Arzt zeigt Bauchspeicheldrüsenentzündung am Modell einer Bauchspeicheldrüse
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Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis): Symptome, Ursachen & Therapie

Von: Valerie Burmester (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 22.08.2023 - 15:30 Uhr

Entzündungen bereiten Schmerzen und schränken die Funktion des betroffenen Organs ein. Auch die Bauchspeicheldrüse kann sich entzünden. Ihre wichtigen Aufgaben im Bereich der Verdauung und des Blutzuckerspiegels kann sie dann nicht mehr korrekt ausüben. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) machen sich starken Schmerzen im Oberbauch und Verdauungsprobleme bemerkbar. Doch wie gefährlich ist die Erkrankung und was kann man dagegen tun? Wir erklären Ihnen hier alles zur Pankreatitis.

Was ist eine Pankreatitis?

Als Pankreatitis wird eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bezeichnet. Es werden zwei Verlaufsformen unterschieden: die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung und die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Was ist die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse wird fachsprachlich Pankreas genannt. Sie ist ein Organ, das im Oberbauch hinter dem Magen liegt. Sie ist über einen Verbindungsgang (Ductus pancreaticus) mit dem Gallengang verbunden und mündet gemeinsam mit diesem in den obersten Abschnitt des Dünndarms, den Zwölffingerdarm (Duodenum).

Das Pankreas hat verschiedene wichtige Funktionen. Zum einen produziert es Verdauungsenzyme und gibt sie in den Dünndarm ab. Diese Enzyme sorgen für den Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen in der Nahrung. Die wichtigsten Pankreasenzyme sind die Amylase, die Lipase und die Elastase.

Außerdem sorgt die Bauchspeicheldrüse für einen stabilen Blutzuckerspiegel. Hierfür produziert sie verschiedene Hormone, unter anderem Insulin und Glucagon, die in den Blutkreislauf abgegeben werden. Insulin sorgt für die Aufnahme von Zuckermolekülen in die Zellen und senkt so den Blutzucker. Glucagon wirkt dem Insulin entgegen und hebt den Blutzuckerwert an.

Ursachen: Wie kommt es zu einer Pankreatitis?

Eine akute Pankreatitis entsteht meistens, wenn der Abfluss des Bauchspeicheldrüsensekrets durch Engstellen oder Blockaden verstopft ist. Ursächlich sind dafür in der Regel Gallensteine. Mediziner*innen sprechen dann von einer biliären Pankreatitis. Es kommt zu einem Rückstau des Sekretes und der in ihm enthaltenen Enzyme in die Bauchspeicheldrüse. Da es sich um Enzyme handelt, die normalerweise Nahrungsbestandteile zersetzen, beginnen diese nun, das Pankreas selbst zu zersetzen und es kommt zu einer Schädigung des Bauchspeicheldrüsengewebes und einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Etwas seltener wird eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung durch übermäßigen Alkoholgenuss verursacht.

Eine chronische Pankreatitis wird in 80 Prozent der Fälle durch dauerhaften Alkoholmissbrauch verursacht. Bei Menschen, die zusätzlich rauchen, schreitet eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung besonders schnell voran, auch wenn bisher nicht bewiesen ist, dass Rauchen allein die Krankheit hervorrufen kann.

Andere seltene Ursachen von Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind:

  • genetische Veränderungen (zum Beispiel Mukoviszidose)
  • Medikamente (zum Beispiel Steroide, Paracetamol oder Statine)
  • hoher Calciumspiegel im Blut
  • hohe Blutfettwerte
  • Virusinfektionen (zum Beispiel Mumps)
  • stumpfes Bauchtrauma (also eine Verletzung durch äußere Gewalteinwirkung)

Symptome: Wie macht sich eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bemerkbar?

Das erste Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Bauchschmerzen im Oberbauch. Diese können gürtelförmig in die Seiten und den Rücken ausstrahlen. Häufig kommt es auch zu Übelkeit und Erbrechen. Der Bauch fühlt sich beim Abtasten gummiartig an und ist gebläht.

Bei weiter fortgeschrittener Erkrankung kann es außerdem zu folgenden Symptomen kommen:

  • Fieber durch eine zusätzliche bakterielle Infektion
  • Herzrasen
  • niedriger Blutdruck
  • verminderte Urinausscheidung
  • bläuliche oder grün-braune Hautverfärbungen im Nabel-, Leisten- oder Flankenbereich (sehr selten)

Bei einer chronischen Pankreatitis ist die Pankreasfunktion dauerhaft eingeschränkt (Pankreasinsuffizienz). Die Enzyme und Hormone können nicht mehr produziert und ausgeschüttet werden. Dies führt zu Verdauungsproblemen, Stoffwechselstörungen und Mangelerscheinungen, wie zum Beispiel:

Die Oberbauchschmerzen können dauerhaft bestehen oder schubartig auftreten. Bei einer weit fortgeschrittenen chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung sind die Betroffenen häufig schmerzfrei.

