Arzneimittelallergie – Wenn Medikamente krank machen

Mann mit Arzneimittelallergie nimmt Tabletten
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Ein Medikament soll unsere Beschwerden heilen oder zumindest lindern. Doch Arzneimittel können auch unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Zu den seltenen, aber potenziell gefährlichen Nebenwirkungen gehören die Arzneimittelallergien. In den meisten Fällen kommt es dabei zu Hautveränderungen in Form eines juckenden Ausschlages (Arzneimittelexanthem). Es können jedoch auch alle anderen Symptome einer Allergie auftreten, von Schnupfen über Asthmaanfälle bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock. Wer nach der Einnahme eines Medikamentes solche Symptome an sich beobachtet, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Arzneimittelallergie bei Kindern

Der dreijährige Phillip zum Beispiel stellte sich mit einem stark juckenden Ausschlag am ganzen Körper in der Notfallsprechstunde vor. Ursache war ein Antibiotikum, das er zur Behandlung einer fieberhaften Mittelohrentzündung drei Tage lang eingenommen hatte. Der Notfallarzt verschrieb ein neues Antibiotikum sowie einen juckreizstillenden Saft (Antihistaminikum) zu Behandlung der Allergie.

Gerade bei Kindern kann es schwierig sein, ein Arzneimittelexanthem von einem Masern- oder anderem Virusexanthem zu unterscheiden. Unklare Hautausschläge sollten daher immer von einem Facharzt abgeklärt werden, sagt der Kinderarzt und Allergologe Dr. Wolfgang Rebien, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA).

Arzneimittelallergie – was tun?

Bei Verdacht auf eine Arzneimittelallergie sollte frühestens zwei Wochen nach dem Rückgang der Beschwerden, jedoch möglichst innerhalb der nächsten sechs Monate, eine Allergietestung bei einem auf Allergien spezialisierten Arzt durchgeführt werden. In einigen Fällen ist es möglich, mit Hilfe verschiedener Haut- und Bluttests Hinweise auf die auslösende Substanz zu erhalten.

Gewissheit bieten aber nur relativ aufwändige und nicht ganz ungefährliche Untersuchungen, bei denen der Patient das Medikament unter ärztlicher Überwachung noch einmal einnimmt, berichtet der Göttinger Allergologe und Dermatologe Professor Dr. Thomas Fuchs. Er kritisiert, dass für Deutschland auch von offizieller Seite keine Daten darüber verfügbar sind, wie hoch das Risiko für lebensbedrohlich verlaufende Arzneimittelallergien ist. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, so Fuchs.

Ursachen einer Arzneimittelallergie

Relativ häufig werden Arzneimittelallergien von Antibiotika, Epilepsiemedikamenten und Schmerzmitteln ausgelöst. Auch sanfte Naturheilmittel wie Echinacea oder Kamille können Allergien hervorrufen. Gelegentlich stellt sich bei der allergologischen Diagnostik heraus, dass der Betroffene nicht auf den Wirkstoff des Arzneimittels, sondern auf einen sogenannten Hilfs- oder Zusatzstoff allergisch reagiert. Das kann ein Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoff sein.

Die vermeintliche Penicillinallergie wird also unter Umständen gar nicht durch das Penicillin ausgelöst, sondern zum Beispiel durch einen Farbstoff in der Tablette. In diesem Fall ist die Allergie-Diagnostik von großer Bedeutung, denn der Betroffene kann dann sehr wohl Penicillin einnehmen. Es muss nur die Tablette eines anderen Herstellers sein, die diesen Farbstoff nicht enthält, erklärt Fuchs.

Allergiepass mitführen

Es ist bei Arzneimittelallergien daher sehr wichtig, das Ergebnis der Allergietestung in einen Allergiepass eintragen zu lassen und diesen bei Arztbesuchen immer vorzulegen. Dann ist jeder Arzt in der Lage, ein optimal wirksames und verträgliches Medikament herauszusuchen. Die wirksamste Therapie der Arzneimittelallergie besteht darin, die auslösende Substanz konsequent zu meiden.

Die Betroffenen sollten neue Medikamente nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen. Menschen, die bereits einmal allergisch auf ein Arzneimittel reagiert haben, müssen auch bei allen anderen Medikamenten aufpassen. Sie besitzen ein zehnmal höheres Risiko, weitere Arzneimittelallergien zu entwickeln.

Aspirin kann Asthmatiker atemlos machen

Nicht in jedem Fall steckt hinter den Symptomen einer Arzneimittelallergie aber eine echte allergische Reaktion. Es kann sich auch um eine so genannte Pseudoallergie handeln. Im Unterschied zur allergischen Reaktion, die gewöhnlich erst einige Tage nach der ersten Medikamenteneinnahme auftritt, kann es hier schon bei der ersten Einnahme zu Beschwerden wie Hautausschlag, Schnupfen oder Atemnot kommen.

Ein Beispiel für eine Pseudoallergie ist ein durch das Schmerz- und Rheumamittel Acetylsalicylsäure (ASS) ausgelöstes Asthma bronchiale. In der Normalbevölkerung liegt das Risiko hierfür bei unter einem Prozent. Dagegen reagiert etwa jeder fünfte erwachsene Asthmatiker auf die Einnahme von ASS mit einem Asthmaanfall.

Aktualisiert: 02.11.2016
Autor*in: Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V.

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