Frau mit Atemnot durch Herzinsuffizienz
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Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Symptome & Therapie

Von: Dr. med. Silvana Schönit (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 13.03.2023 - 12:44 Uhr

Die Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, die vor allem im höheren Alter auftritt. Das Krankheitsbild kann eine Vielzahl von Symptomen beinhalten, unter anderem geschwollene Beine und Luftnot. Der Verlauf der Erkrankung wird anhand der Schwere der gesundheitlichen Einschränkung in mehrere Stadien unterteilt. Woran man die Herzschwäche erkennt, wie man diese therapiert und wie die Überlebenschancen sind, lesen Sie hier.

Was ist eine Herzinsuffizienz?

Die Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche) bezeichnet einen Zustand, in dem das Herz nicht mehr in der Lage ist, seiner Pumpfunktion in normalem Ausmaß nachzukommen. Dabei können sowohl der linke als auch der rechte Teil des Herzens oder beide Herzhälften betroffen sein.

Ist die linke Herzseite betroffen (Linksherzinsuffizienz), dann wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und es kann durch den Rückstau von Blut in die Lunge zu Luftnot kommen. Ist dagegen der rechte Teil des Herzens betroffen (Rechtsherzinsuffizienz), dann staut sich das Blut unter anderem in den Extremitäten und es kommt zum Anschwellen dieser (Ödeme). Sind beide Herzhälften betroffen (Globalinsuffizienz), kann es demzufolge zu Symptomen der linken und der rechten Herzseite kommen.

Welche Arten der Herzschwäche werden unterschieden?

Es wird neben der betroffenen Herzhälfte laut Definition außerdem unterschieden zwischen einer chronischen Herzinsuffizienz, bei der die Symptome über längere Zeit bestehen, und einer akuten Herzinsuffizienz, bei der die Symptome plötzlich auftreten. Als chronische kompensierte Herzinsuffizienz bezeichnet man eine chronische Herzschwäche, bei welcher der Körper, gegebenenfalls auch unter Zuhilfenahme von Medikamenten, die eingeschränkte Pumpleistung des Herzens zu einem gewissen Anteil kompensieren kann.

Diese Form der chronischen Herzmuskelschwäche kann jedoch auch akute Beschwerden hervorrufen, wenn sie sich zu einer dekompensierten Herzinsuffizienz entwickelt. Bei dieser kann die Einschränkung nicht mehr kompensiert werden und es kommt zu einer plötzlichen Verstärkung der Beschwerden, beispielsweise mit dem Auftreten einer ausgeprägten Atemnot.

Weiterhin kann man eine diastolische Herzinsuffizienz, bei welcher die Füllung der Herzkammern mit Blut beeinträchtigt ist, von einer systolischen (kongestiven) Herzinsuffizienz unterscheiden, bei welcher der Auswurf des Blutes aus dem Herzen das Hauptproblem darstellt.

Wie häufig ist eine chronische Herzschwäche?

Die Häufigkeit der chronischen Herzschwäche ist stark vom Alter abhängig. Während die Häufigkeit bei den 65- bis 69-Jährigen in Deutschland unter zehn Prozent beträgt, liegt sie in der Altersgruppe über 95 Jahren bei fast 50 Prozent.

Männer erkranken dabei am häufigsten zwischen dem 75. und dem 79. Lebensjahr und Frauen zwischen dem 80. und 84. Lebensjahr.

Welche Ursachen führen zu einer Herzinsuffizienz?

Die häufigsten Ursachen für eine Herzschwäche sind ein erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie) und eine Verengung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit, KHK), wobei auch die arterielle Hypertonie selbst einen Risikofaktor für die Ausbildung einer KHK darstellt. Bei einer KHK kann es außerdem zum Auftreten eines Herzinfarktes kommen. Dieser geht zusätzlich mit einem erhöhten Risiko für eine Herzmuskelschwäche als akute Komplikation oder als Langzeitfolge einher, da das Herzgewebe durch den Infarkt Schaden nehmen kann.

Aber auch Herzklappenfehler, Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) oder eine Entzündung desselben (Myokarditis) sowie chronische Lungenerkrankungen wie die COPD (chronic obstructive pulmonary disease) können zu einer Herzschwäche führen.

Wie beginnt eine Herzinsuffizienz?

Zu den häufigen Frühsymptomen zählt unter anderem eine Leistungsminderung. Betroffene fühlen sich nicht mehr so leistungsstark wie zuvor und müssen oft bei anstrengenderen Tätigkeiten, wie jeglichem Sport oder dem Treppensteigen, Pausen einlegen. Außerdem leiden viele Betroffene an einer Nykturie, also nächtlichem Harndrang.