Wie wird eine Bauchspeicheldrüsenentzündung diagnostiziert?

Die Diagnostik bei akuter und chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung unterscheidet sich. Bei der chronischen Pankreatitis geht es hauptsächlich darum, herauszufinden, wie gut die Funktionen des Pankreas erhalten sind und ob bereits Folgeschäden eingetreten sind. Bei der akuten Pankreatitis geht es um den Nachweis der Entzündung selbst.

Untersuchungen bei akuter Pankreatitis

Die*der Ärztin*Arzt wird zunächst ein kurzes Anamnesegespräch führen und die aktuellen Beschwerden erfragen. Dann wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der der Fokus auf dem Bauch liegt. Außerdem wird Blut abgenommen. Neben Elektrolyten (insbesondere Calcium), Entzündungs- und Nierenwerten wird auch die Menge des Enzyms Lipase im Blut bestimmt. Ein sehr hoher Lipasespiegel weist auf eine Pankreatitis hin. Außerdem werden die Gallenwerte überprüft, um Hinweise auf einen Gallenstein als Ursache zu erhalten.

Im Anschluss wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauches durchgeführt. Hierbei kann der*die Arzt*Ärztin entzündliche Veränderungen des Pankreas sehen und beurteilen, ob bereits Komplikationen eingetreten sind. Zudem können Ursachen wie ein Gallenstein erkannt werden. Je nach Ergebnis der Untersuchungen können andere Untersuchungen notwendig werden, wie beispielsweise eine Computertomografie (CT) oder eine Gallengangs- und Pankreasspiegelung (ERCP, Endoskopische Retrograde Cholangiopankreatikographie). Mithilfe dieses endoskopischen Verfahrens können gegebenenfalls Gallensteine direkt entfernt werden.

Untersuchungen bei chronischer Pankreatitis

Auch bei chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen wird zunächst ein Anamnesegespräch und eine körperliche Untersuchung durchgeführt und Blut abgenommen. Im Blut werden die Pankreasenzyme (Lipase, Amylase und Elastase), der Blutzuckerspiegel, der Langzeitblutzucker (HbA1c) sowie Blutwerte bestimmt, die einen Hinweis auf Alkoholabhängigkeit liefern. Außerdem wird eine Stuhlprobe auf das Enzym Elastase untersucht.

Im Laufe einer chronischen Pankreatitis kommt es zu Veränderungen der Bauchspeicheldrüse. Diese können mithilfe von Ultraschall, CT und MRT (Magnetresonanztomografie) beurteilt und die Entzündung in Schweregrade eingeteilt werden. Komplikationen können so ebenfalls erkannt werden. Auch bei der chronischen Pankreatitis ist gegebenenfalls weitere Diagnostik wie ERCP oder ein Schluckultraschall (Endosonografie) notwendig.

Wie wird eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt?

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine ernstzunehmende und gefährliche Erkrankung, auch wenn sie bei einem leichten Verlauf und unter der richtigen Therapie häufig glimpflich und ohne bleibende Schäden verläuft. Die Behandlung einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung muss immer stationär im Krankenhaus erfolgen. Es kann sogar eine Therapie auf der Intensivstation notwendig werden.

Im Krankenhaus werden Betroffene mit ausreichend Flüssigkeit und Schmerzmitteln über die Vene versorgt und überwacht. Bei schweren Verläufen wird außerdem Pantoprazol gegeben, um einem stressbedingten Magengeschwür vorzubeugen. Zu einer Magenschleimhautentzündung oder Gastritis kommt es in der Regel bei einer Pankreatitis nicht.

In manchen Fällen ist zusätzliche eine Therapie mit einem Antibiotikum notwendig, wenn zum Beispiel die Gallengänge entzündet sind.

Sind Gallensteine die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung, kann eine ERCP oder Operation zum Entfernen der Steine und/oder der Gallenblase notwendig sein. Stenosen, also Verengungen der Gallenwege oder des Bauchspeicheldrüsengangs, können ebenfalls operativ durch das Einsetzen eines Stents (ein aufweitendes Röhrchen) behoben werden.

