Knochenbruch: Gebrochenes Bein im Gips
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Knochenbruch: Behandlung und Dauer der Heilung

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.09.2018 - 12:39 Uhr

Bei Glätte und Eis haben Unfallchirurgen viel zu tun, denn die Anzahl der Knochenbrüche, vor allem an Unterarm und Oberschenkelhals, nimmt dann oft rasant zu. Doch Knochenbrüche sind nicht nur im Winter ein Thema: Neben diesen häufig vorkommenden Frakturen durch Stürze, bei denen meist nur ein Knochen betroffen ist, kann es beispielsweise durch Verkehrsunfälle auch zu deutlich komplizierteren Knochenbrüchen kommen. Doch wie entsteht ein Knochenbruch wie erfolgt die Behandlung und wie lange dauert es bis zur Heilung eines solchen Bruchs? Diese und andere Fragen beantworten wir im Folgenden.

Knochen – ein hartes Gerüst für den weichen Kern

Unser knöchernes Körpergerüst macht circa 20 Prozent unseres Gewichts aus, verankert Muskeln und Bänder und schützt im Kopf-, Brust- und Beckenbereich unsere inneren Organe. Knochen bestehen zu knapp 50 Prozent aus anorganischem Material wie Calciumphosphat, zu 25 Prozent aus Bindegewebestrukturen und zu 25 Prozent aus Wasser.

Sie sind sehr stabil: Ein ausgewachsener Knochen kann einem Druck von bis zu 15 Kilogramm pro Quadratmillimeter standhalten – so kann ein Oberschenkelknochen insgesamt gut 1,5 Tonnen tragen.

Wie entsteht ein Knochenbruch?

Trotz der enormen Belastbarkeit kann bei stärkerer Krafteinwirkung auf das knöcherne Skelett ein Knochen aufgrund seiner spröden, harten Substanz nicht ausweichen – es kommt zu einem Bruch. Häufige Ursache für einen Knochenbruch ist eine plötzliche und starke Gewalteinwirkung, beispielsweise durch einen:

  • Unfall
  • Sturz
  • Stoß
  • Schlag

Aber auch eine wiederholte Überlastung kann bewirken, dass ein Knochen bricht. Man spricht dann von einem Ermüdungsbruch oder einer Stressfraktur.

Daneben existieren sogenannte pathologische Frakturen, bei denen ein Knochen ohne (oder durch geringe) äußere Einwirkung bricht. Im diesem Fall ist die Knochenstruktur so verändert, dass der Knochen keiner Druckbelastung gewachsen ist – zum Beispiel bei knochenverändernden Stoffwechselkrankheiten wie starker Osteoporose oder der Glasknochenkrankheit, bei Knochenkrebs oder einer Metastasenbildung im Knochen.

In unserem Artikel über die Anzeichen einer Fraktur erfahren Sie, wie man die Symptome eines Knochenbruchs erkennen kann.

Verschiedene Arten von Knochenbrüchen

Man unterscheidet einen Knochenriss (Fissur), einen Knochenbruch (Fraktur) oder eine Zersplitterung des Knochens in mehrere Teile (multiple Frakturen, komplizierter Bruch). Kommt es bei einer Fraktur zu einer Verschiebung der Bruchstücke, spricht man von einer Dislokation (dislozierte Fraktur). Auf welche Weise der Knochen bricht, ist reine Physik. Je nach Krafteinwirkung können beispielsweise folgende Arten von Brüchen entstehen:

  • ein glatter Durchbruch
  • ein Durchbruch mit ausgesprengtem Knochenfragment auf der Gegenseite
  • eine spiralig gedrehte Knochenbruchstelle (Spiralfraktur) oder
  • viele Knochentrümmer

Im Kindesalter ist der Knochen noch nicht so spröde und kann besser nachgeben: Dort treten häufig die sogenannten Grünholzfrakturen auf. Bei Grünholzfrakturen bricht der Knochen nur auf einer Seite an, oder er wird zusammengestaucht oder die empfindliche Knochenhaut wird verletzt, der Knochen hält aber stand. Es kommt zur Bildung eines Knicks, wie bei einem jungen grünen Zweig – daher der Name.

