Kind mit Scharlach bei Kinderarzt
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Scharlach bei Kindern & Erwachsenen – Symptome & Behandlung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 20.03.2019 - 12:10 Uhr

Die meisten Eltern von Kindergartenkindern kennen es: In regelmäßigen Abständen taucht die Mitteilung auf, dass die Infektionskrankheit Scharlach umgeht. Doch wo ist der Unterschied zur "Angina" und ist wirklich jeder Nachweis bestimmter Bakterien im Rachen gleich Scharlach? Noch Ende des 19. Jahrhunderts gehörte Scharlach zu den häufigsten Todesursachen im Kindesalter. Heute sind schwere Verläufe glücklicherweise selten sehr geworden.

Was ist Scharlach?

Scharlach ist eine häufige Infektionskrankheit, die besonders in den Wintermonaten auftritt und vor allem Kinder zwischen dem 3. und 8. Lebensjahr betrifft. Sie wird deshalb zu den Kinderkrankheiten gerechnet (auch wenn Erwachsene genauso betroffen sein können). In manchen Bundesländern gehört Scharlach zu den anzeigepflichtigen Infektionskrankheiten.

Die ansteckende Krankheit geht unter anderem mit Symptomen wie hohem Fieber, Halsschmerzen, Veränderungen der Zunge ("Himbeerzunge") und einem typischen Hautausschlag einher.

Typische Symptome bei Scharlach

Ursachen von Scharlach

Die Erreger sind Bakterien, die zu den Kugelbakterien, den Streptokokken (der Gruppe A) gehören. Sie werden vor allem durch Tröpfchen in der Atemluft und direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen.

Das Unangenehme: Im Gegensatz zu den meisten anderen Kinderkrankheiten ist eine durchgemachte Infektion kein Garant dafür, dass man beim nächsten Mal verschont bleibt. Das liegt vor allem daran, dass es mehrere Arten von Scharlachbakterien gibt und dass die Keime weit verbreitet sind.

Eine Schutzimpfung gegen Scharlach gibt es nicht. Fast jeder Zehnte trägt die Keime auf seinen Schleimhäuten in Nase und Rachen spazieren, ohne selbst Beschwerden zu entwickeln – er kann allerdings andere anstecken. Zudem wird Scharlach als eine Sonderform der Streptokokken-A-Infektion angesehen, deren Erreger ein ganz spezifisches Gift bilden können.

Die anderen Streptokokkentypen verursachen dagegen meist "normale" Infektionen der oberen Atemwege. Da diese – wie Scharlach – oft mit einer Mandelentzündung und Halsschmerzen einhergehen, wird manchmal fälschlicherweise der Begriff "Angina" (lat. angere = verengen) mit Scharlach gleichgesetzt.

Für die typischen Beschwerden sind von den Scharlach-Streptokokken produzierte, giftige Substanzen (sogenannte Toxine) verantwortlich. Eine durchgemachte Erkrankung hinterlässt nur eine Immunität gegen diese speziellen Gifte des auslösenden Streptokokken-Typs.

Fakten rund um Scharlach

  • Nicht jede mit den Scharlachbakterien angesteckte Person wird krank – auch Gesunde können also die Keime unbemerkt weitertragen.
  • Werden die Keime bei einem Gesunden zum Beispiel bei einem Rachenabstrich nachgewiesen, sollte man nicht von Scharlach sprechen. Diese Bezeichnung greift erst, wenn entsprechende Symptome auftreten.
  • Nicht alle Streptokokken der Gruppe A verursachen Scharlach, sondern die meisten normale bakterielle Atemwegsinfekte.
  • Angina (tonsillaris) ist nicht das Gleiche wie Scharlach, sondern ein Oberbegriff für alle Mandelentzündungen (Tonsillitis).

Symptome und Verlauf von Scharlach

Falls der Scharlach ausbricht, beginnen die Beschwerden meist ein bis drei Tage nach der Ansteckung (Inkubationszeit). Folgende Entwicklung der Symptome ist typisch für Scharlach:

  1. Zuerst treten als Symptome meist hohes Fieber, Krankheitsgefühl und Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden (Angina) auf. Gelegentlich sind auch Kopfschmerzen eines der Symptome.
  2. Der Rachen und die Mandeln sind gerötet und die Halslymphknoten geschwollen.
  3. Die Zunge zeigt einen weißlichen Belag, der dann von den Rändern her wieder zurückgeht und um den dritten bis vierten Tag einer starken, glänzenden Rötung weicht. Die Geschmacksknospen treten hervor. Dieses Phänomen wird als eines der Symptome als "Himbeerzunge" bezeichnet.
  4. Auch Bauchschmerzen und Erbrechen können im Rahmen der Scharlach-Erkrankung auftreten.
  5. Der charakteristische Hautausschlag tritt ein bis zwei Tage nach Erkrankungsbeginn auf, was meist mit einem Rückgang des Fiebers einhergeht. Der Hautausschlag besteht aus stecknadelknopfgroßen, erhabenen Flecken. Die Haut fühlt sich dadurch an wie Sandpapier. Der Ausschlag beginnt meist am Oberkörper und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus. Die Mundpartie wird vom Ausschlag ausgespart ("Milchbart"), ebenso die Handinnenflächen und Fußsohlen; in den Achselhöhlen und Leistenbeugen ist der Ausschlag am deutlichsten.
  6. Nach etwas einer Woche verschwindet der Ausschlag, kurz danach kommt es zu einer Abschuppung der Haut: An Händen und Füssen lösen sich große Hautschuppen (die nicht ansteckend sind!).

