Bänderriss beim Sport
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Bänderriss – schmerzhafte Unfallfolge

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.06.2018 - 14:17 Uhr

Wer kennt das nicht? Einmal unaufmerksam über einen Stein gestolpert und schon ist man schmerzhaft umgeknickt. Glücklicherweise verschwindet der Schmerz meist nach einigen Minuten, aber auch ein Bänderriss kann die Folge sein. Informieren Sie sich hier über typische Symptome bei einem Bänderriss sowie gängige Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist ein Bänderriss?

Bänder sind feste Verbindungen zwischen Knochen, bestehen aus festem Bindegewebe und stabilisieren das dazwischenliegende Gelenk. Fast jedes Gelenk ist auf diese Art gesichert, aber bei einigen Gelenken werden die Bänder durch unsere Bewegungen stärker beansprucht als bei anderen und sind deshalb bei bestimmten Bewegungen verletzungsanfälliger.

Genau wie Bänder sind auch Sehnen aus festem Bindegewebe, aber sie befestigen die Muskeln am Knochen. Sie sind unterschiedlich lang und können die Muskelkraft über größere Strecken übertragen: Viele Muskeln, die die Hand bewegen, liegen am Unterarm und nur die langen Sehnen ziehen in den Handbereich hinein.

Zwischen Sehnen und Bändern besteht oft eine Verbindung, da sie ineinander übergehen: So endet ein langer Oberschenkelmuskel mit seiner Sehne im Band, das die Kniescheibe schützt. Man kann sich gut vorstellen, dass Bänder an Knie und Bein durch unser Gewicht zusätzlich beansprucht werden und dass dort eine unglückliche Bewegung folgenschwerer ist als an Arm oder Schulter.

Entstehung: Wie kommt es zum Bänderriss?

Bandverbindungen werden medizinisch oft nach den jeweiligen Knochen benannt, die sie verbinden – so heißen die Bänder am Fußaußenknöchel Ligamentum fibulotalare anterius und posterius (vorderes und hinteres Band zwischen Wadenbein und dem Talus) und Ligamentum fibulocalcaneus (Band zwischen Wadenbein und Fersenbein).

Bei einem Bänderriss (auch Bandruptur genannt) ist die Kraft, die auf das Band einwirkt, so groß, dass das straffe Bindegewebe zerreißt. Dabei muss anhand einer Röntgenaufnahme immer geprüft werden, wo das Band gerissen ist. Wenn es mit seiner knöchernen Befestigung ausgerissen ist, erscheint die Knochenstruktur im Röntgenbild unregelmäßig.

Wenn ein Band nicht reißt, sondern durch eine unbedachte Bewegung stark gedehnt wird, spricht man von einer Verstauchung oder Zerrung (Distorsion). Sie kann schmerzhafter sein als ein Bänderriss.

Ursachen: Wobei entsteht ein Bänderriss?

Da das Bindegewebe eines Bandes normalerweise sehr kräftig ist, entsteht ein Bänderriss nur, wenn unverhältnismäßig viel Kraft auf das Band einwirkt. Leider sind wir durchaus in der Lage, diese Kraft mit unserem Körpergewicht aufzubringen – sei es bei einem Sturz auf die Hand, einer falschen Bewegung mit dem Knie oder dem Fuß.

Bänderriss am Fuß (Sprunggelenk, Knöchel)

Theoretisch kann jedes Band in unserem Körper reißen, aber in der Praxis sind Bänderrisse am Fuß – sie betreffen das obere Sprunggelenk – oder am Knie die häufigsten. In den letzten Jahren kann man außerdem häufiger einen Bänderriss am Daumen, den sogenannten Skidaumen, beobachten.

Glücklicherweise seltener sind multiple Bandzerreißungen bei einem Polytrauma, wie es bei schweren Autounfällen auftritt. Dort kommt es neben vielen anderen lebensbedrohlichen Verletzungen auch oft zu Knochenbrüchen oder Gelenkverletzungen, die langwierige Behandlungen nach sich ziehen.

Am oberen Sprunggelenk gibt es wie gesagt drei Bänder, die alle reißen können: Allerdings reißt das vordere Außenband am häufigsten, dann das mittlere, das zum Fersenbein zieht, um am seltensten reißt das hintere Außenband. Dass alle drei Außenbänder reißen, ist selten, aber für die weitere Therapie von Bedeutung. Bei allen Laufsportarten besteht die Gefahr, einen Bänderriss durch die Wahl von ungeeignetem Schuhwerk zu provozieren – allerdings kann man genauso auch beim Gang zum Bäcker unglücklich umknicken.

Bänderriss am Knie

Am Knie gibt es gleich vier Bänder, die man sich verletzen kann: Das Innen- und Außenband sowie vorderes und hinteres Kreuzband. Außerdem ist das Kniegelenk etwas ganz Besonderes. Hier ziehen die Bänder nicht nur außen um das Gelenk, sondern haben auch eine Verbindung ins Gelenkinnere.

Außerdem gibt es zwei Knorpelscheiben, die Menisken, die zwischen dem Oberschenkel- und dem Unterschenkelknochen liegen. Damit nicht genug: Der innen liegende Meniskus hat eine Verbindung zum Innenband, sodass bei einem Bänderriss auch der Meniskus betroffen ist. Häufig sind das Innenband oder die Kreuzbänder gerissen, das Außenband ist fast nie betroffen.