Zudem können die Brüche mit anderen Verletzungen verbunden sein, beispielsweise mit Verletzungen der Haut, Nerven, Gelenke oder von benachbarten Organen.

Knochenbrüche werden anhand verschiedenster Kriterien unterteilt, wie etwa anhand ihrer Lokalisation, der Zahl der Fragmente oder danach, ob es sich um eine offene oder geschlossene Fraktur handelt.

Wie lange braucht ein Knochen zum Heilen?

Als Richtwert gilt: Nach einem Knochenbruch dauert es in der Regel etwa sechs bis zwölf Wochen, bis eine volle Belastung des Knochens wieder möglich ist. Bei Kindern sind drei bis vier Wochen Heilungsdauer möglich, bei Erwachsenen kann es auch ebenso viele Monate dauern.

Wie lange es tatsächlich dauert, bis ein Bruch heilt, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig, beispielsweise:

  • Art und Ausmaß des Bruchs (eine komplizierte Trümmerfraktur heilt langsamer als ein glatter Durchbruch ohne Verschiebung, also eine nicht-dislozierte Fraktur)
  • dem Alter der betroffenen Person (bei Kindern wachsen Knochen schneller zusammen und Fehlstellungen der Knochen können gut korrigiert werden, mit zunehmendem Alter verlängert sich die Heilungsdauer)
  • der Lokalisation des Bruchs (bestimmte Knochen heilen schneller als andere)
  • der Art der Heilung (direkte und indirekte Frakturheilung)
  • der Art der Behandlung (welche vor allem von der Art des Bruchs abhängt)

Lokalisation: Wie lange dauert die Heilung bei welchem Bruch?

Welcher Knochen betroffen ist, beeinflusst die Heilungsdauer. Es gelten folgende grobe Orientierungswerte, wobei zusätzlich die bereits genannten Einflussfaktoren zu beachten sind:

  • Ein Schlüsselbeinbruch heilt bei einem Erwachsenen beispielsweise nach sechs bis acht Wochen (die Ruhigstellung sollte drei bis vier Wochen dauern).
  • Ein Oberschenkelbruch hingegen dauert circa zehn bis 14 Wochen, jedoch kann sich die Heilung bis zu sechs Monate lang hinziehen.
  • Ein Nasenbeinbruch kann bereits nach zwei Wochen verheilt sein.
  • Ein Rippenbruch heilt in etwa zwölf Wochen, bei einfachen Brüchen geht es schneller.
  • Die Heilung eines gebrochenen Handgelenks dauert etwa fünf bis sechs Wochen.

Grundsätzlich lässt sich außerdem sagen, dass eine Gelenkfraktur oder ein Knochenbruch in der Nähe eines Gelenks meist länger braucht, um auszuheilen.

Indirekte und direkte Frakturheilung

Man unterscheidet zwei verschiedene Arten, auf die ein Knochenbruch heilen kann.

Bei der indirekten oder sekundären Frakturheilung entsteht an den Bruchenden des Knochens ein sogenannter Kallus, also ein Narbengewebe, welches die Bruchstelle überbrückt und sich langsam in Knochen umwandelt. Die Entwicklung dauert lange, sodass auch nach mehreren Monaten bis Jahren noch entsprechendes Gewebe auf Röntgenbildern erkennbar sein kann. Dennoch ist der Knochen bereits früher wieder normal belastbar.

Die direkte oder primäre Frakturheilung erfolgt ohne solches Narbengewebe und findet nur statt, wenn die Enden des Knochens genau aufeinanderpassen, was in der Regel nur bei einer operativen Behandlung der Fall ist. Der Knochen ist nach circa drei Wochen wieder voll funktionsfähig.

Richtige Behandlung entscheidend für Heilung

Bei der Behandlung eines Bruchs werden üblicherweise die einzelnen Teile des Knochens wieder zusammengefügt und in dieser Position fixiert, damit sie erneut zusammenwachsen können. Auch muss eine ausreichende Blutversorgung sichergestellt sein.

