Cellulite
© Getty Images/Elena Safonova

Cellulite – Behandlung & Tipps bei Orangenhaut

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.01.2023

Neun von zehn Frauen über 30 sind von unschönen Dellen betroffen, die vor allem an Oberschenkeln und Gesäß auftreten können – der Cellulite, umgangssprachlich auch Orangenhaut genannt. Die gute Nachricht: Cellulite ist keine Krankheit, sondern ein kosmetisches Problem. Je nach Ausprägung kann Cellulite aber dennoch eine Belastung für Betroffene darstellen, da sie häufig als optischer Makel wahrgenommen wird. Doch wie entsteht Cellulite eigentlich, wie unterscheiden sich Cellulite, Lipödem und Cellulitis voneinander und was kann man gegen Orangenhaut tun? Mehr zur Behandlung durch Sport, Ernährung und Hilfsmittel wie Cremes, Leggins oder Collagen lesen Sie hier.

Ursachen und Entstehung von Cellulite

Cellulite (Dermopanniculosis deformans) entsteht, wenn zu viele Fettmoleküle in den Fettzellen gespeichert werden. Die Zellen vergrößern sich und werden auf der Hautoberfläche als Dellen oder Vorwölbungen sichtbar. Die vergrößerten Zellen pressen außerdem die benachbarten Blut- und Lymphgefäße zusammen. Dadurch staut sich die Gewebsflüssigkeit, es kommt zu Schwellungen und die Versorgung der Zellen wird beeinträchtigt.

Eine Cellulite bildet sich besonders häufig an den Oberschenkeln und dem Gesäß, aber auch der Bauch und die Oberarme können betroffen sein.

Warum betrifft Cellulite besonders oft Frauen?

Die als unschön empfundenen Dellen entwickeln sich fast ausschließlich bei Frauen. Das hängt mit der spezifischen Struktur des weiblichen Bindegewebes und dem Aufbau der Haut zusammen: Die weibliche Ober- und Lederhaut ist dünner als bei Männern, die Fettzellen in der Unterhaut sind dicker und durch das Bindegewebe nur locker vernetzt. Das Bindegewebe von Männern weist eine höhere Dichte auf, wodurch auch weniger Fett und Wasser eingelagert werden können. Zudem können sich die Fettzellen weniger stark ausdehnen. Bei einem genetisch bedingten schwachen Bindegewebe, können in seltenen Fällen auch Männer von Cellulite betroffen sein.

Das Bindegewebe von Frauen ist lockerer, damit sich der Körper bei einer möglichen Schwangerschaft flexibel an die geänderte Situation – etwa den wachsenden Bauch oder die Lockerung des Beckens für die Geburt – anpassen kann. Das ist auch der Grund dafür, dass bei vielen Frauen die Cellulite erstmals nach einer Schwangerschaft auftritt. Im Laufe der Zeit kann sich die Cellulite nach einer Schwangerschaft durch die Reduktion des Gewichts und die verminderten Wassereinlagerungen aber auch wieder bessern.

Durch welche Risikofaktoren wird Cellulite begünstigt?

Folgende Faktoren begünstigen die Entstehung von Cellulite:

  • Östrogen, das weibliche Sexualhormon, fördert Wassereinlagerungen und den Abbau von Kollagenfasern, das Gewebe wird noch weicher – ein Nachteil beim Einnehmen der Antibabypille.
  • Auch Stress fördert das Wachstum von Fettgewebe und kann so die Entstehung von Cellulite begünstigen.
  • Rauchen fördert ebenfalls Cellulite, denn Nikotin stört die Durchblutung, wodurch sich eher Schwellungen bilden und sich Flüssigkeit staut.
  • Der Aufbau des Bindegewebes und die Verteilung von Fettzellen im Körper wird durch genetische Faktoren bestimmt.
  • Übergewicht kann zur Bildung einer Orangenhaut beitragen.
  • Durch Bewegungsmangel verschlechtern sich der Blut- und Lymphfluss, was Schwellungen begünstigt.

Cellulitis, Lipödem oder Cellulite?

Bei einer Cellulite handelt es sich, wie bereits erwähnt, um ein rein kosmetisches Problem ohne Krankheitswert. Anders ist es bei der sogenannten Cellulitis (Zellulitis), auch wenn diese Bezeichnung bisweilen fälschlicherweise ebenfalls für Orangenhaut verwendet wird. Eine Cellulitis ist jedoch eine bakterielle Infektion, von der die Ober- und Lederhaut sowie das Unterhautgewebe betroffen sind.