Eine typische Sportart für Bandverletzungen am Knie ist das Skifahren.

Skidaumen: Bänderriss am Daumen

Auch der Skidaumen ist eine typische Bandverletzung für diese Sportart. Wenn man beim Fallen den Daumen nicht aus der Schlaufe des Skistocks bekommt und sich den Daumen verdreht, kann das Band auf der Innenseite des Daumengrundgelenks reißen.

Symptome: Wie äußert sich ein Bänderriss?

Oft verursacht der Bandabriss ein hörbares Geräusch. Ansonsten schmerzt das betroffene Gelenk, es schwillt an und ein Bluterguss entsteht. Wichtigstes Zeichen ist aber die veränderte Beweglichkeit des Gelenks, die bei der ärztlichen Untersuchung geprüft wird. Gerade bei Knöchel- oder Knieverletzungen fühlt man sich auf dem betroffenen Bein unsicher – das Gelenk ist instabil.

Dabei sind sowohl Ausprägung der Schmerzen als auch des Blutergusses individuell sehr unterschiedlich. Es kann passieren, dass allein die Röntgenaufnahme und die Untersuchung des Arztes die Diagnose Bandruptur ergeben, obwohl der Patient zum Beispiel außer einer leichten Unsicherheit beim Gehen kaum Beschwerden hat.

Diagnose von Bänderrissen

Die für die Diagnose benötigten gehaltenen Röntgenaufnahmen sind für den Patienten oft sehr unangenehm. Das betroffene Sprunggelenk wird in eine Apparatur eingeklemmt, die ein bisschen an ein Folterinstrument erinnert. Der Arzt kann aber anhand ordnungsgemäß durchgeführter Röntgenaufnahmen erkennen, ob und welcher Bänderrisstyp vorliegt.

Am Kniegelenk gibt es verschiedene Tests (Lachmann-Test, Schubladenphänomen, Pivot-Shift-Test), die zeigen, welche Bandstrukturen gerissen sind. Neben Röntgenaufnahmen werden auch die bildgebenden Verfahren Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, um zu klären, ob auch Knochen oder Menisken verletzt sind.

Behandlung bei einem Bänderriss

Während Bänderrisse am oberen Sprunggelenk vor einigen Jahren noch großzügig operativ versorgt wurden, hat sich das Vorgehen inzwischen geändert. Operiert wird nur noch bei Sportlern, wenn alle drei Außenbänder gerissen sind. Dabei wird mit einer Periostlappenplastik der Bandapparat wieder hergestellt.

Sonst hat sich die konservative Therapie bewährt: Neben Entlastung, einem abschwellenden Salbenverband und Schonung wird das Gelenk mit einer Schiene oder gut gewickelten Tape-Bändern stabilisiert. Krankengymnastische Übungen werden frühzeitig eingesetzt, um die langen Fußmuskeln zu trainieren.

Am Knie werden Innenbandrisse konservativ behandelt: Neben Entlastung und baldiger Mobilisation in einer Schiene wird auch hier Krankengymnastik eingesetzt, damit die ruhiggestellte Oberschenkelmuskulatur nicht ganz aus der Übung kommt.

Behandlung eines Kreuzbandrisses

Anders sieht es aus bei einem Kreuzbandriss. Nur älteren Patienten, die sich wenig bewegen, wird man keine Operation vorschlagen. Da ein Kreuzbandriss zur dauernden Instabilität des Kniegelenks führt und durch die fehlende Bandführung die Knorpelflächen nicht mehr exakt aufeinander stehen, kommt es schneller zur Kniegelenksarthrose, also zur Abnutzung des Gelenkknorpels.

Da man Kreuzbänder nicht nähen kann, muss operativ eine sogenannte Kreuzbandplastik vorgenommen werden, bei der ein Stück körpereigene Sehne anstelle des Kreuzbandes eingesetzt wird. Auch hier wird schnell mit der Mobilisation begonnen, denn sonst kann eine Narbenbildung die vollständige Beweglichkeit im Kniegelenk einschränken. Allerdings dauert es meist fast ein Jahr, bis man nach einer Kreuzbandverletzung wieder jede Sportart ausüben kann. Um Thrombosen im wenig bewegten Bein zu vermeiden, wird bis zur vollständigen Mobilisation eine Thromboseprophylaxe (meist in Spritzenform) durchgeführt.

Behandlung des Skidaumens

Der Skidaumen muss nur operiert werden, wenn das Daumengelenk zu stark aufgeklappt werden kann. Ansonsten reicht eine dreiwöchige Ruhigstellung des Gelenkes meist aus, damit der Bänderriss ausheilt.

Welche Komplikationen können auftreten?

Wenn ein Bänderriss nicht erkannt wird und das Band nicht wieder zusammenheilen kann, kann das Gelenk chronisch instabil werden. Am oberen Sprunggelenk führt das zu einem vermehrten Umknicken mit dem Fuß, am Knie zu Schmerzen und Ganginstabilität und am Daumen zu verminderter Kraft beim Zufassen.

Wenn so eine Instabilität eingetreten ist, führt meist kein Weg mehr an der Operation vorbei – von daher sollten Sie eine Verletzung, die zu einem Bänderriss führen kann, nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern beim Arzt abklären lassen, ob ein Bänderriss vorliegt und das Gelenk mit dem verletzten Band dann entsprechend der Anweisung des Arztes konservativ oder operativ behandeln lassen.

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