Komplikationen bei Scharlach

Glücklicherweise sind ernste Verläufe und Folgeschäden bei uns heute sehr selten. Mögliche Komplikationen sind zum einen – wie bei vielen anderen Streptokokken auch – die Absiedelung der Erreger an anderer Stelle, was zum Beispiel zu Mittelohrentzündung und Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), eitrigen Abkapselungen (Abszesse, zum Beispiel an Gelenken, im Knochenmark oder im Gehirn) oder Lungenentzündungen führen kann.

Eine lebensgefährliche – und heute auch eher selten vorkommende – Komplikation ist das Überschwemmen der Blutbahn mit Bakteriengiften (Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom).

Manchmal richten sich die vom Immunsystem gegen die Scharlach-Streptokokken gebildeten Antikörper gegen körpereigenes Gewebe. Das kann einige Wochen später zu einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis), Gelenkentzündung (rheumatisches Fieber) und einer Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) führen – eine unter Antibiotikatherapie äußerst rar gewordene Komplikation.

Diagnose von Scharlach

Der Arzt stellt die Diagnose von Scharlach anhand des typischen Krankheitsverlaufs; bei unklaren Verläufen hilft ein Rachenabstrich zum Nachweis der Keime: Ein Streptokokken-Schnelltest liefert sofort ein Ergebnis, eine genauere Keimanalyse erfolgt über eine Bakterienkultur im Labor.

Bei komplizierten Verläufen wird nach 2 bis 4 Wochen eine Urinuntersuchung durchgeführt, um eine Nierenentzündung auszuschließen. Im Blut lässt sich eine Erhöhung des Antistreptolysins nachweisen – eine Untersuchung, die beim Verdacht auf eine Streptokokken-Folgeerkrankung durchgeführt wird.

Behandlung bei Scharlach

Nach wie vor wird von den Ärzten die Einnahme von Antibiotika (meist Penicillin) über 10 Tage (nicht kürzer, auch bei Beschwerdebesserung) als die beste Therapie empfohlen.

Sie hat mehrere Vorteile:

  • Zum einen verringert sich die Gefahr für ernste Folgeschäden der Infektion.
  • Zum anderen ist der Betroffene 24 Stunden nach dem Beginn der Therapie nicht mehr ansteckend (während sonst die Ansteckungsfähigkeit etwa 3 Wochen besteht).
  • Außerdem bessert sich das Wohlbefinden nach kurzer Zeit, das sonst Wochen eingeschränkt sein kann.

Gerade für Kindergarten- und Schulkinder, aber auch für Erwachsene sind dies unbestreitbare Vorteile.

Scharlach homöopathisch behandeln?

Es gibt Verfechter der klassischen Homöopathie, die überzeugt sind, dass Scharlach sich auch nur mit Homöopathika heilen lässt und es dann zu weniger Rückfällen kommt. In solchen Fällen ist aber eine engmaschige ärztlich Kontrolle unabdingbar, um mögliche Folgeschäden früh zu erkennen.

Hausmittel gegen Scharlach

Einige Tage Bettruhe sind bei Scharlach empfehlenswert, dazu sollte der Betroffene viel trinken. Ob warme oder kalte Getränke hängt von den individuellen Vorlieben ab. Wegen der Halsschmerzen eignet sich flüssige Nahrung am besten – zum Beispiel Brühe, Suppe oder dickflüssige Gemüsesäfte.

Gurgeln mit Kamillen- und Salbeitee (stündlich bzw. 3-mal täglich) hemmt die Ausbreitung der Keime, schützt die Schleimhaut und hilft gegen die Halsschmerzen. Halswickel mit Zitrone und Quark wirken abschwellend, kühlend und entgiftend.

Weitere Maßnahmen bei Scharlach

Empfehlenswert ist, dass sich der Betroffene einige Tage schont; ein Kindergarten- oder Schulkind sollte mindestens eine Woche zu Hause bleiben (falls es nicht mit Antibiotika behandelt wird solange, bis es nicht mehr ansteckend ist, also etwa 3 Wochen).

Kontaktpersonen wie Eltern oder Geschwister werden in der Regel nur dann behandelt, wenn sie Beschwerden haben und der Rachenabstrich positiv ist. Ausnahmefälle sind zum Beispiel das Vorliegen bestimmter andere Erkrankungen.

Tipp: Nach der Erkrankung sollte die Zahnbürste gewechselt werden: Die Borsten sind ein ideales "Versteck" für Streptokokken, die von dort nach der Antibiotikatherapie gern wieder auf Reisen gehen und erneut Beschwerden verursachen können.