Fußreflexzonenmassage gegen Schmerzen
© Fotografie Loban

Fußreflexzonenmassage gegen Schmerzen

Von: Sigrid Born (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.09.2012

Ein Abbild des Körpers und seiner Organe auf den Fußsohlen? Wissenschaftlich ist dies nicht nachgewiesen – dennoch schwören viele Patienten auf die Fußreflexzonenmassage. Sie soll die inneren Organe und eventuelle Störungen wohltuend beeinflussen. Eine Studie bei Kniearthrose lässt hoffen. Erfahren Sie hier mehr zum Thema Fußreflexzonenmassage.

Füße als Spiegel des Körpers

Füße sind ein Spiegel aller möglichen Organe – Leber, Milz, Herz, Gelenke und Muskeln sind im Kleinformat auf ihrer Sohle gespiegelt. Davon jedenfalls sind viele Menschen überzeugt, denen eine Massage der Füße gut tut.

Auf den Fußsohlen, so heißt es, befinden sich bestimmte Zonen, von denen feste Verbindungen (nämlich Reflexwege) zu den übrigen Köperregionen bestehen. Wie auf einer Landkarte sollen sich alle Organe auf den Fußsohlen wieder finden. Anatomisch gibt es für diese Annahme jedoch keine Beweise. Als grobe Einteilung gilt: Die Zehen spiegeln Kopf und Hals, der Mittelfuß den Brustraum, Knöchel und Fersen den Bauch und das Becken wieder.

Eine Druckmassage - Akupressur - wird in China und anderen Ländern schon seit mehreren tausend Jahren als Heilverfahren eingesetzt. Besonders geeignet dafür gelten die Füße, da über sie Wirkungen im ganzen Organismus ausgelöst werden können, denn zahlreiche Nervenbahnen verbinden sie mit den übrigen Regionen des Körpers.

Reflexzonen der linken und rechten Körperhälfte

Die moderne Form der Fußreflexzonenmassage geht auf den amerikanischen HNO-Arzt Dr. William Fitzgerald zurück. Er lernte die Methode durch die indianische Volksmedizin kennen und entwickelte sie weiter. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts griff die Masseurin Eunice D. Ingham das Konzept auf und baute es aus.

Durch eine Druckpunktmassage der entsprechenden Stellen am Fuß sollen sich über die genannten Reflexwege die inneren Organe und eventuelle Störungen ihrer Funktion beeinflussen lassen. Die Organe einer Körperhälfte werden auf der Sohle des entsprechenden rechten oder linken Fußes lokalisiert.

Fußreflexzonenmassage: Spezielle Grifftechnik

Die Massage gilt als sinnvoll bei Rheuma, Kreislaufproblemen, Migräne, Verdauungsproblemen und Stoffwechselerkrankungen sowie Verspannungen und Allergien. Über Sichten und Tastenerstellt der Therapeut anhand der Reflexzonen einen Befund. Er untersucht die Fußsohlen auf Verformungen, Schwellungen oder Hautveränderungen. Eine spezielle Grifftechnik zeigt verhärtete oder schmerzende Reflexzonen, die auf Störungen im Körper hinweisen.

Es wird überwiegend punktuell behandelt, etwa durch dynamisches Auf-und-Ab-Bewegen des Daumens und der anderen Finger. Die Nervenendpunkte am Fuß leiten den Reiz über den Ischiasnerv zur Wirbelsäule, von dort werden die Signale weitergeleitet zu den einzelnen Organen. Die Impulse können zu einer Erstverschlimmerung der Beschwerden führen – in der Naturheilkunde fast immer ein Hinweis, dass die Selbstheilungskräfte mobilisiert sind.

Krankenkassen zahlen Kosten nicht

Wenn auch die Krankenkassen eine Fußreflexzonenmassage nicht zahlen, so werten sie sie dennoch positiv. Die AOK schreibt dazu. „Die Vorstellungen von Reflexzonen im Körper ist in der klassischen Naturheilkunde nicht unbekannt: Zu einer Reflexzone gehören alle Organe und Gewebe, die von demselben, aus der Wirbelsäule austretendem Nervenfaserbündel versorgt werden. Da diese Fasern alle in einer Zentrale nahe der Wirbelsäule (einem Ganglion) zusammen laufen, können beispielsweise durch Hautreizungen in einer Reflexzone auch innere Organe beeinflusst werden."

Studie: Fußreflexzonentherapie bei Knie-Beschwerden

Eine am Kompetenzzentrum Naturheilverfahren des Universitätsklinikums Jena (UKJ) durchgeführte Studie konnte jetzt zeigen, dass die fachgerechte Fußreflexzonenmassage bei leichter Kniearthrose helfen kann. Im Rahmen einer Doktorarbeit untersuchte dabei Catharina Güttner bei 30 Patienten mit einer mittelschweren Kniegelenksarthrose die Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie auf das Schmerzempfinden und die Beweglichkeit des erkrankten Gelenks.

