Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) – Symptome & Behandlung

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Da die Schilddrüsenhormone unseren Stoffwechsel beeinflussen, treten in der Folge Symptome wie Schlafstörungen, Nervosität, vermehrtes Schwitzen oder eine Gewichtsabnahme auf. Ursache der Beschwerden ist in den meisten Fällen entweder eine Autonomie der Schilddrüse oder die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Wird die Schilddrüsenüberfunktion richtig behandelt, ist für die Betroffenen in der Regel ein normales Leben möglich. Hier erfahren Sie mehr!
Funktion der Schilddrüse
In der Schilddrüse werden die für uns Menschen lebenswichtigen Hormone Trijodthyronin und Thyroxin produziert. Sie beeinflussen im Körper viele wichtige Prozesse, beispielsweise den Kreislauf, den Stoffwechsel und das Wachstum, aber auch unser psychisches Wohlbefinden. Die Abgabe der Schilddrüsenhormone ins Blut wird über ein in der Hypophyse gebildetes Hormon (TSH) reguliert.
Produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose. Ist das Gegenteil der Fall und es werden zu viele Hormone hergestellt, wird dies als Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose bezeichnet.
Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion
Einer Schilddrüsenüberfunktion können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. In etwa 95 Prozent der Fälle werden die für eine Schilddrüsenüberfunktion typischen Symptome durch Morbus Basedow oder eine Autonomie der Schilddrüse verursacht. Daneben gibt es jedoch auch weitere, seltene Ursachen, die sich hinter einer Schilddrüsenüberfunktion verbergen können. Zu diesen gehören unter anderem:
- eine Entzündung der Schilddrüse
- hormonproduzierende Tumore
- eine zu hoch dosierte Schilddrüsenhormontherapie
Morbus Basedow als Ursache
Bei Morbus Basedow – auch als Basedowsche Erkrankung bezeichnet – handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Antikörper gegen die Schilddrüse bildet. Diese docken an bestimmten Oberflächenzellen der Schilddrüse an und nehmen dort den Platz des Hypophysenhormons TSH ein, das normalerweise die Produktion der Schilddrüsenhormone reguliert.
Die Antikörper stimulieren zwar ebenfalls die hormonbildenden Zellen der Schilddrüse, doch diese produziert nun Hormone unabhängig vom tatsächlichen Bedarf. Die Folge ist eine Schilddrüsenüberfunktion.
Schilddrüsenautonomie als Ursache
Bei einer Autonomie der Schilddrüse bildet diese eigenständig Hormone und wird nicht mehr durch die Hypophyse gesteuert. Von einer solchen Autonomie können entweder die gesamte Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche, die als autonome Adenome bezeichnet werden, betroffen sein.
Häufig wird eine Schilddrüsenautonomie durch einen Jodmangel verursacht. Ist im Körper zu wenig Jod vorhanden, versucht die Schilddrüse den Mangel durch Wachstum auszugleichen: Es kommt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf) und knotigen Veränderungen im Gewebe.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Eines der typischen Symptome, das im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten kann, ist eine Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf). Eine vergrößerte Schilddrüse macht sich unter anderem durch Symptome wie Heiserkeit, Schluckbeschwerden sowie Probleme beim Zuknöpfen des Kragenknopfes bemerkbar. Ein solcher Kropf tritt bei etwa 70 bis 90 Prozent aller Betroffenen auf.
Durch die erhöhte Produktion von Thyroxin und Trijodthyronin wird der Stoffwechsel beschleunigt. Weitere typische Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion sind daher:
- Nervosität
- vermehrtes Schwitzen
- Unruhe
- Schlafstörungen
- beschleunigter Puls
- hoher Blutdruck
- Zittern
- Konzentrationsschwäche
Häufig kommt es außerdem trotz eines gesteigerten Appetits zu einer Gewichtsabnahme. Daneben können auch Symptome wie Durchfälle, Haarausfall sowie Muskelschmerzen und Muskelschwäche auftreten.
Typische Symptome bei Morbus Baseow
Bei Morbus Basedow kann es neben den bereits genannten Symptomen außerdem zu einer teigigen Schwellung der Haut an den Unterschenkeln kommen – einem sogenannten Myxödem.
Daneben macht sich die Erkrankung aber vor allem an den Augen bemerkbar: Es zeigen sich Symptome wie ein Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit, vermehrter Tränenfluss und ein unangenehmes Druckgefühl. Häufig treten die Augen auch nach vorne, wodurch der Blick starr und glotzend wirkt.
Thyreotoxische Krise als Komplikation
In seltenen Fällen kann bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine thyreotoxische Krise als Komplikation auftreten. Eine solche Krise macht sich zunächst durch hohes Fieber, einen erhöhten Puls, Durchfall und Erbrechen sowie Unruhe und Angstzustände bemerkbar. Später können Bewusstseinsstörungen auftreten – im schlimmsten Fall kann der Patient das Bewusstsein verlieren (thyreotoxisches Koma).
Da eine thyreotoxische Krise ein lebensbedrohlicher Zustand ist, sollte sofort ein Arzt benachrichtigt werden.
Eine thyreotoxische Krise wird häufig durch die Gabe von jodhaltigen Medikamenten oder Röntgenkontrastmitteln ausgelöst. Daneben kommen als mögliche Ursachen aber auch Infektionen, Operationen, Stresssituationen, eine Schwangerschaft sowie das Absetzen der Schilddrüsenmedikamente in Frage.
Eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostizieren
Zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion werden eine Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren angewendet. Die bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftretenden Symptome liefern oft bereits erste Hinweise auf die Erkrankung. Durch eine Blutuntersuchung, bei der die Konzentration des Hormons TSH sowie der Schilddrüsenhormone bestimmt wird, kann der Arzt weitere Erkenntnisse gewinnen: Ist der TSH-Wert niedrig, deutet dies auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin.
Im Gegensatz dazu ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone meist erhöht. Bei Morbus Basedow liegt außerdem eine große Menge an Schilddrüsenantikörpern im Blut vor.
Untersuchung mit bildgebenden Verfahren
Nach der Blutuntersuchung kann der behandelnde Arzt die Diagnose durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Szintigrafie stützen.
Mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung können die Größe und die Struktur der Schilddrüse besser beurteilt werden. Eventuell werden dabei auch Gewebeproben zur näheren Untersuchung entnommen.
Besteht der Verdacht, dass eine Schilddrüsenautonomie vorliegt, wird eine Szintigrafie durchgeführt. Dafür bekommt der Patient eine radioaktive Substanz in die Vene gespritzt. Diese wird von den Bereichen der Schilddrüse, die besonders viele Hormone produzieren (heiße Knoten), verstärkt aufgenommen. Auf diese Weise kann bei der Betrachtung durch eine spezielle Kamera gesundes von krankem Gewebe unterschieden werden.
Eine Schilddrüsenüberfunktion behandeln
Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel zunächst mit Medikamenten behandelt. Häufig reicht eine solche medikamentöse Therapie alleine jedoch nicht aus, um die Funktionsstörung zu heilen. In solchen Fällen stehen als weitere Behandlungsmöglichkeiten eine Radiojodtherapie oder eine Operation zur Verfügung.
Medikamente bei Schilddrüsenüberfunktion
In der Regel werden zu Beginn der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion sogenannte Thyreostatika verabreicht, die die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen. Da im Körper zunächst noch eine erhöhte Konzentration der Hormone vorhanden ist, dauert es einige Zeit, bis eine Verbesserung der Beschwerden eintritt. Hat sich die Hormonkonzentration im Blut wieder normalisiert, muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob zusätzlich eine Operation oder eine Radiojodtherapie nötig ist.
Ist Morbus Basedow die Ursache der Überfunktion, wird die Erkrankung zunächst mit Thyreostatika behandelt. Die Therapie erfolgt über einen Zeitraum von etwa einem Jahr, da es in den ersten Monaten der Behandlung häufig zu Rückfällen kommt. Treten die Beschwerden zu einem späteren Zeitpunkt erneut auf, sollten andere Therapieformen in Erwägung gezogen werden.
Bei einer Schilddrüsenautonomie ist fast immer eine Operation oder eine Radiojodtherapie nötig, da die Medikamente die autonomen Regionen nicht beseitigen können.
In einigen Fällen werden neben Thyreostatika auch Betablocker verschrieben, die den Herzschlag verlangsamen und so Symptome wie das bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftretende Zittern abschwächen.
Radiojodtherapie bei Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer Radiojodtherapie wird dem Patienten radioaktives Jod verabreicht, das in der Schilddrüse gespeichert wird. Durch die radioaktive Strahlung werden die Schilddrüsenzellen zerstört. Betroffen sind in erster Linie Zellen, die besonders viele Hormone produzieren, denn sie nehmen vermehrt Jod auf. Bei einer Schilddrüsenautonomie werden insbesondere die aktiven Knoten in der Schilddrüse von dem radioaktiven Jod erreicht. Bei Morbus Basedow sind dagegen alle Zellen betroffen.
Als unerwünschte Folge der Behandlung kann eine Schilddrüsenunterfunktion auftreten – in einigen Fällen auch erst Jahre nach der Radiojodtherapie. Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen lässt sich eine solche Unterfunktion jedoch meist gut in den Griff bekommen. Die Medikamente müssen allerdings ein Leben lang eingenommen werden.
Operation bei Schilddrüsenüberfunktion
Eine Operation wird unter anderem durchgeführt, wenn eine Schilddrüsenautonomie die Ursache der Überfunktion darstellt oder wenn Morbus Basedow-Patienten trotz medikamentöser Therapie einen Rückfall erleiden. Daneben kann auch operiert werden, wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist und auf die Luftröhre drückt oder wenn ein Verdacht auf einen bösartigen Tumor vorliegt.
Eine Operation kann erst durchgeführt werden, wenn der Schilddrüsenhormonspiegel zuvor durch Medikamente normalisiert wurde.
Mögliche Risiken einer OP sind eine Beeinträchtigung der benachbarten Nebenschilddrüse sowie eine Verletzung des Stimmbandnervs. Häufig müssen nach der Operation Schilddrüsenhormone und Jodid eingenommen werden. Auf diese Weise wird einer Unterfunktion vorgebeugt und es wird verhindert, dass das restliche Schilddrüsengewebe erneut unkontrolliert wächst.
Einer Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen
Um einer Schilddrüsenüberfunktion vorzubeugen, ist eine ausreichende Versorgung mit Jod besonders wichtig. Dies gilt vor allem für Jugendliche, Schwangere und stillende Mütter, die einen erhöhten Jodbedarf haben. Für Erwachsene wird eine tägliche Jodaufnahme von 200 Mikrogramm empfohlen.
Größere Mengen an Jod stecken unter anderem in den folgenden Lebensmitteln:
Zudem empfiehlt sich die Verwendung von jodiertem Speisesalz.
Schilddrüsenüberfunktionen, die durch Morbus Basedow verursacht werden, kann man nicht vorbeugen. Sind in Ihrer Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen aufgetreten, ist es allerdings sinnvoll, dass Sie Ihre Schilddrüse regelmäßig untersuchen lassen.
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