Hirschlausfliege auf der Haut
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Hirschlausfliege: Was tun beim Biss der "fliegenden Zecke"?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.08.2022 - 15:17 Uhr

Im Spätsommer und Herbst hat die Hirschlausfliege, die auch "fliegende Zecke" genannt wird, Hochsaison. Das bei den meisten Menschen recht unbekannte Insekt schwirrt teilweise in Scharen im Wald und am Waldrand herum und hat es in erster Linie auf das Blut von Hirschen, Rehen oder Wildschweinen abgesehen. Aber auch Hund, Pferd und Mensch sind vor dem Blutsauger nicht sicher. Der Biss der Hirschlausfliege kann zu Ausschlag und Entzündungen führen. Was Sie über die Parasiten wissen sollten und wie gefährlich sie sind, erfahren Sie hier.

Wie sieht eine Hirschlausfliege aus?

Die Hirschlausfliege (lateinisch: Lipoptena cervi) sieht auf den ersten Blick aus wie eine Zecke mit Flügeln, daher der Name "fliegende Zecke". Ihr Körper ist fünf bis sieben Millimeter lang, sie ist aufgrund ihrer Größe also gut mit bloßem Auge zu erkennen. Der Körper hat eine rotbraune Farbe und ist leicht abgeflacht. Die Beine sind kräftig, gut geeignet zum flinken Krabbeln und mit Haken zum Festhalten im Fell ausgestattet.

Sie kann schnell umherfliegen und steuert ihr Opfer aus der Luft an. Nach der Landung im Fell oder in den Haaren werfen die Weibchen ihre transparenten Flügel einfach ab, denn sie bleiben bis zu ihrem Lebensende an ihrem Wirt sitzen. Auch ohne Flügel sind Hirschlausfliegen sehr flink und beweglich. Am liebsten halten sie sich in den Haaren auf, wo sie sich gut verstecken können.

Ist die Hirschlausfliege eine Zecke?

Obwohl die Hirschlausfliege auch als "fliegende Zecke" oder kurz als "Hirschlaus" bezeichnet wird, ist sie weder eine Zecke noch eine Laus, sondern eine Fliege, genauer gesagt eine Lausfliege. Im Gegensatz zu den Zecken, die acht Beine haben und zu den Spinnen zählen, hat sie sechs Beine und gehört zu den Insekten. Vor allem eine Hirschlausfliege ohne Flügel kann schnell mit einer Zecke verwechselt werden. Etwas haben beide Tiere gemeinsam: Sowohl Zecken als auch Hirschlausfliegen beißen, um Blut zu saugen, wodurch ihr Hinterleib sichtbar anschwillt.

Wo hält sich die Hirschlausfliege auf?

Der Lebensraum der Hirschlausfliege in Deutschland sind Wälder und Waldränder – am höchsten ist ihr Vorkommen in Misch-, Kiefern- und Eichenwäldern. Dort ist sie – auf der Suche nach einem Wirtstier wie Hirsch, Reh, Wildschwein, aber auch Fuchs oder Dachs – oft in Schwärmen anzutreffen. Hat sie einen Wirt gefunden, verbleibt sie dort für ihre gesamte Lebensdauer. Diese kann viele Monate betragen. In dieser Zeit beißt die Lausfliege immer wieder zu. Menschen sind eigentlich nicht das bevorzugte Ziel der Tiere.

Normalerweise sterben die Larven bei kalten Temperaturen ab. Mit zunehmend höheren Temperaturen und milderen Wintern kann sich die Hirschlausfliege aber immer stärker vermehren und es kommt zu einer größeren Verbreitung. Daher sind die Plagegeister inzwischen immer öfter in Waldnähe anzutreffen, wo sie auch Menschen beim Spaziergang befallen. Hauptsächlich schwärmen die Fliegen zwischen September und November, in heißen Sommern jedoch auch bereits früher.

Hirschlausfliege – Biss oder Stich?

Es gibt stechende und beißende Insekten. Stechmücken verfügen beispielsweise über einen Stechrüssel, mit dem sie Blutgefäße direkt anzapfen. Kriebelmücken hingegen nutzen sägeähnliche Mundwerkzeuge, um eine kleine Wunde zu erzeugen, aus der sie anschließend mit dem Stechrüssel das Blut aussaugen.

Die Hirschlausfliege besitzt Beißwerkzeuge sowie einen Saugrüssel, genaugenommen sticht sie also nicht, sie beißt. Umgangssprachlich ist jedoch sowohl von einem Biss als auch von einem Stich die Rede. Das Aussaugen des Blutes kann bis zu 20 Minuten in Anspruch nehmen.

Hirschlausfliege: Was passiert beim Biss?