Durchführung und Ergebnisse der Studie

Sechs Wochen lang erhielten die Probanden jeweils zwölf Behandlungen, eine therapeutische Massage der entsprechenden Fußreflexzonen – diese Zone befindet sich grob im hinteren Fersenbereich. Dabei wurde sowohl das persönliche Urteil der Patienten zu ihrem Schmerzempfinden erfragt als auch die Schmerzintensität gemessen. Gleichzeitig wurde die Beugefähigkeit des erkrankten Knies geprüft und verglichen.

"In beiden Aspekten zeigten sich während und nach der Fußreflexzonentherapie deutliche Verbesserungen: Die Schmerzintensität ging um mehr als zwei Drittel zurück und die Beweglichkeit des Kniegelenks konnte um 12 Grad verbessert werden", erklärt Prof. Dr. Christine Uhlemann, Betreuerin der Arbeit. Fast alle Patienten (92 Prozent) gaben nach Abschluss der Studie an, dass sich ihr Zustand gebessert habe.

Die Daten lassen darauf schließen, dass die Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie über einen Placebo-Effekt hinausgeht. "Der Ruheschmerz, also die Intensität der Schmerzen, die auch bei Nichtbelastung des Knies auftreten, ging nach der Therapie sogar auf Null zurück." An Referenzpunkten, also nicht durch die Fußreflexzonentherapie stimulierten Bereichen, veränderte sich das Schmerzempfinden nicht.

Nicht immer wirksam, aber wohltuend

Aber es gab auch andere Ergebnisse, etwa aus Großbritannien: Fußreflexzonen-Massage wird zum Beispiel gerne zur Therapie von Patienten mit Reizdarm angewendet. Eine Studie aus dem Jahr 2002 hat ergeben, dass diese Behandlung nicht mehr bringt als eine beliebige Fußmassage. Die Wissenschaftler um Philip Tovey von der Universität von Leeds in Großbritannien unterzogen 34 Patienten mit Reizdarm einer Fußreflexzonen-Massage (Brit J of General Practice 52, 2002, 19). Die eine Hälfte der Patienten wurde mit gezieltem Massieren an den Darmreflexpunkten des Fußes, die andere Hälfte mit einer unspezifischen "Placebo-Massage" am ganzen Fuß behandelt.

Nach sechs Massage-Sitzungen innerhalb von drei Wochen gab es zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf die Symptome Oberbauchschmerzen, Völlegefühl und Verstopfung oder Durchfall. Die Massage hatte in beiden Gruppen nur wenig therapeutischen Effekt. Die Schwäche der Fußreflexzonenmassage liegt wohl vor allem darin, dass man nicht exakt zuordnen kann, welche Zonen des Fußes mit welchen Körperteilen in Zusammenhang stehen. Denn sämtliche Erkenntnisse sind überwiegend Erfahrung.

Dennoch empfinden fast alle Patienten eine Fußmassage als wohltuend, entspannend und teilweise als schmerzlindernd. Eine Wirkung gegen Schmerzen könnte sich nach dem so genannten Prinzip des "Gegenreizes" ergeben. Indem man auf schmerzhafte Fußzonen drückt, wird ein Reiz erzeugt, der andere Schmerzreize im Körper vorübergehend auslöscht. Dieses Prinzip ist auch bei der Anti-Schmerz-Wirkung der Akupunktur bekannt.

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Selbstversuch oder Partnermassage

Die Fußreflexzonenmassage ist ideal als Partnermassage. Dabei muss man sich nicht unbedingt an die Zonen halten, sondern da massieren (lassen), wie man es als angenehm empfindet. Wer Schnupfen hat kann beispielsweise versuchen, durch eine Massage der "Lymphzonen" die Verstopfung in der Nase zu lindern. Diese Zone liegt in den Zwischenräumen der Zehen, den "Schwimmhäuten". Man massiert diese Bereiche etwa zehn Minuten kräftig mit der Kuppe des Daumens oder des Zeigefingers.

Fußreflexzonenmassage: Vorsicht bei Erkrankungen

Fußreflexzonenmassage wird an zahlreichen Volkshochschulen angeboten, sodass man in einem Kurs einige Handgriffe und Grundkenntnisse erlangen kann. Man sollte jedoch vorsichtig sein bei entzündlichen Vorgängen der Venen, Arterien und Lymphbahnen, bei fieberhaften Infekten und Risikoschwangerschaften und im Zweifel den Arzt befragen. Professionelle Therapeuten fragen vor der Behandlung immer nach akuten Erkrankungen und verweisen bei Risiken an den Mediziner.

Übrigens ist das Barfußlaufen eine sehr einfache und sinnvolle Art, die Füße zu massieren: Hier werden Muskeln angeregt und trainiert und das Bindegewebe festigt sich. Wer über Kieselsteine, Gras oder einfach barfuß durch die Wohnung läuft, regt die Durchblutung an, stärkt die Muskulatur und erhält die Beweglichkeit von Zehen und Gelenken.