße schnell an Körperwärme verlieren sollte man seine Hände beim Baden in die Luft halten. Füße kann man leicht mit Neoprensocken schützen. Während man im Wasser ist, sollte man vermeiden, den Kopf und die Haare unter Wasser zu tauchen.
Die Badezeit sollte nicht länger als fünf Minuten betragen, da ansonsten die Gefahr einer Unterkühlung zu groß wäre. Nach dem Eisbad sollte sofort warme Kleidung angezogen werden. Sport und körperliche Betätigung ist nicht empfohlen. Dem Körper sollte Zeit zur Regeneration eingeräumt werden. Menschen mit körperlichen Beschwerden sollten grundsätzlich das Eisbaden mit dem Arzt absprechen.
Wie populär ist das Eisbaden?
2.000 bis 3.000 bekennende Eisbader in Deutschland sprechen nicht für eine populäre Trend- oder Massensportart. Dennoch gewinnt das Eisbaden im Zuge der Wellness- und Freizeitorientierung an Bekanntheit.
Geschichtlicher Hintergrund
In Russland ist das Eisbaden eine langjährige Tradition, der russisch-orthodoxen Kirche. Jedes Jahr am 19.Januar wird die Taufe Jesu zelebriert. Zu diesem Anlass finden in verschiedenen Teilen von Russland Gottesdienste im Freien statt. Das Eisbaden soll das Gewissen reinigen und vor Krankheiten und bösen Geistern schützen. Nicht alle Teilnehmer haben jedoch eine religiöse Motivation. Vielmehr hat sich das Eisbaden zu einem Trend und Freizeitvergnügen entwickelt.
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