Der Biss der Hirschlausfliege kann für Tiere sehr schmerzhaft sein, weshalb beispielsweise Hunde oder Pferde oftmals panisch darauf reagieren. Der Mensch bemerkt hingegen häufig gar nicht, dass er gebissen wurde, denn der Biss ist für ihn oft beinah schmerzlos. Die Bisswunde befindet sich beim Menschen bevorzugt im Nacken am Haaransatz oder am Kopf. Häufig ist die Bissstelle nahezu unsichtbar.

Es kann in der Folge aber zu einem Hautausschlag oder anderen Hautreaktionen kommen. Möglich sind dann folgende Symptome:

  • starker Juckreiz
  • Bildung von Quaddeln
  • Schwellungen
  • Entzündungen

Das Jucken kann etwa zwei bis drei Wochen andauern. Es wird vermutet, dass allergische Reaktionen hinter diesen Beschwerden stecken könnten.

Biss der Hirschlausfliege beim Menschen – was hilft?

Hat die Hirschlausfliege zugebissen, sollte man die Bissstelle desinfizieren und kühlen. Wie bei allen Bissen und Stichen ist es wichtig, nicht zu kratzen, damit keine Bakterien in die Wunde gelangen und diese sich nicht entzündet. Beobachten Sie die Stelle in den nächsten Tagen gut, denn bei (eitrigen) Entzündungen oder Symptomen wie Fieber ist unbedingt ein Arztbesuch zur weiteren Behandlung ratsam.

Außerdem ist es wichtig, die Fliege zu finden und zu entfernen, da diese sich sonst in den Haaren versteckt und auf eine weitere Gelegenheit wartet, wieder zuzubeißen.

Fliegende Zecke – gefährlich für Menschen?

Bisse von Hirschlausfliegen sind – ähnlich wie die meisten Insektenstiche – in erster Linie lästig, aber meist ungefährlich. Allerdings tragen die meisten Hirschlausfliegen den Krankheitserreger Bartonella schoenbuchensis in sich – ein Bakterium, das vor allem bei Rotwild und Rindern vorkommt.

Durch einen Biss der kleinen Parasiten könnten diese Bakterien möglicherweise auf den Menschen übertragen werden (Zoonose). Sie lösen jedoch keine gefährlichen Erkrankungen aus, sondern die sogenannte Hirschlaus-Dermatitis. Die Hirschlaus-Dermatitis wird mit Ausschlag, Rötungen, Juckreiz und Papeln auf der Haut in Verbindung gebracht. In einem Fall kam es nach der Übertragung des Erregers durch eine Zecke auch zu Fieber, chronischer Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen. Zudem hört man immer wieder, Bartonella schoenbuchensis könne beim Menschen Herzentzündungen auslösen. Fachleute sehen für diese Vermutung jedoch nicht ausreichend wissenschaftliche Belege.

Als Überträger von anderen Erregern, beispielsweise der in vielen Zecken zu findenden Borrelien – dem Auslöser der Borreliose – scheinen die Insekten jedoch keine wichtige Rolle zu spielen. Ob Hirschlausfliegen weitere Krankheiten übertragen können, ist zurzeit noch Gegenstand der Forschung.

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Angriff der Hirschlausfliege: was tun?

Bemerkt man eine Hirschlausfliege, die gerade erst gelandet ist und noch nicht zugebissen hat, kann man sie einfach entfernen:

  • Das gelingt zum Beispiel, indem man sie mit zwei Fingern greift. Da die Fliegen sehr flink krabbeln können, braucht es dafür ein wenig Geschick.
  • Bei Hund oder Pferd kann man Hirschlausfliegen, die sich noch nicht festgebissen haben, mit einem engmaschigen Kamm (Flohkamm) ausbürsten.
  • Ein Klebeband, an dem die Insekten hängen bleiben, kann auch gute Dienste leisten, selbst wenn es sich dabei leicht in Fell oder Haaren verklebt.
  • Auch eine gründliche Dusche kann helfen, die Fliegen loszuwerden.

Wie schützt man sich vor Hirschlausfliegen?

Zum Schutz vor Hirschlausfliegen ist es ratsam, Waldgebiete zu meiden, in denen die Parasiten vorkommen. Es gibt zwar keine nachweislich wirksamen Mittel gegen Hirschlausfliegen, Sprays gegen Zecken und Mücken könnten jedoch möglicherweise helfen, die Insekten abzuwehren. Als Hausmittel kommen zudem ätherische Öle mit Citronella, Rosmarin, Nelken oder Lavendel zum Einsatz.

Hirschlausfliegen attackieren oft in kleinen Schwärmen, können allerdings nur kurze Strecken fliegen, sodass man sie meist durch schnelles Weglaufen abschütteln kann. Da die Schwärme üblicherweise an einer Stelle bleiben, kann man die entsprechende Stelle künftig meiden, um sich vor den Hirschlausfliegen zu schützen.

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