Ein Lipödem ist dagegen eine krankhafte Fettverteilungsstörung, bei der es am Gesäß, den Oberschenkeln, aber auch den Hüften, Ober- und Unterarmen sowie an den Waden bis hin zu den Fußgelenken zu Schwellungen kommen kann. Optisch erinnern diese zumindest in einem frühen Stadium der Erkrankung an Cellulite. Kennzeichnend sind jedoch darüber hinaus starke Schmerzen bei Berührung der betroffenen Stellen sowie die sehr schnelle Bildung von blauen Flecken. In späteren Krankheitsstadien sind die Schwellungen zudem extrem stark.

Schweregrade von Cellulite

Cellulite wird je nach Ausprägung in vier Schweregrade oder Stadien unterteilt:

  • Grad 0: Leichte Falten und Hautfurchen sind nur beim Zusammendrücken der Haut zu sehen.
  • Grad 1: Beim Zusammendrücken der Haut sind Dellen und Vorwölbungen deutlich sichtbar.
  • Grad 2: Im Liegen ist die Haut glatt, im Stehen sind Dellen zu sehen.
  • Grad 3: Die Dellen sind im Liegen und Stehen deutlich erkennbar, zudem kann die Haut druckempfindlich sein.

Orangenhaut bekämpfen: Was hilft gegen Cellulite?

Da die Cellulite ihren Ursprung in den unteren Hautschichten hat, ist das Problem im fortgeschrittenen Stadium mit der oberflächlichen Anwendung von Cremes und Salben nicht zu beheben. Dennoch gibt es für Betroffene einen Weg, die ungewollten Fetteinlagerungen zum Schmelzen zu bringen. Es erfordert jedoch Disziplin und Ausdauer, um das schwache Bindegewebe zu stärken und Muskeln aufzubauen.

Durch regelmäßiges Sporttreiben und einen gesunden Ernährungsplan kann Cellulite reduziert werden. Zusätzliche Massagen und die richtige Pflege der Haut helfen, der Entstehung weiterer Dellen vorzubeugen.

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9 praktische Tipps gegen Cellulite

Doch was genau hilft gegen Orangenhaut? Im Folgenden finden Sie insgesamt 9 Tipps gegen Cellulite.

Sportliche Betätigung

Problemzonen können durch körperliche Bewegung gezielt bekämpft werden – Sport steht deshalb ganz oben auf der Liste des Anti-Cellulite-Programms. Bewegung stärkt die Muskeln, fördert die Durchblutung und regt durch Sauerstoffzufuhr die Fettverbrennung an. Zudem wird nach körperlicher Belastung vermehrt das Strukturprotein Kollagen gebildet. Diese 3 Tipps sollten Sie dabei beachten:

  1. Fett abbauen und Muskelmasse aufbauen: Je mehr Muskelmasse vorhanden ist, desto mehr Kalorien werden verbrannt, denn die Stoffwechselaktivität der Muskelzellen ist höher als die der Fettzellen.
  2. Gezieltes Krafttraining im Fitnesscenter oder Problemzonen-Gymnastik (Muskelaufbautraining für Beine, Bauch und Po) sind äußerst effektiv. Die Haut wird wieder glatter – allerdings braucht es dafür Geduld und Ausdauer. Ideal sind drei Trainingseinheiten pro Woche mit einer Dauer von jeweils 30 Minuten, am besten mit mäßiger Belastung.
  3. Geeignete Sportarten im Kampf gegen die Cellulite sind außerdem Radfahren, Joggen, Wandern oder Schwimmen. Empfehlenswert ist auch ein Minitrampolin für zu Hause. Trampolinspringen regt ebenfalls den Stoffwechsel an, bringt die Fettverbrennung auf Trab und schont die Gelenke. Wer Platz und Geld sparen möchte, kann zum Springen auch ein Springseil benutzen.

Ernährung bei Cellulite

Auch wenn durchaus auch schlanke Personen von Orangenhaut betroffen sind, kann Übergewicht die Entstehung von Cellulite begünstigen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist deshalb ein hilfreiches Mittel, um gegebenenfalls überschüssiges Gewicht zu reduzieren und die Cellulite zu bekämpfen. Auch die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit ist empfehlenswert.

