Frau mit Glaukom
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Grüner Star (Glaukom)

Von: Gesundheit-Redaktion, Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2020 - 18:17 Uhr

Das Glaukom oder der "Grüne Star" ist in Deutschland noch immer eine häufige Ursache für Erblindungen. Wer über 40 Jahre alt ist, sollte deshalb alle zwei Jahre seinen Augeninnendruck sowie den Zustand seines Sehnervs überprüfen lassen. Menschen mit zusätzlichen Risikofaktoren sollten jedes Jahr zur Untersuchung gehen. Denn: Nur die regelmäßige Untersuchung beim Augenarzt spürt die Erkrankung rechtzeitig auf.

Glaukom: Wer ist betroffen?

Grüner Star (Glaukom) ist keine seltene Erkrankung: In Deutschland gibt es ungefähr 1 Million Glaukom-Patienten, allerdings kennen nur 600.000 die Diagnose und werden entsprechend behandelt. Ein Viertel aller Blinden in Deutschland sind durch ein Glaukom erblindet.

Die Häufigkeit steigt mit dem Lebensalter an: Während von den 40-Jährigen nur rund ein Prozent betroffen sind, leiden 18 Prozent der 85-Jährigen daran.

Die folgenden Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken:

Glaukom: Anfangs keine Symptome

Als Glaukome bezeichnet man eine Vielzahl von Augenkrankheiten, die – wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden – zu einem traurigen Resultat führen: Sie zerstören den Sehnerv.

Das Fatale: Da das Glaukom anfangs meist keine Beschwerden verursacht, bemerkt der Betroffene die schleichende Erkrankung zunächst nicht. Nimmt man Teile des Gesichtsfeldes verschwommen oder dunkel wahr, ist es bereits zu spät und der Sehnerv ist geschädigt.

Um ein Glaukom rechtzeitig zu erkennen, sind daher regelmäßige Untersuchungen zur Vorsorge beim Augenarzt entscheidend.

Entstehung von Glaukomen

Der Augeninnendruck spielt dabei eine entscheidende Rolle: Ein gewisser Druck im Augeninneren ist notwendig, damit das Auge seine kugelige Form behält. Für die Erhaltung des Drucks ist das sogenannte Kammerwasser verantwortlich, welches Nährstoffe für Hornhaut und Linse ins Auge trägt.

Ist der Abfluss des Kammerwassers jedoch behindert, kann das Kammerwasser nicht mehr abfließen – der Augeninnendruck steigt an. Durch den Druck auf die empfindlichen Fasern des Sehnervs stirbt dieser allmählich ab.

Folgen eines erhöhten Augeninnendrucks

Die Folge von zu hohem Druck im Augeninneren sind Ausfälle im Gesichtsfeld, langfristig droht die Erblindung. Bei Ausfällen oder Einschränkungen des Gesichtsfeldes nimmt man bestimmte Areale einfach nicht mehr wahr – sie sind wie ein blinder Fleck. Das Gesichtsfeld ist jedoch für unsere Orientierung, insbesondere im Straßenverkehr, mindestens so wichtig wie das zentrale Sehen.

Aber: Ein erhöhter Augeninnendruck führt nicht zwangsläufig zu der Entstehung eines Glaukoms.

Normaldruck-Glaukom: Augendruck nicht erhöht

Nicht immer geht ein Glaukom außerdem mit einem erhöhten Augeninnendruck einher. Beim sogenannten Normaldruck-Glaukom liegt der Augendruck im Normalbereich, also bei einem Wert von 21 mmHg oder darunter. Hierbei sind andere Risikofaktoren entscheidend, beispielsweise Durchblutungsstörungen.

Denn der Zustand des Sehnervs wird auch von der Durchblutung beeinflusst. Schon lange wird vermutet, dass neben dem Augendruck auch krankhafte Störungen der Durchblutung für das Glaukom verantwortlich sind. Diese machen sich außerhalb des Auges als chronisch kalte Füße und kalte Hände bemerkbar.

Früherkennung von Glaukomen

Nur eine Glaukom-Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt spürt die Erkrankung in frühen Stadien auf, bestehend aus einer Messung des Augeninnendrucks Und einer Prüfung des Sehnerv-Zustands. Für die Diagnose "Grüner Star" ist der Sehnervschaden entscheidend.

Der Vorteil einer frühen Entdeckung des Glaukoms: Bei rechtzeitiger Entdeckung kann das Augenlicht durch eine medikamentöse Behandlung gerettet werden.

Ab einem Alter von 40 Jahren sollte die Vorsorgeuntersuchung alle zwei Jahre durchgeführt werden, ab 60 Jahren dann alle ein bis zwei Jahre. Risikopatienten sollten sie am besten jährlich durchführen.

Die Glaukom-Früherkennung schadet dem Auge nicht und kostet den Patienten circa 15 bis 40 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Früherkennung in der Regel nicht, es handelt sich um eine sogenannte iGeL-Untersuchung (individuelle Gesundheitsleistung). Trotzdem eine Investition, die sich der Gesundheit zuliebe lohnt.

Diagnose von Glaukomen: Typische Untersuchungen

Der Augenarzt macht zuerst eine ausführliche Anamnese und prüft mögliche Risikofaktoren. Er begutachtet den Augenhintergrund, um Sehnerv und Netzhaut zu überprüfen. Zudem misst er den Augeninnendruck nach Betäubung mit einem Lokalanästhetikum. 

Bei Verdacht auf ein Glaukom wird dann das Gesichtsfeld bestimmt. Die Messung des Gesichtsfeldes gibt dem Augenarzt genaue Auskunft über den Verlauf der Glaukomerkrankung. Möglicherweise sind zudem weitere Untersuchungen erforderlich.

Behandlung von Glaukomen

Weit über neun Prozent der Glaukom-Patienten können medikamentös mit Augentropfen behandelt werden. Diese enthalten häufig Betablocker oder Prostaglandine. Das Ziel, die Senkung des Augeninnendrucks, kann auf zwei Wegen erreicht werden:

  • die Produktion des Kammerwasser bremsen oder
  • den Abfluss des Kammerwassers erhöhen.

Zudem verbessern die Augentropfen die Durchblutung des Sehnervs und der Netzhaut und kommen daher auch im Falle eines Normaldruck-Glaukoms zum Einsatz. Oftmals ist auch die Senkung des Blutdrucks Bestandteil der Therapie.

Rechtzeitige Therapie entscheidend

Das Wichtigste dabei ist die regelmäßige Anwendung der Medikamente nach Anleitung des Augenarztes – auch, wenn man selbst keine Beschwerden wahrnimmt. Von den früh erkannten Glaukompatienten erblindet fast keiner. So lässt sich der Krankheitsverlauf verzögern – allerdings ist Grüner Star nicht heilbar. 

Medikamentös nicht behandelbare Patienten können mit einer Lasertherapie oder einer Operation behandelt werden.

Ob ein Patient mit erhöhtem Augeninnendruck eine Glaukom-Prophylaxe erhalten sollte, muss im Einzelfall entschieden werden. Eine Studie zeigte, dass von den nicht behandelten Patienten zehn Prozent in fünf Jahren ein Glaukom entwickelten.