Beide Symptome sind jedoch nicht spezifisch für eine Herzinsuffizienz. Eine Leistungsschwäche kann viele Ursachen haben, wie unter anderem auch einen Infekt. Ursache für den nächtlichen Harndrang kann beispielsweise auch eine Prostatavergrößerung (benignes Prostatasyndrom) sein, wie sie bei Männern ab dem 50. Lebensjahr zunehmend vorkommt.

Was sind typische Symptome einer Herzinsuffizienz?

Neben den beiden bereits genannten unspezifischen Symptomen gibt es zahlreiche weitere Anzeichen, deren Auftreten davon abhängt, ob eine Rechtsherz- oder eine Linksherzinsuffizienz vorliegt. Die Symptome bei Frau und Mann unterscheiden sich dabei nicht.

Symptome der Rechtsherzinsuffizienz

Normalerweise wird das sauerstoffarme Blut des Körpers über das rechte Herz, wie die rechte Herzhälfte fachsprachlich auch bezeichnet wird, in die Lunge gepumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Ist das rechte Herz nicht mehr in der Lage, das Blut aus der Körperperipherie (also den weiter vom Herz entfernten Bereichen des Körpers) in die Lunge zu pumpen, dann staut es sich in den Körper zurück und damit nicht nur in die Beine, sondern auch in verschiedene Organe.

Durch den Rückstau des Blutes in den Körper kommt es unter anderem zu folgenden Symptomen:

  • Es entstehen beidseitige Wasseransammlungen in den Beinen (Beinödeme). Drückt man diese mit dem Daumen ein, dann bleibt kurzfristig eine Delle an der Stelle zurück. Als Folge der Ödeme kommt es zu einer Gewichtszunahme.
  • Der Rückstau kann auch in die Organe erfolgen. Ist davon zum Beispiel die Leber betroffen, dann kann es zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen kommen, in einigen Fällen begleitet von der Ausbildung einer Gelbsucht (Ikterus).
  • Bei einem Rückstau in den Magen kommt es häufig zu Übelkeit und vermindertem Appetit.
  • Es können verdickte Blutgefäße am Hals sichtbar sein (Halsvenenstauung).

Symptome der Linksherzinsuffizienz

Das linke Herz pumpt normalerweise das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lunge in den Körper. Bei einer Schwäche des linken Herzens staut sich das Blut in die Lunge zurück, dadurch kann Flüssigkeit in das Lungengewebe austreten und ein Lungenödem ("Wasser in der Lunge") entstehen. Zusätzlich wird nicht ausreichend sauerstoffreiches Blut in den Körper gepumpt, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Durch diese beiden Beeinträchtigungen kommt es zu verschiedenen Symptomen.

Symptome durch den Rückstau des Blutes in die Lunge sind unter anderem:

  • Atemnot (Dyspnoe) unter Belastung (Belastungsdyspnoe) bis hin zu einer Orthopnoe – dies ist der Fachbegriff für eine starke Atemnot, bei der der Kopf im Liegen hochgelagert werden muss, um die Luftnot zu reduzieren und überhaupt atmen zu können
  • Hustenanfälle, vor allem nachts
  • eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)

Symptome durch den verminderten Auswurf von sauerstoffreichem Blut durch das Herz sind unter anderem:

  • Leistungsminderung
  • Verwirrtheitszustände durch eine Minderversorgung des Gehirns mit Blut

Diagnose: Wie stellt man eine Herzinsuffizienz fest?

Bereits die Symptomatik stellt einen wichtigen Hinweis auf die Erkrankung dar. Zusätzlich hinweisgebend ist das Hormon BNP (Brain Natriuretic Peptide), das man mit einer Blutentnahme bestimmen und dessen Erhöhung für eine Herzschwäche sprechen kann.

Für die definitive Diagnostik der Herzerkrankung ist jedoch eine Untersuchung in einer kardiologischen Facharztpraxis unerlässlich. Hier kann mithilfe eines Herzultraschalls (Echokardiographie) die Leistung des Herzens anhand verschiedener Parameter beurteilt werden. Einen dieser Parameter stellt die sogenannte Ejektionsfraktion dar, welche die Auswurfleistung des linken Herzens beschreibt. Hierfür wird bestimmt, wieviel Prozent des Blutes aus der linken Herzkammer in den Körperkreislauf gepumpt werden.

Liegt dieser Wert über 50 Prozent, bezeichnet man dies als eine Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF, Heart failure with preserved ejection fraction). Liegt er unter 40 Prozent bei gleichzeitigem Vorliegen von oben genannten typischen Symptomen, dann spricht man von einer HFrEF (Heart failure with reduced ejection fraction).

In welche Stadien teilt man die Herzinsuffizienz ein?