Im Folgenden stellen wir Ihnen 4 hilfreiche Tipps vor:

  1. Trinken Sie täglich eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit. Damit unterstützen Sie den Abtransport von Abbauprodukten des Stoffwechsels. Zu empfehlen sind ungesüßter Tee oder natriumarmes Mineralwasser.
  2. Trinken Sie Alkohol und zuckerhaltige Getränke aufgrund der enthaltenen Kalorien nur in Maßen.
  3. Reduzieren Sie generell den Genuss von Salz, Zucker und fettem Fleisch zugunsten von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse.
  4. Kaliumreiche Nahrungsmittel (zum Beispiel Kartoffeln, Aprikosen oder Bananen) sowie Lebensmittel wie Ingwer und Spargel unterstützen die Entwässerung und helfen so, Schwellungen zu reduzieren.

Hautpflege bei Cellulite

Der durchblutungsfördernde Effekt von Wechselduschen und Massagen soll sich auch bei Cellulite positiv auswirken können, diese Maßnahmen können aber nur als Ergänzung zu Sport und einer Ernährungsumstellung gesehen werden. Sanftes Massieren im Uhrzeigersinn oder eine leichte Zupfmassage werden empfohlen:

  1. Zupfmassage: Heben Sie für die Zupfmassage die Haut mit den Fingerspitzen beider Hände an, drücken Sie sie ein wenig zusammen und ziehen Sie sie dann nach oben. Arbeiten Sie sich systematisch von den Oberschenkeln bis zum Po weiter.
  2. Wechselduschen (dreimal kurz hintereinander: erst warm, dann kalt) kurbeln die Blut- und Lymphzirkulation an. Bauen Sie diese als regelmäßiges Ritual in Ihre tägliche Dusche ein.

Behandlung von Cellulite durch Creme, Kollagen, Leggins & Co.

Die Wirkung von speziellen Anti-Cellulite-Präparaten wie Cremes und Ölen ist sehr umstritten. Stiftung Warentest sprach nach vierwöchiger Untersuchung mit 300 Probandinnen allen zehn getesteten Mitteln eine Wirksamkeit ab. Untersucht wurden acht Hautpflegeprodukte sowie ein spezieller Massageroller mit Vibrationsfunktion und ein Reizstromgerät. Die vergrößerten Fettzellen, die für die Entstehung von Cellulite verantwortlich sind, liegen in der Unterhaut. Wirkstoffe von auf die äußerste Hautschicht aufgetragenen Präparaten dringen nicht bis dorthin durch.

Nahrungsergänzungsmittel mit Kollagen sollen nicht nur gegen Falten helfen, sondern auch bei Cellulite zu einer strafferen Hautoberfläche beitragen können. Wissenschaftliche Belege, dass die Einnahme des Bindegewebseiweißes Falten oder Cellulite mildern könnte, fehlen jedoch bisher. Zudem kann es durch die Einnahme von Kollagen zu Allergien und Unverträglichkeiten kommen.

Bezüglich spezieller Methoden, wie der Vakuumtherapie, Elektrobehandlungen und Anti-Cellulite-Leggins, lassen Sie sich am besten vorab von Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin beraten. Generell sind jedoch auch solche Methoden bezüglich ihrer Wirksamkeit kritisch zu sehen, da deren wissenschaftliche Bestätigung fehlt. Auch sind bei einigen Methoden zur Behandlung Nebenwirkungen, wie Verbrennungen bei Wärmebehandlungen, möglich.

Ärztlichen Rat suchen sollten Sie auch, wenn Sie eine Fettabsaugung (Liposuktion) zur Behandlung der Cellulite in Betracht ziehen. Dabei wird eine gewisse Anzahl an Fettzellen mit einer sogenannten Tumeszenz-Lösung gemischt und anschließend abgesaugt. Im Idealfall kann dies dazu führen, dass sich das Bindegewebe an den entsprechenden Stellen neu bildet und festigt. Bei der Absaugung zu vieler Fettzellen oder wenn die Haut sehr schlaff ist, kann sich das Hautbild im Anschluss an die Behandlung aber auch verschlechtern.

Wichtig sind deshalb vor allem Geduld und Disziplin, denn bei hartnäckiger Cellulite helfen in erster Linie eine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Ein "Wundermittel", mit dem sich Cellulite schnell und einfach loswerden lässt, gibt es aber nicht.

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