Zur Therapie eines Bruchs stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, welche Auswirkungen auf die Dauer der Heilung haben beziehungsweise darauf, wie schnell betroffene Bereiche wieder belastet werden können. Eine frühzeitige Behandlung trägt zu einer schnellen Heilung bei.

Die richtige Therapie bei einem Knochenbruch ist vor allem abhängig von Art, Schweregrad und Lokalisation der Fraktur, aber auch individuelle Faktoren wie das Alter oder Begleiterkrankungen spielen eine Rolle. Es gibt verschiedene Behandlungsformen, die in konservativ und operativ eingeteilt werden. Welche Form die richtige ist, entscheidet der behandelnde Arzt im Einzelfall. Wir stellen Ihnen die gängigen Methoden der Behandlung eines Knochenbruchs vor.

Wie wird ein Knochenbruch behandelt?

Damit der gebrochene Knochen heilen kann, müssen beide Knochenenden so zusammengefügt werden, dass sie sich wieder in der korrekten anatomischen Lage befinden (Reposition) – ansonsten resultiert eine Bewegungseinschränkung oder ein Achsenknick. Außerdem ist wichtig, dass zwischen ihnen kein größerer Spalt entsteht, da sonst kein neues Knochengewebe aufgebaut wird.

Die Knochenheilung braucht einige Zeit, in der der Knochen ruhiggestellt werden muss (Retention und Fixation). Das geschieht bei einfachen Frakturen meist mit einem starren Verband aus Gips oder ähnlichen Materialien.

Der dritte wichtige Bestandteil der Behandlung ist die Rehabilitation, bei der durch gezielte Übungen Funktionsverluste vermieden beziehungsweise die Funktion wiederhergestellt werden sollen.

Die Behandlung einer Fraktur sollte schnellstmöglich nach dem Unfall erfolgen, denn hat sich erst eine Schwellung um den Bruch herum gebildet, ist beispielsweise eine Operation schwieriger durchzuführen.

Allerdings muss nicht jeder Knochenbruch behandelt werden. Ein unkomplizierter Rippenbruch oder ein Nasenbeinbruch ohne Verschiebung der Knochen heilt beispielsweise auch ohne Behandlung ab. In solchen Fällen beschränkt sich die Therapie meist auf die Linderung der Schmerzen, beispielsweise durch Kühlung und die Gabe von Schmerzmitteln.

Konservative Behandlung eines Knochenbruchs

Bei der konservativen Therapie eines Knochenbruchs wird der Knochen (gegebenenfalls nach der Reposition) in der richtigen Position ruhiggestellt, bis er verheilt ist. Mögliche Hilfsmittel sind beispielsweise:

  • Gipsverband oder Gipsschiene
  • Orthese beziehungsweise Schiene
  • spezielle Verbandstechniken
  • Extensionsbehandlung (Streckverband)

Eine konservative Behandlung ist meist möglich, wenn die Fraktur nicht disloziert, also verschoben, ist. Bei komplizierten oder offenen Frakturen ist in der Regel eine Operation erforderlich.

Operation bei komplizierten Frakturen

Komplizierte Frakturen werden oft operiert, um beispielsweise die Einzelteile des Knochens wieder zusammenzufügen oder eine Achsenfehlstellung auszugleichen. Die Knochenbruchstücke werden dabei mit speziellen Drähten, Nägeln, Schrauben und Platten zusammengefügt, um die exakte anatomische Form wiederherzustellen (man spricht von einer Osteosynthese). Oft wird dabei der Innenraum des Knochens genutzt, um besonders dicke Schrauben zu verankern.

Diese metallischen Hilfen führen dazu, dass der Knochen hinterher soweit stabilisiert ist, dass er eingeschränkt belastet werden darf. Gerade für ältere Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch ist diese schnelle Mobilisierung oft die Lebensrettung – früher starben viele ältere Patienten an den Folgen einer langen Bettlägerigkeit (zum Beispiel einer Lungenentzündung), die nach einem Oberschenkelhalsbruch folgte.

Die Metallteile werden meist nach sechs Monaten bis zwei Jahren wieder entfernt. In einigen Fällen (vor allem bei älteren Menschen) werden sie jedoch dauerhaft im Körper belassen. Auch gibt es Fälle, in denen beispielsweise Drähte bereits nach einigen Tagen wieder entfernt werden können.