Die Herzinsuffizienz kann man unter anderem nach den NYHA-Kriterien (New York Heart Association) einteilen. Dabei werden im Verlauf die folgenden vier Stadien unterschieden:

  • NYHA-Stadium 1: Zwar konnte in medizinischen Untersuchungen eine Herzschwäche nachgewiesen werden, die betroffene Person hat jedoch durch diese keine Einschränkungen im alltäglichen Leben.
  • NYHA-Stadium 2: Durch die Herzschwäche können mittelschwere Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Treppensteigen über zwei Etagen, nicht mehr ohne Pause durchgeführt werden. Es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen.
  • NYHA-Stadium 3: Schon leichte Tätigkeiten, wie das Treppensteigen über eine Etage und andere alltägliche Tätigkeiten, bereiten Schwierigkeiten.
  • NYHA-Stadium 4: Betroffene sind nicht mehr belastbar, bereits in Ruhe bestehen Beschwerden.

Therapie: Kann man eine Herzinsuffizienz heilen?

Leider lässt sich die chronische Herzinsuffizienz medikamentös nicht heilen. Es gibt jedoch zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Erkrankung. Außerdem besteht durch die Herztransplantation, die allerdings nur sehr selten durchgeführt wird, mittlerweile die Möglichkeit einer operativen Heilung.

Nach der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) aus dem Jahr 2021 wird bei einer chronischen Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung eine Vierfachkombination an Medikamenten empfohlen:

  1. Zu diesen zählt der Wirkstoff Empagliflozin, der zuvor nur bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) eingesetzt wurde und seine Zulassung in der Therapie der Herzinsuffizienz neu erworben hat.
  2. Außerdem werden ein ACE-Hemmer (Angiotensin Converting Enzyme) wie Ramipril oder ein ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor), welcher aus den beiden Bausteilen Sacubitril und Valsartan besteht, in der Therapie eingesetzt.
  3. Hinzu kommt ein Betablocker wie Metoprolol.
  4. Ein Mineralkortikoidrezeptorantagonist wie Spironolacton stellt die letzte Säule der Behandlung dar.

Die Medikamente dienen dazu, die Ödembildung und Lungenstauung sowie eine erhöhte Herzfrequenz zu verhindern.

Liegen Beinödeme – also Wassereinlagerungen in den Beinen – vor, dann wird außerdem zusätzlich ein fünfter, entwässernder Wirkstoff (Diuretikum) verabreicht, durch den das überschüssige Wasser vermehrt mit dem Urin ausgeschieden wird.

Prognose: Wie lange kann man mit einer Herzinsuffizienz leben?

Die Lebenserwartung bei einer Herzinsuffizienz ist von der Schwere dieser sowie von dem Alter der betroffenen Person und weiteren Faktoren, wie der Nierenfunktion, abhängig. Bei älteren Betroffenen ist die Prognose dabei wesentlich schlechter als bei jüngeren.

Bezogen auf die NYHA-Klassifikation lässt sich sagen, dass circa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen im NYHA-Stadium 1 oder 2 in den nächsten zwei Jahren versterben, während es im dritten Stadium circa 30 Prozent sind. Die schlechteste Prognose hat das vierte Stadium, in dem etwa die Hälfte aller Betroffenen in den nächsten zwei Jahren verstirbt. Die Herzinsuffizienz ist demnach eine ernstzunehmende Erkrankung, die vor allem in höheren Stadien mit einer schlechten Prognose einhergeht.

Wie stirbt man bei einer Herzinsuffizienz?

Viele Betroffene sterben im Verlauf der Erkrankung an einem plötzlichen Herztod, bei dem das Herz, meist durch akut aufgetretene Herzrhythmusstörungen wie das Kammerflimmern, unerwartet seine Arbeit einstellt. Klare Endstadium-Symptome gibt es daher nicht. Die Atemnot in Ruhe, als Hinweis auf ein NYHA-Stadium 4, und die zunehmende Leistungsunfähigkeit sind zwar Warnhinweise und belastende Symptome, eine lange "Sterbephase" gibt es in Fällen des plötzlichen Herztodes jedoch nicht.

Vor allem in den höheren Stadien müssen Betroffene außerdem durch häufige Dekompensationen der Herzinsuffizienz, einhergehend mit einer Verschlechterung der Beschwerden, häufig ins Krankenhaus. Bei einer solchen Dekompensation kann die Herzinsuffizienz nicht länger durch die körpereigenen Kompensationsmechanismen und die medikamentöse Therapie ausgeglichen werden. Bettlägerigkeit mit Ausbildung eines Gerinnsels in der Lunge (Lungenembolie) und Infektionen, unter anderem mit gefährlichen "Krankenhauskeimen", können zum Tod führen.