Heisere Frau greift sich an Hals
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Heiserkeit – Ursachen und Tipps

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 17.02.2021 - 17:23 Uhr

Ein Kratzen im Hals, Schmerzen beim Schlucken und schließlich bleibt auch noch die Stimme weg. Jeder kennt diese Symptome von Heiserkeit aus eigener Erfahrung, wenn auch aufgrund unterschiedlicher Ursachen. Aber was passiert eigentlich genau, wenn unsere Stimme versagt? Was sind die Ursachen von Heiserkeit? Und wie kann man Heiserkeit behandeln? Wir geben Tipps gegen die Beschwerden!

Wie funktioniert unsere Stimme?

Für die menschliche Stimmbildung ist der Kehlkopf verantwortlich. Er liegt auf der vorderen Halsseite am oberen Ende der Luftröhre. Bei Männern kann man ihn mehr oder weniger deutlich von außen als Adamsapfel erkennen. Im Inneren des Kehlkopfs sind die zwei Stimmlippen gespannt.

Die freien inneren Ränder der Stimmlippen nennt man Stimmbänder. Die Stimmlippen können durch Muskeln, Knorpel und Gelenke bewegt werden, so dass sie die Luftröhre bis auf einen kleinen Spalt verschließen. Diese engste Stelle der Luftröhre nennt man Stimmritze oder Glottis.

Beim Atmen sind die Stimmlippen entspannt, damit die Luft ungehindert in die Lunge hinein und wieder heraus strömen kann. Um einen Ton zu erzeugen, spannen wir die Stimmlippen an. Die Luft, die aus der Lunge strömt, versetzt die Stimmbänder in Schwingungen. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren übrigens auch die Holzblasinstrumente Fagott und Oboe.

Je entspannter die Stimmlippen sind, desto langsamer schwingen sie und der Ton ist tiefer. Sind sie angespannt, schwingen sie schneller und der Ton wird höher. Aus diesem Grundton bilden wir nun mit Hilfe von Rachen, Mund und Nase Worte und Sätze, wir sprechen oder singen, schreien laut oder flüstern leise.

Welche Ursachen hat Heiserkeit?

Die Ursachen für Heiserkeit sind vielfältig – aber alle führen dazu, dass unsere Stimmbänder nicht mehr frei schwingen können: Wir sind heiser, die Stimme ist belegt, kratzig oder versagt komplett.

Heiserkeit wegen Infektionen

Häufig tritt bei Erkältungen oder Grippe zusammen mit Schnupfen, Husten und Halsweh auch Heiserkeit als Zeichen für die Überschwemmung des Körpers mit Krankheitserregern auf. Die Infektion führt zu einer Schwellung der Schleimhaut im Bereich der Stimmbänder, so dass die Stimmbänder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.

Heiserkeit durch Überlastung

Wenn die Stimme durch ständiges lautes Singen oder Sprechen, zum Beispiel bei Sängern oder Lehrern, permanent stark belastet wird, kann dies auch zu Heiserkeit führen, weil die Stimmbänder mit der Zeit erschlaffen.

Durch die ständige Überanstrengung schwillt die Schleimhaut auf den Stimmlippen an und es bilden sich kleine Knötchen, die so genannten Schrei- oder Sängerknötchen. Manchmal bildet sich aus diesen Knötchen ein Reinke-Ödem, eine Schwellung der gesamten Stimmlippen. Auch Polypen, also gutartige Wucherungen der Schleimhaut, können sich aus den Stimmlippenknötchen entwickeln.

Heiserkeit und Tumor

Eine weitere mögliche Ursache von Heiserkeit kann ein Tumor im Kehlkopfbereich sein. Zu den gutartigen Veränderungen gehören Stimmbandknötchen oder Stimmbandpolypen, zu den bösartigen der Kehlkopfkrebs oder das Lippenbandkarzinom.

Heiserkeit nach Operationen

Bei Operationen im Halsbereich kann der Kehlkopf oder der Nervus vagus, der für die Stimmbandfunktion zuständig ist, verletzt werden. Auch bei einer Intubation, dem Einführen einer Röhre in die Luftröhre zur Beatmung, muss besonders auf den Kehlkopf geachtet werden.

Heiserkeit durch Pseudokrupp

Pseudokrupp ist eine Entzündung des Kehlkopfs durch Viren. Sie tritt häufig bei kleineren Kindern zwischen ein und fünf Jahren auf. Es kommt zu einer Schwellung der Schleimhaut direkt unterhalb der Stimmbänder, zu dem typischen bellenden, rauen Husten und Heiserkeit.