Eine weitere operative Möglichkeit der Behandlung ist ein sogenannter Fixateur externe. Dabei wird der Knochen von außen stabilisiert, indem ein Stahlgestänge außerhalb des Körpers mithilfe von langen Schrauben durch unbeschädigte Knochenteile fixiert wird.

Diese Methode kommt vor allem zum Einsatz, wenn der Knochen in viele kleine Teile zersprungen, das Gewebe an der Stelle stark geschädigt oder die Wunde (vermutlich) infiziert ist. Der Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass auf die Weichteile oder den beschädigten Knochen kein Druck ausgeübt wird. Die Heilung dauert jedoch meist länger.

Rehabilitation begünstigt Heilungsverlauf

Zur Behandlung gehören auch entsprechende Reha-Maßnahmen: Um Folgeschäden für die Muskeln und Gelenke zu vermeiden, wartet man in der Regel nicht erst den Abschluss der Heilung ab, bevor der Knochen wieder belastet wird, sondern beginnt mit der Rehabilitation, sobald der Knochenbruch ausreichend behandelt und stabilisiert wurde. Durch gezielte physiotherapeutische Übungen und möglichst normale Benutzung soll vermieden werden, dass betroffene Muskeln und Gelenke infolge der mangelnden Bewegung Schaden nehmen:

  • Betroffene sollten versuchen, ihre nicht ruhiggestellten Gelenke möglichst normal zu benutzen.
  • Isometrische Übungen (eine spezielle Form des Krafttrainings) können zusätzlich helfen, die ruhiggestellte Muskulatur fit zu halten.
  • Sollte der Betroffene beispielsweise aufgrund von anderen Verletzungen, einer Erkrankung oder aus anderen Gründen Bettruhe halten müssen, erfolgt die Frühmobilisierung meist durch krankengymnastische Übungen im Bett.

In jedem Fall sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt halten und sich erklären lassen, welche Bewegungen und Übungen im Fall Ihres Knochenbruchs empfehlenswert sind. Dabei ist auch der zeitliche Ablauf zu berücksichtigen: Mit fortschreitender Heilung kann der betroffene Körperbereich immer stärker belastet werden.

In anderen Fällen kann es jedoch ratsam sein, das betroffene Körperteil bis zu seiner vollständigen Heilung komplett zu schonen und zu entlasten. Wird der Knochen dann zu früh belastet, kann dies der Knochenheilung schaden. Welche Maßnahmen im Einzelfall geeignet sind, entscheidet der behandelnde Arzt.

Knochenfraktur: Welche Komplikationen gibt es?

Wenn der Knochenbruch nicht ausreichend ruhiggestellt wird, die Knochenenden keinen festen Kontakt zueinander haben oder sich wieder verschieben, kann der Körper kein neues Knochengewebe in der Bruchstelle aufbauen. Er baut minderwertiges Gewebe in den Knochenspalt ein, das sich erst langsam zu stabilem Knochengewebe umbaut.

Diese sekundäre Knochenheilung kann bis zu zwei Jahren dauern. Wenn die sogenannte knöcherne Durchbauung ausbleibt, entsteht eine sogenannte Pseudarthrose, das heißt ein instabiler Knochenbereich, der zu Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung führt.

Gerade bei offenen Brüchen besteht zudem die Gefahr einer Knochenentzündung (Osteitis, Osteomyelitis), die eine langwierige Behandlung erfordert und dazu führen kann, dass der Knochen nicht zusammenwächst.

Abgesehen davon kann ein Knochenbruch auch stets mit weiteren Verletzungen, beispielsweise von Muskeln, Nerven oder Sehnen, oder einem starken Blutverlust einhergehen. Infektionen durch Bakterien, insbesondere durch den Tetanus-Erreger Clostridium tetani, sind ebenso denkbaren Folgen wie eine Thrombose durch das lange Liegen bei komplizierten Brüchen.

Die meisten Knochenbrüche heilen jedoch ohne Komplikationen oder langfristige Folgen aus.

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