Auf Nahrung muss nicht verzichtet werden. Sobald sich der*die Betroffene dazu in der Lage fühlt zu essen, sollte er*sie beginnen, fettreduzierte Nahrung zu sich zu nehmen. Dabei sollte individuell ausprobiert werden, welche Ernährung gut vertragen wird. Neben fettreichen Speisen sind oft auch blähende Lebensmittel wie Kohl oder Hülsenfrüchte, sehr heiße oder stark gewürzte Speisen, Kaffee oder Getränke mit Kohlensäure schlecht verträglich. Leichter verdaulich sind dagegen oft Kartoffeln, Nudeln, Reis, gedünstetes Gemüse, fettarmer Joghurt oder Quark.

Hausmittel gegen Bauchbeschwerden und Medikamente aus der Hausapotheke, wie zum Beispiel Iberogast®, helfen bei einer Pankreatitis leider nicht.

Was tun bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung kann man unter Umständen zu Hause behandeln. Unerlässlich ist der Verzicht auf Alkohol und Rauchen.

Verbotene Lebensmittel bei Bauchspeicheldrüsenentzündung gibt es abseits von Alkohol nicht. Die Ernährung spielt trotzdem eine wichtige Rolle: Betroffene sollten häufiger essen, aber dafür kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, die wenig Fett und viele Kohlenhydrate enthalten. Ratsam ist darüber hinaus ein hoher Anteil an Eiweiß und Kalorien. Im Zweifelsfall kann eine eiweißreiche Trinknahrung zum Einsatz kommen, um die Nährstoffaufnahme zu unterstützen. Die Pankreasenzyme müssen als Medikament zu den Mahlzeiten eingenommen werden, um die Verdauung der Nährstoffe zu erleichtern. Da die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen gestört ist, müssen diese gegebenenfalls über die Vene zugeführt werden.

Außerdem müssen bereits bestehende Folgeerkrankungen wie ein Diabetes mellitus oder eine Osteoporose entsprechend therapiert werden. Bei Komplikationen kann auch bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Operation notwendig werden.

Akute und chronische Pankreatitis im Vergleich

 Akute PankreatitisChronische Pankreatitis
Hauptursache
  • Gallensteine
  • Alkoholkonsum
  • chronischer Alkoholmissbrauch
Symptome
  • plötzliche, gürtelförmige Oberbauchschmerzen
  • gegebenenfalls Herzrasen, niedriger Blutdruck, Fieber, …
  • Verdauungsbeschwerden (Durchfall, fettiger Stuhlgang)
  • Diabetes mellitus
  • Vitaminmangelerscheinungen
Diagnostik
  • Bauchuntersuchung
  • Blutwerte: Lipase, Gallenwerte
  • Ultraschall
  • gegebenenfalls ERCP
  • Bauchuntersuchung
  • Blutwerte: Pankreasenzyme, Kurz- und Langzeitblutzuckerspiegel
  • Stuhlprobe: Elastasewert
  • Ultraschall, CT oder MRT
  • gegebenenfalls ERCP
Therapie
  • stationäre Überwachung
  • Flüssigkeitsgabe
  • Schmerzmittel
  • nach Möglichkeit Nahrung selbstständig zu sich nehmen
  • gegebenenfalls Gallensteine entfernen
  • gegebenenfalls Antibiotikum
  • Verzicht auf Alkohol und Rauchen
  • häufige kleine, fettarme, kohlenhydratreiche Mahlzeiten
  • Vitamingabe
  • Behandlung der Folgeerkrankungen

Was macht die Pankreatitis so gefährlich?

In den meisten Fällen verläuft eine akute Pankreatitis mild und heilt vollständig wieder aus. Im Rahmen der Entzündung kann es aber zu Komplikationen kommen, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung gefährlich machen. Komplikationen einer Pankreatitis sind unter anderem:

Zudem kann eine akute Pankreatitis in eine chronische übergehen.

Bei chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen können außerdem sogenannte Pseudozysten und starke Schwellungen des Pankreas entstehen, die sich infizieren oder ab einer bestimmten Größe andere Organe verdrängen und abklemmen können. Eine chronische Pankreatitis erhöht auch das Risiko für einen Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung tödlich?

Eine leichte Bauchspeicheldrüsenentzündung, die ohne Komplikationen verläuft, hat zumeist keine langfristigen Einschränkungen oder Schädigungen des Gewebes zur Folge und führt auch nur selten zum Tod. Betroffene haben eine normale Lebenserwartung.

Kommt es jedoch zu Komplikationen, einem schweren Verlauf oder hat die betroffene Person bereits andere Erkrankungen, kann eine Pankreatitis tödlich sein, selbst wenn sie gut therapiert wird. Auch ein höheres Alter (über 60 Jahre) erhöht das Risiko, an einer Pankreatitis zu versterben.

Bauchspeicheldrüse im menschlichen Körper
Bauchspeicheldrüse - Organ mit Doppelfunktion
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Pankreas mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (Illustration)
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
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