Weitere Ursachen für eine heisere Stimme

Auch Rauchen und chemische Reizstoffe können die Schleimhaut im Kehlkopfbereich bis zur Heiserkeit reizen – ebenso das Einatmen von sehr kalter oder sehr trockener Luft. Außerdem können Allergien, Tuberkulose, Diphtherie oder die Hashimoto-Thyreoiditis eine heisere Stimme erzeugen.

Heiserkeit: Dauer und Symptome

Wenn die Heiserkeit länger als zwei Wochen dauert, zusätzlich starke Schmerzen oder Atemnot auftritt, sollten Sie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Der Arzt wird Sie zum Beispiel nach der Dauer der Heiserkeit, nach weiteren Symptomen wie Schmerzen, Fieber oder Atembeschwerden und vorangegangenen Operationen fragen oder ob Sie Kontakt zu chemischen Reizstoffen wie Ammoniak oder Salzsäure hatten.

Heiserkeit: Untersuchung und Diagnostik

Bei der körperlichen Untersuchung sieht er sich Ihren Mund- und Rachenraum genau an und tastet die Lymphknoten ab. Ist eine Infektion zu erkennen, macht er einen Abstrich und legt damit eine Kultur an. So kann er herausfinden, welcher Erreger die Ursache für die Entzündung ist. Auch eine Blutuntersuchung kann dabei weiterhelfen.

Um den Kehlkopf genau zu untersuchen, führt der Arzt eine Laryngoskopie, eine Kehlkopfspiegelung, durch. Das ist zwar für Sie unangenehm, so kann er aber, besonders wenn Sie dann einige Sprachübungen machen, feststellen, ob sich die Stimmlippen seitengleich bewegen oder ob sie in der Beweglichkeit eingeschränkt sind. Es können dann weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomographie oder Computertomographie durchgeführt werden, um zum Beispiel einen Tumor auszuschließen.

Heiserkeit behandeln

Wird die Heiserkeit durch eine Erkältung oder eine leichte Überanstrengung der Stimme verursacht, können Sie selbst viel tun, um die Schleimhaut wieder zur Abschwellung zu bringen. Ansonsten wird Ihnen der Arzt helfen.

Heiserkeit: Was tun? Selbst handeln!

Diese Tipps helfen gegen Heiserkeit:

  1. Am wichtigsten ist es, die Stimme zu schonen. Vermeiden Sie zu sprechen und selbst zu flüstern, denn das strengt die Stimmbänder an.
  2. Heiße Getränke wie Kräutertees sowie Dampfbäder zum Beispiel mit Kamille lindern das kratzende Gefühl im Hals.
  3. Geben Sie eine Handvoll Salbeiblätter in einen halben Liter kochendes Wasser und lassen Sie die Mischung anschließend fünf Minuten lang ziehen. Gießen Sie danach die Flüssigkeit ab, fügen Sie einen Teelöffel Essig sowie einen Esslöffel Honig hinzu und gurgeln Sie mehrmals täglich mit dieser Lösung. Spucken Sie die Lösung nach dem Gurgeln aus.
  4. Das Lutschen von Halsbonbons regt die Speichelproduktion an und hält den Hals feucht.
  5. Trockene Raumluft, vor allem im Winter, können Sie mit einen Luftbefeuchter oder feuchten Tüchern bekämpfen.
  6. Essen Sie Schnittlauch – das stärkt die Stimmbänder!
  7. Sowohl aktives als auch passives Rauchen (verrauchte Kneipen!) sind absolut tabu.
  8. Geben Sie etwas Quark auf ein feuchtes Leinentuch und binden Sie sich das Tuch um den Hals. Wickeln Sie ein weiteres Leinentuch und anschließend ein Wolltuch darüber. Lassen Sie den Quarkwickel über Nacht einwirken.

Heiserkeit: Behandlung durch einen Arzt

Bei einer Infektion wird der Arzt unter Umständen eine Behandlung mit Antibiotika einleiten. Stimmlippenknoten, Reinke-Ödem und Polypen der Stimmlippen müssen immer operiert werden. Meist genügt ein mikrochirurgischer Eingriff oder es wird ein Laserskalpell angewendet – beide Methoden sind schonend und relativ unblutig. Bei einem bösartigen Tumor ist eine ausgedehnte Behandlung mit Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung nötig.